Doping-Reform: Doping-Prävention

>>> Inhalt Dossier Reform Antidoping

Doping-Prävention

siehe hierzu auch die Anmerkungen zur Finanzierung von Doping-Prävention >>> Schwächen des Doping-Kontrollsystems / der Prävention: finanzielle Ressourcen

Der Komplex Doping-Prävention ist umfangreich und beinhaltet unterschiedliche Bereiche.

Dopingprävention soll Sportler*innen davon abhalten, zu dopen. Am Häufigsten wird mit Aufklärung und Abschreckung gearbeitet. Hierbei werden das Anti-Dopingreglement erläutert und die Gefahren des Dopings aufgezeigt. Das Sanktionssystem des Sports beruht letztlich auf der Annahme der Abschreckungswirkung von Strafen.

Die Notwendigkeit solcher Maßnahmen ist unbestritten, immer wieder zeigt sich, dass betroffene Athleten und Athletinnen ebenso wie ihr Umfeld schlecht informiert waren und sind. Unbewiesen ist allerdings, dass hohe Strafen tatsächlich große abschreckende Wirkung entfalten. Die Realität zeigt eher, dass Dopinganfälligkeit und Dopinghäufigkeit mit Aufklärung und Strafe allein nicht zu bekämpfen sind.

Richard McLaren, 2017:
Athletes’ entourages must prevent, rather than avoid

Coaches
Trainers
Medical Professionals
Others

Prevent, not avoid doping infractions

Änderungen WADA-Code 2021:
Eigener Standard für Prävention:
Der „International Standard for Education“ harmonisiert die weltweite Präventionsarbeit und verpflichtet dazu, Maßnahmen zu setzen, bspw. die verpflichtende Information und Schulung aller Teilnehmer (Sportler, Trainer, Betreuer, Funktionäre) vor sportlichen Großereignissen. Das neue Regelwerk wird die internationalen Verbände und in weiterer Folge die nationalen Verbände in die Pflicht nehmen, entsprechende Maßnahmen zu etablieren.

Daher gibt es seit vielen Jahren Bemühungen, den Präventionsschwerpunkt zu verlagern, auszuweiten, neu zu definieren und die Präventionsarbeit umfassender zu strukturieren. Das ist jedoch wesentlich vielschichtiger als die herkömmliche Herangehensweise. Diese Ansätze bedienen sich aus den Erfahrungen z. B. der Sucht-, Gewalt- und Gesundheitsprävention. Ein wichtiger Aspekt ist, dass bereits im Kinder- und Jugendalter damit begonnen werden muss und dass vor allem deren familiäres, schulische und sportliche Umfeld mit einbezogen werden sollte – eine Herkulesaufgabe, angesichts fehlenden Verständnisses seitens Verantwortlicher und Betroffener, mangelnder finanzieller Mittel, Kompetenzstreitigkeiten und letztlich auch Theoriekontroversen.

Ein sehr schwieriges Feld in der Diskussion ist zum Beispiel der Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln, der zunehmenden Medikamentalisierung (Erfindung immer neuer Krankheiten) vieler Gesellschaften und damit der zunehmenden Überzeugung, Mittel und Medikamente seien unabdingbar um fit, gesund und leistungsfähig zu werden und zu bleiben. Hier kommt das bisherige Anti-Doping-System des Hochleistungssports mit Kontrollen und Strafen schnell an seine Grenzen, eine Kontrolle des Amateur- und Freizeitsports mit ähnlichen Methoden ist Illusion, denn je mehr das Alltagsdoping an Bedeutung zunimmt, je schwieriger dürfte es werden, jungen Menschen etwas von Dopingmentalität und Verzicht auf ergänzende Mittel näher zu bringen und Bewusstsein zu beeinflussen.

