Doping: 1976 TV-Diskussion ‚Der manipulierte Athlet‘

Doping in der BRD 1970er Jahre

1976 TV-Diskussion DER MANIPULIERTE ATHLET – Olympia und die Sportmedizin –

Das ZDF sendete am 19. August 1976 im Rahmen seiner Reihe KONTROVERS eine Diskussion zum Thema DER MANIPULIERTE ATHLET – Olympia und die Sportmedizin -. Diese Sendung war eine Reaktion auf bekannt gewordenen Vorfälle während der Olympischen Spiele in Montreal, wo im bundesdeutschen Team großzügig mit Spritzen und umstrittenen Methoden versucht wurde, die Leistungsfähigkeit von Athleten zu beeinflussen.

>>> Olympische Spiele Montreal 1976, die Kolbe-Spritze und mehr

>>> doping-archiv.de: Deutsche Ärzte und Doping

Diese Diskussion gibt einen Einblick in die Doping-Diskussion der damaligen Zeit insbesondere in Hinblick auf die Haltung von Medizinern.

Teilnehmer der Diskussion waren:

Professor Dr. Josef Keul, Inhaber des Lehrstuhls für Leistungs- und Sportmedizin in Freiburg, Mitglied des deutschen Ärzteteams in Montreal
Heinz Fallak, Chef der Mission der deutschen Mannschaft in Montreal und Vorsitzender des Bundesausschusses für Leistungsport
Professor Dr. Manfred Steinbach, Olympiavierter im Weitsprung in Rom 1960, Hochschullehrer für Medizin
Hermann Schreiber, Reporter der Zeitschrift „Der Spiegel“
Die Gesprächsleitung hatte Alfons Spiegel

Zitate:

WAS IST DOPING?

A. Spiegel:
… Herr Professor Keul, Sie waren mitverantwortlich dabei, als diese umstrittene Spritze verabreicht wurde, die inzwischen von einem renommierten Kollegen als ein sportmedizinischer Kunstfehler bezeichnet wurde. Ich mochte Sie bitten, Ihren Standpunkt noch einmal zu erläutern

Prof. Keul:
Die Diskussion um die Spritze, die Herr Kolbe erhalten hat, ist ja eigentlich gar nichts Neues. Viele Kollegen – auch die hier anwesend sind – die haben bereits vor Jahren Vitaminspritzen oder auch Placebos ihren deutschen Athleten gegeben unter bestimmten Vorstellungen. Wenn ein Arzt eine solche Maßnahme tätigt, dann muss er sich über zwei grundsätzliche Fragen im klaren sein. Das erste ist: Wird durch seine Maßnahme irgendeine Gefährdung oder eine Schädigung der Athleten bewirkt? Und das zweite ist : Kommt er mit den Regularien der einzelnen Sportverbände dadurch in Konflikt? Wenn dies nicht der Fall ist, ist eine solche Maßnahme ohne weiteres gerechtfertigt.

Auf der anderen Seite ist nicht nur die Frage hier aufzuwerfen, ob der Arzt so etwas darf, sondern es muss auch hier die Frage gestellt werden, ob der Arzt nicht verpflichtet ist, einem Athleten, der über viele Jahre ein tägliches, Stunden währendes hartes Training getätigt hat, um bei der Olympiade dabei zu sein, um eine Medaille zu erreichen, ob er nicht verpflichtet ist, ihm eine Hilfestellung zu geben, oder um ihm auch im Wettstreit unter gleichen Voraussetzungen antreten zu lassen. Und damit sehe ich eigentlich gar nichts so Aktuelles, was in Montreal geschehen ist, sondern etwas, was schon seit Jahren in der Praxis geübt wird in vielen Ländern dieser Erde. Und wenn wir uns als Ärzte von diesen beiden genannten Grundsätzen leiten lassen, ist auch diese Sache vertretbar.

Prof. Steinbach:
… Ich habe vor vielen Jahren, nämlich vor acht Jahren auch mal so etwas in der Vorbereitungszeit für Olympische Spiele mit ein – zwei Athleten probiert und angefangen. Und bin damals von den damaligen Senioren der Sportmedizin, Herrn Reindell und ehemaligen Chef von Herrn Keul, und Herrn Nöcker ernsthaft zur Brust genommen worden und darauf hingewiesen, dass ich mich damit in eine Gegend begeben würde, was zweifelhaft ist und die Problematik Doping heraufbeschwört. Ich hab‘ mich davon sehr überzeugen lassen, dass das so ist. Ich bin der Meinung, um es kurz zu machen, die sportliche Form eines Athleten und sein Können ist durch Training zu erbringen. Die Bedingungen für dieses Training wollen wir ihm schaffen. Die Maßnahmen, die hier getroffen worden sind, gehen deutlich darüber hinaus und Mediziner sollten sich eigentlich nicht dafür hergeben, derartige Maßnahmen zu treffen.

