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2000 Kölner Erklärung „Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler gegen Doping“
Am 19. und 20. Oktober 2000 fand in Köln ein Symposium „Sportwissenschaftler und Sportwissenschaftlerinnen gegen Doping“ statt. Veranstalter waren das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Köln, die Deutsche Sporthochschule, Köln und das Deutsche Olympische Institut, Berlin.
Die Beiträge wurden 2002 veröffentlicht in:
Bundesinstitut für Sportwissenschaft, Wolfgang Hartmann, Carl Müller-Platz (Red.), Sportwissenschaftler und Sportwissenschaftlerinnen gegen Doping, 2002 Band 07
Die Veranstaltung schloss mit der Verabschiedung einer Erklärung der Teilnehmer gegen Doping:
Kölner Erklärung „Sportwissenschaftlerinnen und Sportler gegen Doping“
Doping widerspricht dem Grundsatz des fairen sportlichen Wettkampfs. Doping ist Betrug. Es gefährdet die Gesundheit und schädigt das Ansehen von Sportlern und Sportlerinnen.
Die natürliche Leistung mit dem darauf basierenden Dopingverbot ist die Grundnorm des humanen Wettkampfs im Sport. Sie sichert dem Sport Identität, gesellschaftliche Akzeptanz, Vorbildcharakter und schließlich auch Faszination. Der Verzicht auf den Einsatz bestimmter Mittel zur Leistungssteigerung gehört zu diesem Selbstverständnis einer durch Regeln definierten Grenzziehung.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären deshalb, ihr Engagement zur Bekämpfung des Dopings zu verstärken und auszubauen. Medizin und Naturwissenschaften bilden das Gerüst einer effektiven Dopingbekämpfung. Diese Erkenntnisse reichen aber nicht aus, sondern müssen ergänzt werden durch wissenschaftliche Forschungen auch auf anderen Gebieten im Hinblick auf kulturelle, personale, moralische, pädagogische, rechtliche, ökonomische, publizistische, soziale, politische und administrative Belange. Sie müssen weiterhin verstärkt werden durch eine gemeinsame gesellschaftspolitische Initiative.
Die am Symposium „Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler gegen Doping“ teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erklären hierzu unter Berücksichtigung der >>> Oldenburger Erklärung der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft:
– Personale Motivationslagen zum Doping müssen mit dem Ziel der Entwicklung wirksamerer Strategien gegen die inzwischen weit verbreitete Dopingmentalität weiter aufgeklärt werden.
– Die durch das Doping verursachten gesellschaftspolitischen Schäden müssen im Einzelnen definiert und öffentlich gemacht werden. Ethische Grundsätze werden durch wissentliches Doping verletzt, sie müssen gestärkt und die gesundheitlichen Schäden beim Doping von Abhängigen wieder gut gemacht werden.
– Der kommerzielle Einfluss muss ethisch verantwortbar bleiben. Nicht allein die Athletin oder der Athlet, sondern der Verband mit seiner Nachwuchsarbeit sowie die Dopingbekämpfung müssen aus dem Sponsoring auch Nutzen ziehen können.
– Die Risiken des Einsatzes von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln müssen stärker bekannt gemacht und Möglichkeiten zu ihrer Verringerung gesucht werden.
– Der rechtliche Rahmen der Strafen in der nationalen Rechtsprechung ist der internationalen Sportgerichtsbarkeit weiter anzugleichen. Wesentlich ist die freiwillige Unterwerfung der Athletinnen und Athleten unter die Sportgerichtsbarkeit mit allen Konsequenzen (Geldstrafen, Startverbot usw.). Dopingsünderinnen und Dopingsünder müssen nach rechtlichen Gesichtspunkten für die Bürgerinnen und Bürger durchschaubar gleich behandelt werden. Die staatliche Strafverfolgung muss den Antidopingkampf – soweit es sich um Straftatbestände handelt – stärker beachten und intensivieren. Der Sport sollte solche Fälle durch Anzeige der staatlichen Strafverfolgung übergeben.
– Die Wissenschaft muss für die Dopingbekämpfung weiter sensibilisieren und Erziehungsprogramme für Schulen und Vereine entwickeln. Dabei darf auch die Fortbildung erwachsener Sportlerinnen und Sportler oder von Funktionären, Trainern, Ärzten nicht unberücksichtigt bleiben.
– Die Globalisierung und Professionalisierung des Sports macht entsprechende nationale und internationale Vernetzung in der Dopingbekämpfung erforderlich. Dabei müssen innovative Ansätze aus allen wissenschaftlichen und politischen Richtungen offen diskutiert und eingebunden werden.
Die Teilnehmer/innen des Symposiums:
Anders, Dr. h.c. Georg, Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Barth. Jürgen, Deutscher Sportbund
Bette, Prof. Dr. Karl·Heinrich, Universität Heidelberg
Bleicher, Dr. Andreas, Olympiastützpunkt Köln/Bonn/Leverkusen
Büch, Dr. Martin Peter, Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Dickhuth, Prof. Dr. Hans-Hermann, Universität Tübingen
Digel, Prof. Dr. Helmut, Universität Tübingen
Donati, Prof. Dr. Sandro, italienisches NOK (CONI) Rom
Franke, Prof. Dr. Elk, Humboldt-Universität Berlin
Grabichler, Claudia, Hamburg
Güldenpfennig, Dr. Sven, Deutsches Olympisches Institut (DOI) Berlin
Kamber, Dr. Matthias, Bundesamt für Sport (BASPO) Magglingen (Schweiz)
Kayser, Dietrich, Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Körner, Dr. Harald, Oberstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main
Krickow, Dieter, Deutsches Olympisches Institut (DOI) Berlin
Lämmer, Prof. Dr. Manfred, Deutsche Sporthochschule Köln
Maennig, Prof. Dr. Wolfgang, Universität Hamburg
Michna, Prof. Dr. Dr. Horst, Deutsche Sporthochschule Köln
Müller, Prof. Dr. R. Klaus, Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie(IDAS) Kreischa
Müller-Platz. Dr. Carl, Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Pesce, Dr. Carla, Universität Rom
Poigné, Dr. Manfred, Deutscher Sportlehrerverband
Ränsch-Trill, Prof. Dr. Barbara, Deutsche Sporthochschule Köln
Rittner, Prof. Dr. Volker, Deutsche Sporthochschule Köln
Rössner, Prof. Dr. Dieter, Universität Marburg
Schänzer, Prof. Dr. Wilhelm, Deutsche Sporthochschule Köln
Schumann, PD Dr. Heiner, Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Spitzer, PD Dr. Giselher, Universität Potsdam
Striegel, Dr. Heiko, Universität Tübingen
Tokarski, Prof. Dr. Walter, Deutsche Sporthochschule Köln
Treutlein, Prof. Dr. Gerhard, Pädagogische Hochschule Heidelberg
Vedder, Prof. Dr. Christoph, Universität Augsburg
Wagner, Prof. Dr. Gert G., Deutsches Institut für Wirtschaftsforsch