Es gibt einige Länder, die seit vielen Jahren, auch mit Hilfe und Abhängigkeit von Politik, versuchen, entsprechende Präventionsprogramme zu etablieren. Diese Programme sind höchst unterschiedlich. Zu nennen sind vor allem Frankreich, Italien, Kanada und auch Deutschland, wobei hier Einiges nebeneinander her läuft und die Zusammenarbeit zu wünschen übrig lässt. Auch auf europäischer Ebene gibt es Studien und Projekte.

Mittlerweile fehlt die Erwähnung einer umfassenden früh eingreifenden Dopingprävention in kaum einer ernsthaften Problemanalyse, doch Antworten auf die Frage, wie diese weltweit sinnvoll etabliert werden könnte, sind Mangelware.

Die Anti-Doping-Strukturen und Organisationen in vielen, wenn nicht in den meisten Ländern sind organisatorisch und finanziell kaum in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Zumal die Präventionsprogramme jeweils auf das betreffende Land angepasst werden müsste.

Informationen zu Präventionstheorien, -programmen und zu Beispielen sind zu finden unter

doping-archiv.de: Doping-Prävention

siehe insbesondere Patrick Laure: Die Prävention von Dopingmentalität: der Weg über die Erziehung

Martin Schimke, Sportrechtler am CAS:
Prävention ist für mich das Wichtigste. Gerade auch in der Schule. Aber da muss man Geduld und Geld investieren, vielleicht braucht es auch eine neue Generation, um in Sachen Doping eine neue Werteskala zu vermitteln. Diese Sensibilität war ja über Jahrzehnte im Sport gar nicht gegeben. Zumindest kommt die Selbstregulation ja aus dem Sport selbst. (19.6.2018)

Es gibt viele Möglichkeiten für Präventionsprojekte. Zum einen müssen die internationalen Strukturen mit WADA und Sportverbänden solche begünstigen, unterstützen und selbst anbieten. Dazu gehört z. B. auch die Förderung von Ideen wie Duale Karrieren und Athletenrente, s.u. . Aber es müssen sich auch nationale Präventionsstrukturen und Projekte entwickeln bis hinein in die Vereine und Clubs und letztlich auch bis in die Schulen (s. z.B. NADA-Materialien).

Theoretisches

MATT ENGLR-CARLSON, California State University Fullerton, USA

Matt Englar-Carlson, The clean corrective, Can thinking about clean cyclists enhance anti-Doping? in Doping in Cycling, Bertrand Fincoeur et al.:

… This chapter has focused on the clean cyclist and the sport of cycling by putting forth the notion that a goal of anti-doping is to create spaces where clean athletes are protected and valued, but at first clean athletes and the networks around them need to be understood. The question is how can this change occur in professional cycling? It seems apparent that true change within cycling can only occur when there is a cultural change/shift that emphasises clean athletes and sport, meaning that the context itself has to shift. That shift occurs when anti-doping is less reactive to violations and more focused on the bigger issue of doping prevention. This chapter suggests one place to start is to shift from thinking about primarily doping and beviance to broadening the anti-doping focus to include elevating clean athletes, behaviours, and sporting cultures.

Anti-doping cannot primarily be about deterrence and testing, rather it could be expanded to include more prevention efforts. One tool to help better understand clean sport is offered by the field of positive psychology. Positive psychology research is broad in scope, but incorporates concepts such as resiliency, self-efficacy, wellness, optimal and peak performance with an emphasis on health and adaptability as opposed to dysfunction and illness. A positive psychology perspective posits that anti-doping is best comprehended by a clear understanding of both doping and clean behaviour with a focus on the well-being of athletes and the conditions, strengths, and virtues that allow clean athletes to thrive.

For anti-doping, the definition of success has to be both relevant and achievable. Ultimately, success is not measured on whether anti-doping efforts stop all cheaters or eradicate doping completely. Rather success is achieved when professional spaces exist where clean athletes are protected and valued and feel that hard work and talent and luck will be enough to compete and train successfully. If anti-doping accomplishes that goal, it does not have ro stop every doper. The cheaters will exist, but they’ll be the anomaly, the outlier and not the norm. Sports culture will prize not just great competition, but great, clean, competition.