Prof. Keul:
Ja, aber hier muss man doch einmal ganz klar sachlich unterscheiden. Eine Spritze, die eine Vitamingabe enthält, hat ja mit Doping gar nichts zu tun. Das ist ja eine ganz klare Situation. Herr Steinbach kann natürlich eine private Meinung über Doping geben; aber wir müssen uns nach den internationalen Spielregeln halten, das, was das Olympische Komitee festlegt und was die einzelnen Spitzenverbände festlegen. Und nicht, was irgendeines Meinung ist. Und ich habe hier vom Deutschen Sportbund die Regeln mitgebracht, die sind 1970 in Druck gegangen, die sind von allen Verbänden des Deutschen Sportbundes unterschrieben und da steht gar nichts davon drin, dass das nicht statthaft ist, oder dass das irgendwie strafbar ist. Und das IOC hat ja auch nicht irgendwo festgelegt, das man einem Athleten keine Vitamine spritzen kann.

H. Schreiber:
Wo fängt Doping an und was ist noch nicht Doping?

Prof. Steinbach:
Darf ich gleich dazu etwas sagen. Die Frage, was Doping ist, das, was in den Dopinglisten steht, das gilt nur für die Sportler. Diese Präparate, die angeführt sind, dürfen die Sportler nicht in sich haben. Beim Nachweis dessen, werden sie aus dem Rennen genommen. Das ist die eine Seite. Aber es ist doch nicht die Seite, die uns Mediziner bindet. Wir haben doch ganz sicher andere Bindungen als diese. Ich darf mal an eine andere Dopingdefinition erinnern, die nicht aus dem olympischen Bereich kommt, sondern die mehr aus dem politmoralischen Bereich kommt, nämlich die des Europarats. Ich glaube, wenn ich mich nicht irre, Sie selbst haben es kürzlich im Fernsehen aus irgendeinem Anlass zitiert, dass es die – unter anderem – die Gabe normaler – ich will es jetzt hier nicht fachlich sagen – normaler natürlicher Substanzen auf dem unphysiologischen Wege, ich weiß sehr genau, dass das in der Praxis nicht die Maxime sein kann, weil man das nicht kontrollieren kann; aber immerhin steht in dieser politischen Definition von Doping diese unphysiologische Maßnahme des Spritzens – die ist ja damit gemeint – angekreidet, dass sie nicht stattfinden soll. Sie geht nur nicht zu prüfen. Und insofern ist die andere Dopingliste die dringlichere. Aber wir sollten die Maxime doch hier setzen, nicht eine solche Spritzenmanipulation zu treiben, wo soll denn das alles enden?

Prof. Keul:
Da bin ich doch anderer Meinung aus verschiedenen Gründen. Der Europarat hat eine Definition des Dopings gegeben, da steht auch drin, dass bestimmte psychologische Maßnahmen als Doping zu bezeichnen sind. Da sehen Sie schon, wie weit gezogen und wie wenig flexibel das ist.

Was würden Sie denn alles da einbeziehen? Als Ärzte sind wir gar nicht berufen, die Dopingbestimmungen festzulegen, das ist eine Aufgabe der Sportverbände, nicht wahr? Wir sind Ärzte, und unsere Aufgabe ist die Gesunderhaltung, die Schädigungsmöglichkeiten zu verhindern und eine Förderung der Leistungsfähigkeit des Menschen. So haben wir verschiedene Möglichkeiten. Ich erinnere an das Höhentraining, da kann man auch von Manipulation reden, da haben die Mediziner große Verdienste drum. Ich spreche von den ganzen Methoden des Trainings, da kann man auch von Manipulation reden. Hier sind doch eine ganze Reihe von gezielten biologischen Reizsätzen, die mit Hilfe des Arztes entwickelt worden sind. Und in diesen Rahmen fasse ich auch noch die Gabe eines Vitamins, jetzt einmal unabhängig, ob es geschluckt wird, oder ob es als Spritze verabreicht wird.

ÄRZTEETHIK

Prof. Steinbach:
Das ist auch legitim. Aber was wollen Sie denn noch alles spritzen, um die Leistungsfähigkeit zu verbessern? Wo ist eigentlich die Grenze? Man kann doch nicht alles spritzen, was zufällig nicht in der Dopingliste steht.

Prof. Keul:
Ich habe gesagt, Substanzen, die dem Organismus ohnehin eigen sind.

Prof. Steinbach:
Adrenalin zum Beispiel… ist eine körpereigene Substanz, aber auch eine höchstdifferente, die ich doch niemals dazu benützen würde. Wo ist denn die Grenze dessen, was Sie tun? Wo soll denn der Sportarzt, der draußen kleine Mannschaften betreut wissen, was er nun geben darf und was nicht? Wo wir immer davon auszugehen haben, dass das Training der Athleten die Voraussetzung der Leistung ist und dass nicht dahinter ein Wettkampf der Ärzte steht, wer die bessere Zusammensetzung in seinen Spritzen bringt.

