>>> Portraits von Ärzten der Bundesrepublik
HISTORIE:
die 60er Jahre
Die Rolle der Ärzte im Hochleistungssport veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder. Leistungssteigerung gehörte in den 50er und 60er Jahren noch nicht zu ihren wichtigen Aufgaben. Noch stand die Gesundheit der Athleten im Mittelpunkt. Als Dopingmittel beherrschten die Amphetamine die Szene und gaben zu großer Sorge Anlass, nicht zuletzt aufgrund mehrerer Todesfälle. Im Großen und Ganzen wurden sie, und damit Doping, von Medizinern abgelehnt. Was jedoch einzelne Forschungen nicht ausschloss. An der Universität Freiburg z. B. war man diesbezüglich früh aktiv. Prof. Dr. Herbert Reindell, erster Leiter der Freiburger Sportmedizin nach dem Kriege, griff in den 50er Jahren die Erfahrungen der Luftwaffe auf und experimentierte mit Aufputschmitteln, insbesondere mit Pervitin. Zitat aus einer vom ihm betreuten Doktorarbeit:
„In fast allen Fällen… erhöhte sich die Leistung unter der Pervitinwirkung beträchtlich… um durchschnittlich 100 Watt, d.s. 23,5 %.“
Mit dem Auftauchen der Anabolika veränderten sich nach und nach Einstellungen und praktisches Handeln.
Die ersten Anwendungen von Anabolika im deutschen Sport sollen nach Zeugenaussagen bereits Mitte/Ende der 50er Jahre erfolgt sein – in einem süddeutschen sportmedizinischen Zentrum.
„Ab 1960, da hatte man mal irgendwas gehört. Da fiel der Name … (Name eines Arztes), da fiel der Name eines Sprinters; Radfahrer, da kam ein bisschen was rüber.“ ((1), S 183)
1960 zu den Olympischen Spielen in Rom wurde bereits einiges deutlicher.
„Ich war 1959 oder 1958 deutscher Juniorenmeister. Da habe ich irgendwie mitgekriegt, ich glaube, da war der Arzt … (Name des Arztes), da war so die Geschichte Radfahren, Boxen, da hörte man zum ersten Mal, da gibt es was. Aber da war noch überhaupt nichts (Konkretes, d. Verf.). Dann kam Rom. (…) 1965/1966 musste jeder Athlet was mitbekommen, dass da was lief.“ (1)
Allerdings bleibt festzuhalten, anabole Steroide waren damals nicht verboten. Das geschah durch die IAAF und den DLV erst 1970, das IOC folgte 1974, lediglich die UCI hatte sie 1968 auf der Verbotsliste bzw. sie nur mit ärztlichen Attest erlaubt, der Radsportverband hob allerdings dieses Verbot von 1971 bis 1978 wieder auf.
Der zitierte Arzt soll eine Ausnahme gewesen sein. Es wurden jedoch Forschungen in Deutschland zu den Wirkungen der Anabolika, vor allem des Testosterons auf die Leistungssteigerung durchgeführt und riefen erste Kritiker, wie den österreichischen Sportmediziner Ludwig Prokop, auf den Plan. Er sah zwar mögliche medizinische Indikationen bei Sportlern, aber auch schon große gesundheitliche Probleme. Er blieb jedoch eine Ausnahme, die Mehrzahl der Mediziner hielt sich zurück, obwohl es bereits genügend ‚Anschauungsunterricht‘ aus den USA gab.
Die Bedeutung der Ärzte für den Hochleistungssport wuchs, vor allem in Hinblick auf die Olympischen Spiele 1968, stetig an. Damit wuchs auch die Zahl der Experimente mit Methoden und Medikamenten, wie mit Druckkammern und Cortison.
1968 warnte Manfred Steinbach, ehemals erfolgreicher Leichtathlet, jetzt Sportarzt und Trainer, vor den Anabolika. Er hatte eine eine Studie „Über den Einfluß anaboler Wirkstoffe auf Körpergewicht, Muskelkraft und Muskeltraining“ an 125 Nachwuchssportlern von 17 – 19 Jahren durchgeführt, mit der er körperliche Veränderungen dokumentierte.
„Anabolica zählen nun einmal zum Doping, darum und aus Gründen der aufgezählten Schädigungsmöglichkeiten kann der Athlet nicht genug gewarnt werden, insbesondere wenn er in der Annahme, es mit absolut harmlosen Substanzen zu tun haben, kritiklos und über lange Zeit unzuträgliche Dosierungen auf eigene Faust riskiert.“ (>>> Steinbach, 1968: Über den Einfluß anaboler Wirkstoffe auf Körpergewicht, Muskelkraft und Muskeltraining)
Steinbach erkannte später die ethische Fragwürdigkeit seiner Studie und distanzierte sich davon. FAZ 10.12.1990:
„Das war 1966, es war ein wissenschaftlicher Versuch zu einer Zeit, als Anabolika im Sport noch keine Rolle spielten und noch lange nicht als Dopingsubstanzen deklariert waren. Ich habe mehrfach erklärt, daß ich heute solche Versuche ablehne, weil sie ethisch nicht zu vertreten sind, und habe auch anderen Kollegen von ähnlichen Tests abgeraten.“
Andere Mediziner wie Hettinger, Keul, Hollmann forschten mit ähnlichen Methoden weiter.
Simon Krivec fasste in seiner Dissertation, veröffentlicht 2017, über die Anwendung anabol-androgener Steroide (AAS) im Leistungssport der BRD zwischen 1960 und 1980, seine Erkenntnisse nach Durchsicht früher medizinischer Veröffentlichungen wie folgt zusammen:
Als erstes Zwischenergebnis lässt sich festhalten, dass schon in frühen Jahren nach der Markteinführung der anabolen Steroide ein großer Teil der Nebenwirkungen der anabolen Steroide der medizinischen Fachwelt bekannt war. …
DIE 70er JAHRE
An diesem Anabolikagroßversuch beteiligten sich alle, Sportler wollten es, Trainer und medizinisches Umfeld hatten wenig Einwände. Walter Kusch, Schwimmer:
„da ist man erst einmal herangegangen nach dem Motto: Toll, jetzt haben wir was, das haben die anderen wohl noch nicht, oder wenn sie es haben, dann brauchen wir es unbedingt, damit wir genaus gut sind. (…) es kam direkt vom Hausarzt. Hausärzte haben ja oft auch Sportvereine betreut. Und die kamen dann mit dem großen Tip zum Trainer. Der Trainer war hoch erfreut, daß es jetzt irgendwas gab, um nachzuhelfen. Der Hausarzt war dann natürlich hoch angesehen. Er galt dann als ganz toller Betreuer, weil er so ein Mittelchen vorweisen konnte. Vor allem, weil die Anabolika Anfang der siebziger Jahre noch nicht auf der Dopingliste standen“. (Seppelt/Schück, 1999, S. 280)
Dieses sorglose Herumexperimentieren, diese unkontrollierten Einnahmen, dieses learning by doing, mit häufigen Überdosierungen zeitigten erhebliche Nebenwirkungen. Ein Problem, das im DLV und in der Ärzteschaft langsam erkannt wurde und den Boden bereitete zu einer immer offener geführten Diskussion um die ärztlich kontrollierte Freigabe der Steroide. Federführend war in dieser Hinsicht Prof. Joseph Keul aus Freiburg. 1971 berichtete er auf einem Kongress von eigenen Versuchen mit Schwerathleten. Seine Schlussfolgerung daraus war, die schweren Schäden, die durch unkontrollierte Einahmen möglich wären, seien durch ärztliche Kontrolle zu vermeiden. Dies sei zwar mittlerweile verbotenes Doping, doch da er die Gesundheit des Sportlers zu schützen habe, müsse er hier diesen Doping-Paragraphen ablehnen. Für Frauen sollte dies jedoch nicht gelten.
Dies war eine Haltung, mit der er nicht allein da stand.
Diskuswerferin Liesel Westermann:
„1971 nach den Europameisterschaften in Helsinki, tauchte die Versuchung nach Anabolika zu greifen, zum ersten mal für mich auf. (…) Vorsichtig und eingestandenermaßen ein wenig neugierig, bemühte ich mich um Information. Schweigen hier und Überschwenglichkeit da. Dazwischen Mahnung und Ablehnung. Sachlichkeit? Nirgends. Dann kam die sportärztliche Untersuchung, der ich mich (…) bei Herrn Dr. Baron unterzog. (…) Was er mir mitteilen konnte, war wenig aber eindeutig. Er sprach von jenen Veränderungen, die Anabolika im Organismus hervorrufen, die bleibend sind. (…) Und endlich meine entscheidende Frage: ‚Was würden Sie mir als Arzt und Mensch raten, ginge es nicht um olympische Medaillen?‘ Die Antwort kam ohne Zögern: ‚Laß die Finger davon, Mädchen‘ Das war es, worauf ich gewartet hatte. Diese klare Aussage eines Mannes, der es als Fachmann wissen musste, bewahrte mich damals vor dem Überschreiten des Rubikon in das Niemandsland der Chemie.“ (Westermann, 1977, nach (1))
Wettlauf der Systeme
Bei dieser Rücksichtsnahme blieb es jedoch nicht, nachdem die Leistungsentwicklungen der osteuropäische Frauen im Westen zum Vorbild genommen wurden. Selbst Fälle von Minderjährigendoping im Schwimmen sind heute aus dem damaligen Westdeutschland bekannt (z. B. durch Schwimmtrainer Claus Vandenhirtz, (1), S. 164, S. 202).
Es hat den Anschein, als wären in den 70er Jahren bei vielen Involvierten, Sportlern, Funktionären, Ärzten, Trainern und Politikern letzte Skrupel bzw. Hemmungen gefallen.
Die Statements anlässlich der Einweihung des neuen von Bund und Land gemeinsam finanzierten Gebäudes der Freiburger Sportmedizin 1976 lassen diese Einstellungen gut erkennen. Prof. Dr. Keul meinte:
„Insbesondere möchten wir in der nächsten Zeit unser Augenmerk auf die Möglichkeiten der medikamentösen Beeinflussung der Leistungsfähigkeit beim Menschen richten, was möglich ist, was eingesetzt werden kann, und was dem Sportler, ohne ihm zu schaden nützt.“
Und Dr. Gerhard Groß, Ministerialrat im Bundesinnenministerium stellte klar:
„Mir ist bekannt, dass sich auch Freiburg, wenn ich einmal Freiburg mit Ihrer Person, lieber Herr Professor Keul identifizieren darf, hierzu mehrfach geäußert hat. Wenn keine Gefährdung oder Schädigung der Gesundheit herbeigeführt wird, halten Sie leistungsfördernde Mittel für vertretbar. Der Bundesminister des Innern teilt grundsätzlich diese Auffassung. Was in anderen Staaten erfolgreich als Trainings- und Wettkampfhilfe erprobt worden ist, und sich in jahrelanger Praxis ohne Gefährdung der Gesundheit der Athleten bewährt hat, kann auch unseren Athleten nicht vorenthalten werden. Diese Einschätzung ergibt sich zwangsläufig wenn wir mit der Weltspitze der Sportbewegung schritthalten wollen und dies wollen wir.“ (Doping und die Freiburger Sportmedizin, SWR Juni 2008)
Man war offen für Experimente, waren sie noch so zweifelhaft oder abstrus. Beispiele wie die Kolbe-Spritze und die Versuche mittels Aufblasen der Dickdärme von Schwimmern hinsichtlich der Olympischen Spiele 1976 erfolgreich zu sein, belegen dies (siehe hier mehr Infos zu Montreal 1976).