Gerhard Treutlein:
[Er] sieht die Grenze des Zumutbaren hinsichtlich des Eingriffs in die Persönlichkeitsrechte bei Sportlern längst überschritten. Er fordert daher eine völlig andere Ausrichtung. „Man sollte eigentlich die Zahl der Kontrollen auf die Hälfte reduzieren, das würde als Abschreckung genügen und dann lieber das Geld nehmen und das Geld in die Prävention reinstecken. Wir sind bei der Prävention total entfernt von einer flächendeckenden Dopingprävention. Das, was wir machen, ist gewissermaßen Alibi.“ (Magazin doping, 3/2017)

GERHARD TREUTLEIN, Pädagoge und Präventionsexperte

Gerhard Treutlein (verstorben im März 2022) engagierte sich Jahrzehnte in der Doping-Präventin. Zusammen mit der Deutschen Sport Jugend dsj innerhalb des DOSB entwickelte er umfangreiche Materialien und rief das Juniorbotschafter-Projekt, das mittlerweile einige Nachahmer hat, ins Leben.

„Wir dürfen uns nicht auf einen engen Begriff von Doping und auch nicht auf Dopingprävention als solches einschränken lassen. Sandro Donati bereitet in Italien Präventions-Aktionen vor, die relativ weit gediehen sind, in denen der gesamte Präventionsbereich zusammen genommen wird, also Nikotin, Alkohol, weiche und harte Drogen und Doping. In Verbindung wird dies dann gleichzeitig mit der positiven Richtung, mit der Entwicklung von Lebenskompetenz und gesundem Lebensstil, gebracht. Das versuchen wir auch, denn wenn Jugendliche eingespurt sind in Richtung gesunder Lebensstil, ist die Chance zumindest größer, dass mehr von Ihnen die Finger von Medikamentenmissbrauch un Doping lassen.

Wir haben einen weiteren Schwerpunkt in unserer Arbeitsweise, wir arbeiten möglichst wenig mit dem Abschreckungsansatz. Wenn ich lese, ‚Rauchen tötet’, frage ich mich, was kommt an. Allerdings muss in der Gesamtproblematik auch der Komplex der Nebenwirkungen behandelt werden, so dass wir nicht ganz ohne Abschreckung bzw. in diesem Fall von Information auskommen.

Ich hatte mich der Illusion hingegeben, es gäbe verschiedene Ansätze, die sich alle nicht als wirksam erwiesen haben, aber unser Ansatz, der in Richtung Informieren, Reflektieren, Argumentieren geht, würde ausreichen. Es zeigt sich aber, dem ist nicht so, man muss die anderen Ansätze teilweise mitberücksichtigen. Die konkrete Arbeit an der Basis bringt erheblichen Erkenntnisgewinn. (Gerhard Treutlein, Interview)


Gerhard Treutlein fasste die notwendigen Schwerpunkte der Präventionsarbeit wie folgt zusammen (Zeitschrift Doping, 3/2017):

• Problembewusstsein entwickeln,
• Wissensgrundlagen zu Wirkungen und Nebenwirkungen vermitteln,
• zur Reflektion von unterschiedlichen Positionen zur Verwendung von Drogen, Nahrungsergänzungs- und Schmerzmitteln anregen,
• konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und einüben, sowie
• den selbstbestimmten Umgang mit der Problematik anstreben.