Prof. Keul:
Nein, es geht ja nicht um den Wettkampf der Ärzte; sondern es geht darum, dass es dem Athleten ermöglicht wird, seine Leistungsreserven auszuschöpfen.

Prof. Keul:
… Wir müssen doch davon ausgehen, dass innerhalb des Sportes bestimmte Spielregeln erstellt werden müssen die eingehalten werden sollen. Ich darf einmal zitieren, vielleicht der berühmteste deutsche Trainer, was er einmal gesagt hat … [Karl Adam] sagte zu dem Doping im Gespräch mit Ärzten, man sollte nichts verbieten, was nicht unbedingt verboten werden muss. Ein bestehendes Verbot muss konsequent durchgeführt werden. Kein Verbot, wo keine Kontrollmöglichkeit besteht. Und dann führt er weiter aus: medikamentöse Leistungsbeeinflussung sollte daher nur da unbedingt verboten und mit Sanktion bedroht werden, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind: schwere Gesundheitsschäden als möglich erwiesen, Gebrauch des Mittels zum Wettkampftag nachweisbar. Als Trainer bin ich der Ansicht, dass die Entscheidung darüber, ob ein Athlet seine physiologischen Leistungsvoraussetzungen etwa durch Anabolika oder andere Medikamente verbessern will, nur er selbst treffen kann. Funktionär, Sportmediziner, Trainer haben die Pflicht zur Aufklärung über die Wirkung, aber nicht das Recht der Bevormundung.

HÖHER, SCHNELLER, WEITER

A. Spiegel:
Und das bringt mich, um den Wettkampf der Ärzte ein wenig zu unterbrechen, das bringt mich zu einer Frage an Heinz Fallak. Sie waren ja Chef der Mission in Montreal. … gibt es in einer Olympiamannschaft den Primat, die Vorherrschaft der Funktionäre, der Verantwortlichen für die Mannschaft über die Ärzte, oder, Heinz Fallak, können eigentlich die Ärzte in einer solchen Mannschaft machen was sie wollen?

H. Fallak:
… Voraussetzungen bestehen darin, dass eine Olympiamannschaft auf langem Weg vorbereitet wird und nicht nur diejenigen, die im letzten zur Mannschaft gehören, sondern auch jene, die sich eine Chance darauf ausrechnen. Zu diesem Prozess der Vorbereitung, der sich über viele Jahre erstreckt, gehört beispielsweise die Betreuung durch Trainer, durch Verbandsfunktionäre, was weiß ich, durch staatliche Mittel und im letzten natürlich auch die Betreuung durch die Mediziner. Und Spitzensport unserer Tage spielt sich in einem Bereich… in einem biologischen Bereich ab, der an Grenzen stößt und der medizinisch kontrolliert und gefördert werden muss.

Das bedeutet also nichts anderes, dass in diesem gesamten System und Prozess der Mediziner eine zunehmende Rolle spielt, eine Rolle, wie ich meine, die zunächst einmal fürsorgerischen Charakter hat für den Athleten, das heißt, ihn zu beraten, ihn gesundheitlich zu betreuen und ihn selbst zu Entscheidungen zu befähigen, die er selbst dann in der extremen Situation des Wettkampfes beispielsweise treffen muss. Das ist eine extrem fachliche Angelegenheit, die natürlich die politische Voraussetzung hat, dass wir sportmedizinische Betreuung nicht nur erwarten sondern geradezu verlangen müssen. … Und ich darf sagen zu dem Prozess in Montreal, dass wir in dieser Olympiamannschaft vier führende Sportmediziner bei uns hatten, die seit vielen Jahren, ja zum Teil seit Jahrzehnten Spitzensportler der Bundesrepublik betreuen, die ein hohes Maß an Vertrauen genießen… nicht nur von den Sportlern; sondern auch von den Verbänden und von der Öffentlichkeit und wir keinen Anlass hatten, diesen Ärzten zu misstrauen, dass sie etwa zu unerlaubten Mitteln greifen würden.

A. Spiegel:
… Zwingen eigentlich solche Normen, die sich ausrichten an Athleten, von denen man weiß, dass sie unter dem Einfluss von Anaboliken stehen, nicht den bundesdeutschen Athleten und vielleicht auch den Athleten aus anderen westlichen Ländern genauso {wie die Athleten des Ostblocks] zu handeln, weil sie sonst keine Chance haben, überhaupt gegen sie anzutreten?

H. Fallak:
… Wenn Sie erlauben, würde ich gern einmal den Versuch unternehmen, zumindest mal nachzufragen, wo könnten die Ursachen für diesen doch sehr harten internationalen Wettbewerb im Spitzensport liegen? Ich glaube, dass die Ursache zunächst einmal darin liegen, dass dieses Geschehen politisch bestimmt ist. Dass etwa Olympische Spiele und der Spitzensport in dieser Welt immer mehr zu einem politischen Tummelplatz werden, zu Auseinandersetzung von System und Ideologie oder Staaten oder ganzen Gruppen. … Es ist nur die Frage, wie er [der Sportselber damit fertig werden will und bisher steht er ziemlich ratlos davor.

