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Forderung: Staat muss stärker in Doping-Prävention investieren
Gerhard Treutlein, Hansjörg Kofink, und Claudia Lepping appellieren an die Politik Konsequenzen aus der Studie ‚Doping in Deutschland von 1949 bis heute‘ und der darüber entbrannten Diskussion zu ziehen und wesentlich intensiver Dopingpräventions-Maßnahmen langfristig finanziell zu fördern. In einer Pressemeldung erläutern sie ihre Forderungen.
PRESSEMELDUNG VOM 20.8.2013
Gerhard Treutlein
Hansjörg Kofink
Claudia Lepping
Berlin 20. August 2013
Staat muss stärker in Doping-Prävention investieren
Forderung: Ein Prozent des Leistungssport-Budgets gegen die steigende Dopingmentalität junger Sportler
Berlin. Deutschland nimmt die Bekämpfung des Dopings im Sport nicht ernst.
Zu diesem Schluss kommen drei langjährige Anti-Doping-Aktivisten und Präventionsexperten angesichts der verhalten geführten Diskussion um die Folgen aus der Studie ‚Doping in Westdeutschland 1950 bis heute‘.
Derzeit gibt der deutsche Fiskus etwa eine Million Euro pro Haushaltsjahr für die Dopingprävention aus.
„Eine lächerliche Summe nicht nur im Vergleich zu den Ausgaben beispielsweise Frankreichs, sondern erst recht in Relation zu den Summen, die durch Staat und Sponsoren in den Spitzensport fließen“, monieren der frühere Trainer, Pädagogikprofessor und Vorreiter der Dopingprävention in Deutschland, Gerhard Treutlein, der frühere Kugelstoß-Bundestrainer Hansjörg Kofink und die ehemalige deutsche Vizemeisterin über 200 m, Claudia Lepping: „Je mehr Geld in den Leistungs- und Spitzensport fließt, je mehr öffentliche Aufmerksamkeit dieser in den Medien erhält, desto größer wird die Versuchung, zu Doping zu greifen“, so das Trio.
Darum seien die Geldgeber und Sponsoren in der Verantwortung, sich gegen die medizinische Leistungsmanipulation und für die Gesundheit und Zukunft junger Leistungssportler einzusetzen. „Die Entwicklung von Dopingmentalität und die Dopingversuchung beginnen weit vor einer Kaderzugehörigkeit. Darum muss im Elternhaus, im Verein und auf Landesebene eine Haltung dagegen gefördert werden.“
Aus Geständnissen von Spitzensportlern sei bekannt, dass nicht der erste Griff zu einem verbotenen Dopingmittel das Problem auslöst, sondern die frühe Gewöhnung an nicht verbotenen Pillen- und an den Spritzenkonsum.
Treutlein, Kofink und Lepping warnen: „Weil auch schon vor Klassenarbeiten zu Vitaminpräparaten, Schmerzmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln gegriffen wird, erlernen Kinder und Jugendliche die völlig falsche Botschaft: Wenn Du etwas leisten willst, musst Du zusätzlich zu den eigenen Möglichkeiten unterstützende Mittel nehmen.“
Gegen diesen strukturellen „Teufelskreis“ dringen die Dopinggegner auf die Ausbildung von Dopingpräventionsexperten und auf eine bessere Vernetzung solcher Maßnahmen ähnlich dem Gesundheitssektor und dem Jugendschutz. „Dafür reichen eine Million Euro bei weitem nicht aus. Einzelaktionen, wie sie die Deutsche Sportjugend initiiert, sind beispielhaft, aber eben ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Stattdessen sollten mindestens ein Prozent aller Summen, die in den Leistungssport fließen, für Dopingpräventionsmaßnahmen festgeschrieben werden. Das Geld dürfe jedoch nicht nur an die Nationale Antidopingagentur NADA fließen, die sich allein um den Spitzensport kümmert, sondern müsse auch an die deutsche Sportjugend und die Landessportjugenden sowie an erfolgreiche Präventionsprojekte gehen.
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