Konkrete Ziele der Präventionsarbeit sollten sein:

• Die Entwicklung von Dopingmentalität verhindern.
• Durch Reflexion und Entwickeln von Entscheidungsfähigkeit die Widerstandsfähigkeit gegen Betrug erhöhen.
• Sporttreibende Kinder und Jugendliche für gesunde Lebensführung und gegen eine unkontrollierte Einnahme von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln sensibilisieren (aber: Kinder folgen dem Vorbild ihrer Eltern, nicht ihrem Rat – deshalb ist Elternarbeit notwendig).
• Das Umfeld von Sportarten in denen Ernährung und Körpergewicht eine herausragende Rolle spielen (Turnen, Sportgymnastik, Gewichtheben, Kampfsportarten oder Ausdauersport), für ihre besondere Verantwortung sensibel machen.
• Bewusstsein dafür schaffen, dass Trainingspläne für Heranwachsende von den Verantwortlichen (Trainer/innen, Physiotherapeut/innen, Ärztinnen und Ärzte) und dem persönlichen Umfeld (vor allem Eltern) immer unter Einbeziehung von Themen wie Doping und Überforderung thematisiert und problematisiert werden müssen.
• Kindern und Jugendlichen vermitteln, in Versuchungssituationen aus eigener Überzeugung dem Griff zu leistungssteigernden Mitteln zu widerstehen – auch wenn sie sich so gegen möglichen „Erfolg“ entscheiden (mentale Stärkung).

SARA TALPOS, freie Autorin für Wissenschaft und Kunst

Sara Talpot: Amid Olympic Anti-Doping Efforts, Calls for a More Sociological Approach, 2.9.2018

Sara Talpos fasst aktuelle Studien zusammen, die sich mit der Gesamtproblematik des Doping auseinandersetzen und dabei die sozialen und psychologischen Komponenten und Verflechtungen zu ergründen versuchen. Vorreiter hierfür sind Bette/ Schimank mit ihrer Studie ‚Doping im Hochleistungssport‘ 1995. Die von Sarah Talpos hervorgehobene zunehmende Berücksichtigung auf Werte basierter Anti-Doping-Strategien führt direkt zu den oben angeführten Präventionsansätzen.

A growing number of social scientists, administrators, and even laboratory directors agree. Their message: In addition to laboratory testing, a psychosocial approach is needed, and anti-doping efforts should not rely solely on fear of getting caught. Many experts now advocate for what’s referred to as “values-based” or “community-based” interventions that support athletes as partners in prevention — not simply as subjects to be policed. When asked to explain their decision not to dope, athletes often cite a personal moral compass, which includes values such as honesty and fairness. Finding ways to appeal to and nurture those values in all athletes, many anti-doping activists now say, is likely the best way to curb cheating, and protect the integrity of competition.

PERIKLES SIMON, Sportmediziner Universität Mainz

Perikles Simon:
Ich denke, die Nationale Anti-Doping-Agentur hat durch die Bereitstellung von Informationsmaterial zur Dopingprävention für ein paar Hunderttausend Euro mehr erreicht als die Anti-Doping-Forschung und die Kontrollen.

Perikles Simon, Mitautor der Studie zur Dopinghäufigkeit bei der Leichtathletikweltmeisterschaft 2011 und bei den Pan-Arabischen Spielen 2011 verlangt grundsätzliche Reformen des Anti-Dopingsystems. Dazu gehört auch eine starke Hinwendung zur Doping-Prävention, wobei auch hier wie in den anderen Strukturen eine strikte Unabhängigkeit zu schaffen sei.

Auf diesen Bericht hin hätte aus Sicht von Simon der Impuls nahegelegen, das Anti-Dopingsystem viel stärker in seiner Grundstruktur zu reformieren. Denn ein von Prinzipien der Gewaltenteilung und der Unabhängigkeit geprägtes Kontrollsystem erscheint mitunter geeigneter, um die klar benannten menschlichen und politischen Faktoren besser in den Griff zu bekommen.