Das zweite ist, dass der Sport selber, etwa das Internationale Olympische Komitee, völlig unkonditioniert, also ohne jede Einschränkung oder besondere Bedingung sagt schneller, stärker, höher. Also leistet mal mehr. Das ist eine Aufforderung an die Jugend der Welt und dass nun sehr unterschiedliche Mittel dafür eingesetzt werden, das wissen wir. Das beginnt also von der staatlichen Förderung hin bis etwa zu einer medizinischen Begleitung und Betreuung besonderer Art. Das sind also die Prämissen, unter denen der Spitzensport unserer Zeit sich vollzieht, und die Frage ist also: wie werden wir mit den Folgeerscheinungen fertig und dann ist eben eine der Folgeerscheinungen, dass Liesel Westermann vom Grunde her in einer völlig anderen Startposition sitzt als etwa Diskuswerferinnen aus anderen Ländern. Und dann stellt sich die Frage, wollen wir diesen Wettbewerb mitmachen? Wenn ja, müssen wir auch alle denkbaren und möglichen Mittel einsetzen, oder beschränken wir uns alle, der Sport selber, die öffentliche Meinung, die Politik, wer auch immer, beschränken wir uns darauf, mit den physiologischen Mitteln, wenn ich das vorhin so richtig verstanden habe – etwa im Training oder mit den anderen gesellschaftlichen Voraussetzungen – damit fertig zu werden und zu sagen: Das Ergebnis wird akzeptiert, auch wenn es schlechter ist wie das Ergebnis anderer und damit leben wir. Diese Frage möchte ich einmal wirklich öffentlich beantwortet haben.

Prof. Steinbach:
Ich gehe davon aus, sie ist beantwortet. Wir haben unser System und wir haben unsere Haltung, und unsere Position. Und wenn wir den Zusammenhang sehen zwischen dem, was wir eben mit Herrn Keul behandelt haben und Ihrer globaleren Betrachtung des Ganzen, dann ist doch dieses Spritzen von Sportlern, damit sie in bessere Form kommen doch schon wieder eine Reaktion auf den Leistungsvorsprung des Ostens, wieder einmal eine Reaktion und nichts Originäres aus unserer Sicht und Seite. Und ich bin der Meinung, wir sind doch bislang sogar stolz darauf gewesen, dass wir nicht alles mitmachen in der Totalisierung von Leistung wie sie aus dem Osten kommt. Warum ziehen wir da nun plötzlich hinterher, vielleicht weil ein Mann unsere Leute auf die Idee gebracht, wir sollten auch spritzen. Ich halte das geradezu für fatal, was da passiert ist.

H. Schreiber:
…Also nicht sagt, um welchen Preis… Höchstleistungen erzielt werden sollen, sprengt den ganzen Spitzensport und die Olympischen Spiele in die Luft nach meiner Überzeugung. Ein Reglement, das sagt, Höchstleistungen um jeden Preis ist ein Widersinn in sich selbst. … es gibt ja auch noch so etwas wie Menschlichkeit. Ich habe auf dem humanistischen Gymnasium gelernt: ultra posse nemo obligato. Zu Deutsch ungefähr: es darf von niemand verlangt werden, ein Übriges zu tun, mehr zu leisten als er kann und ich füge hinzu, auch dazu verholfen zu kriegen.

Prof. Steinbach:
Ich darf dazu ergänzend noch sagen, ich stelle mir die Schwierigkeiten vor, die wir in Zukunft haben werden, Eltern davon zu überzeugen, dass sie die Kinder mit ruhigem Gewissen in den Leistungssport schicken können. Sie wissen, dass das Training mit seinen Umfängen schon ein recht problematisches Gebilde geworden ist, was Eltern immer zögen lässt, Kinder in diese hohe Belastung hinein zu schicken. Wenn nun noch das Zweite hinzu kommt, dass die Ärzte nicht fürsorgerisch, sondern quasi leistungsmachend Spritzen geben der verschiedensten Inhalte, das wird sich ja eskalieren, das bleibt nicht bei dem harmlosen Zeug, was Sie gegeben haben, das eskaliert sich ja bis in den Rand dessen, was eben noch nicht in der Dopingliste drin steht. Wenn dieses aber, was Sie geben, dazu imstande ist, die Leistung zu verbessern, zu verbessern auf eine unfaire, nicht durch Training, sondern durch Ihre Spritze erworbenen Prozess, dann gehört’s in den Doping hinein, dann muss es später hinein definiert werden.

