Doping-Affaire Operacion Ilex
Die Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Stand 10.2.2024:
Anfang 2021 begann unter Federführung einer Spezialeinheit der Guardia civil (der UCO (Unidad Central Operativa), einer Einheit gegen die organisierte Kriminalität, Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche, Korruption, Cyberkriminalität u. a.) in Spanien die Operacion Ilex, die in Verbindung steht mit Ermittlungen um Doktor Marcos Maynar. Maynar wurde 2009 bereits für 10 Jahre wegen Dopings im portugiesischen Team LA-MSS gesperrt.
Neben der Beschaffung und dem Handel mit Dopingmitteln geht es hier um weitere kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche. Die Vorwürfe betreffen auch die Betreuung von Sportlern mit Ernährungs- und Trainingsplänen mit entsprechender dopingrelevanter rundum Unterstützung. Genannt wurden Mitglieder der Faculty of Sports Science an der University of Extremadura, der auch Maynar als Professor angehörte. Ende Juli 2022 wurde Astana-Fahrer Miguel Angel López als Verdächtiger genannt, er wurde allerdings entlastet. Später kamen Vater und Sohn Vicente Belda in den Fokus, der Sohn bei Astana beschäftig, der Vater einschlägig bekannt im Rahmen seiner Rolle als Sportlicher Direktor des Ex-Teams Kelme. Er war während dieser Zeit vermutlich tief verstrickt in Dopinggeschehnisse auch im Rahmen der Operation puerto, wurde jedoch nach 8 Jahren Ermittlungen von aller Schuld freigesprochen. Unter Verdacht kam auch der Ex-Fahrer des Teams LA-MSS Angel Vázquez Iglesias, der 2007 bereits für 4 Jahre gesperrt wurde. Auch dem spanischen Radsportteam Caja Rural-Seguros RGA sowie Schwimmern und Fußballern wurden 2022 gravierende Dopingvergehen vorgeworfen.
Im November 2023 erhielten einige spanische Zeitungen anonym ein Dossier der UCO mit Unterlagen zu der Operacion Ilex.
el pais: El exdirector ciclista Vicente Belda y su hijo, investigados tras la desarticulación de una trama de dopaje, 24.11.2022
cyclingnews: Former Kelme director Vicente Belda and his son caught up in Operacion Ilex doping investigation, 24.11.2022
RSN: Doping-Untersuchung um Ex-Kelme-Sportdirektor Belda, 25.11.2022
cyclingnews: Names of those involved in Operation Ilex currently unavailable to Spanish anti-doping authorities, 28.11.2022
VeloNews: Miguel Ángel López gets green light for racing return after drug trafficking inquiry, 1.8.2022
cyclinguptodate: Something smells rotten in Spanish cycling: chronicle of a 23-page document, 10.11.2023
cyclingnews: Operación Ilex doctor denies giving banned drugs to Miguel Angel Lopez, 21.11.2023
Am 5.2.2024 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft von Extremadura lediglich 4 bis 5 Anklagen erheben könnte da sich etliche Erkenntnisse nicht konkreten Ereignissen und Personen zuordnen ließen. Laut MARCA gäbe es nach Ansicht einiger Anti-Doping-Expertenn keine Verurteilungen in die Affaire verwickelter spanischer Personen, da keine eindeutigen Beweislagen vorhanden seien trotz z.B. abgehörter Gespräche von Vicente Belda über verbotene Medikamente wobei nicht deutlich wird, ob er diese auch Sportlern Verbotenes verabreicht hat.
Mit großer Wahrscheinlichkeit dürften Doctor Marcos Maynar und Exsportdirektor Vicente Belda von Anklagen betroffen sein. Ob Nacho (Ignacio Bartolomé), Doktorant an Maynars Universität, der unter Verdacht steht, Handel mit Dopingsubstanzen betrieben zu haben, angeklagt werden wird, ist offen. Dass Vicente Belda García (Sohn von Vicente Belda), Luis Vicente Otin und Ángel Vázquez mit Anklagen rechnen müssen, ist eher unwahrscheinlich.