Nach den Olympischen Spielen 1976 in Montreal war die Unterlegenheit der westdeutschen Athleten offensichtlich, der Medaillenspiegel ließ keine Zweifel zu. Jetzt entbrannte der Wettlauf der politischen Systeme endgültig.
Helmut Philippi, Kölner Arzt, trat im November 1976 auf einem internationalen Ärzte-Kolloquium in Montreal für die Freigabe von Anabolika ein. Begründung: „man müsse „im Sport-Krieg ja sagen“, wolle man niccht im Hochleistungssport von den Ländern des Ostblocks lächerlich gemacht werden (SZ, 13.11.1976, nach ((1), S. 204)
Alois Mader, Mediziner an der Sporthochschule Köln, sah die ärztliche gelenkte medikamentöse Unterstützung, insbesondere mit anabolen Steroiden zu Unrecht an den Pranger gestellt und unterstellte eine Hexenjagd. FR 31.3.1977
Manch einer, wie der Freiburger Traumatologe Armin Klümper, Arzt des Bundes Deutscher Radfahrer, bemängelten längst „bisher «nur im zweiten Glied» gestanden“ zu haben und forderten endlich eine intensivere Einbeziehung in die Betreuung von Olympiaathleten.
Geschlossenheit zeigten die deutschen Sportmediziner 1976 auf einem Sportärztekongress in Freiburg. Einstimmig forderten sie die kontrollierte Freigabe der anabolen Steroide. In einem Communiqué der Verbandsärzte im BAL (Bundesausschuss für Leistungssport) war zu lesen,
«Den Sportlern sollen Wirkstoffe (Medikamente) nicht vorenthalten werden, die zur Leistungsoptimierung dienen können, vorausgesetzt, dass die endgültigen Dopingbestimmungen des Deutschen Sportbundes eingehalten werden und den Sportlern durch diese Massnahme nicht geschadet wird. (…) Wenn die Ärzte „nein“ sagen, dann gibt es überhaupt keine Kontrolle. Es ist deshalb doch besser, mitzugehen, zu steuern und sinnvoll zu helfen als zu sagen: „Wir sind völlig dagegen!“ – gegen Substanzen möglicherweise, die nicht einmal unbedingt schaden.»
Armin Klümper, Verbandsarzt des Bundes Deutscher Radfahrer, präzisierte: „Die Arbeitsgemeinschaft hat sich also auch für die Anabolika ausgesprochen.“ (Badische Zeitung, 25.10.1976, zitiert nach Singler/Treutlein, S. 205) Der parallel in Freiburg tagende wissenschaftliche Arbeitskreis des Deutschen Sportärztebundes kam zu demselben Schluss. ((1), S. 203, NZZ, 12.10.2006)
WDR, 17.3.2015:
Von sport inside befragt, wie er den von Klümper behaupteten Anabolika-Einsatz bei Jugendlichen und Junioren bewerte, vertrat Clasing die Auffassung, dass Anabolika bei Junioren nicht schädlich seien. Junioren seien, so Clasing, 18 bis 22,23 Jahre alt, „die können entscheiden was sie wollen, schaden tut’s nicht“. Der Mediziner räumte ein, dass Anabolika „Frauen und Heranwachsenden“, also Minderjährigen, schaden könnten.
(sport inside, 16.3.2015)
Dirk Clasing, damaliger Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Verbandsärzte, und von 2002 bis März 2007 im Vorstand der deutschen NADA, prägte hierzu den Begriff der „praktischen Tolerenz“:
„Den Sportlern sollen Wirkstoffe (Medikamente) nicht vorenthalten werden, die zur Leistungsoptimierung dienen können, vorausgesetzt, dass die endgültigen Dopingbestimmungen des Deutschen Sportbundes eingehalten werden und den Sportlern durch diese Maßnahme nicht geschadet wird. … Wenn die Ärzte ‚Nein‘ sagen, dann gibt es überhaupt keine Kontrolle. Es ist deshalb doch besser, mitzugehen, zu steuern und sinnvoll zu helfen als zu sagen: ‚Wir sind völlig dagegen!‘ – gegen Substanzen möglicherweise, die nicht einmal unbedingt schaden“ (Andreas Singler, Clasing, zit. nach Zeit und Welt Nr. 17, 22.01.1977).
Der Beschluss hielt jedoch nicht lange. Eine intensive öffentliche Diskussion zur Dopingsituation führte zur offiziellen Ablehnung der bekannt gewordenen Dopingmanipulationen.
Dr. Wildor Hollmann spricht von ‚einem Dilemma der Sportmedizin ähnlich dem um den Abtreibungsparagraphen 218‘. Er sieht nur drei Möglichkeiten zur Lösung des Problems:
„1. Wir unterstützen als Ärzte jede Maßnahme zur Leistungssteigerung des Spitzensportlers und nur des Spitzensportlers, die nicht gesundheitsschädlich ist.
2. Wir machen nicht mit, lehnen das Ganze ab und verkünden, daß wir in der Bundesrepublik keine Anabolika verabreichen und überlassen dem Ostblock den Weltstandard.
3. Das IOC verbietet radikal alle Sportarten, bei denen die Muskelpille genommen wird. Das sind mittlerweile 18 Sportarten und würde eine Amputation des Sports an Haupt und Gliedern bedeuten.
„Ich spreche mich für die Lösung eins aus“, sagte Wildor Hollmann. Entscheidend dafür sei die Verhinderung von schädlichen, unkontrollierten Selbstbehandlungen der Spitzensportler mit zu hohen Dosen und über lange Zeiträume hinweg.“ (SZ, 25.10.1976)
Jutta Braun zitiert aus einer Tonbandabschrift von Treffen zwischen DDR- und BRD-Ärzten im März 1977 woraus deutlich wird, dass die Kenntnisse über das Doping der Gegenseite recht gut bekannt war:
Im Rahmen internationaler Ärztekommissionen, auch bei wechselseitigen Visiten trafen sich die Kollegen aus der Bundesrepublik und der DDR, und tauschten hierbei ihren Doping-Kenntnisstand aus. Mehrfach besprachen sich auch ein Ost- und West-Berliner Leistungsmediziner, um sich über den Stand der diesseits und jenseits der Mauer und die damit verbundenen Gefahren auszutauschen [Stand 1977]. Der westliche Kollege sei für ein „Verdammung der Anabolika aus dem Trainings- und Sportmedizingeschehen“, da die ,,Wirkung dieser Medikamente in langer Sicht überhaupt noch nicht absehbar“ sei, so hielt der Arzt aus der DDR fest. Zudem hoffe der West-Berliner, dass ,,es zu einer Konvention zwischen West und Ost gegen die Anwendung von Anabolika nach Art der Saltgespräche“ komme, wozu Kontrollen während der Trainingsperioden notwendig seien. Zugleich habe er jedoch illusionslos eingeräumt, dass die bundesdeutsche Sportmedizin gegenwärtig eher darauf zuhalte, Anabolika verstärkt anzuwenden. Man sei entschlossen, unbedingt mit den sozialistischen Ländern in dieser Frage gleichzuziehen, um die ,,bereits ,weggeschwommenen Felle‘ wieder zurück zu gewinnen“.
„Martin Lauer, der ehemalige Hürden-Weltrekordler und Staffel-Olympiasieger, ironisierte: „Das bißchen Damenbart und Männerbusen hat keinen geschreckt.“
(…)„“Versuchen wir zu helfen, und der Sportler verliert trotzdem, sind wir schuld“, schilderte Sportarzt Pabst das Dilemma. „Helfen wir nicht, weil wir es ärztlicherseits nicht vertreten können, sind wir Spielverderber.“
(der Spiegel, 4.4.1977)
Eine Kommission, welche unter Leitung von Ommo Grupe die Manipulationen im Spitzensport aufarbeiten sollte, wurde eingerichtet. Nicht ohne Proteste prominenter Sportärzte, die nicht einsahen, warum in der Kommission keine Sportärzte vertreten waren und nicht bereit waren mit der Grupe-Kommission zusammen zu arbeiten. Reindell kündigte als Reaktion zwei eigene Kommissionen an.
Die Grupe-Kommission – Ommo Grupe, Heinz Fallak und Dieter Graf Landsberg – befragten Athleten, Trainer, Funktionäre, Journalisten u.a.. Der Abschlussbericht der Kommission wurde zwar nicht veröffentlicht, doch NOK und DSB sahen sich nach dessen Vorlage gezwungen in einer „Grundsatzerklärung des DSB und des NOK für den Spitzensport“ vom 11.6.1977 jede ‚medizinisch-pharmakologische Beeinflussung der Leistungsfähigkeit und technische Manipulation am Athleten‘ abzulehnen. Vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages am 28.9.1977 berichtete Ommo Grupe über gewonnen Erkenntnisse der Kommisssion. Er machte auch deutlich, dass die Argumente derjenigen, die meinten Sportlern sei mittels Medikamenten medizinische Unterstützung zu gewähren (Substitutionstheorie) innerhalb des Sportestablishments durchaus auf breites Verständnis gestoßen waren.
„Dabei haben wir es immer als falsch angesehen, diejenigen, die sich dafür ausgesprochen haben, die Verwendung von Medikamenten zur Leistungssteigerung zu untersagen, als moralischer zu bezeichnen als diejenigen, die sich für eine begrenzte Freigabe eingesetzt haben. Für beides lassen sich durchaus moralische Argumente finden.“
Weitere Ausführungen Grupes lassen den Schluss zu, dass auch Prodopingargumente aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit von einigen ‚ernstzunehmenden Vertretern‘ vorgebracht worden waren. Die Äußerungen Grupes lassen ahnen, wie sich im Hintergrund die Befürworter der sich widersprechenden Positionen in den Haaren lagen. (Protokoll der Sachverständigen-Anhörung 28.9.1977).
Einige Ärzte widersprechen den Schlussfolgerungen der Grupe-Kommission sofort. Professor Wildor Hollmann nennt die Ergebnisse „rührend und naiv“.
