Diskussion Reform Antidoping

>>> Inhalt Dossier Reform Antidoping

Plädoyers für vielfältige und transparente Diskussionen möglicher Reformen des Doping-Kontrollsystems

Perikles Simon: Prävention braucht ehrliche Diskussionen
Monika (doping-archiv.de): offene Fragen zum Jahresbericht der NADA 2018

Perikles Simon: Prävention braucht ehrliche Diskussionen

Persönliche Stellungnahme von Prof. Perikles Simon zur Frage, inwieweit die gegenwärtigen Präventionsbemühungen ins Leere laufen angesichts der Realitäten des gegenwärtigen Kontrollsystems.

Die Prävention sollte zunächst dazu dienen den Sportler zu überzeugen sauber zu bleiben, was da auch kommen mag.

ABER: Wo hilft die Prävention dabei, für den Sportler die Verhältnismäßigkeiten des „Anti-Dopings“ (AD) vor dem Hintergrund der eigenen Leistungssportkarriere zu wahren? Das ist schon ein m.E. sehr sträflich vernachlässigter Bereich der Verhältnisprävention.

Um das zu ermöglichen, braucht es eine ehrliche Diskussion, wo wir mit unseren „Anti-Doping“-Bemühungen wirklich stehen und in welchen Bereichen sich dann leider die Notwendigkeit ergibt, dass die sauberen Sportler sich selber helfen müssen!

Wer erwartet, dass Leistungssportler Dopingverdächtige verpetzen, oder Trainer an den Pranger stellen, die unlautere Mittel und Methoden verwenden und wer auf Intelligence setzt, der muss diesen Punkt der „Insuffizienzen des AD-Systems“ im Sinne der „Verhältnisprävention“ sehr transparent und für die Sportler verständlich gestalten. Sportler werden nicht ohne guten Grund aktiv mitarbeiten, um Doping schon im Keim effektiver zu ersticken, wenn wir ihnen nicht klar mitteilen, wo wir im AD-Kampf gerade stehen und weshalb und in welcher Form wir auf ihre Hilfe angewiesen sind. Ich habe das für die Aspekte der Dopingprävalenz und der Dopingtestgenauigkeit mit den letzten Publikationen versucht schon auf den Punkt zu bringen, wo wir gerade stehen. Wir stehen im AD-Bereich der Dopingtests nicht nur an der Schwelle zur kompletten Sinnlosigkeit, sondern mehr noch wir müssen uns Sorgen und Gedanken darüber machen, ob wir mit diesem System der Dopingtests zur Zeit den sauberen Sportlern nicht mehr schaden, als wir ihnen wirklich nützen.

Aufklärung tut dringend Not, denn die gesamte Gesellschaft befindet sich, was den AD-Bereich angeht – um es mit Werner Frankes Worten zu benennen – im Stadium der größtmöglichen „Volksverdummung“.

Leider erlebe ich immer wieder Sportler, die tatsächlich glauben wollen, dass das Testsystem sie hinreichend schützt, die aber dann, wenn sie zu der Erkenntnis gelangen, dass dem eben nicht so ist, nicht zu Unrecht enttäuscht sind. Man kann nur hoffen, dass sich diese Erkenntnis nicht auch noch negativ auf ihr Verhältnis zum Doping selber auswirkt.

So wie wir zur Zeit über AD aufklären, werden wir nicht dafür sorgen können, dass Sportler selber die Notwendigkeit erkennen, dass sie für den sauberen Sport selber aktiv werden und aktiv sein müssen. Ferner werden wir so auch nicht erleben, dass die Verhältnismäßigkeit der „AD-Maßnahmen“ noch gewahrt bleibt.

Ich war neulich schon froh, dass mir aus dem deutschen Hochleistungssport berichtet wurde, dass über die Bundestrainer unterschiedlicher Sportarten A- und B-Kaderathleten massiv zum genetischen Testen geraten wurde.

Solchen Unfug bekomme ich nur abgestellt, wenn es mir Athleten verraten.

Davon sind wir m.E. i.d.R.- noch sehr weit weg. Denn die z.T. indirekt Betroffenen aus dem Umfeld der Athleten und die Athleten, die sich bei mir gemeldet hatten, waren selber halbe Fachleute, die von der Unsinnigkeit solcher Maßnahmen bereits Kenntnis erlangt hatten und die zudem ganz genau wussten, dass Sie von mir dann Unterstützung bekommen werden. Das muss in dieser Konstellation so erst einmal vorliegen.

