Offene Briefe der Dopinggegner 2012
Erster Offener Brief Dopinggegner: Eigenblut-Affaire am OSP Erfurt
Zweiter Offener Brief Dopinggegner: Tod Birgit Dressel
Dritter Offener Brief Dopinggegner: Ehrung Hall of Fame 2012
Vierter Offener Brief: 2. Brief zur Doping-Affaire Erfurt
Fünfter Offener Brief: Streichung der Dopingrekorde von Andreas / vormals: Heidi Krieger
Erster Offener Brief, 28.3.2012: DOPINGVERDACHT AM OLYMPIASTÜTZPUNKT ERFURT
Die Unterzeichner (in alphabetischer Reihenfolge):
Herbert Fischer Solms – Brigitte Franke-Berendonk – Antje Harvey-Misersky – Marie Katrin Kanitz – Hansjörg Kofink – Andreas Krieger – Ute Krieger-Krause – Claudia Lepping – Ilse und Henner Misersky – Gerhard Treutlein – Uwe Troemer
Angeschlossen hat sich Elk Franke: Ich schließe mich den Unterzeichnern des offenen Briefes an und unterstütze alle gut begründeten Maßnahmen, in denen erkennbar wird, dass nicht nur eine bestimmte kritische Presse, sondern auch Wissenschaftler eine sportpolitische Meinung in dieser Frage vertreten.
>>> 1. Offene Brief: Es reicht 28.3.2012
IM WORTLAUT:
Es reicht. Seit Jahrzehnten beißen konsequente Doping-Gegner bei Sportorganisationen und nationalen Regierungen auf Granit. Weil es dort um den nationalen Erfolg im internationalen Kräftemessen geht, gilt unausweichlich: Das System duldet Doping, aber keinen Dopingfall. Wir wiederum dulden das nicht mehr. Dem Eindruck, dass sich die Sportverbände aus Ost- und Westdeutschland zusammengefunden haben, auch um das Dopingsystem zu perfektionieren, wollen wir Dopinggegner mit vereinten Kräften entgegen treten. Wir fordern von Politik und Sport ein konsequentes und glaubwürdiges Eintreten für einen sauberen Sport. Die Unterzeichner
ERSTER OFFENER BRIEF 27.03.2012
– an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
– an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich
– an Bundesjugendministerin Dr. Kristina Schröder
– an die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans
– an die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen und die Mitglieder des Bundestagssportausschusses
– an DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach
DOPINGVERDACHT AM OLYMPIASTÜTZPUNKT ERFURT
Wir verurteilen die Einmischung der Politik in geltende Anti-Doping-Regeln von NADA und WADA, d.h. die von Vertretern von Regierung und Parlament beanspruchte Deutungshoheit für eine Methode der Blutmanipulation, die im Regelwerk von NADA und WADA eindeutig als Doping deklariert wird. Der Streit, seit wann diese Methode formell als illegal zu gelten hat, kann nicht davon ablenken, dass sie bereits in der DDR zu Dopingzwecken angewandt und nach der Vereinigung des Deutschen Sports geduldet und angewendet wurde, heute aber – insbesondere nach Turin 2006 – endgültig und international sanktioniert ist.
Wir kritisieren, dass Vertreter von Regierung und BMI bereits vor der juristischen Klärung des Sachverhalts Partei ergreifen. Egal wie das Ermittlungsverfahren gegen den Erfurter Olympiastützpunktarzt Andreas Franke ausgeht: Es ist nicht Aufgabe des Dienstherrn BMI, in einem laufenden Verfahren Position zu den Ereignissen am OSP Erfurt beziehen.
Wir erwarten, dass das Ermittlungsverfahren gegen Andreas Franke wie zugesagt bis Ende März zum Abschluss kommt und das Ergebnis dem Bundestag sowie der deutschen Öffentlichkeit umgehend mitgeteilt wird.
Wir fordern das BMI auf, unverzüglich die Konsequenzen daraus zu ziehen; das heißt, Steuer/ Fördergelder einzufrieren und zurückzufordern, mit denen gegebenenfalls Doping in Erfurt finanziert wurde. Statt Doping zu finanzieren, muss das Geld in die Aufklärung der 30 zur Untersuchung anstehenden Fälle durch die NADA fließen.
Wir rufen jene Sportverbände der betroffenen 30 Athleten auf, im Sinne ihrer Fürsorgepflicht Anzeige zu erstatten, da ein vom OSP finanzierter Arzt durch sein Handeln missbräuchlich und gezielt deren Startchancen auch für die Olympischen Spiele in London gefährdet.
Wir dringen auf Klärung, ob die nationalen Sportverbände für die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele auch jene Ärzte und Sportler nominieren, die sich der in Frage stehenden Manipulationsmethode bedient haben. Dazu bedarf es der Offenlegung der Namen der Betroffenen gegenüber allen beteiligten nationalen Verbänden.