„Für ihn stellte sich die Grupe-Charta so dar, wie wenn ein Raumfahrt-Ingenieur seine Kenntnisse aus dem Märchenbuch „Peterchens Mondfahrt“ beziehe.“
Doch er konnte sich nicht durchsetzen. Die Freiburger Sportärzteerklärung wurde noch 1977 auf einem Symposium des Deutschen Sportärzte-Bundes in Kiel zurückgezogen. Jetzt galt die Devise, keine Medikamentenverschreibung für Gesunde. (die Zeit, 20.5.1977)
Anfang Mai 1977 legte der Deutsche Sportätztebund Ergebnisse seiner Kommissionen vor mit „Empfehlungen an DSB und NOK zur Verhinderung des Dopings aus sportärztlicher Sicht“ vor. Anabolika wurden aus darin ‚leistungsphysiologischer Sicht‘ strikt abgelehnt. Unterstützung hatten die Gegner der kontrollierten Freigabe der Anabolika durch die „Ständige Kommission für Steroidtoxikologie“ in der „Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie“ gefunden. Unter Vorsitz des Berliner Professors Hammerstein verabschiedete diese eine Stellungnahme, in der vor „konkreten Gefahren und Nebenwirkungen von Anabolika“ gewarnt wurde. Die Gabe von Anabolika im Sport wurde von ihnen grundsätzlich abgelehnt:
Offiziell waren damit die Reihen geschlossen, nach außen hin wurde mit den Erklärungen eine klare Antidopinghaltung hochgehalten. Damit einher ging aber, dass in den Folgejahren das Thema von Verbändeseite tabuisiert wurde. NOK-Präsident Willi Daume, der im März 1977 Schluss der öffentlichen Doping-Debatte gefordert hatte, wurde gehört, ab sofort herrschte eisiges Schweigen. (Kraftmaschine Parlament, S.110)
>>> die Grundsatzerklärungen für den Spitzensport des DSB und des NOK der Jahre 1977 und 1983
Eine Lanze für die deutschen Sportärzte hat der stellvertretende Sporthilfevorsitzende, Eberhard von Brauchitsch, in München gebrochen, er halte es für notwendig, die „zunehmende – überwiegend von Laien vorgebrachte – Kritik am Stand der Sportärzte“ einzustellen so lange die ärztliche Wissenschaft eine scharfe Abgrenzung zwischen krank und gesund nicht abschließend herstellen könne, gebe es zwangsläufig Grauzonen. „Wenn ein Opernsänger, der unmittelbar vor seinen Auftritt durch Reizung der Stimmbänder in seiner Stimme eingeschränkt, eine krampflindernde Spritze erhält“, dann werde diese Art der ärztlichen Betreuung als selbstverständlich hingenommen, „beim Sportler wird eine vergleichbare medlkamentöse Behandlung, zum Beispiel einer akuten Muskelstörung, als Manipulation kritisiert.“<br>…<br>Es sei an der Zeit, der Sportmedizin und ihren ärztlichen Repräsentanten Dank zu sagen: „Sie haben mit Gewissheit mehr Schäde an Leistungssportlern verhindert als erwartet werden konnte.“ Der Sporthilfe-Vize betonte „unser Vertrauen in die Sportmedizin und ihre Vertreter ist jedenfalls größer als die Bereitschaft, den gesellschaftspolitischen Demagogen zu folgen, die die Leistung und die Leistungsbereitschaft dem Grunde nach bekämpfen.“
Konfliktsituationen – Sportlerrealitäten
Beobachter der Dopingszene der frühen 70er Jahre sehen allerdings durchaus einen ethischen Konflikt, in denen sich Sportärzte befanden. Der Anabolikakonsum hatte schlimme Ausmaße angenommen, gesundheitliche Folgen waren für die Ärzte erkennbar. Bei einer vollständigen Ablehung der Mittel war anzunehmen, dass die Sportler den Konsum ihrem Gegenüber verschweigen, aber insgeheim weiterhin kräftig zulangen würden. In der Frühzeit des Anabolikakonsums waren Ärzte wohl nur in Ausnahmefällen Initiatoren des Dopings, sie nahmen eher die Beraterposition ein, „in der aber bisweilen bald die Rolle des Behüters von der des Machers nicht mehr klar zu unterscheiden war.“ ((1), S.203)
Nicht zu unterschätzen waren für die Dopingmotivation die Qualifikationsanforderungen der Verbände an die Athleten. Ein Problem, das ähnlich bis heute fortdauert:
„„Leistungen im Kugelstoßen über 18 Meter“, erklärte Hollmann-Mitarbeiter Mader, seien ohne Anabolika „fast nicht mehr“, über 21 Meter „mit absoluter Sicherheit“ nicht erreichbar. Als Qualifikations-Leistung mußten die Stoßer in Montreal dennoch 19,40 Meter erbringen. Olympische Schizophrenie: Zugleich fanden die ersten Doping-Tests nach Anabolika statt.“ (der Spiegel, 30.8.1976)
Eine Situation die Gerhard Steines, deutsche Kugelstoßhoffnung der 70er Jahre, später so beschrieb:
„Wer als Kugelstoßer für die Bundesrepublik in Montreal an den Start gehen will, muß mindestens 20,60 Meter weit stoßen. Nicht nur einmal, sondern mindestens zweimal, und das bei drei vorgegebenen internationalen Wettkämpfen drei bis sechs Wochen vor Olympia. Das ist ein Hammer! (…) In der Bundesrepublik entscheidet eine große Koalition über die Olympiateilnahme: Deutscher Leichtathletik-Verband (DLV), Deutscher Sport-Bund (DSB), Deutsche Sporthilfe, Nationales Olympisches Komitee (NOK) sowie der Bundesausschuß zur Förderung des Leistungssports (BA-L), die direkt dem Bundesinnenminister unterstellte graue Eminenz des deutschen Sports. Vor dem BA-L haben alle Angst.“
Steines nimmt dabei kein Blatt vor den Mund, auch bezüglich seiner eigenen Dopinggeschichte. Kurze Auszüge:
„In diesem Jahr begegnet mir während des Trainings in der Gießener Universitätssporthalle ein Mainzer Sprinter, der kürzlich, ebenso wie einige seiner Sprint- und Staffelkollegen, die Fachwelt mit hervorragenden Zeiten verblüfft hat. Er gibt mir den gutgemeinten Rat, Dianabol zu nehmen. Er selbst und seine Kameraden hätten sich durch das Hormonpräparat um mindestens zwei Zehntelsekunden verbessert, über 200 Meter sogar um eine halbe Sekunde. „Alle nehmen es.“(…) der spätere Professor der Sportwissenschaft, derzeit auf seinem akademischen Höhenflug in Gießen zwischengelandet, kann meine bisherige sportliche Entwicklung nicht mit meiner Naivität des Dianabol-Verzichts auf einen Nenner bringen.(…)
Mit einem anderen Mitbewohner teile ich meine erste Dianabol-Pille. M., der später zur Bundestrainer-Riege des Deutschen Leichtathletik-Verbandes gehören wird, schneidet die Fünf-Milligramm-Tablette mit einem Küchenmesser in der Mitte durch.(…)
Die Versorgung mit dem „Stoff“ ist kein Problem. Humanmediziner, Zahnmediziner und Studenten aus dem Umfeld des USC Heidelberg besorgen mir viel mehr als ich benötige, kostenlos, aus solidarischer Sportkameradschaft. Rezepte brauche ich nicht.(…)“
Weiter schildert er ausführlich seine Erfahrung mit der Freiburger Sportmedizin: >>> doping-archiv.de: G. Steines
Auch Diskuswerfer Hein-Direck Neu, 1977 positiv getestet, bestätigt die allgemeine Praxis und nennt Dr. Manfred Steinbach (s. o.), der ihm Anabolika auf Rezept verschrieben habe und beide, Arzt und Athlet, hätten sich danach „über die vorgetäuschten Indikationen auf den Rezepten ‚kaputtgelacht'“, „so zum Beispiel über die Scheinindikation ‚Gewichtsverlust nach Grippe‘.“ (SZ, 7./8.12.1991. zitiert nach (1), S. 158). Dr. Steinbach gehörte von 1973 bis 1993 dem DLV-Präsidium an und war von 1977 bis 1993 Abteilungsleiter und Ministerialdirektor im Bundesgesundheitsministerium.
Mangels Trainingskontrollen bestanden viele Manipulationsmöglichkeiten. Anabole Steroide waren zwar außer- und innerhalb der Wettkämpfe verboten, doch das kümmerte wenige bzw. es ging die Mär, sie seien erlaubt. Eberhard Gienger, der gestand, 1974 das Anabolikum Fortabol eingenommen zu haben, meinte,
„Anabolika waren damals im Wettkampf verboten, aber im Training überhaupt nicht. Nach einer Operation kam man im Grunde gar nicht ohne diese aufbauenden Substanzen aus.“
Nachdem ihm widersprochen wurde, nahm Ginger sein Einnahmegeständnis zurück. (der Spiegel, 5.7.2007)
Einen interessanten Blick auf die Szene wirft in diesem Zusammenhang die folgende Begründung für die Bewährungsstrafe des dopinggeständigen Hammerwerfers Walter Schmidt. Der Rechtsausschuss des hessischen Leichtathletikverbandes urteilte 1977 u. a.:
„Der Rechtsausschuss kann nicht ausschließen und geht deshalb zu Gunsten des Betroffenenen davon aus, dass dem Betroffenene durch Sportärzte, die für den DLV offiziell tätig waren oder sind, anabole Steroide verabreicht wurden, ohne dass die im DLV dafür Verantwortlichen den nötigen Einhalt geboten hätten, was diesen Verantwortlichen möglich gewesen wäre.“ ((1), S. 213)
Rechtfertigungen
Manfred Ommer, Sprinter, 1977:
„Aber wenn z. B. in Mannschaftsbesprechungen von Verbänden Ärzte das Wort erteilt bekommen und dann mitteilen, dass der nächste große internationale Wettkampf an dem und dem Tag beginnt und dass man (…) vorher die Anabolika absetzen muss, damit man nicht auffällt (…). Es gibt doch in der näheren Umgebung des Athleten überhaupt keine Stelle, die ihm von Anabolika abrät. Sollte ein Athlet Bedenken haben, gibt es sogar dann noch Ärzte, die sagen: Es ist überhaupt noch garnicht festgestellt, ob Anabolika schädlich sind.“
Es hatten sich verschiedene ärztliche Rechtfertigungsstrategien vor dem Hintergrund der von Sport, Politik und sicher auch von anderen Teilen der sportinteressierten Gesellschaft geforderten Leistungen etabliert:
Sportler würden in vielen Fällen aus freien Stücken oder auf Druck der Trainer dopen, dann aber mit falschen Dosen und der damit verbundenen Gefahr schwerer gesundheitlicher Schäden. Oder ungedopte Sportler müssten sich mit dopenden messen und wären dadurch einer Überforderungen mit schweren Folgen für die Gesundheit ausgesetzt. Als drittes Argument wurde die Substitutionstheorie angeführt, wonach dem durch den Hochleistungssport stark belasteten Körper zur Vermeidung von Mangelerscheinungen unter ärztlicher Aufsicht die fehlenden Stoffe wieder zugeführt werden sollen bzw. müssen. Dabei entwickelten sich zwei Varianten, zum einen musste nachgebessert werden, zum anderen wurde schon vorbeugend gearbeitet. Nicht selten wurden auch mehrere Rechtfertigungen gleichzeitig benutzt, je nach Bedarf.
Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage woher eigentlich die Dopingmittel kamen. Manfred Ommer, Sprinter in den 70er Jahren, der Doping mit Anabolika zugegeben hatte, erklärte vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages in einer Sachverständigenanhörung am 28.9.1977 u. a. Folgendes:
„Anabolika beinhalten doch noch weitere Probleme. Es wurde heute auch gesagt, sie seien verschreibungspflichtig. Das heißt: Wie ist es denn überhaupt möglich, daß ein so großer Teil der Athleten mit so großen Mengen arbeiten kann? Wo kommen denn die Anabolika her, wenn die Ärzte keine Rezepte dafür ausstellen? Man liest sehr wenig von Einbrüchen in Apotheken.