Um es einmal mit Gerhard Treutleins berühmten Beispiel enden zu lassen. I.d.R. ist die Luft schon im Hintern, bevor ich auch nur den leisesten Furz aus dem Leistungssport mitbekomme! So kann ich noch keine Prävention betreiben. Und wer das meint schon zu können – der soll sich bitte dringend bei mir melden!

Perikles Simon



offene Fragen zum Jahresbericht 2018 der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA

Am 4.6.2019 veranstaltete die NADA ihre Jahrespressekonferenz mit der Vorstellung des Jahresberichts 2018.

Nach Durchsicht der Presseartikel, die daraufhin folgten, habe ich den Eindruck, dass wenig Interesse seitens der Medien an den vorgestellten Themen bestand. Die Artikel wiederholen letztlich nur die von der NADA vorgetragenen Statements. Nachfragen scheinen selten gewesen zu sein. Am häufigsten aufgegriffen wurde die Meldung, die nicht neu war, dass in Sachen Operation Aderlass noch einiges zu erwarten sei.

Hier einige Zitate:

focus.de, 4.6.2019: Die Erfolgsquote der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) ist weiterhin leicht rückläufig. Für das Jahr 2018 vermeldeten die Dopingjäger bei 12.617 Dopingkontrollen 69 mögliche Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen. Im Jahr zuvor waren es bei 12.709 Kontrollen noch 82 mögliche Verstöße gewesen.

Bei 14 Verstößen wurden im Anschluss Sanktionen verhängt. 13 davon stammten aus dem Wettkampf-, einer aus dem Trainingsbereich. Darüber hinaus gab es 227 Meldepflicht- und Kontrollversäumnisse.

nd, 4.6.2019: Hauptgründe für den ansonsten winzigen Anteil positiver Proben sind das relativ dichte Kontrollnetz in Deutschland sowie die geringe Zahl dopender Sportler hierzulande. Letzteres legen zumindest Nachtests der NADA von 560 langzeitgelagerten Proben aus den Jahren 2011 und 2012 nahe. Trotz verbesserter Analysemethoden sei dabei kein weiterer Dopingfall hinzugekommen, teilte Gotzmann mit. Dabei hatte das IOC bei seinen nachgetesteten Olympiaproben von 2008 und 2012 zuletzt mehr als 100 Sünder doch noch ertappt. »Es ist ein sehr gutes Zeichen für deutsche Athleten, die oft mit Dopingvorwürfen konfrontiert werden, die jeglicher Grundlage entbehren«, übte sich Andrea Gotzmann in vorsichtigem Lob.

Vorsichtig deswegen, weil der Fall Erfurt eben doch Lücken im Kontrollnetz offenbart hat.

Am liebsten will er [Mortsiefer] schon vorher gemeinsam mit Kriminalbeamten im ganzen Land die investigative Arbeit stärken. Die NADA-Tester sollen zudem das Umfeld einer Kontrolle besser beobachten und sich vor der Blutabnahme auch den zweiten Arm zeigen lassen, um eventuell Einstichstellen von Nadeln zu finden. Mortsiefer zufolge lautet die Prämisse ab jetzt: »Augen auf!«

Tagesspiegel.de, 4.6.2019: Die Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland, … , will als Konsequenz von Seefeld jedenfalls künftig ihre Präventiv- und Kontrollmaßnahmen verschärfen, um effektiver gegen die Betrügerinnen und Betrüger im Sport vorgehen zu können. Außerdem soll, wie die Nada-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann erklärte, vor allem die Zusammenarbeit mit den Anti-Doping-Behörden anderer Länder enger werden. Denn was hilft die deutsche Härte im Anti-Doping-Kampf, wenn die anderen nicht mitziehen? „Wir müssen Partnerschaften bilden und wir müssen den Druck auf jene Länder erhöhen, die nicht mitziehen“, sagte Gotzmann.

