Schwächen des Doping-Kontrollsystems / der Prävention: finanzielle Ressourcen
>>> Inhalt Dossier Reform Antidoping
Wirksame, umfassende Dopingkontrollsysteme kosten Geld, viel Geld. Seit Gründung der Deutschen NADA kämpft diese um eine ausreichende bzw. bessere Finanzierung, um mehr Sponsoren. Weltweit gesehen steht die deutsche NADA jedoch gut da.
Vielen Ländern fehlen ausreichend Gelder. Unabhängig von politischem Willen liegt es auf Grund wirtschaftlicher Gegebenheiten auf der Hand, dass Anti-Doping keine Priorität haben kann.
Ein Beispiel ist Kenia. Seit Jahren häufen sich die Dopingfälle kenianischer Sportlerinnen und Sportler. Kenia gilt als Doping-Hochrisikonation. Dokumentationen berichten von der verbreiteten Dopingkultur mit leichtem Zugang zu Dopingmitteln. Dopingkontrollen müssen daher nicht erst bei den international startenden Athlet*innen ansetzen sondern wesentlich früher mit Präventionsprogrammen, Kontrollen und staatlichen Programmen in Bezug auf Betreuungspersonal, Ärzteschaft, Apotheken und auch international tätigen Agenturen. In diese Richtung gab es in letzter Zeit Fortschritte und viel Lob. Im September 2024 wurde jedoch bekannt, dass die finanziellen Mittel stark gekürzt werden.
„ADAK chairman Daniel Makdwallo warned the agency cannot run its operations, having been allocated 20 million shillings (155,000 U.S. dollars) down from the 2.23 million dollars it received in the previous fiscal year.
„We are at risk of not being able to host or send any of our sportsmen for international competitions because the Agency cannot carry out its regular testing activities both in competition and out of competition,“ the chairman told journalists in Nairobi.“ (Nation 17.9.2024, Report 18.9.2024)
Laut einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 26.7.2024 mit Mario Thevis, Leiter des Kölner Anti-Dopinglabors, gibt es durchaus Fortschritte in der Gleichbehandlung von Athlet*innen hinsichtlich internationaler Veranstaltungen.
… Über die Jahre ist das Spiel zwischen Kontrolleuren und Manipulateuren hochkomplex geworden. Die Existenz der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), der Nationalen Anti-Doping-Agenturen (NADA), von 30 Laboren spricht für ein flächendeckendes Konzept. Aber die Lücken sind unübersehbar. 17 Laboren in Europa steht eines für ganz Afrika, eines in Südamerika gegenüber.
„Ich würde die Qualität nicht von der Zahl der weltweit verfügbaren Labore abhängig machen, sondern von der Kontrollaktivität der jeweilig verantwortlichen Antidopingorganisationen. Hier wäre sicherlich eine an die Athletenanzahl angepasste und angemessen hohe Kontrolldichte zielführend“, sagt Professor Mario Thevis, unter anderem Leiter des Kölner Anti-Dopinglabors.
Die Forderung der deutschen NADA, jedem Land einen Start bei Olympischen Spielen erst dann zu gestatten, wenn es sich auch in der Disziplin Antidoping qualifiziert habe, verhallte. Warum? Sauberkeit ist nicht nur eine Frage der Haltung, sondern auch der Kosten. Und doch sieht NADA-Vorstand Lars Mortsiefer Verbesserungen, seit die Internationale Test-Agentur (ITA) mehr ins Spiel kommt.
„Der Einsatz der ITA im Vorfeld der Spiele von Paris hat zu einer deutlich besseren Lage geführt als vor den letzten Spielen. Das gilt zumindest für Athleten, die schon früh in einem der höchsten Testpools (Sportarten mit besonderer Doping-Relevanz/d. Red.) aufgenommen wurden. Die sind dann auch engmaschiger kontrolliert worden, ob nun Amerikaner, Chinesen oder auch die Russen.“
Die ITA kümmert sich seit dem 18. April im Auftrag des IOC speziell um die für die Spiele Nominierten. Zuvor schaute sie in Zusammenarbeit mit den Fachverbänden nach dem Rechten. Am Donnerstag präsentierte sie ihre Zahlen. Demnach wurden 88 Prozent der teilnehmenden Athleten im vergangenen halben Jahr wenigstens einmal getestet.
Unter den Sportlern, die einem Risiko-Pool angehören, weil ihre Sportart besonders zum Doping verleitet, wurden laut ITA 75 Prozent dreimal oder öfter kontrolliert, 95 Prozent einmal. Was die Frage aufwirft, ob fünf Prozent von der ITA nicht getestet wurden. Die Antwort: Ja. Hinzu kämen Kandidaten, die wie aus dem Nichts auf der Bühne auftauchen.