(Heiterkeit)
Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Mittel aus Einbrüchen stammen. Die Frage ist , woher sie stammen. Eine Möglichkeit ist, daß sie die Ärzte verschreiben. Es ist mittlerweile auch nachgewiesen, daß Ärzte, die auch hier heute anwesend sind, Anabolika verschrieben haben. Die Rezepte sind zum Teil noch im Umlauf. Zum anderen werden Anabolika auf dem Trainingsplatz wie Dornen für Spikes oder sonst etwas gehandelt. Vertreter der pharmazeutischen Industrie bieten diese Sachen an, Sie sind dann natürlich teurer als bei Rezepten, weil das Rezept vielleicht nur die Gebühr kostet, während die Pillen auf dem Trainingsplatz schwarz teurer sind. Das ist dann natürlich ein erheblicher Nachteil….
Es gibt doch in der näheren Umgebung des Athleten überhaupt keine Stelle, die ihm von Anabolika abrät. Sollte ein Athlet tatsächlich Bedenken haben, gibt es sogar dann noch Ärzte, die sagen: Es ist überhaupt noch gar nicht festgestellt, ob Anabolika schädlich sind. Es werden also eventuelle Bedenken von Athleten teilweise sogar ausgeräumt. Aber es werden gegenüber dem Athleten kaum Bedenken erhoben.“ (Protokoll, S. 6/62)
In der öffentlichen Debatte kehrte jedoch nach 1977 Ruhe ein, nachdem sich alle wichtigen Gruppierungen von der Anabolika-Freigabe und Doping im Allgemeinen distanziert hatten. Das Schweigegebot (Daume, s.o.) wirkte. Das Thema wurde erst wieder nach dem Tod von >>> Birgit Dressel 1987 und 1988 durch den Dopingfall Ben Johnson ins öffentliche Bewusstsein getragen.
Innerhalb der Sportärzteschaft herrschte nicht immer Ruhe. Es gab durchaus heftige Kritiker der gängigen Medikamentalisierung. Einer der schon früh begann zu mahnen war Professor Ludwig Prokop aus Wien, 1979 Präsident des Welt-Sportätzteverbands.
Er „ersuchte kürzlich im Hinblick auf die Olympischen Spiele von Moskau auf einer Sportärztetagung in Ludwigshafen die anwesenden Ärzte um ‚Distanz von bestimmten Leuten, die uns diskriminieren, die als sogenannte Sportärzte die Sportmedizin in eine recht schräges Licht gesetzt haben.‘ Persönliche und berufliche Eitelkeit, aber nicht zuletzt auch handfeste kommerzielle Interessen hätten, so Prokop, zu einem ’sportmedizinischen Ganoventum‘ geführt: unverantwortliche lokale Schmerzausschaltung auf Zeit (um den Start im Wettkampf zu ermöglichen), kunsrtfehlerhafte medikamentöse Behandlung zur Leistungssteigerung, indikationslose oder gar kontraindizierte Operationen, Mißbrauch von Sportlern als Versuchskaninchen für Zwecke der Habilitierung, das sind Praktiken, von denen inzwischen die Spatzen auf den Dächern der Sportstadien pfeifen.“ (SZ, 19.6.1979)
die 80er Jahre
Definition Substitution des Deutschen Sportärztebundes 1983:
Gedopt wurde weiterhin, zumal sich die Leistungserwartungen, hier insbesondere die Olympianormen, kaum verringert und sich die Einstellungen der Beteiligten nicht geändert hatten. Im Gegenteil, die Anabolikaproblematik erreichte weitere Sportarten und Sportlergruppen. Singler/Treutlein sprechen von einem Dammbruch beim Anabolikadoping, hervorgerufen durch fehlenden Schutz des Dopingverbotes. So wurden z. B., obwohl schon lange gefordert, Trainingskontrollen immer noch nicht eingeführt waren. Wettkampfkontrollen ließen sich leicht umgehen. Schließlich war bekannt, wann man die Mittel abzusetzen hatte, um eine posiitive Probe zu vermeiden.
„Einiges spricht dafür, dass im Nachwuchsbereich einiger Kraftdisziplinen die Bereitschaft zur Einahme von Anabolika ein Kriterium, wenn nicht gar das entscheidende Kriterium, für die Kaderzugehörigkeit war.“ Dopingexperte Dr. Manfred Donike äußerte sich insbesondere besorgt über die inflationäre Anwendung von Testosteron bei Frauen: „“Bei Frauen habe ich unglaubliche Angst“, warnte der bundesdeutsche Dopingexperte Dr. Manfred Donike, dessen Kölner Institut als eines von vieren auf der Welt offizielle Dopingproben vornimmt. Testosteron kann Bartwuchs, Baßstimme und ungünstigenfalls Gebärunfähigkeit bewirken. Athletinnen wie Renate Neufeld oder die frühere 800-Meter-Meisterin Ursula Hook, eine Arzttochter, gaben den Leistungssport auf, weil sie Hormonmanipulationen ablehnen, ohne die jedoch keine Chancengleichheit mehr besteht.“ (der Spiegel, 4.10.1982)
Auf Seiten des Sports, auch der Sportler scheint sich die Ansicht verfestigt zu haben, wonach bei Verletzungen die Gabe von Anabolika notwendig und legitim sei.
„Nach dem endgültigen Verbot der Anabolika nahm diese Einstellung im westdeutschen Sport anscheinend solche Ausmaße an, daß häufig die größte Anstrengung beim Doping – auch zur Beruhigung des eigenen Gewissens? – in der Suche nach einem passenden Krankheitsbild bestand.“ ((1), S. 249)
Stimulanzien besaßen als direkt leistungssteigernd eher das Stigma eines Dopingmittels als Anabolika, die als ’natürliche Nachilfe‘ oder ärztliche Therapie galten. Die ärztlichen Rechtfertigungsstrategien zeigten Wirkung.
Wie allgemein akzeptiert die Gabe von anabolen Steroiden bei Verletzungen war, zeigt das Beispiel des Bahnradfahrers Gerhard Strittmacher. Er wurde von Dr. Klümper mit Decaduradolin behandelt und kurz vor den Olympischen Spielen positiv getestet. Er galt mit dem Bahnradvierer als Goldhoffnung. Doch er wurde nicht gesperrt sondern vom BDR mit nach Los Angeles genommen. Die Gefahr einer positiven Probe war jedoch zu groß und so musste er auf seinen Start verzichten. Die Aufregung war groß und Klümper wurde heftig kritisiert, auch von seinem Freiburger Kollegen Keul. Flugs wurden alle anderen Athleten, die bei Klümper in Behandlung waren, überprüft. (Hamburger Abendblatt, 30.7.1984)
Kooperationen zwischen Trainern, Athleten und Ärzten, insbesondere auch Verbandsärzten in Sachen Doping, waren normal. Das ärztlich kontrollierte Doping schaffte Vertrauen, das gesundheitliche Risiko schien minimiert. Es herrschten in vielen Disziplinen auf allen Verbandsebenen stillschweigende Übereinkommen, Toleranz gepaart mit institutionellem Druck. Die fehlende Diskussion in der Öffentlichkeit, fehlendes Problembewusstsein, taten das Übrige.
Diese Idylle wurde 1987 brutal gestört durch Birgit Dressels Tod.
Sofort war offenbar vielen klar, dass Medikamente und Doping mit im Spiel gewesen waren.
„Unter Athleten, Trainern, Ärzten und Funktionären ging die Angst um. Leistungssportler aus jener Zeit berichten, viele von ihnen hätten den gesamten Inhalt ihrer Medikamentenschränke in die Toilette geschüttet und heruntergespült – gleichgültig ob es sich dabei um harmlose Vitaminpräparate oder um die auch unter westdeutschen Sportlern wie selbstverständlich eingenommenen anabolen Steroide handelte.“ (NZZ, 7.4.2007)
Birgit Dressel starb nach 2 Tagen im Krankenhaus unter schrecklichen Schmerzen. Die Ärzte waren ratlos, sie wussten nicht, dass die Sportlerin über lange Zeit verwirrend viele, über 100 Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel eingenommen hatte. Ein Mix, der letztlich den tödlichen Schockzustand herbei geführt hatte.
In der Verhandlung um den Tod der Siebenkämpferin wurde erkennbar, wie unverfroren die therapeutische Verschreibung von Dopingmitteln oder besser von Medikamenten und Aufbaumitteln aller Art gerechtfertigt wurde. Vieles erinnerte an die Argumentation der 70er Jahre. Auf keinen Fall war es Doping, das wiesen Bekanntheiten wie Klümper und Keul weit von sich. Wenn allerdings wie Klümper in seiner Zeugenvernehmung im Falle Dressel z. B. bei einer Kieferentzündung ‚im weiteren Sinne‘ Anabolika gerechtfertig waren, wird deutlich, dass die Auslegung medizinisch notwendiger Indikationen abenteuerliche Ausmaße angenommen hatte.
>>> Weitere Hintergründe zum Tod von Birgit Dressel
Dr. Heidi Schüller:
„Wenn dann Konstellationen auftreten, daß diese Leistungssportler sich aufgrund einseitiger Belastung und extremer Belastung und zunehmend größer werdender Belastung verletzen, dann sollte einem das ein Signal sein und nicht etwas, was man zwangsläufig kaschieren muß, um weiter fortzufahren in dieser Maximierung. Ich denke, daß das ein kurzes Innehalten wert sein sollte, daß hier offensichtlich eine Leistungsgrenze überschritten worden ist.“
(Sachverständigenanhörung 1987, S. 6/131)
Dass nicht wenige Ärzte diesem Denken verhaftet waren, zeigen Statements bekannter Sportärzte während der >>> Sachverständigen-Anhörung vor dem Sportausschuss am 14.10.1987 (>>> Protokoll Teil 2). Bekräftigt wird diese Haltung durch eine Resolution der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention aus dem Jahr 1988, in der
„eine zeitlich limitierte Gabe von Anabolika zum Wiederaufbau atrophierter Muskulatur nach Immobilisierung oder lang andauernden Verletzungen“ gerechtfertigt wird. Das sei kein Doping. „In der Praxis sah das so aus, dass bei Werfern und anderen Schwerathleten bereits eine Gewichtsreduktion nach Absetzen der muskelbildenden Mittel als Indikation für deren neuerliche Einnahme gesehen werden konnte.“ (DOSB, Singler, 10.4.2007)
War dies für Arzt Klümper eine Rechtferigungsmöglichkeit zur großzügigen Anabolikagabe?
Zumindest scheint mancher der Ärzte wieder große Probleme gesehen zu haben. Der Verbandsarzt des DLV drückt dies in einem Schreiben an die Verbandsärzte wie folgt aus:
„Die ursprünglich zum Wohle des Sportlers eingeführte Doping-Regel kehrt sich ins Gegenteil, wenn eine immer größer werdende Anzahl von Athleten zur Selbstmedikation schreitet und sich damit zweifellos einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung unterzieht. Der internationale Sport steht hier aus der Sicht der Medizin am Scheideweg: Entweder werden Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen wirksam ausgebaut, oder man bekennt sich zur medizinisch kontrollierten Einnahme von Anabolika, um breiteren Schaden zu verhüten. Die derzeitige Praxis ist für Athlet, Trainer und Ärzte unerträglich!“ ((1), S. 291)
Intensive Diskussionen darüber, wie man mit den Sportlern, Trainern und Funktionären das Doping eliminieren oder zumindest reduzieren könnte, scheinen Seltenheitswert gehabt zu haben.