Blutkontrollen der Nada direkt vor den Wettkämpfen könnten die Leistungen der Sportlerinnen und Sportler beeinträchtigen. „Die Chancengleichheit ist unsere oberste Prämisse“, sagte Mortsiefer. Doch beides, Chancengleichheit und Blutdopingkontrollen kurz vor Wettkämpfen, passt nicht zusammen. Zumal die meisten anderen Länder erst noch zu der Einführung solcher Kontrollmaßnahmen überredet werden müssen. „Die Maßnahmen treffen auch die ehrlichen Sportler“, sagte Gotzmann, „aber wir müssen uns die Möglichkeit offen lassen, diese Kontrollen durchzuführen.“

Jonathan Sachse auf Twitter: „Grundsätzlich zur NADA-Finanzierung: 9,7mio Gesamtbudget 2018. Zwei Drittel vom Bund. 2,8mio durch Sport, knapp 500.000€ durch Länder. Die Wirtschaft gibt nichts (mehr). „Wir sind kein attraktiver Partner“, sagt NADA-Chefin Gotzmann. „

Rückläufige Erfolgsquoten, Hoffen auf verstärkte Zusammenarbeit mit staatlichen Behörden wie Staatsanwaltschaften und Zoll, Hoffen auf Whistleblower, reaktive Übernahme neuer Erkenntnisse aus der Dopingpraxis – all das klingt nicht danach, dass das bestehende System tatsächlich Sinn macht und damit auch präventiv wirkt. Interesse bei Medienvetretern scheint das jedoch nicht geweckt zu haben.

Im Folgenden finden sich einige Fragen, die sich aus diesen Zitaten und dem Jahresbericht für mich ergeben, die sich allerdings nicht allein an die NADA selbst richten. Die angesprochenen Mängel des Dopingkontrollsystems haben viele Ursachen und können nur in gemeinsamen Anstrengungen der beteiligten Akteure, zu denen Politik und Sportverbände gehören, behoben werden.

– Wie aussagekräftig sind die Zahlen zu Kontrollen des Jahresberichts/der Jahresberichte?

Im Jahresbericht 2018, wie in den vorangehenden, werden die Zahlen der durchgeführten Kontrollen nach Sportart aufgelistet.

Auf welche Grunddaten beziehen sich diese absoluten Zahlen? Wieviele Personen sind pro Verband im Testpool und wie häufig wurden sie jeweils getestet? Bei Verdachtsmomenten mit Zielkontrollen erhöhen sich die Kontrollzahlen pro Person. Die veröffentlichten absoluten einfachen Kontrollzahlen haben somit wenig Aussagekraft. Einigermaßen sinnvolle Vergleiche zwischen den Verbänden und Einschätzungen machen somit keinen Sinn, sie wären nur möglich, wenn diese Zahlen in Relation stünden zu der Anzahl der zu testenden Kadersportler/innen eines Verbandes und der tatsächlich getesteten Personen. Dazu wäre auch anzugeben, in welche „Dopinggefährdungsklasse“ die Sportart eingeordnet wurde, denn danach richtet sich u.a. die Kontrollanordnung und -dichte.

Hierbei handelt es sich um Unklarheiten, die weltweit in Anti-Doping-Jahresberichten, auch in denen der WADA, vorkommen. Nationale und internationale Vergleiche lassen sich so nicht herstellen. Es bleibt lediglich festzuhalten, dass die Erfolgsquoten generell sehr niedrig liegen.

– Finanzierung des Kontrollsystems der NADA

Die Verbände beteiligen sich an der Finanzierung der Kontrollkosten. 2018 erstatteten die Spitzenverbände im DOSB 1.135.911 €, davon stammten allein vom DFB 800.000 €.

Was heißt das genau? Wie werden die Anteile errechnet? 2018 bekamen die Verbände einen neuen Beteiligungsschlüssel verordnet, wodurch sich die Kosten pro Verband stark erhöhten. Umgehend wurden daraufhin die Sportler*innen ebenfalls zur Kasse gebeten (DLF, 18.7.2018) .

„Diese Formel wurde von einer Arbeitsgruppe im DOSB entwickelt und beinhaltet Trainingskontrollen, Wettkampfkontrollen, Blutkontrollen, und auf Grund der hohen Anzahl von Kontrollen in unserem Verband, die von uns übrigens so gewollt waren, haben wir eine Summe zu zahlen, mit der wir überhaupt nicht gerechnet haben und auch nicht rechnen konnten.“

Verbände haben ein Mitspracherecht an der Kontrollausgestaltung und Kontrollanzahl seiner Sportler*innen. Doch wo lässt sich erfahren, wie diese Mitsprache aussieht, wie sich letztlich der NADA-Testpool zusammen setzt? Oder handelt es sich hierbei um Angaben, die das Überraschungsmoment für die Sportler/innen herab setzen könnte? Und vor allem, wie wird bestimmt, nach welchen Substanzen gesucht wird? Gibt es häufig Restriktionen durch mangelnde Finanzierung durch Verbände? Die Weigerung des DFB, Mitglieder stärkster Verband im DOSB, die 800.000 € nicht zu erhöhen, legt den Verdacht nahe, dass hier vom Verband legal gegen das bestehende Kontrollsystem, gegen eine ungewünschte Kontrolldichte agiert werden kann. Die NADA-Auskünfte sind dürftig (NADA FAQ)

– Erfolgsquoten

Gegenwärtig sieht es so aus, dass sich international und national die Dopingnachweise mittels Dopingkontrollen weiterhin auf einem sehr geringen Niveau bewegen, das bei weitem nicht dem entspricht, was verschiedene Studien unisono belegen.