„Schaut man über Russland und Jamaika hinaus auch auf die deutschen Strukturen im Anti-Dopingkampf, so wird schnell klar, dass es auch bei uns noch Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich der Unabhängigkeit der Dopingkontrollinstanz aber auch der Dopingpräventionsarbeit geben könnte“, so Simon. Er rät insbesondere dazu, die Kapazitäten beim Bundesministerium des Innern (BMI), das für die Förderung des Spitzensports zuständig ist, kritischer zu hinterfragen. Es flössen, laut Simon, immerhin erhebliche Steuermittel in eine medaillenzentrierte Sportförderung. Dass das BMI darüber hinaus auch noch gleichzeitig für die NADA und somit die Dopingbekämpfung und die Dopingprävention zuständig ist, erscheine da unglücklich. Das Dopingkontrollsystem und die Dopingprävention gehörten zudem nicht in dieselbe Hand und sollten überdies streng unabhängig von den Institutionen des Spitzensports von ihrer Grundstruktur her aufgestellt sein.

dsj Deutsche Sportjugend

dsj-Broschüre, März 2018
>>> Wie begegnen wir der Entwicklung von Dopingmentalität?

Zitat:
Daraus ergeben sich wesentliche Forderungenfür Dopingprävention in Deutschland:

1. Wir brauchen eine fachliche Auseinandersetzung darüber, was ein ausreichendes Maß an Doping-Kontrollen ist, und eine solide finanzielle Ausstattung, die eine Erarbeitung neuer Nachweismethoden ermöglicht und zugleich die flächendeckende Prävention von Medikamentenmissbrauch und Doping umfasst.

2. Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens und Handelns, zum Schutze der Individuen als auch des Sportsystems. Als Basis hierfür muss das Problembewusstsein in Vereinen sowie Landes- und Bundesverbänden wesentlich entwickelt werden. Nur dann wächst die Bereitschaft, Maßnahmen durchzuführen und Präventionsexpert/innen einzusetzen.

3. Damit hängt die Notwendigkeit der Ausbildung einer großen Zahl von Präventionsexpert/innen zusammen – als Voraussetzung für eine flächendeckende Prävention, um zum Argumentieren und Reflektieren anzuleiten sowie zum Treffen von sinnvollen eigenen Entscheidungen und zu ihrem Verantworten.

4. Der Themenkomplex „Medikamentenmissbrauch, Doping im Leistungssport sowie Alltagsdoping“ sollte in ein Schulfach „Gesundheitserziehung“ integriert werden.

5. Wir brauchen eine, von Bette und Schimank schon 1995 geforderte, externe und unabhängige Beobachtungsplattform (z.B. eine kleine Gruppe unabhängiger Sportwissenschaftler usw.). Sie soll den organisierten Sport und die Gesellschaft rechtzeitig auf sich entwickelnde Probleme hinweisen und Veränderungsvorschläge einbringen können. Ohne all dies ist der Leistungssport wie ein Zug, der führerlos auf einen Abgrund zurast.

Ein letzter Appell:

Liegt uns etwas an einem sauberen Leistungssport als wertvolle Möglichkeit für die Persönlichkeitsentwicklung der Jugend, so sollten wir als Voraussetzung dafür die Forderung des französischen Sportpädagogen Jacques Personne akzeptieren: Aucune médaille ne vaut la santé d‘un enfant – keine Medaille der Welt ist es wert, dafür die Gesundheit eines Kindes zu riskieren!

Praxisprojekte

WADA eLEARNING PLATFORM (ADeL)

ie WADA stellt ab dem 30.1.2018 eine Plattform zur Verfügung, auf der sie umfangreiche Anti-Doping-Informationen und Lernprogramme anbietet. Neben Athleten richtet sie sich auch an Trainer und Eltern. Verbände, Nados können zudem die Elemente ihren eigenen Bedürfnissen anpassen und einsetzen.

Das Angebot könnte ein Anfang sein für eine weltweite national angepasste Dopingprävention.

WADA: WADA launches new anti-doping eLearning platform (ADeL)

doping-archiv.de: Doping-Präventionsprojekte, national und international

Diese Zuammenstellung bezieht sich vor allem auf ältere Projekte. Mittlerweile weren die Präventions-Aktivitäten vor allem von Nationalen Anti-Doping-Agenturen wahrgenommen, gelegentlich auch von Nationalen und Internationalen Sportverbänden.