H. Schreiber:
Wissen Sie, wo das endet, Herr Steinbach, wenn man’s mal abstrakt zu Ende denkt: bei der Züchtung. … Dann darf also Fräulein Ender wirklich nur noch Herrn Matthes heiraten, damit wieder ein richtiger Schwimmer dabei herauskommt. Und dann wird man sich nächstens auch Gedanken darüber machen, wie man so ’ne Bogenschützin konstruieren kann, die keine rechte Brust mehr hat, weil die im Wege ist beim Bogenspannen. Und da endet es.
….
Prof. Keul:
… Ich habe mich ganz klar festgelegt, dass die Gesunderhaltung des Menschen und seine Entfaltung für uns oberstes Gebot sein muss, und in dem Augenblick kann ich nichts machen, was diesen Menschen schädigt. Wir müssen uns doch über eins klar sein, dass eine Vitaminspritze eine ganz harmlose, bald nicht nennenswerte Angelegenheit ist, wenn man dazu vergleicht, dass ein Kind mit 10, 11 oder 12 Jahren sechs Stunden am Tag trainiert. Was das für eine Bürde ist mit einer Zielsetzung, die schließlich nicht erreicht wird! Und Sie gerade als Psychiater oder Neurologe sollten wissen, welche negativen Auswirkungen das auf die Entfaltung des Menschen haben kann. Sehen Sie da nicht ganz andere Schäden als in irgendeiner Vitaminspritze, die völlig harmlos ist?

Prof. Steinbach:
Das ist Aufgabe der Sportmedizin, hier Einhalt zu gebieten und nicht durch Spritzen noch höhere Leistungen zu erzielen.

Prof. Keul:
Das können wir doch gar nicht.

Heinz Fallak:
… Ich würde auch sehen, dass beispielsweise durch sehr massive psychologische Beeinflussung noch viel größere menschliche Schäden entstehen können. Und was uns ja wohl ohnehin noch droht, worüber bisher ja noch gar nicht sehr deutlich gesprochen worden ist, dass ganz entscheidende soziale Schäden entstehen, wenn die Entwicklung Spitzensport so weiter geht wie bisher, dass sie im Grunde nichts anderes ist als ein Wettrüsten mit vier und sechs Trainingsstunden am Tag. Da frage ich mich, wie also sonst die soziale berufliche Entwicklung eines jungen Menschen sonst noch gewährleistet werden soll?

FORSCHUNGSFRAGEN

1968 Manfred Steinbach:
Über den Einflußanaboler Wirkstoffe auf Körpergewicht, Muskelkraft und Muskeltraining

1969 Manfred Steinbach: Doping

Prof. Keul:
Ich darf aber noch eine Frage an Sie richten. Herr Steinbach. Sie haben doch Untersuchungen an Jugendlichen mit Anabolika gemacht? Haben Sie die Eltern gefragt?

Haben Sie das schriftlich? Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, dass Sie bei Jugendlichen anabole Hormone ausprobieren?

Prof. Steinbach:
Ja, ich habe von jedem Vater, Mutter eine… … Herr Keul, das war die Zeit als es noch nicht bekannt war, wie es wirkt.

Prof. Keul:
Das wusste man doch! Man wusste doch, welche Funktionsstörungen Anabolika am wachsenden Organismus machen?

Prof. Steinbach:
Nein, ganz sicher nicht.

Prof. Keul:
Die Entwicklung, das ist doch schon lange belegt. Das ist ja aus den 50iger Jahren.

Prof. Steinbach:
Das hilft uns aber jetzt nicht weiter.

Prof. Keul:
Doch, das hilft uns weiter. Mich interessiert nur Ihren Sinneswandel, weil Sie damals solche Versuche durchgeführt haben. Sie haben bei Kindern und Jugendlichen diese Hormone ausprobiert, nicht wahr, obwohl man damals schon wusste, welche Eingriffe da gemacht wurden. Das habe ich in meinem Leben nie gewagt. Ich möchte hier einmal die konträre Stellung in Ihnen selbst einmal heraus leuchten.

Prof. Steinbach:
Aber Herr Keul, es geht doch hier um etwas ganz anderes: Um Wettkämpfer, die für den Wettkampf fitter gemacht werden als es ihr Training ermöglicht. Das ist doch die Problematik, vor der wir hier stehen. Natürlich wird mit den Gaben von Hormonen in dem Umfang nicht ein Schaden gesetzt, das wissen Sie genau so gut. Sie haben es ja beschrieben, dass höhere Dosierungen dazu gehören….

Prof. Keul:
Beim Erwachsenen!

Prof. Steinbach:
Nun gut; aber auf alle Fälle hier geht es doch um das Doping von Wettkämpfern.

Prof. Keul:
Ich wehre mich nochmals gegen den Begriff Doping, Herr Steinbach.

Prof. Steinbach:
Das ist eine Frage der Definition.

ROLLE DES SPORTARZTES

Heinz Fallak:
… Die freie Entscheidung des Athleten ist mir jetzt schon drei-, viermal in dieser Diskussion – nicht mir entgegen gehalten worden. Da möchte ich was zitieren: Harold Conolly, der amerikanische Hammerwerfer hat mal gesagt, der Leistungssportler tut alles um der Leistung willen, was ihn nicht umbringt. Die Frage ist also, in welcher Art und Weise kann ein Arzt, oder auch ein Funktionär, der ja selbst daran interessiert ist, dass sein Mann eine gute Leistung bringt, vielleicht ja auch einem unbedarften, in medizinischen Dingen völlig unbedarften Athleten so beraten – Sie haben gesagt, mit 18 ist man volljährig – dass der im Stande ist in der Tat eine richtige Entscheidung zu treffen; wo die Interessenlage derjenigen, die ihm vielleicht raten, das oder das zu tun, weil sie ihm sagen es kann nicht schaden, ja eindeutig auf der Seite der Leistungssteigerung ist.