Karl-Heinz Graff:
„Wenn Qualifikationen zu Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, selbst Endkampfchancen bei Deutschen Meisterschaften, nur durch pharmakologische „trainingsbegleitende Maßnahmen“ zu erreichen sind, dann müssen die unter den Ärzten und speziell den Sportmedizinern, die dies als eine ethisch, moralisch und medizinisch untragbare Situation ansehen, mit Vehemenz und geschlossen gegen die Teilnahme bundesdeutscher Athleten … eintreten. Dies ist nach Erkenntnis des Verfassers nie geschehen. Da die Politik und die breite Öffentlichkeit auf den Spitzensport, den Spitzensportler und die Spitzenleistung offensichtlich nicht verzichten wollen (Innenminister Zimmermann -Im Sportspiegel-Nov. ’87) müssen sich die „Realos“ unter den Sportmedizinern (und die sich nicht speziellen politischen Panelen zuzuordnen) für machbare Lösungen einsetzen, die die Gefährdung der Betroffenen auf ein Minimum reduzieren.“
Doping unter ärztlicher Kontrolle kristallisierte sich auch für Dr. Karl-Heinz Graff an, seit 1981 Betreuer der Leichtathletik-Nationalmannschaft, ab 1989 Verbandsarzt. Er scheute sich aber nicht für die Dopingzustände andere als nur die Athleten und die zunehmende Kommerzialisierung verantwortlich zu machen. Allerdings sieht spricht er davon, dass die dopingwilligen Athleten in der Mehrzahl von ‚irgendwelchen Betreuern‘ ihre Dopingbehandlung bekämen. Dass auch Ärzte da mitmischten, spart er aus.
„Das Beispiel einer Hallen-Europameisterin und Bronzemedaillen-Gewinnerin über 1500 m bei den Weltmeisterschaften in Rom wiederholt sich doch schon seit Jahren mit einer Regelmäßigkeit, daß selbst Blinde mittlerweile sehen müssen. Da wird eine Athletin mit steilem Aufwärtstrend in ihrer Disziplin von Medien, Funktionären und Trainern unseren Athletinnen als Beispiel einer konsequenten Leistungsentwicklung präsentiert. Wie sollen sich eigentlich Spitzenathletinnen dieser Disziplin jetzt verhalten, nachdem der Nachweis der Testosteron-Zufuhr alle trainingsbegleitenden Maßnahmen, die für die erzielte Leistung verantwortlich sind, dokumentiert hat? … Die offizielle Antwort ist klar. Keine pharmakologische Beeinflussung – aber Höchstleistung. Da dies offensichtlich, zumindest in einer Reihe von Disziplinen nicht realisierbar ist, muß der inoffizielle Wunsch von Trainer, Verband und allen anderen Beteiligten lauten: „Mach was Du willst, laß Dich nicht erwischen aber bring gefälligst Höchstleistung“. … Wenn es die feste Überzeugung der „Sportmedizin“ als Institution ist, daß eine progressive Gefährdung von Athleten, besonders im Spitzensport, durch die pharmakologische Beeinflussung besteht, muß sie sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten dafür einsetzen, daß dies nicht geschieht. Dies bedeutet aber, daß unsere führenden Sportmediziner (und führend ist hier im wahrsten Sinne des Wortes gemeint) endlich Stellung beziehen – auch öffentlich. Es reicht nicht aus, wenn man sich als Sportmediziner nur für höhere Aufgaben im Spitzensport zur Verfügung stellt. Man muß auch die „Drecksarbeit“ gemeinsam mit den Betroffenen anpacken – auch wenn es unpopulär ist und nicht zur persönlichen Publicity beiträgt.“ (Leichtathletik, 50/1987)
die Diskussion um die Wirkung der Anabolika, Testosteronforschung
Verwirrend mutet die (ärztliche) Diskussion um die Wirkung und Schädlichkeit der anabolen Steroide an. Einerseits wurden sie großzügig bei Verletzungen und zur erhöhten Regenrationsfähigkeit eingesetzt, auch um Traingsleistungen zu verbessern, andererseits häuften sich die Meldungen und Ergebnisse zu Wirkungslosigkeit und vor allem Gefährlichkeit der Hormone. Immer mehr Anabolikapräparate wurden von den Herstellern aus dem Markt genommen. Auch Prof. Keul ließ 1991 in einem Anwaltsschreiben an Brigitte Berendonk entsprechendes mitteilen:
„Wegen der Behauptung, für anabole Steroide gebe es ärztliche Indikationen, die einer strikten Einhaltung dieses Verbotes (von Anabolika, d. Verf.) entgegenstünden, hat Prof. Keul im Jahre 1984 eine Klinikbefragung durchgeführt. Das Resultat: Eine ärztliche Indikation für den Einsatz von anabolen Steroiden ist weder bei Knochenbrüchen und Verletzungen noch bei Osteoporose zu recht fertigen. Mehrere Pharmahersteller haben daraufhin diese Präparate alsbald aus dem Handel gezogen.“ ((1), S. 292)
Und wie ist die Testosteron-Forschung zu beurteilen, die in den 80er Jahren von einem Forscherteam um Joseph Keul mit Geldern des Bundesinnenministeriums, des Bundesinstituts für Sportwissenschaft und des Deutschen Sportbundes u. a. an Skilangläufern durchgeführt wurden? Nach Keul 1991 ging es darum zu überprüfen, ob
„durch die Einnahme von Testosteron Funktionsstörungen oder gar Krankheiten bei Ausdauerleistungssportlern verhindert werden könnten, die als Folge einer unzureichenden Regenerationsphase mit Verminderung der Immunabwehr auftreten.“
War es Antidopingforschung oder genau das Gegenteil?
In einer Veröffentlichung der Forschergruppe im Jahr 1988 wurde festgehalten, dass aufgrund methodischer Mängel offen blieb, ob eine Leistungssteigerung erzielt werden konnte. Nach Keul erbrachten die Ergebnisse keine positive Wirkung des Testosterons, daher sei das Hormon nicht als Substitutionsmedikament geeignet. Dieses sagte er 1991, nachdem die Forschung publik wurde und heftig öffentlich kritisiert wurde. Er musste aber als Gutachter wissen, dass die Studie sehr wohl andere Ergebnisse geliefert hatte. In einer mit der Studie verbundenen Dissertation ist zu lesen:
„. . . so könnte dies (die Testosterongabe) für den Athleten (. . .) einen entscheidenden Vorteil bringen“, schreibt Dr. rer. nat. Fuchs in seiner Zusammenfassung von 1988, „da (. . .) die benötigte Energie schneller zur Verfügung steht.“
Die nachträgliche Bewertung der Arbeit durch drei unabhängige Wissenschaftler 2009 lässt wenig Zweifel:
„Anabol androgene Steroide erhöhen die Ausdauerleistung von Athleten durch eine gesteigerte Bildung von roten Blutkörperchen“, sagt der Testosteronexperte Dr. Luitpold Kistler, „das steht sowohl in der Doktorarbeit als auch in der Literatur. Daran gibt es keinen Zweifel. Man kann auch sagen, dass Testosteron die Regeneration eines Sportlers durch eine bessere Reparatur stark beanspruchter Muskulatur steigert.“ (FAZ, 2.2.2009, dradio, 22.2.2009, 4:47Min)
1984 lief noch bereits eine weitere Studie. Prof. Heinz Liesen und Rainer Föhrenbach forschten im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft BISp über den Zusammenhang Testosteron und Regeneration. Laut BISp wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass bei sehr starker kataboler BelastungTestosteron die Regenerationfähigkeit verbessern kann.
Grund genug für Liesen 1987 während einer Dopingdiskussion im Sportausschuss des Deutschen Bundestages klar und deutlich für eine optimale sportmedizinische Betreuung trotz Dopingliste einzutreten. Er trat für die Substitution ein, die nicht nur Folgemängel beseitigen sollte, sondern vorbeugend eingesetzt werden sollten und brüstete sich damit, aus durchschnittlich talentierten nordisch-kombinierten Athleten Spitzensportler geformt zu haben.
Das BISp hatte Liesen 1988 noch ein Projekt gemeinsam mit dem aus der DDR geflohenen Anabolikaexperten Hartmut Riedel finanziert. Kader-Athleten des Skilanglaufs und der Nordischen Kombination wurden auf die Wiksamkeit von Andriol getestet. Ergebnisse sind (mir) nicht bekannt.
Liesen hatte keine Schwierigkeiten zu erwarten, wohl aber Dr. Erich Spannbauer, der vom Deutschen Skiverband und dem Internationalen Biathlon-Verband auf Dauer gesperrt wurde. Er hatte Biathlonstar Peter Angerer bei der WM 1986 Methylt-Testosteron verabreicht, dass leider sehr lange nachweisbar war. Auch für Spannbauer galt Testosteron als harmlos. (5)
Testosterongaben wurden von Dr. Georg Huber zwischen 1980 bis 1990 für einzelne U23-Straßenradfahrern eingeräumt. Diese Aussage nahm der langjährige BDR-Verbandsarzt vor der Expertenkommission, welche die Vorkommnisse an der Universität Freiburg im 2007/08 untersuchen sollte, etwas zurück. Es sollen nur zwei Fahrer gewesen sein, Christian Henn und Robert Lechner.
Der Tod von Birgit Dressel war ein Schock, besonders auch für viele Athleten. Dann folgte der Dopingfall Ben Johnson, der weltweit die Öffentlichkeit aufschreckte. Doch glaubt man den vorliegenden Zeugenaussagen, hielt das Nachdenken nicht lange an. Jetzt wurde erneut versucht noch heimlicher und noch besser zu arbeiten. Know-how aus dem Osten wurde da nicht zurückgewiesen.
Eine Heidelberger Magister-Arbeit mit dem Titel „Relevanz und Entwicklung ausgewählter Kraftparameter bei Kugelstoßern der nationalen Klasse“ belegte das geduldete und unterstützte Doping. Die 1989 von Norbert Wolf vorgelegte Studie unter der Obhut von Professor Dr. Helmut Weicker, Direktor der Abteilung Sport- und Leistungsmedizin der Heidelberger Universitätsklinik, hatte den Anabolika-Konsum von drei Kugelstoßern zum Thema: von Kalman Konya, Claus-Dieter Föhrenbach und dem Schweizer Weltmeister Werner Günthör. Offenbar versprachen sich die Athleten trotz der Warnung vor Nebenwirkungen neue Erkenntnisse für die eigene Leistungssteigerung.
„Mit dem Test beauftragte Weicker den Assistenzarzt Dr. Karl-Michael Sehling. Die Laborbefunde von Konya und Föhrenbach, die bis zum Untersuchungsbeginn Anabolika geschluckt hatten, wiesen dramatisch niedrige HDL-Werte auf. Föhrenbach erreichte mit 18 nicht einmal die Hälfte des Normalwertes, Konya kam am 27. Januar 1988 mit 4 sogar in die Infarkt-Gefahrzone. Der besorgte Doktor Sehling wies die Kugelstoßer schriftlich auf das Risiko hin – Konya akzeptierte ungerührt. „
Die Studie wurde später unter strengem Verschluss gehalten. (der Spiegel, 26.3.1990). Die anfallenden Diagnosekosten von Föhrenbach wurden von der Krankenkasse bezahlt, Begründung: „Ferilitätsdiagnostik – Hochleistungssportler (nach Anabolikaeinnahme)“. Dr. Bernhard Segesser, Schweizer Olympiaarzt und Günthörs persönlichrer Sportmediziner, gab öffentlich zu, dass der Kugelstoßer seit 1985 mehrmals mit Stromba gedopt gewesen sei. ((4), S. 249ff)
Die Diskussion um das Für und Wider des Testosterons zeigte in Deutschland Wirkung.