Die deutsche NADA führt die sehr geringe nationale Überführungsquote u.a. darauf zurück, dass deutsche Sportler*innen wenig Neigung zum Doping hätten aber gleichzeitig muss sie zugeben, dass sie wohl eher einem zahnlosen Tiger gleicht, zumindest wurde ihr das durch die Operation Aderlass vor Augen geführt. Im Jahresbericht wird z. B. nur über Doping bei Sportlern berichtet. Die Affaire um Arzt Mark Schmidt zeigt jedoch deutlich, dass Doping ein kenntnisreiches Umfeld benötigt, wie es Ärzte, Trainer und Funktionäre sein können. Letztlich ist das eine sich aus der Dopinggeschichte ergebende Binsenweisheit. Dieses Umfeld, und ob Personen daraus Teil von Ermittlungen gewesen sind, erfährt jedoch im Jahresbericht keinerlei Erwähnung. Schmidt war spätestens seit den Vorgängen um das Team Milram 2009 kein Unbekannter mehr. Doch mit dem eigenen Instrumentarium sind die Ermittlungsgrenzen längst erreicht.

Eine Hoffnung liegt seit Langem darin, dass sich zukünftig immer mehr Whistleblower melden. 2018 kamen (nur oder immerhin?) 4 konkrete Hinweise. Die NADA zeigt sich vor allem dankbar für das Deutsche Anti-Doping-Gesetz, das ihr erlaubt, enger mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen zu arbeiten. Im Jahresbericht erwähnt wird, dass sie selbst an Staatsanwaltschaften 20 Strafanzeigen und 10 Informatorische Hinweise gegeben habe. Hat die NADA auch umgekehrt Hinweise von Staatsanwaltschaften erhalten?

Gleichzeitig hat sie eine Zusammenarbeit mit Sportradar probeweise aufgenommen. Diese internationale Organisation bietet den verschiedensten Sporteinrichtungen u.a. an, zu Korruption und Doping im Sport Untersuchungen vorzunehmen. Deren Anti-Doping-Abteilung wendet sich auch an die Anti-Doping-Agenturen und -Labore mit dem Ziel, intelligentere Zielkontrollen durchführen zu können um die extrem niedrigen Überführungsraten zu verändern.

Hier stellt sich die Frage, handelt es sich um sinnvolle Investitionen oder handelt sich auch/nur um die Ausweitung einer lukrativen Anti-Doping-Industrie mit zusätzlichen neuen Möglichkeiten zulasten von Sportler*innen, in dem ihre Persönlichkeitsrechte noch weiter eingeschränkt werden? Die Belastungen durch das ADAMS-System der WADA sprengt bereits das übliche Maß an Überwachung und Beeinträchtigung von Persönlichkeitsrechten. Es gibt immer wieder Kritik, auch von betroffenen Athleten, doch im Großen und Ganzen halten sie sich bedeckt, insbesondere Athleten, die darauf bestehen, sauber zu sein, und argumentieren, dass sie das gerne hinnehmen, wenn es hilft, ihre Dopingfreiheit zu beweisen.

Aber vieles spricht dafür, dass dem nicht so ist. Die rigiden Maßnahmen werden nur weiter verschärft, die Sportler/innen zunehmend kriminalisiert und der Generalverdacht wächst dennoch.