Prof. Keul:
Wenn ich dazu zwei grundsätzliche Dinge sagen darf oder auch zwei Beispiele. Ich persönlich bin grundsätzlich gegen anabole Hormone. …; aber es ist die Frage, was ist machbar? Wenn Sie heute einem Athleten sagen, anabole Hormone sind verboten, mit dieser Problematik will ich nichts zu tun haben, dann wird er hingehen und eine Selbstmedikation betreiben. Diese Selbstmedikation, indem man die Tabletten selbst nimmt, ist gefährlich, weil meistens diese Leute Riesendosen von anabolen Hormonen nehmen. Dann bin ich der Meinung, dass wir als Arzt auch dazu verpflichtet sind, davor zu warnen und zu sagen, wenn er sie nimmt in welcher Dosierung er sie nehmen kann, sodass man ein schlimmeres Übel verhindern kann. Das ist der Punkt 1.

Und der Punkt 2 ist folgender: Die Problematik ist ja gar nicht so einfach. Ich erinnere mich noch an Tokio… die ganze Sache mit den Spritzen ist ja nichts Neues. Ich habe vorher sehr viel die Radfahrer betreut und ich war froh, dass die Radfahrer 1964 – 63 – da bestand ein sehr gutes Verhältnis – dass die praktisch keine Medikamente nahmen, keine Spritzen mehr. Da war in dieser Richtung Ruhe eingekehrt. Als ich nach Tokio kam, kam der damalige Gold-Vierer und sagten zu mir: „Herr Doktor, wir brauchen unsere Spritzen“. Sie waren bei einem anderen Arzt gewesen, der hatte ihnen fortwährend etwas gespritzt zur Vorbereitung. Ich habe das zunächst alles abgelehnt, die ganze Mannschaft war unruhig. Ich habe ihnen dann Kochsalz gespritzt und die Gruppe war in ihrem Zusammenhalt erhalten geblieben. … Und auch hier habe ich meine Aufgabe darin gesehen, die Ruhe und Geschlossenheit der Mannschaft im Hinblick auf die Leistung zu erhalten.

Heinz Fallak:
… wer liefert denn denen, die auch entscheiden müssen, mitentscheiden müssen, die zuverlässige Definition darüber, was wirklich im medizinischen, wie im ethisch-moralischen Sinne vertretbar ist? Wir müssen uns ja, die Sportler und ihre Betreuer doch entscheidend darauf verlassen, was Sie uns dazu sagen. Aber hier scheint es doch eine ganze Menge von Widersprüchen zu geben.

H. Schreiber:
Das geht nur, Herr Fallak, glaube ich als Laie, sowohl medizinischer als sportlicher Laie, wenn zunächst einmal das Problembewusstein geschärft wird. Und darauf könnte allenfalls folgen, müsste folgen eine veränderte Sinngebung des Begriffes Höchstleistung, in Sonderheit des Begriffs Rekord. Wenn der so bleibt, dann wird das unkonditionierte titius, fortius, altius letztlich zur Züchtung führen, glaube ich. Aber dieser Maßstab, den Sie da vermissen, der kommt – fürchte ich – weder von den Sportfunktionären, noch von den Sportmedizinern, überhaupt wohl nicht von den Fachleuten.

Prof. Steinbach:
Diese Problematik hat natürlich auch noch eine andere Seite, über die man sprechen muss. Es ist ja dies wie ein Steppenbrand. Wir haben es erlebt damals mit den anabolen Hormonen. Als die ersten Meldungen kamen, dass so etwas nützt und so etwas hilft, sind die Sportler losgelaufen und haben das Zeug gewollt. Und jeder hat’s nehmen wollen und hat’s probieren wollen und die Sportärzte sind mal quasi wieder Handlanger gewesen, indem sie sich mehr oder weniger vom Sportler die Rezeptur haben vorschreiben lassen etwa nach dem Gesichtspunkt: Wenn ich es denen nicht verschreibe, nehmen sie noch viel mehr wild und das kann dann verhängnisvoll werden. Hier ist es genauso. Ich habe mit einer Reihe von Athleten gesprochen, die ich kenne hier aus dem Mainzer Raum, die vorher nie diese Spritze gehabt haben und die dann davon erfahren haben, dass in Montreal in unserer Mannschaft so etwas gemacht wird und 60 etwas gespritzt wird. Sofort waren die in der Vorstellung, wenn ich die nicht bekomme, liege ich in der Rückhand und dann ist für mich sowieso nichts mehr… und dann ist das wie ein Steppenbrand.