Auch der Fall Hartmut Riedel zeugt von wenig Innehalten. 1987 in den Westen geflüchtet, findet der Dopingexperte sofort Arbeitsmöglichkeiten in dem gleichen Gebiet wie gehabt. Mit Liesen erforscht er die Wirkung des Testosterons. Seine Dissertation über die Wirkung der Anabolika ist zwar verschwunden, doch es gehen Gerüchte, wonach sie sehr wohl innerhalb der Universität Paderborn bekannt war. Kurze Zeit später erhält er eine Berufung an die Universität Bayreuth, ganz ohne wissenschaftliche Veröffentlichungen, aber auf Empfehlung der bekannten Professoren Keul und Hollmann, die später angeben, falsch informiert gewesen zu sein oder nicht auf Doping geachtet zu haben. In den Protokollen der Berufungskommission stand jedoch recht deutlich: „Mit originellen diagnostischen Verfahren erarbeitete er wesentliche Erkenntnisse auf dem Sektor der anabolen Hormone.“ (der Spiegel, 10.12.1990). Weitere Informationen finden sich auf der Seite über Wildor Hollmann.
Eine unabhängige Untersuchungskommission sollte etwas Licht ins Dunkel bringen, die „Unabhängige Dopingkommission“ (die sog. Reiter-Kommission) unter Vorsitz von Prof. Dr. Heinrich Reiter, wurde gegründet. (>>> Abschlussbericht der Reiter-Kommission)
Sportmediziner Prof. Steinbach, DLV Sportwart 1990:
SPIEGEL: Akademiker, die jahrelang geheim für das Doping geforscht haben, sind inzwischen sogar Professoren in Paderborn oder Bayreuth.
STEINBACH: Ich kann mich nicht äußern über die Berufungsverfahren an einzelnen Hochschulen, welche Gesichtspunkte vorgelegen haben und welche Fakten und Qualifikationen eine Rolle gespielt haben. Ich gehe aber davon aus, daß sehr wohl unterschieden werden kann, wer ein Wissenschaftler im ordentlichen und fairen Sinn des Wortes war und welcher Wissenschaftler sich an Manipulationen beteiligt hat. (…)
SPIEGEL: Haben Sie Herrn Riedel gefragt, ob die Vorwürfe stimmen?
STEINBACH: Nein, ich glaube, nein.
Die Diskussion um das Für und Wider des Testosterons zeigte in Deutschland Wirkung.
die 90er Jahre bis heute
Das seit dem Jahr 1984 mittels des Testosteron-Epistosteron-Quitienten nachweisbare Hormon wird 1991 von den deutschen Spitzenverbänden des Sports, ausgenommen dem Deutschen Gewichtheberverband, für einige Zeit „frei gegeben“. Auf einer außerordentlichen Vollversammlung wird beschlossen, dass „indirekte Nachweisverfahren, wie Testosteron/Epistestosteron-Quotient…, vorläufig ausgesetzt werden.“ Grund, die Tests seien nicht zuverlässig. Die Initiative ging auf die ‚Reiter- Kommission‘ zurück (>>> Bericht der Reiter-Kommission). Prof. Keul und Prof. Kley (Mitglied der Kommission) erläuterten kurze Zeit später in der FAZ die Entscheidung noch einmal mit der Möglichkeit, dass einzelne Athleten natürlicherweise einen T/E-Quotienten höher als den festgelegten Wert von 6 zu 1 hätten. Die Möglichkeit mittels Nachkontrollen individuelle Variationen festzuhalten, wurden nicht berücksichtigt. Testosteron-Doping war zur damaligen Zeit das am häufigsten in Kontrollen gefundene Anabolika-Doping, auch bei Frauen. ((4), S. 303ff) (Wie lange die Nichtanerkennung wärte und welche anderen indirekten Nachweisverfahren betroffen waren, ist mir nicht bekannt.). Die ‚Reiter-Kommission‘ schlug auch eine Amnestie für westdeutsche Athleten vor, da exakte Aussagen über deren Dopingpraktiken nicht mehr möglich seien. Für Personen aus der DDR sei eine Personeneinzellfallprüfung nötig.
Dr. Dieter Baron, Mediziner und bis 1991 langjähriger oberster deutscher Dopingfahnder, ließ 1992 in einer Fernsehdiskussion um den Dopingverdachtsfall Krabbe und Co. anklingen, dass unter gewissen Gesichtspunkten, weltweiter Vergleichbarkeit und medizinische Hilfe, eine kontrollierte Freigabe nicht kategorisch abzulehnen sei:
„…und ich möchte hier vielleicht hierauf auch bemerken, dass es namhafte deutsche Sportmediziner gibt die früher mit solchen Dingen experimentiert haben. Ich möchte hier extra betonen nicht gedopt haben aber die es durchaus für möglich erachtet haben im Trainingsrythmus, zur Stabilisierung, zur Leistungsverbesserung gewisse Hormone zu geben, die heute von alledem überhaupt nichts mehr wissen wollen und die das nie gesagt haben wollen und es ist sicherlich jetzt nicht opportun [Forderung der Dopingfreigabe] wo die ganze Welt schreit, die Dopingsünder zu überführen (…) hier kommen wir an das Problem des Dopings, was viel vielschichtiger ist als wir annehmen können. (…) und das muss auch gesagt werden: erstens, die Verhinderung von (…) Krankheiten oder von Schädigungen unserer Athleten und zweitens, wollen wir durch Bekämpfung des Dopings eine Fairness erreichen und ich frage nur wo es eine Fairness gibt, wenn wir das möglicherweise bei uns hier durchführen und wenn die ganze Welt solche Kontrollen lasch oder nicht korrekt handhabt, ist es dann eine Fairness unseren Athleten gegenüber und auf der anderen Seite hat ja uns die DDR gezeigt, dass es durchaus möglich ist bei einer kontrollierten Verabfolgung dieser Mittel im großen und Ganzen Schädigungen von den Athleten fernzuhalten.“
Er habe damit nicht gesagt, Doping müsse freigeben werden, aber es müsse darüber nachgedacht werden. (ZDF, Dopingfall oder Hexenjagd, Februar 1992)
Gleichzeitig wurde von DSB und NOK eine weitere Kommission eingerichtet, die „ad-hoc-Kommission zur Beratung in Doping-Fragen“ unter Vorsitz des damaligen DSB-Vizepräsidenten Manfred von Richthofen. Ziel war u.a. durch Befragung betroffener Athleten, Trainer, Ärzte und Funktionäre die vorliegenden Einzelfälle zu „analysieren und den betreffenden Spitzenverbänden auf dieser Grundlage Rat“ zu geben.
Diese Kommissionen waren die Folge der zunehmenden öffentlichen Enthüllungen und Doping-Geständisse und einer beginnenden Diskussion um die Übernahme dopingbelasteten Personals aus der DDR.
Aus dem Schlussbericht der ad hoc-Kommission geht hervor, dass keine exakten Aussagen über den Dopingumfang in Westdeutschland gemacht werden könnten. Es wurden Einzelfälle dargelegt und den Verbänden zur Überprüfung übergeben. Es gab auch Empfehlungen an Universitäten Sportwissenschaftler, die an Forschungen zu Doping-Mitteln beteiligt gewesen waren bzw. sind, nicht mehr zu beschäftigen. Angeblich lag auch eine geheime schwarze Liste mit Namen von Funktionären, Trainern, Ärzten und Wissenschaftlern vor. (Link). Zumindest auf Prof. Keul scheint dies zu zutreffen. Manfred von Richthofen:
„“Wir hielten Keul für hochbelastet in Fragen des Dopings“, sagt Richthofen zu den Ergebnissen seiner Ad-hoc-Kommission, die der damalige Deutsche Sportbund 1991 berufen hatte. Das Gremium befragte belastete Trainer und Funktionäre. „Es gab den Auftrag der Kommission an mich, die damalige Sportführung zu überzeugen, dass Keul nicht mehr als Olympiaarzt nominiert werden könne.“
Vorstellig wurde Richthofen bei Willi Daume, damals Präsident des Nationalen Olympischen Komitees. „Ich trug ihm den Wunsch der Kommission vor. Er sagte mir nur: ,Das Gespräch ist beendet.‘ Dann haben wir uns noch eine Weile angeschwiegen.“ (FAZ, 30.1.2009, die Zeit, 20.2.2009). Professor Joseph Keul war zu jenem Zeitpunkt Anti-Doping-Beauftragter des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Bundesinstituts für Sportwissenschaft.
Wie hätte das Ausbooten Keuls auch vonstatten gehen sollen, in dem undurchsichtigen engmaschigen Beziehungsnetz, das sich über Jahrzehnte herausgebildet hatte, der Spiegel sprach von einem Kartell, dessen Mitglieder z. B. öffentliche Gelder für Forschungsaufträge in großem Stil zugesprochen bekommen hatten bzw. sich gegenseitig zusprachen. Immer mit dabei die Sportmedizin der Universität Freiburg. (der Spiegel, 11.11.1991).
Ob es Konsequenzen aus den Kommissions-Berichten gab, ist mir nicht bekannt. Es scheinen zumindest nicht viele gewesen zu sein. Vorgeschoben wurden rechtliche Bedenken. Man fürchtete arbeitsrechtliche Schritte der Betroffenen. Auch das damalige DVB-Präsidiumsmitglied Prof. Helmut Digel vermisste eine diesbezügliche rechtliche Grundlage der Richthofen Kommission. Danach meinte Richthofen:
„Die Beweise, die uns vorliegen, sind schlüssig im Sport. Doch ob sie auch öffentlich-rechtlich haltbar sind, wird noch die Frage sein. Außerdem können wir nichts mehr tun, wenn ein Verband unsere Empfehlungen missachtet.“ (zitiert nach Jutta Braun in (8), SZ, 20.7.1991).
Das Sportpersonal, damit auch das sportmedizinische, saß danach weiterhin in festen Sätteln. Allerdings verabschiedete die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (DVS) auf dem Hochschultag 1991 eine Erklärung zur Dopingproblematik und der Verantwortung von Sportwissenschaftlern, die der Erklärung der Sportmediziner von 1988 völlig entgegenstand. Darin wurde von ihren Mitgliedern verlangt, sich aktiv einzumischen um Missbrauch zu verhindern und jene zur Rechenschaft zu ziehen, die dopinggestütze Trainingspraxen ermöglichen – „verantwortungsbewußte Wahrheitssuche muß wichtiger sein als standesgemäße Kollegialität“. (Oldenburger Erklärung der dvs zum Doping im Hochleistungssport).