Weil Doping teils weit vor dem Wettkampf angewendet wird, um die Regenerationszeit zu verkürzen, bleiben Unbekannte lange in Deckung. Thevis und Kollegen kommen allen dennoch näher: „Die analytischen Prozesse und Verfahren werden permanent besser. Wir kommen kontinuierlich voran. Wir können die Einnahme gewisser verbotener Substanz deutlich länger nachweisen.“
Internationale Großveranstaltungen sind jedoch lediglich die Spitze eines Eisberges. Nationale Dopinggegebenheiten, -kulturen werden hier nur unzureichend abgebildet und erfasst.
Interessant wären Studien zu nationalen Antidopingagenturen hinsichtlich deren finanziellen Ausstattungen auch in Bezug auf relevante nationale Sportverbände und vor allem in Berücksichtigung von Zahlen aktiver Sportler*innen, auch wenn nur Schätzungen einfließen könnten. Die vorliegenden Statistiken zu Doping weisen meist nur absolute Zahlen auf. Valide Einschätzungen des bestehenden Dopingrisikos, der vorhandenen Dopingkultur sind damit nur sehr schwer möglich ebenso wenig wie nationale Vergleiche.
Dopingkontrollen sind nicht alles, im Gegenteil. Sie verschlingen weltweit jährlich sehr hohe Summen, die Überführungsquoten bleiben aber entgegen vorliegender Schätzungen der Dopingprävalenz sehr gering. Daher sollte nach Einschätzung vieler Expert*innen die Doping-Prävention mehr Gewicht erhalten. Doch auch hier mangelt es an Geldern.
In der Studie An evaluation of prevention initiatives by 53 national anti-doping organizations: Achievements and limitations von 2019 wird der Mangel an finanziellen und personellen Ressourcen als häufigstes Hindernis für die notwendige Arbeit genannt.
The results of our study suggest that an increase in financial resources might have potential for facilitating the delivery of the types of education programs that may be effective in preventing athletes from doping. This finding is reinforced by the fact that the majority of NADOs (84%) reported that a lack of resources limited their opportunities for effective prevention work and that with more money, they could provide more activities on a more regular basis and employ more staff and properly educate their staff to deliver the prevention programs appropriately. This point is underscored by a study investigating anti-doping education for coaches, which showed that the organizations often did not receive the resources they needed to educate athletes and coaches. This involves not only financial resources but also personnel, since employees responsible for anti-doping education often have additional responsibilities, such as developing and distributing resource materials and managing the Whereabout system.
Another suggestion is to provide NADOs with larger budgets for doping prevention, a proposal approved of by most of the surveyed NADOs. In some cases, NADOs receive a lot of money each year for doping controls and testing. However, only 1%–2% of doped athletes are caught annually, and studies have shown that limitations exist in the deterrent effects of identifying these athletes.16,19 Thus, more money could be allocated to education than to deterrence, a point that has also been raised by Morente-Sanchez and Zabala.53 Another possibility is for additional financial resources to be provided from new sources, such as the IOC, international federations, sponsors, or national governments. This suggestion has been promoted by Houlihan, who has pointed out that it would be possible for the IOC, as a wealthy organization, to use more of its financial resources for anti-doping education.
Gelegentlich werden Kooperationen zwischen Ländern bekannt. Ob diese auch finanzielle Unterstützungen beinhalten wäre interessant zu wissen.
To counteract this barrier, NADOs that have more financial resources could support those with smaller budgets by sharing their expertise and experiences. Analyses of our data show that some NADOs offer excellent seminars for adolescent athletes, including, for example, interactive games or discussions about fair play and its relevance to daily life. By using such best practice examples and sharing their expertise, these NADOs could support developing NADOs, which might lead to an improvement in anti-doping initiatives worldwide. According to Kamber, such cooperation could also be supported financially by WADA or other bodies. This mutual help would “clearly be a step further in rising the quality of the worldwide fight against doping”
Siehe hierzu auch WADA 10.6.2024.
Insgesamt wäre eine offene transparente Diskussion über die Ausstattungen und Möglichkeiten Nationaler Antidoping-Agenturen aus meiner Sicht wichtig. Hinweise auf Zusammenarbeit und Austausch bleiben wertlos, wenn nicht Inhalte einschließlich vorhandener Hürden und kaum überwindbarer Hindernisse genannt werden.
Monika