H. Schreiber:
…. Ich hab‘ gerade heute gelesen, dass inzwischen in Würzburg experimentiert wird mit einer sogenannten vollbilanzierten synthetischen Diät auf körperliche Leistungsfähigkeit. Das sieht in der Praxis so aus, dass sie nur noch ein Pülverchen kriegen, das so nach der Formel 20/50/30 Eiweiß/Kohlehydrate/Fett zusammengesetzt ist, ausschließlich darauf abgestellt, den Kreislauf nicht mehr als nötig zu belasten, durch das Essen die Atmungsökonomie zu verbessern. Die kriegen also nicht mehr richtige Nahrung … Ich frage mich, wo endet das?

Prof. Keul:
Ja, erwarten Sie, dass man aufhört, so etwas zu entwickeln?

H. Schreiber:
In der Tat, ja.

Prof. Keul:
In der Tat. Dann müssten zuerst andere Grundlagen geschaffen werden. Denn wenn ich erst für die Leistung geboren, für die Leistung entwickelt, auch für seine Selbstverwirklichung… dazu gehört auch die Leistung.

Prof. Steinbach:
Unser ärztlicher Auftrag in der Sportmedizin der ist doch dadurch gegeben, dass wir Schaden verhüten sollen. Es steht doch nirgends geschrieben, dass wir Leistung machen sollen. Das steht nirgends geschrieben, das meine ich doch!

Prof. Keul:
Wo steht denn geschrieben, dass wir Schaden verhüten sollen? Das ist eine allgemein ärztliche Aufgabe, die hat aber doch mit der Sportmedizin nichts zu tun. Das Wesen der Sportmedizin ist doch, das biologische Vorgänge erkannt werden, Trainingsprinzipien erarbeitet werden, die sich dann erstrecken bis in die Rehabilitation des Herzinfarktes.

Prof. Steinbach:
Herr Keul, und diese unsere Beratung dahin führt, dass sie ein physiologisches und günstiges Training durchführen; aber nicht nur von uns eine Spritze bekommen, dass es besser wird als es durch ihr Training, was wir ihnen geraten haben, möglich geworden ist. Sie versprechen sich doch eine Leistungsverbesserung, wogegen das, was durch Training erreichbar ist, möglich ist. Und das ist doch das Verhängnisvolle.

Prof. Keul:
Die nehmen sie natürlich gerne an, solche Hilfen, solange diese Muskelpakete, die Zweimeterfrauen, diese Turnerkinder im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit Idole sind und nicht etwa abschreckende Beispiele, was sie – wie ich finde – sein sollten. Erst wenn das zu erreichen wäre, dann würden sie vielleicht aufhören damit.

Prof. Steinbach:
Herr Keul, halten Sie es nicht selbst für wahrscheinlich, wo Sie selbst sagen, ob denn die Vitamine, um die es sich hier handelt, wirklich die Welt umreißen können, bin ich mit Ihnen der Meinung, die reißen sicherlich nicht die Welt um; wenn sie nicht die Welt umreißen, aber dazu in der Lage sind eine Schleuse aufzureißen, wäre es nicht vielmehr unsere ärztliche Aufgabe, den Athleten abzuraten, auf diese Mittel zurückzugreifen. Wer das macht, der Osten oder wer immer, ruhig ihre Spritzen geben lassen und unseren Leuten sagen: Du bist auch ohne Spritze gut. Davon bin ich im übrigen überzeugt. lch bin überzeugt davon, dass ein Kolbe mit oder ohne Spritze seine Fahrt macht, dass der Rad-Vierer mit oder ohne Spritze seine Fahrt macht. Ich bin nicht davon überzeugt, dass diese Spritze nötig ist und diese Aufklärung, die halte ich für wichtig.

QUO VADIS?

Heinz Fallak:
Ich meine, vielleicht ist dieser Vorgang von Montreal sogar einmal notwendig gewesen, um uns allen die Augen dafür zu öffnen,… Jedenfalls hab‘ ich das damals nicht so sehen können und im Nachhinein entsteht eine sehr kritische Diskussion, die uns einfach die Augen öffnet für das Problem an sich, … Es ist ganz gut, dass wir diese Diskussion führen, aber jetzt müssten wir auch dazu kommen, dass sie entschlossen und konsequent weiter geführt wird und nicht eine akademische Diskussion bleibt, sondern eine solche wird, die unseren Sportlern hilft, erstens zu wissen wie sie ihren Trainings- und Lebensprozess zu gestalten haben im Hinblick auf den Leistungssport. Zweitens, dass sie wissen, dass sie nicht alleine gelassen werden. Und drittens, dass wir dann alle miteinander wissen müssen, dass wir unter Umständen mit dem sogenannten Misserfolg, der daraus resultieren kann, leben müssen und leben wollen.