Diese Erklärung regte so manchen Mediziner zu heftigem Widerspruch an und einige sollen daraufhin die DVS verlassen haben. So kritisierte z. B. im Januar 1992 Prof. Dr. N. N. von der Deutschen Sportschule Köln in einem Schreiben an den Vorsitzenden der DVS Dr. Karlheinz Scherler die Erklärung erheblich, insbesondere Absatz 2, indem die Sportwissenschaft ‚pauschal und wohl auch opportunistisch der Mitwisserschaft und Mittäterschaft der Dopingproblematik bezichtigt‘ würden.
„Aller Erfahrung nach heraus ist Doping bisher immer so gelaufen, daß von seiten der Sportler mögliche dopingwirksame Medikamente einfach nach dem try and error-Prinzip ausprobiert wurden. Die Sportmedizin/Sportwissenschaft hat sich dann meist hinterher um die möglichen Wirkungen und auch Nebenwirkungen dieses Problems gekümmert. So war dies beispielseise bei unserem heutigen Hauptdopingproblem, der Frage der Anabolika.“ Interessant scheint mir im Folgenden die Erwähnung von EPO: „Auch bei den neuen Dopingverfahren, die uns drohen, ist dies so. Erythropetin ist beispielsweise ein Medikament, das speziell zur Behandlung von Blutarmut bei Nierenkrankheiten eingesetzt wird. Der Gedanke liegt für Sportler nahe, zu versuchen, sich ähnlich wie beim Höhentraining oder Blutdoping hier bessere Startchancen zu verschaffen. Auf diesen Gedanken werden sie keineswegs von Sportwissenschaftlern gebracht!
Die Forschung ist, wie immer, wertneutral. Die Frage, was denn daraus gemacht wird, ist nicht den Forschern anzulasten.“
1989 hatte jedoch Prof. Liesen vom BISP einen Forschungsantrag genehmigt bekommen, mit dem u.a.
„die Therapie der Eisenmangelanämie durch gentechnisch hergestelltes humanes Erythropoietin bei gleichzeitiger Eisensubstitution zu überprüfen“ überprüft werden sollte. Eine Verlängerung des Projektes liegt für 1990 vor. Als Probanden waren „Ausdauersportlerinnen ca. 20 (nationale Spitzenklasse)“, vorgesehen. „Sollten die Bedingungen einer regelmäßigen Kontrolle nicht gegeben sein, eventuell Versuch mit einer Gruppe von Ausdauerläuferinnen des Freizeitbereiches. (Spitzer, Doping in Deutschland…, S. 103)
Prof. Joseph Keul kritisierte ebenfalls die der Erklärung zugrunde liegende Haltung der Vereinigung scharf und monierte, dass die Vereinigung sich erlaube, ‚der Sportmedizin Vorschriften für ihr ethisches Verhalten zu machen‘. Er fände es kränkend, wenn nicht gar beleidigend sich vorhalten lassen zu müssen, dass er sich nach dem Prinzip des ‚Nicht schaden‘ zu verhalten habe, wo dies doch ein Grundprinzip der ärztlichen Ethik sei. Seiner Ansicht sei es dreist, wenn ein Verband, der selbst über keine ethischen Grundlagen und keine Ethikkommission verfüge, Ärzten, die ganz anderen Zwängen der Ethik ausgesetzt seien, so etwas vorschreiben wolle.
die Stille kehrt zurück
Nach diesen einigermaßen turbulenten Monaten beruhigte sich die öffentliche Diskussion wieder, vor allem in Bezug auf das Verhältnis Doping und westdeutsche Vergangenheit. Die DDR-Vergangenheit wurde erst einmal hintan gestellt und harrte bzw. harrt in weiten Teilen noch immer der Aufarbeitung. Kaum jemand wollte wissen, was wirklich geschehen war, großzügig fanden ehemalige Trainer, Ärzte und Funktionäre Anstellungen im Westen. Nicht wenige erhofften sich durch deren Wissen ähnliche Erfolge, wie es der DDR zuvor gelang.
„Die fehlende Bereitschaft zur Kehrtwende verblüffte auch die DSB-Aufklärer. Beyer hatte bei der Vorlage des Kommissionsberichts eine Rücktrittswelle unter den Funktionären erwartet, doch alle blieben in ihren Ämtern. Weil es im heutigen Spitzensport um Millionenbeträge gehe, würden sich die „mittelmäßigen Funktionäre“ vor jeder Verantwortung drücken. „Reinemachen tut weh“, hat Beyer festgestellt, deshalb „haben alle die Hosen voll“.
Der Kölner Dopingjäger Professor Manfred Donike glaubt, das Grundübel des deutschen Sports sei nur „auf biologischem Wege“ zu lösen – durch Generationswechsel.“ (der Spiegel, 24.2.1992)
So nach und nach kamen immer mehr Wahrheiten ans Licht. 1998 begann in Berlin-Moabit ein Strafprozess gegen ehemalige Trainer und Ärzte der DDR.
(Dieser Versuch der Vergangenheitsbewältigung wird hier erst einmal ausgeklammert.)
Freiburg: Doping im Team Telekom und mehr
Das allgemeine Schweigen über die Verbreitung des Dopings im deutschen Hochleistungssport hält vor. Es wird erst im Zuge des Fuentes-Skandals, der Operacion puerto gestört, als Jan Ullrich und das gesamte Team Telekom, später T-mobile, unter Doping-Verdacht gerät. Wieder ist die Sportmedizin der Universität Freiburg betroffen, nur diesmal steht nicht die Leichtathletik im Mittelpunkt, sondern der Radsport. Bereits im Juni 1999 veröffentlichte der Spiegel einen Artikel, der beweisen sollte, dass im Team Telekom jahrelang gedopt wurde und wird. Die Ärzte werden darin nicht direkt beschuldigt und von den Teamverantwortlichen wurden sie zur Abwehr der Verdachtsmomente herangezogen. Die Vorwürfe wurden abgeschmettert. Heute weiß man es besser. Doch die damalige Chance hinter die Bedeutung der Freiburger Mediziner für den Rennstall zu kommen, wurde durch ungenaue Recherche vertan. (Link)
Ab 2006 bröckelte dann die Fassade. Immer mehr Details wurden bekannt und die Freiburger Sportmedizin erlebte ihr Waterloo.
Rolf Wolfshohl:
„Athleten von mir, die zum Nationalkader gehörten, sind vom Bund Deutscher Radfahrer zu ärztlichen Routineuntersuchungen zur Universitätsklinik nach Freiburg geschickt worden. Als sie zurückkamen, brachten sie einen Karton voller Medikamente mit. Grüne, rote und weiße Pillen, für morgens, mittags und abends.
…
Die Ärzte hatten meinen Fahrern gesagt, wenn sie die nach einem vorgegebenen Schema einnähmen, könnten sie Leistungssteigerungen von 15 bis 20 Prozent erwarten.
…
Wenn ich sie persönlich getroffen habe, bin ich immer mit denen angeeckt. Ich habe ihnen gesagt, sie würden den Leuten falsche Tatsachen vorspiegeln?
…
Die Ärzte suggerieren den jungen Fahrern, sie könnten mit Pillen nach vorn kommen. Aber mit Pillen, selbst wenn sie nicht auf der Dopingliste stehen, werden Sportler falsch motiviert. In den Köpfen setzt sich fest, Medikamente könnten ein Ersatz für Training sein.
…
Ich habe es erlebt, wie einer meiner Schützlinge, als er von mir zu den Profis abgewandert ist, vor drei Jahren in diesen Strudel hineingeriet: Das ist das Ergebnis, wenn einer glaubt, Tabletten helfen, die Leistung zu steigern. Und am Ende ist der Sportler nicht nur der Buhmann, sondern körperlich ein Wrack und ein Fall für die Psychiatrie.“
(der Spiegel, 28.6.1999)
Im Zentrum der Vorwürfe standen die Mediziner Dr. Andreas Schmid und Dr. Lothar Heinrich. Schmid war 1989 Verbandsarzt im Bund Deutscher Radfahrer und betreute von 1996 bis 2006 die Elitefahrer (Profis) bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. 2007 musste er einräumen,
„seit Mitte der 90-iger Jahre das Doping einzelner Radprofis unterstützt zu haben. Ich habe den Radfahrern auf Anforderung Dopingsubstanzen, insbesondere EPO, zugänglich gemacht. Ich versichere, den Sportlern diese Medikamente niemals injiziert oder auf andere Weise appliziert zu haben (…).“
Er schränkte den Zeitraum aber später auf die 90er Jahre ein.
Lothar Heinrich war für den Bund Deutscher Radfahrer von 1996 bis 2006 als Betreuer der Elitefahrer (Profis) bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen tätig. Er räumte erst ein, am Doping mitgewirkt zu haben, relativierte dies jedoch kurze Zeit später wieder.
Die eingesetzte Untersuchungskommission unter Vorsitz von Dr. Hans Joachim Schäfer, dem ehenmailgen Präsidenten des Sozialgerichts Reutlingen, kam zu eindeutigen Ergebnissen. Bereits 1993 gab es EPO-Doping im Team Telekom. Dr. Schmid beschaffte das Mittel und überwachte die Anwendung. Bei Cortison wurde für die notwendigen Ausnahmegenehmigungen gesorgt.
„Systematisches EPO-Doping des „Team Telekom“ unter ärztlicher Anleitung nahm seinen Anfang mit dem Trainingslager auf Mallorca im Januar 1995. An diesem Trainingslager nahm neben Dr. Schmid auch Dr. Heinrich teil, der dort eingearbeitet wurde und im Laufe der Zeit mehr und mehr die Rolle des betreuenden Arztes vor Ort übernahm.“ (>>> Bert Dietz)
Es gibt jedoch auch Hinweise, dass seit 1998 Eigenblutdoping zum Einsatz kam bzw. dass Dr. Heinrich sich für diese Methode interessierte. Die Untersuchungskommission stellte zudem möglichen Abrechnungsbetrug fest. Zwischen Dr. Heinrich und dem Team T-Mobile existierte eine Drittmittelprojekt „Trainings- und Wettkampfbegleitung Hochleistungsradsport“, das nicht ordnungsgemäß mit der Universität abgesprochen und genehmigt war. In diesem Zusammenhang wurden zwei weitere Ärzte nach 2001 belastet: Dr. Andreas Blum und Dr. Stefan Vogt.
Als Dr. Schmid Ende der 80er Jahre anfing als Verbandsarzt des BDR zu arbeiten, hatte der Freiburger Mediziner Dr. Georg Huber das Amt des leitenden Arztes schon einige Zeit inne. Auch er musste einräumen, Dopingmittel verabreicht zu haben. Konkret bereits in den 80er Jahren, als er U23-Radsportlern anabole Steroide verschreiben haben will – gegen die „Dysbalance“ in der Regenerationsphase. Christian Henn und Robert Lechner gestanden. Von der Kommisssion analysierte Patientendaten zwischen 1995 bis 2000 des Fahrers Patrik Sinkewitz zeigen u.a. eine große Schwankungsbreite der Hämatokrit- (Hkt) und Hämoglobinkonzentration (Hb). Der verantwortlicher Arzt war damals Huber, abgezeichnet wurden die Berichte von Prof. Keul und Dr. Berg. Dr. Huber hatte im Jahr 2000 bei der UCI für Sinkewitz eine Ausnahmegenehmigung für einen erhöhten Hämatokrit beantragt, der nicht genehmigt wurde. Daran dass der Fahrer EPO-Doping betrieben hatte, besteht kein Zweifel mehr, nur die Beteiligung von Dr. Huber ist nicht bewiesen. Offen ließ die Kommission in ihrem Abschlussbericht, wie sich die Beziehungen zwischen den Ärzten Schmid und Heinrich auf der einen Seite und Huber auf der anderen gestaltet hatten. es hätte zwar langjährige Beziehungen gegeben, aber laut Zeugenaussage hätte sich Huber aus der ‚Telekom-Sache‘ herausgehalten.
