Zentrum für Dopingprävention (ZDP)
ZDH Bericht 2007 – 2010
Vom Wissen zum Handeln –
Engagement für gesunden und fairen (Leistungs-)Sport
Bericht zur Tätigkeit des Zentrums für Dopingprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg von 2007 – 2010
ZITATE:
Erreicht wurden:
• Partnervereine der Hopp-Stiftung und der Lautenschläger-Stiftung (Verschiedene Zentren von „Anpfiff fürs Leben“, Frauenbereich der TSG Hoffenheim, MLP-Radteam) (ca. 200)
• 13 Multiplikatorenschulungen mit Landessportbünden (ca. 460)
• 14 Maßnahmen für den Bund Deutscher Radfahrer (ca. 350), sowie Begleitung der Deutschlandtour 2008 (Stand) und des Rennens „Rund um den Henningerturm“ (Stand)
• Deutscher Kanuverband (Maßnahmen in Duisburg und Kienbaum) (ca. 500)
• Sonstige Verbände und Vereine (ca. 300)
• 6 Vorträge im Ausland (Coventry, Reijkjavik, Rom, Casablanca, 2 x Paris – ca. 350)
• 27 Vorträge in Deutschland (ca. 1400)
• 10 Tagungen und Workshops in Deutschland (u.a. Mitplanung des Kongresses des LSV Baden-Württemberg zur Dopingprävention in Baden-Baden 30.11./1.12.2007) (ca. 810)
• Kompaktseminar für die PH Karlsruhe (35)
• Gestaltung/Mitgestaltung von 3 deutsch-französische Jugendcamps (ca. 220)
• Nachwuchsorganisation des ADAC (30)
• Lange Nacht der Wissenschaft in Heidelberg (50)
d.h. zusammengenommen deutlich mehr als 4000 Personen. Bei den meisten Veranstaltungen wurden die Banner der dsj (mit den Logos der beiden Stiftungen, der PH Heidelberg und der dsj) aufgestellt.
6 Forschung
Parallel zu diesen Maßnahmen wurde versucht, Forschung in Gang zu setzen. Neben der kontinuierlich laufenden Aktionsforschung, deren Ergebnisse an verschiedenen Stellen dieses Berichts aufgeführt sind, wurden zusätzlich insgesamt drei Projekte durchgeführt, die im Wesentlichen von anderen Stellen finanziert wurden:
– In einen Gutachten (für das Büro für Technologiefolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag – TAB) „Doping im demokratischen Gesellschaftssystem. Gutachten zum Projekt ‚Gendoping’“ (Singler/Treutlein 2007) wurde dargelegt: Die Dopinggeschichte lehrt, dass das Milieu nach dem Motto „Was geht noch“ stets auf der Suche nach neuen Mitteln zur Leistungsförderung ist und sofern diese zur Verfügung stehen, diese auch eingesetzt werden, ohne Rücksicht auf mögliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen.
– Auf der Basis der aus der Erfahrung mit Präventions-Maßnahmen abgeleiteten Hypothesen wurde eine Untersuchung zu „Einstellungen und Wahrnehmungen von Sportfunktionären auf Landesebene“ durchgeführt (Finanzierung im Wesentlichen durch das Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz, >>> Singler 2009 a). Hier bestätigten sich Erfahrungen mit Teilnehmerinnen bei Multiplikatorenschulungen, dass das Problem von Medikamentenmissbrauch und Doping jeweils im Wesentlichen bei anderen Arbeits und Aufgabenbereichen gesehen wird: Bei anderen Sportarten als der eigenen, bei anderen Leistungsniveaus (bei den Profis, im Fitnesssport) usw. Für Prävention werden deshalb zunächst die Spitzenverbände auf Bundesebene als zuständig angesehen, und dies, obwohl im Sinne des Begriffs „Dopingmentalität“ die Hauptaufgabe bei der Erziehung der D-Kader- ngehörigen und möglichst sogar noch vorher (Beginn der Leistungssportkarriere) liegen müsste. Dies ist eine Aufgabe der Vereine, Landesfachverbände und Landessportbünde. Die Landesebene wird als die wesentliche Schnittstelle für Dopingprävention herausgearbeitet.
– In einem weiteren Gutachten für das Büro für Technologie-Folgen-Abschätzung (TAB) des Deutschen Bundestags untersuchte Andreas Singler, was man aus der Dopinggeschichte und –Diskussion für das Neuro-Enhancement-Problem (Gehirndoping) ableiten kann (Finanzierung durch den Deutschen Bundestag, Singler 2010b). Ähnlich wie im Leistungssport sind die psychischen Anforderung im Berufsleben im Lauf der vergangenen Jahrzehnte erheblich angestiegen: „Ähnlich dem Doping im Sport erscheint sie (die Anwendung von Enhancement-Präparaten) als Maßnahme geeignet, nicht mehr zu bewältigende Komplexität zu reduzieren und Überforderungssituationen handhabbar erscheinen zu lassen. In kurzfristiger Perspektive mögen solche Nutzenerwartungen noch rechnerisch plausibel rscheinen.
Langfristig, dies sollte durch die Rekonstruktion des Dopingdiskurses und die Skizzierung der auf Eskalation ausgerichteten ‚Dopingspirale’ aufgezeigt werden, ist das Konzept der pharmakologischen Manipulation von Menschen jedoch keineswegs so eindeutig Erfolg versprechend wie dies in den Szenarien mancher Befürworter anklingt.“ (Singler 2010b, S. 145). Aus der „drohenden
Ausschöpfung der menschlichen Ressourcen durch das das Prinzip zunehmender Erschöpfung“ (Singler 2010b, S. 152) dürfte sich eine Zunahme der unerwünschten Begleiterscheinungen (Zunahme an psychischen Erkrankungen, Burnout, Medikamentenabhängigkeit, Verlust an Sozialkompetenz usw.) ergeben. Daraus entstehen Probleme für Chancengleichheit und letztlich für die Volksgesundheit. Überbeanspruchung des Menschen und Missbrauchstendenzen sind demnach in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen gegeben; die pathologische Seite der Leistungsmanipulation wird unterschätzt. Deshalb sollten längerfristig Präventionsmaßnahmen übergreifend angelegt werden und sich nicht auf jeweils kleine Teilbereiche wie Alkohol, Nikotin, Drogen, Medikamente oder Doping beschränken.
Dieses Gutachten zeigt die hohe Bedeutung von Verhältnisprävention. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen fließen in die Präventionsarbeit (Verhaltensprävention) und in Versuche der Beeinflussung von Strukturen (Verhältnisprävention) ein.