Prof. Steinbach:
Heinz Fallak, ich finde, das was Du da eben gesagt hast sehr vernünftig und sehr richtig. Es genügt im Grunde genommen, wenn aufgrund der heutigen Debatte gar nicht der Sieg eines von uns beiden, von den Seiten übrig bleibt, sondern wenn einfach nur erkannt wird, dass hier eine Grauzone ist, die höchste Aufmerksamkeit verlangt und in der wir doch noch sehr viel diskutieren müssen, um nicht eine Entwicklung hier anzulassen, die wir später bedauern müssen.

Prof. Steinbach:
Also die Tatsachen von Montreal zeigen, dass wir so harmlos doch gar nicht sind, wie wir uns in diesem Augenblick geben… dass wir doch schon fleißig mitmischen in den Dingen, die die anderen machen. Die anderen haben uns ehedem die Finanzierung des einzelnen Athleten gezeigt. Wir haben sie anfangs als Staatsamateur abgeschrieben, dann haben wir es selbst gemacht. Dann hat man das Training mit dreimal täglich Trainingseinheiten bekritisiert, soviel kann man nicht trainieren; inzwischen haben wir es allen unseren Athleten ermöglicht. Dann hat irgendjemand angefangen EV-Spritzen zu geben zur Leistungsverbesserung, mittlerweile machen wir’s auch. Also im Glaskasten sitzen wir nun wirklich nicht mehr, dass wir uns als die armen Kinder vom Land zeigen müssen. Wenn wir so weiter fortfahren, muss man eigentlich fragen, wo bleibt denn die Leistungsdifferenz gegenüber der DDR, wenn wir das alles auch schon machen.

Prof. Keul:
Aber Herr Steinbach, da ist doch ein ganz grundsätzlicher Unterschied. Sie haben einmal gesagt, dass die deutschen Sportmediziner nicht den Menschen, sondern die Leistung in den Vordergrund stecken. Ich glaube, Sie haben da die Länder verwechselt zwischen West-Deutschland und Ost-Deutschland. Da ist der entscheidende Unterschied, dass der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses steht, sondern die Leistung und zwar im ideologischen Sinne. Und das ist doch bei uns absolut gewährt. Ob ich jetzt nun Voraussetzungen schaffe, dass jemand 6 Stunden trainieren kann, wenn er sich frei dazu entscheidet, ist es doch etwas ganz anderes, als wenn ich ihn unter politischem Druck dazu zwinge. Ich kann nicht zum Gymnasium gehen, wenn ich nicht diesen Sport ausübe! Und hier sind doch ganz entschiedene Unterschiede. Oder dass der Arzt im Auftrag des Verbandes die und die Maßnahme ergreifen muss, das ist doch etwas ganz anderes.

Prof. Steinbach:
Undwidersprochen mit Ausnahme des operativen Eingriffs, in dem Fall EV-Spritze [?].

Prof. Keul:
In der Richtung habe ich nie einen Zweifel gehabt, und auch innerhalb unserer Sportführung, dass die entscheidende Rangordnung gewesen ist: erst der Mensch als Persönlichkeit, zweitens die Leistung, weil die Leistung, die der Mensch ermöglichen kann, auch ein Stück seiner Persönlichkeitsentwicklung ist. Und im Osten ist das umgekehrt.

Prof. Steinbach:
Herr Keul. was anderes machen denn die DDR-Sportmediziner, was anderes spritzen die denn noch, dass sie sich von Ihnen den Vorwurf anhören müssen, dass sie es erst Leistung und dann Mensch…. Was anderes spritzen die denn zusätzlich noch zu dem, was wir getan haben?

Prof. Keul:
Das ganz entscheidende Moment ist folgendes: 1.) dass Kinder drüben selektioniert werden und kommen in bestimmte Schulen und dass die Eltern unter Druck kommen. Entweder geht das Kind in die sportliche Entwicklung oder nicht. … Jetzt kommt das zweite, nicht wahr. Das ist damit verknüpft, weil der Arzt die Selektion mit betreibt. Handwurzelknochen werden geröntgt, wie groß werden die Kinder, welche Entwicklung werden die Kinder haben? Da ist der Arzt mit dran beteiligt. Der zweite Punkt ist der, dass drüben Kindern und Mädchen anabole Hormone verabreicht werden und das ist ein ganz entscheidender Eingriff sowohl in das Physische als auch in das Psychische. Und da kann ein Arzt absolut die Hand nicht dazu reichen.

A. Spiegel:
Womit wir an sich schon auf ein neues Gebiet übergeleitet hätten, was nicht mehr Gegenstand dieser Diskussion sein kann, weil wir nämlich mit unserer Zeit am Ende sind. Ich darf mich, meine Herren, bei Ihnen bedanken und vielleicht feststellen, was auch hier immer belegt oder widerlegt oder nicht belegt oder widerlegt worden ist, mir scheint diese Diskussion die Richtigkeit eines Satzes zu bestätigen, den Willi Daume neulich gesprochen hat. Er hat nämlich gesagt, die größte Gefahr der Olympischen Spiele geht von der Manipulation der Athleten durch Biochemie und Medizin aus.