From Lance to Landis
Inside the american doping controversy at the tour de france
Ballantine Books, 2007
From Lance to Landis‘ ist bereits das dritte Buch, in dem sich der Sporjournalist der Sunday Times David Walsh mit Lance Armstrong und Doping auseinandersetzt. Warum? Liegen neue Erkenntnisse vor? Hat Lance oder hat er nicht?
Vorweg, das meisten Fakten, Unterlagen, Informationen wurden bereits in ähnlicher Weise in einem der Bücher ‚L.A.Confidentiel‘ und ‚L.A. Officiel‘ eingearbeitet, die er gemeinsam mit Pierre Ballester verfasste. Wurden im ersten Buch akribisch Indizien und Zeugenaussagen erhoben und gesammelt, die in Zusammenhang mit möglichen Dopingvergehen von Lance Armstrong während dessen Radsportkarriere stehen, nimmt das zweite Buch zwar auch darauf Bezug, in dessen Zentrum steht aber der Prozess Lance Armstrong contra SCA Promotions. In diesem Prozess ging es um 5 Mio $, die SCA an Armstrong nach dessen 7. Sieg zu zahlen hatte, aber aufgrund der kursierenden Dopinggerüchte nicht zahlen wollte. Die Autoren sind im Besitz der Vernehmungsprotokolle und hatten die Möglichkeit, diese zu veröffentlichen – allerdings erschienen beide Bücher nur auf Französisch. So macht es Sinn, dass David Walsh ein drittes Buch zum Thema für den anglo-amerikanischen Markt heraus gab.
In ‚From Lance to Landis‘ stellt Walsh amerikanische Fahrer und Funktionäre vor, beginnend in den achtziger Jahren, die nach Europa kamen, um hier im Radsportmekka ihr Glück zu versuchen. Schnell kamen sie mit der Dopingkultur in Berührung, wobei es auch in den USA entsprechende Affinitäten gab. Greg Strock und Erich Kaiter bezahlten dies z. B. mit ihrer Gesundheit. Und früh schon tauchten in diesem Zusammenhang Namen auf wie Chris Carmichel, der später Lance Armstrong als Coach begleitete.
Bei den Vertretern des amerikanischen Radsports, die nach Europa kamen und kommen, handelte es sich immer um eine kleine überschabare Welt. Lance Armstrong erkannte schnell die Strukturen und das Funktionieren des europäischen Radsports. Bald versuchte er sich und das Team Motorola entsprechend anzupassen. Z. B. dadurch, dass er bereits 1995 auf die Unterstützung durch Dr. Michele Ferrari baute, dessen Klient er auf Empfehlung von Eddy Merckxs wurde. Schon 1996 erkennen Kollegen an Lance Armstrong eine körperliche Veränderung, die sich auch in dessen Leistung bemerkbar machte.
Breiten Raum nehmen im Buch die Aussagen von Betsy und Frankie Andreu ein, wonach Armstrong Ärzten gegenüber die Einahme verschiedener Dopingmittel in Anwesenheit einiger Vertrauter zugegeben habe. Betsy war schockiert, erzählte es einigen Freunden und Freundinnen, die alle Betsys Glaubwürdigkeit bestätigten. Doch da eine weitere Zeugin dieser Unterhaltung später bestritt, solches gehört zu haben, wurden die Aussagen der Andreus nicht anerkannt. Bleibt anzumerken, dass die andere Zeugin beruflich und finanziell von Armstrongs Team abhängig war. Überhaupt erhärtet sich der Eindruck bei der Lektüre, dass von Seiten US-Postals und Armstrongs viel mit finanziellen Lockungen und Drohungen gearbeitet wurde. Greg Lemond, einen den es entsprechend traf, sprach klare Worte.
Infrage gestellt werden durch die Expertenaussage des australischen Blutdoping-Spezialisten Mike Ashenden während des SCA-Prozesses zudem die körperlichen Veränderungen nach Armstrongs Krankheit und dessen überragende physiologische Voraussetzungen, mit Hilfe derer über die Jahre hin versucht wurde, des Sportlers Überlegenheit zu begründen. Folgt man Ashenden, ist davon nichts zu halten. Nach Ashenden hat Armstrong gedopt. Viele im Buch aufgeführte Indizien sprechen für systematisches teaminternes EPO- und Blutdoping. Hinweise darauf gibt ein Chatprotokoll zwischen Frankie Andreu und Jonathan Vaughters – zudem ein Protokoll über Machtmissbrauch und Demütigung – sofern man die Aussagen für bare Münze nimmt.
Was treibt Walsh an? Er selbst beantwortet diese Frage wie folgt: „Es gab viele Gründe, dieses Buch zu schreiben, aber der wichtigste war der Wunsch, die zahlreichen Radsportler zu unterstützen, die sauber fahren wollen.“
Sein Englisch ist nicht kompliziert, das Buch ist daher auch für Leute zu empfehlen, die wenig mit dieser Fremdsprache vertraut sind.
>>> Näheres zu den Büchern L.A. CONFIDENTIEL und L.A. OFFICIEL
Monika