Duale Karriere und Athleten-Pension

DUALE KARRIERE

Sportelr*innen stehen häufig nach ihrer sportlichen Karriere ohne berufliche Perspektiven dar. Das kann Ängste während der und vorallem gegen Ende der Laufbahn hervorrufen. Nicht selten werden dadurch aktive Zeit hinausgezögert und versucht mit verbotenen Mitteln das nötige Leistungsniveau zu erhalten. Der Vorschlag, neben dem Sport noch eine qualifizierte Schul- mit Berufsausbildung zu absolvieren und solche zu fördern, ist daher schon ziemlich alt. Diese duale Karriere gelingt jedoch immer weniger Spitzensportlern. Dabei stellt sich die Frage, ob die Belastungen durch das Training, die schon in sehr jungen Jahren mancherorts immer höher werden, solch eine Doppelbelastung überhaupt zulassen.

DOSB-BERATUNGSKOMMISSION DOPING IN DEUTSCHLAND – ABSCHLUSSBERICHT, 11.6.2014

1. Berufliche Förderung der Athleten während und im Anschluss an den Sport

Es erscheint fraglich, ob sich die strukturellen Bedingungen, unter denen der Spitzensport und dessen Akteure stehen, bei realistischer Betrachtung gänzlich zu Gunsten der Integrität der sportlichen Leistung beeinflussen lassen. Sie liegen in der Eigenart des Spitzensports als Gegenstand des allgemeinen Interesses von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Medien und natürlich auch des Athleten, der aus dem Erfolg Nutzen ziehen kann.

Unverzichtbar ist es jedoch, alle Mittel einzusetzen, die den Erfolgsdruck des Athleten abschwächen können, um die Chance auf einen dopingfreien Sport zu erhöhen. Als Wege zu diesem Ziel kommen in Betracht:

1. Die berufliche Absicherung des Athleten nach Ende seiner aktiven Sportlerzeit (Sport als Beruf auf Zeit) kann zur Bereitschaft des Athleten beitragen, seine sportlichen Leistungen nicht zu manipulieren. Das Konzept der „dualen Karriere“ erscheint überzeugend …

2. Die Bestellung von Beauftragten an den Hochschulen für eingeschriebene Sportler ist zu begrüßen.

Gleiches gilt für alle Maßnahmen, die dem Sportler in dem von ihm gewählten Berufsfeld nach Beendigung der Sportkarriere hilfreich sind.

Jonas Plass, Ex-Sprinter:

Plass: … Wie zum Beispiel Professor Treutlein, der Leiter des Zentrums für Dopingprävention der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg, sagt: Die Duale Karriere ist die beste Prävention. Wir haben in Deutschland einfach einen immensen Wohlstand. Mit einem positiven Doping-Befund kann man sich seine berufliche Zukunft verbauen. Unsere Sportler haben einfach zu viele Alternativen. Da sagt man lieber: Wenn ich zu einer EM komme, und da vielleicht sogar ein Finale laufe, dann reicht mir das. Aber in anderen Nationen, in denen man weniger zu verlieren hat, geht man so ein Risiko leichter ein, um auch zu WM oder Olympia zu kommen.

Wenn du wirklich davon gut leben willst, und vielleicht noch einen Puffer für die Zeit nach der Karriere einrechnest, dich voll auf den Sport konzentrierst und erst nach der Sportlerkarriere eine Ausbildung machst – dann bist du ja fast gezwungen, an einer internationalen Meisterschaft teilzunehmen, um auch Sponsorengelder zu bekommen. Und dann bist du in diesem Teufelskreis gefangen. Selbst wenn du in einer Sportfördergruppe bist: Du musst immer deine Leistung bringen, um da drin zu bleiben. Am besten ist es, wenn du da unabhängig bleibst.

