zahlreiche Funde bei Razzia in Italien
Anfang Juni 2003 führte die Guardia di Finanza i Salò (Brescia), Norditalien, eine Razzia im Radsportmilieu durch, die ein beeindruckendes Dopingmittel-Arsenal zu Tage förderte. Im Rahmen der Ermittlungen wurden auch zwei sportlicher Leiter von Radteams unter Hausarrest gestellt.
Der Originalartikel erschien bei KataWeb Sport am 20. 6. 2003: La farmacia del doping
Eine Zusammenfassung von Heinz Helfgen (cycling4fans):
die Doping-Apotheke
Ca. 600 Pharmazeutika wurden von der Guardia di Finanza von Salò (Provinz Brescia) sichergestellt. Die vollständige Liste ging von den „Fiamme Gialle“ aus Brescia an die „Guardia di Finanza“ nach Rom geschickt worden.
Ein Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft (Procura) Brescia eröffnet.
Etwas mehr als 20 Wohnungen wurden duchsucht, auch die der sportlichen Leiter Olivano Locatelli und William Dazzani.
Unter den Mitteln, die am häufigsten gefunden wurden, waren Diuretika, die gerne zur Verschleierung verwendet werden. Auch viele Schmerzmittel waren darunter, sowie legale Medikamente, die aber in den „Gesundheitspass“ eingetragen werden müssen. „Es wurde auch Hormone für die Schilddrüse sichergestellt, die den Stoffwechsel anregen und dadurch die Einnahme von Dopingmitteln begünstigen können.“
Mittels chemischer Analysen muss noch herausgefunden werden, ob die Inhalte mit der Beschriftung der Verpackung übereinstimmen. Es sind aber auch Packungen mit Tabletten und Kapseln ohne Beschriftung gefunden worden, die offensichtlich „von Hand“ hergestellt wurden.
„Die Fiamme Gialle haben u.a. auch das Ziel die „Pille für die letzten zwei Kilometer“ zu finden. Es handelt sich dabei um eine Substanz, die vor dem Endspurt eingenommen wird, nachdem sie während des ganzen Rennens in den Trikottaschen mitgeführt wurde.
Einige der sichergestellten Substanzen sind nicht im amtlichen italienischen Arzneimittelbuch (farmacopea italiana) aufgeführt. Auf einigen leeren Packungen steht der Name des Medikamentes in kyrillischer Schrift. In anderen Fällen ist man sich sicher, daß die Mittel, die nicht im Handel erhältlich sind, aus Krankenhäusern stammen.“
„Einige der beschlagnahmte Mittel werden zusätzlich zu EPO eingesetzt, um dessen Wirkung zu verstärken, wie man aus anderen Untersuchungen weiss. Die Steigerung bei der Produktion von roten Blutkörperchen ist für einen Wettkämpfer wenig nützlich, wenn diese nicht mit Sauerstoff gefüllt sind. Deswegen wird EPO mit Asthmamitteln kombiniert, die eine größere Ausdehnung der Lunge und dadurch auch eine größere Sauerstoffproduktion erlauben.“
Zudem wurden Substanzen auf Kreatin-Basis und ca. 50 Koffeintabletten spanischer Herkunft beschlagnahmt. Es wurden Entgiftungsmittel (farmaci disintossicanti) und gefäßverengende Mittel (vascocostrittori) gefunden, die in diesem Falle den Druck (Blutdruck)und damit die Leistung steigern sollen sowie Tier-Östrogene und Insulinspritzen.
mehr zum Hintergund dieser Funde unter
Übersicht Prozesse – 2002 Antonio Varriale – Brescia 2003