– Evaluierung des NADA-Codes 2015

Ende November 2018 wurde am Institut für Sportrecht an der Sporthochschule Köln dessen Evaluierungsbericht des Nationalen Anti-Doping-Codes 2015 (NADA-Code 2015) vorgestellt. Ziel war, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse darüber zu erhalten, wie bekannt der Code unter Leistungssportler/innen ist und ob sich damit etwas über die Wirksamkeit der NADA-Antidopingarbeit sagen lässt. Die Ergebnisse der Studie wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion in der Deutschen Sporthochschule Köln vorgestellt. Eine mit der Studie verbundene Befragung von Sportlern ergab eine hohe Kenntnis des Codes, viel Misstrauen gegenüber ausländischen Konkurrenten und eine geringe Dopingwahrscheinlichkeit bei deutschen Athleten. Ein willkommenes Ergebnis, um in der hier zitierten Pressemeldung die niedrige Dopingquote der NADA als bestätigt anzusehen. Die Studie wurde nicht veröffentlicht. (dshs-koeln.de: Neue Erkenntnisse in der Anti-Doping-Arbeit)

Im Jahresbericht findet sich hierzu nur eine kurze Notiz, erwähnt wird nicht, dass eine Folgestudie in Auftrag gegeben wurde. (dshs-koeln.de, 20.2.2019)

Im Jahresbericht 2018 findet sich auch eine kurze Notiz darüber, dass „die Maßnahmen und Angebote des Präventionsprogramms „GEMEINSAM GEGEN DOPING“ “ im Zeitraum August 2015 bis Dezember 2017 am Institut für Pädagogik der Deutschen Sporthochschule Köln evaluiert wurden. „Im Ergebnis wurden Entwicklungspotentiale sowie Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die die Referenten/innen bei der Weiterentwicklung der zielgruppenspezifischen Angebote der NADA unterstützen.“ Mehr Informationen hierzu sind nicht zu finden, auch nicht im Jahresbericht 2017.

Warum werden diese Ergebnisse nicht öffentlich und ausführlicher kommuniziert? Dopingprävention wird zunehmend von vielen Dopingexperten als eine der wichtigsten Säulen des Anti-Doping-Kampfes angesehen, damit steigt die Notwendigkeit, Präventionsprogramme so wirksam wie möglich zu gestalten. Transparenz der Programme mit den zugrundeliegenden Prämissen und erzielten Ergebnissen muss daher gewährleistet sein, um überhaupt eine Diskussion zu ermöglichen. Prävention wird nicht allein von der NADA betrieben, daneben gibt es wichtige Programme innerhalb von Verbänden und insbesondere der dsj innerhalb des DOSB, aber auch kleine private Initiativen mit viel Erfahrung und hohem Sachverstand, die im Interesse einer schlagkräftigen Präventionsarbeit vernetzt werden müssten. Die NADA könnte hierzu viel beitragen.

Warum geschieht das nicht?

– Fazit

Ist dieses System noch glaubwürdig? Hat sich nicht mittlerweile ein hohes Misstrauensniveau, ein Generalverdacht, verbreitet und lässt den sauberen Sportler*innen kaum noch Möglichkeiten, ihre Sauberkeit überzeugend darzustellen? Initiativen gibt es, wie z.B. das Quartz Programm, über das Sportler ihre persönlichen Daten offenlegen können. Doch haben Sie damit tatsächlich eine gute Chance, ihre Dopingfreiheit überzeugend darzulegen? Wohl nur, wenn man die dahinter stehenden Personen wie Pierre Sallet mit einem Vertrauensbonus versieht, denn auch diese Daten können mit professioneller Hilfe auf Manipulationen beruhen.

Sind zunehmender Verlust an Glaubwürdigkeit, dieser Generalverdacht nicht Probleme, mit der sich insbesondere Nationale Anti-Doping-Agenturen vorrangig beschäftigen müssten?

Der Jahresbericht der NADA 2018 beantwortet keine der angesprochenen Fragen, er könnte aber Anregung sein für verbesserte Darstellungen und hintergründige Nachfragen und dabei helfen, eine Diskussionskultur zu schaffen, die sich ernsthaft mit Lösungen des unzureichenden Doping-Kontrollsystems auseinandersetzt. Dies würde insbesondere den sauberen Sportler*innen zugutekommen, doch diese müssen sich ebenfalls an der Suche nach Lösungsansätzen beteiligen. Der Hinweis auf nichtdeutsche Verhältnisse kann dabei entfallen, denn letztlich muss erst einmal jeder bei sich anfangen. Die gegenwärtige Ausrichtung des Anti-Doping-Kontrollsystems mit den geringen Nachweisquoten unterstützt lediglich diejenigen, die kein Interesse an Anti-Doping haben, zementiert den Generalverdacht und schadet jeglichen Präventionsbemühungen.

Das Problem ist vielschichtig, nicht einfach zu lösen und verlangt die Auseinandersetzung mit Korrektur von liebgewordenen Denkweisen. Vorschläge gibt es zuhauf.


Monika 2019