DLV-Dopingvergangenheit
Joachim Krug, Kugelstoßen
Kugelstoßer Joachim Krug kam 1973 aus der DDR in den Westen. Er startete für den ASV Köln, ab 1981 für die LG Bayer Leverkusen.
Joachim Krug wird am 21. Mai 1978 bei den Deutschen Leichtathletik Mannschaftsmeisterschaften in Hannover zusammen mit Hein-Direck Neu des Anabolika-Dopings überführt. Ein Anabolika-Depotpräparat war im Vorfeld des Wettkampfes zu spät eingesetzt worden, so dass es sich noch nicht vollständig abgebaut hatte. Anabolika waren zwar damals nach den DSB-Richtlinien auch im Training verboten, doch Trainingskontrollen gab es nicht. So konnten Anabolika, die ausgesprochene Trainingsdopingmittel sind, fast ohne Entdeckungsrisiko eingenommen werden.
Laut Heidelberger Tagblatt vom 31.7.1978 stritt Krug vehement ab, gedopt zu haben. Ebenso wie Neu, gab er an, aufgrund einer Erkrankung mit Anabolika behandelt worden zu sein.
„Kurz vor dem Endkampf in Hannover hatte er innerhalb einer Woche während einer schweren Darmgrippe beinahe 10 Kilogramm abgenommen. Deshalb verschrieb ihm ein Kölner Sportarzt das Mittel „Fortabol“. Diese Arznei steht nach Meinung Krugs nicht in den Listen des DLV noch des DSB als verboten. In „Fortabol sind nun pro Kapsel drei Milligramm Metenolon enthalten. Wie sich später herausstellte, gehört Metenolon zu den anabolen Steroiden. (Krug legte eine Untersuchung von William M.Fowler vor, wonach Metenolon nicht leistungsfördernd im Sinne der Dopingregel sei.) … Krug nahm nach seinen Angaben 3 Tage lang je 6 Milligramm. …Der angehende Sportlehrer Krug bekannte, im Alter von 18 Jahren in der DDR als Leistungssportler Anabolika erhalten und genommen zu haben. Nach Angaben von Krug schadeten diese ihm aber gesundheitlich, „so daß er nie mehr Anabolika nehmen wollte.“
Über das Doping in der DDR hatte Joachim Krug nach seinem Wechsel 1973 in den Westen bereitwillig in der Bild-Zeitung vom 6.11.1973 berichtet, dabei hatte er auch Minderjährigendoping erwähnt.:
„Wir haben im Spitzensport fast alle mit Anabolika gelebt. Auch ich. (…) Nicht nur wir Kugelstoßer wurden mit Muskelpräparaten gefüttert.“ Auch die Schwimmer („die fangen schon mit etwa 12 bis 14 Jahren damit an“), Fußballer, Ruderer, Radfahrer, Gewichtheber. Und sogar die Leichtathletik-Sprinter wurden mit der Pille stark und schnell gemacht. (…) „Und dann bekam ich das erste Päckchen Oral-Turinabol und mußte mich unterschriftlich verpflichten, mit niemandem darüber zu sprechen.“ Im Vier-Wochen-Zyklus nahm Krug die vorberechnete Menge („die ersten drei Tage lang jeweils 2 bis 3 Tabletten, dann täglich fünf bis sieben“) und erlebte „ein ungewöhnliches Kraftgefühl“. DDR-Jugendrekordler Krug (18,92m) lernte jedoch noch etwas aus der wissenschaftlichen Betreuung: „Mit Hilfe der Anabolika kann man Leistungshöhepunkte fast auf die Stunde vorausbestimmen.“
Krug und Neu wurden beide nach dem positiven Befund vom DLV gesperrt, konnten sich aber Anfang August 1978 bei den Deutschen Leichtathletik Meisterschaften in Köln mit Hilfe von Anwälten den Start erstreiten. Angeblich hatte der DLV versucht, die Namen der beiden des Dopings überführten Sportler geheim zu halten. Ob Krug gesperrt wurde, ist mir nicht bekannt, Neu erhielt ein 18monatiges Startverbot. (die Zeit, 8.8.1978)