El Pais and Ciclo21 quoted the prosecutor’s report as saying there was not enough evidence of direct doping to move further ahead with other charges, with the report apparently stating „it was not sufficiently demonstrated which athlete was due to receive [injectable medical products].“
Nor was it possible to show, the report added, „which race they [the products] were connected with, nor if they were actually used or had a particular effect [on performance], nor what degree of risk was involved [by using them].“ (cyclingnews, 5.2.2024)
MARCA: A vueltas con la ‚Operación Ilex‘: „Si el caso concluye así, España quedará como el paraíso para el dopaje“, 4.2.2024
MARCA: Operación Ilex: sea cual sea la resolución del juez, no habrá consecuencias para los españoles, 8.2.2024
Marca: Novedades en la ‚Operación Ilex‘ de dopaje: la causa sigue abierta para Maynar y Vicente Belda padre, 9.2.2024
Sportrechtlich verurteilt wurde im Mai 2024 der kolumbianische Radsportler Miguel Ángel López, dem Anwendung und Besitz des Wachstumshormons Gonadotropin zur Last gelegt wurde und dafür eine 4-Jahres-Sperre erhielt.
UCI: UCI statement concerning Miguel Ángel López, 29.5.2024
cycling weekly: Miguel Ángel López receives four-year doping ban, 29.5.2024
Chronologie Operacion Ilex – Cronología del caso
Marca stellte in dem Artikel vom 4.2.2024 eine kurze Chronologie der Affaire Operacion Ilex zusammen, gespickt mit Fotos aus dem Dossier.
Aufgrund der Möglichkeit, dass alles wieder im Sand verläuft, merkte der Autor an:
Der Richter wird nun auf Grundlage des Berichts des UCO und der Staatsanwaltschaft von Extremadura entscheiden müssen, ob er ein neues Verfahren eröffnet wird, das, wenn alles so weitergeht, im Jahr 2024 sein wird und Gefängnisstrafen nach sich ziehen könnte. Andernfalls würde der Fall eingestellt und nur Maynar und Nacho wegen Drogenhandels zu drei Jahren Haft verurteilt. Von dem Doping, das in den Augen der UCO und der UCI dokumentiert ist, gäbe es keine Spur. Es würde mit einer Situation enden, die nach Ansicht mehrerer Mitglieder der Operation und nach dem, was in unserem Land mit anderen Operationen wie Puerto passiert ist, „Spanien als Dopingparadies zurücklassen würde.“ „
Zeitfenster für Doping (s.a. >>> doping-archiv: Zeitfenster für Trainingskontrollen in Spanien)
Interessant sind Hinweise, die aus dem UCO-Dossier hervorgehen. Die Zeitung MARCA (zitiert von cyclingnews) berichtete darüber und legte offen, wie die spanische Datenschutzregelung (Schutz des Persönlichkeitsrechts) die Regelung des WADA-Codes überschreiben. Ebenso verhindern weltweit fehlende Dopingkontrolllabore erfolgreiche Dopingkontrollstrukturen und -managements. Danach sind in Spanien Zeitfenster, in denen nicht kontrolliert werden kann, weit großzügiger als im WADA-Code vorgesehen, zu berücksichtigen. Dopingmanipulationen werden damit leicht.
„Privacy laws in Spain prohibit doping controls at athletes‘ homes between 11:00 p.m. and 6:00 a.m. – a period long enough for some drugs to leave their system. The UCI has been able to a few night time tests due to strong suspicions of doping and after obtaining special permission from Spanish authorities.
„They have studies in which they know how long the substance lasts in their body and that means that, for example, doctors can ‚prescribe‘ a substance at 11:01 p.m. so that, at 6:00 in the morning, there is no longer a trace in your body,“ an un-named anti-doping expert told Marca.
Another problem for doping controllers is a requirement for samples to be delivered for analysis within 48 hours of collection which is a major problem for some countries that have few accredited laboratories.
There is only one WADA-accredited lab in South America and Africa. The laboratories in Brazil and South Africa serve the entire continent, making a 48-hour delivery difficult. Even in Spain, blood samples can only be drawn until noon on Thursday for out-of-competition testing to meet the 48-hour window.
„From Thursday night to Sunday they can do whatever they want because almost certainly no one will check them,“ the source told Marca.“
MARCA: Así se escapan los dopados: „Los tramposos saben que su turno llega en la ventana de noche y los findes“, 6.2.2024
cyclingnews: Operation Ilex report suggests athletes are still ‚gaming the system‘ a la Armstrong, 7.2.2024
radsport-news: Marca berichtet über “Doping-Zeitfenster“ in Spanien
Zudem war es in Spanien, zumindest bis Ende 2023 schwierig, Sportler*innen aufgrund des biologische Passes zu sanktionieren.
>>> doping-archiv.de: 2015-2023 Spanien: Biologischer Pass und Sanktionen