Stéphane Diagana, Ex-Hürdenläufer:

C’est l’éducation que j’ai eue. C’est le pourquoi j’ai fait du sport de haut niveau. Au début, je voulais faire du sport, avant de faire du sport du haut niveau. Je n’ai jamais rêvé d’être champion quand j’ai commencé et que j’ai pris ma première licence d’athlétisme. J’avais la passion de ce que je faisais. Ca m’a fait progresser. Ca m’a permis de rentrer à l’INSEP. Et à l’entrée à l’INSEP, j’ai commencé à avoir un peu plus d’ambitions. On ne va pas à l’INSEP juste pour s’amuser et prendre du plaisir à faire de l’athlétisme. Il y avait toujours ce plaisir, mais il y a les objectifs qui commencent à apparaître. On prend une place là-bas, on a cette responsabilité d’aller chercher le haut niveau, le plus haut niveau possible. Le fait de ne pas arriver avec l’envie d’être champion à tout prix, même si j’avais une forte motivation, je pense que ça m’a protégé. J’aimais ce que je faisais au quotidien. Quand je suis arrivé aux Jeux Olympiques, je ne me suis pas dit « Ca fait 4 ans que tu t’emmerdes tous les jours, maintenant, il va falloir que ça paie. » Là, ça peut forcément vous amener sur des chemins un peu dangereux en matière de dopage. Le fait que j’ai des études à côté, que je me construise un avenir, l’éducation de mes parents, celle de Fernand, ce sont des garde-fous. Les études, c’est l’un des garde-fous les plus importants. C’est le cas pour beaucoup de sportifs. Quand j’entends parler de double projet, et qu’on dit que c’est bien pour l’après, je réponds « Non, ce n’est pas bien pour l’après, c’est bien pour pendant la carrière. » Car cela peut donner un équilibre et une sérénité. Pour en avoir discuté avec certains athlètes qui ont essayé le tout sport ou le moitié-moitié, j’ai bien vu qu’ils se sentaient mieux avec le moitié-moitié, et plus performants. Ca n’empêche pas la performance. Mais en plus, cela peut préserver de ces dérives-là. C’est important.

ATHLETEN-PENSION

Da eine Duale Karriere mit Sicherheit nicht für alle Sportler*innen, zumal weltweit gesehen, in Frage kommt bzw. nicht realistisch ist, könnte die Einrichtung von Pensionskassen ein Vorschlag sein, der mehr Chancengleichheit bietet.

Eine australische Forschergruppe um Dr. Liam Lenten ist dieser Frage mit einer Pilotstudie nachgegangen. Für ihn hat die Idee Potential, auch wenn der Weg bis zu einer Umsetzung noch sehr lang sein dürfte und viel Überzeugungsarrbeit geleistet werden müsste.

cyclingtips: Cash bonuses for clean athletes: a better way to fight doping?, 28.11.2017:

The concept is simple. Like a retirement fund or pension, superannuation involves setting aside money for use later in life. In a sporting context, conditional superannuation would require athletes to put aside a percentage of what they earn throughout their career (prize money, salary and endorsements). The athletes wouldn’t get access to the money again until several years after their retirement, and only then if they’d managed to stay clean throughout their career, and in the years afterwards.

Dr Lenten and his team uncovered some promising results. As they write in their Journal of Sport Management paper: “The outcomes demonstrate that in an experimental policy simulation, a conditional superannuation policy is likely to result in a lower likelihood of doping (compared with other standard punishments), without compromising the intensity of athletes’ competitive efforts.”

Beyond these promising initial results, Dr Lenten and his colleagues believe there are other benefits to be had from a conditional superannuation scheme. Firstly, funds confiscated from those who still decide to cheat could be used to pay for other anti-doping measures3. Secondly, as the Journal of Sport Management paper reads, the money that’s set aside could be invested, benefiting the athlete in the long term: “This retirement sum could be placed under professional fund management, ensuring that athletes return the best yields and possibly receive advice on the careful oversight of other income and investments.”

“The conditional superannuation can be framed to athletes more as an incentive to stay clean rather than just another punitive measure on top of all the others.”

Monika