>>> doping-archiv: Team Telekom / T-Mobile und Doping
Freiburger EPO-Forschung
„Keul ist Präsident des Deutschen Sportärztebundes und Leiter einer Forschungsgruppe, die seit gut einem Jahr verlässliche Nachweise für Epo-Missbrauch erforschen soll. Die komplizierte Fahndungsarbeit ist der Deutschen Telekom immerhin 1,3 Millionen Mark wert. Der Hauptsponsor der Radprofis vom Telekom-Team lässt diese beachtliche Summe „aus reinem Selbstschutz“ springen, sagt Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater, „wir wollen schließlich keine Sportart fördern, wo Doping zur Gewohnheit wird“.
(die Welt, 3.3.2000)
Der Festina-Skandal veränderte nach Erkenntnissen der Kommission zwar nicht die Doping-Praktiken innerhalb des Teams, aber ein hochrangig besetzter Arbeitskreise „Dopingfreier Sport“ erhielt den Auftrag schwerpunktmäßig an der Weiterentwicklung eines indirekten Nachweises von Erythropoietin, an Dopingkontrollen im Training, sowie an der Information und Aufklärung der Öffentlichkeit für einen dopingfreien Sport zu arbeiten. Das sollte in enger Kooperation mit BDR, UCI, NOK, DSB und DGSP geschehen. Der Vertrag lief über 3 Jahre, Geldgeber war Sponsor Telekom. Der Vorsitz führte Professor Keul, Schriftführer des Arbeitskreises war Dr. Lothar Heinrich. Jährlich bewilligt waren 450 000 DM, davon sollten jeweils 300 000 DN in Forschungsprojekte gehen. Der Vertrag wurde mit 100 000 DM 2002 um ein Jahr verlängert. Ein Großteil der Gelder verblieben in Freiburg. Dr. Schmid war einer der führenden Forscher innerhalb dieses Projektes.
Prof. Keul, der Unwissende
Und was wusste Professor Keul? Im Abschlussbericht der Expertenkommission wird festgehalten, es gäbe keine Beweise
„für eine aktive Beteiligung an den Dopingaktivitäten der Ärzte Professor Schmid und Dr. Heinrich sowie Dr. Huber.“ Er sei aber „bei Veranstaltungen des und um das Team Telekom häufig präsent“ gewesen. Im Zwischenbericht der Kommission wird er dahingehend zitiert, dass er „nach der Aussage von Dr. Stockhausen gegenüber den Mitarbeitern der Abteilung klargestellt hat, er müsse sie fallen lassen, wenn bekannt werde, dass sie in Dopingaktivitäten verwickelt seien.“
Wobei solche Aussagen hinlänglich bekannt sind aus der Sportszene, selbstverständlich durfte nie und nimmer bekannt werden, dass verbotene Praktiken zur Anwendung kamen.
Interessant vielleicht noch folgendes Zitat:
„Insbesondere diese Finanzströme, die am Universitätsklinikum und an der Abteilung Sportmedizin vorbei, gar unter Täuschung des Ärztlichen Direktors Professor Dickhuth, an die genannten „Team Telekom“- bzw. „T-Mobile Team“-Ärzte flossen, knüpfen an das von Professor Keul praktizierte Verhalten in den neunziger Jahren an, wie es im Bericht der Innenrevision vom März 2001 thematisiert ist. Mit der von Professor Keul geübten Praxis wurde jedoch von der Abteilungsleitung her durch Professor Dr. Berg und Professor Dr. Dickhuth gebrochen.“
Der Abschlussbericht befasst sich ausführlich mit Prof. Keul und seiner Haltung gegenüber Doping über die Jahrzehnte seiner Forschungs- und Funktionärstätigkeit. Eine Haltung, die zu vielen Zweifeln Anlass bietet. Weitere Information >>> siehe hier
Abschlussbericht der Expertenkommission vom 13. Mai 2009:
Freiburger Aufklärungshindernisse
Eine zweite Gutachterkommission / Evaluierungskommssion, die 2007 vom Rektor der Freiburger Universität eingesetzt wurde um die Freiburger Sportmedizin umfangreicher zu überprüfen. Vorsitzende dieser ‚Unabhängigen Gutachterkommission zur Evaluierung der Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin des Universitätsklinikums Freiburg‘ ist seit Dezember 2009 Prof. Dr. Letizia Paoli für Kriminologie in Leuven mit dem Schwerpunkt Drogenhandel. (dradio, 29.8.2010)
Bis Anfang 2013 liegen keine Ergebnisse vor. Schon früh kam der Verdacht auf, dass dies auf Informationsblockaden u.a. von Seiten der Universität zurück gehen könne, Zweifel an der Bereitschaft zu vollständiger Aufklärung und Offenlegung der Strukturen und Vorgänge wurden laut. Zumal es auch der Staatsanwaltschaft nicht gelang viel Neues zu eruieren. Es sollt zwar Anklagen erhoben werden, doch lediglich Andreas Schmid wurde mit einem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Freiburg über 40 Tagessätze wegen EPO-Dopings belangt. (dradio, 2.5.2010)
>>> Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin
Anfang 2013 und erneut 2014 musste sich die Gr. Kommission gegen öffentlich vorgebrachte Vorwürfe seitens der Universität wehren, sie würde den Vertragsanforderungen nicht genügen. Dabei machte die Kommission publik, dass Sie lange Zeit nicht über den ursprünglich beschlossenen Arbeitsauftrag informiert gewesen sei. Die Kommissionsmitglieder wären nur darüber informiert worden, die Abteilung Sportmedizin evaluieren zu sollen. Im Original ist jedoch von der gesamten Freiburger Sportmedizin bis weit zurück in die Vergangenheit die Rede. Zudem beklagte sie die Zurückhaltung von umfangreichem Archivmaterial.
Die öffentlich asugetragenen Differenzen sind hier nachzulesen:
>>> Konflikte Evaluierungskommission – Universität Freiburg
und sonst?
Die Untersuchungskommission befragte auch Dr. Stockhausen, bis 1996 Arzt am Freiburger Institut. Er habe wegen seiner Insiderkenntnisse der Radsportszene gewusst, dass dort [in der Szene] umfassend gedopt werde, „aber dass Freiburg was macht, wusste ich nicht, sondern nur, dass sie es kaschieren“, womit das eigene Doping der Radprofis gemeint war. In seiner Befragung vom 19. Februar 2008 wies er nochmals darauf hin, dass „natürlich nur ganz wenige Insiderwissen hatten, wie Huber und ich“.“
Im Buch ‚Doping im Radsport‘ ((7), S. 154ff) nimmt er klar Stellung und meint, Sportärzte, die heute nicht merken, „dass etwas jenseits von „Wasser, Spagetti und Vitaminen“ läuft, seien fehl am Platz. Er selbst habe seine betreuende Tätigkeit aufgegeben, als er merkte, dass die „Abgrenzung seriösen Handelns nicht mehr möglich war.“ So 1998, als in Folge des Festina-Skandals im Radsport die Maxime galt, keine weiteren Enthüllungen mehr zuzulassen. Entsprechend wurden die Betreuer bei der Rad WM von der UCI angewiesen.
„Was damit gemeint war, habe ich dann bei der Hämatokritkontrolle durch die UCI erkennen müssen. Entgegen der üblichen Regel, vor der Blutentnahme zur Bestimmung des Hämatokritwertes eine Zeit von höchstens 10 Minuten zu gewähren, nach der sich die von der UCI benannten Sportler im Kontrollraum einzufinden hatte, wurde eine Vorlaufszeit von 45 Minuten gewährt. Diese Zeit ist ausreichend, um einen Hämatokritwert zu manipulieren. Nach Austausch mit meinen Kollegen aus den anderen Nationen musste ich erfahren, dass diese Vorlaufzeit für alle Mannschaften eingehalten wurde.“
Die Turbulenzen um die Freiburger Sportärzte schreckten allgemein auf. Sponsoren, Medien und vor allem einige Politiker forderten Konsequenzen. Nicht mehr zu leugnen ließen bzw. lassen sich die Wurzeln der Geschehnisse, die weit in die Vergangenheit und damit auch weit über den Radsport hinaus reichen. Im Zuge der Fuentes-Affaire und der damit in Verbindung stehenden Namen wurden zudem auch wieder andere Sportarten angesprochen. Es wurde deutlich, dass heute auch internationale Netzwerke die Versorgung der Dopingwilligen betreiben. Der zu Fuentes System gehörenden deutsche Anäthesist Dr. Markus Choina dürfte kein Einzelfall sein.
In Folge gab es eine Fülle von Erklärungen. Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft verabschiedete ein Erklärung (siehe hier), die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (ehemals Dt. Sportärztebund) und der DOSB meldeten sich ebenfalls und verlangten von Ihren Mitgliedern Antidoping-Erklärungen. Ob Dopingvergehen aber zum Entzug der Aprobation herangezogen werden, ist nicht geklärt. Fälle sind bislang nicht bekannt. Angeblich sei in der Berufsordnung nicht klar geregelt, wie Dopingfälle behandelt werden sollen. Zudem wurden betroffene Ärzte in Berufungsklagen vor Zivilgerichten gegen das Berufsverbot Recht bekommen.
„Wenn Verfehlungen klar belegt werden und das Berufsgericht einem Arzt die Approbation entzieht, dann sollten die Zivilgerichte das respektieren. Sonst können wir uns das ganze Ärzteschaft-interne Verfahren sparen.“ (BZ, 25.5.2007)
Dass Mediziner aber wegen aktiven Dopings verurteilt werden können, zeigt der Fall des Hamburger Sportmediziner Dr. Til Steinmeier. Er akzeptierte im Juni einen Strafbefehl über 39 000 Euro, erklärte sich aber gleichzeitig für unschuldig. Über Steinmeier sollen Sportler Dopingmittel erhalten haben. Er war Arzt von Radsportlern und Fußballern des HSV. (HA, 27.6.2008)
Es wird noch viel Arbeit nötig sein. Gerade vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Dopingmentalität im Freizeitsport und Fitnessbereich. Heiko Striegel stellte in seiner Untersuchung ‚Doping im Fitness-Sport‘ fest:
„Ein nicht unerheblicher Teil der befragten Sportlerinnen und Sportler, die den Konsum von Dopingsubstanzen bejaht haben, gaben an, die Einnahme dieser Wirkstoffe ärztlich kontrollieren zu lassen. Darüber hinaus beziehen nahezu ein Drittel der befragten Fitness-Studio-Mitglieder leistungssteigernde Substanzen zumindest auch aus dem Gesundheitswesen. Insoweit scheint das Gesundheitswesen einen nicht unerheblichen Beitrag für das Doping im Fitness-Sport zu leisten.“ (H. Striegel, 2008, S.100)
Die Einbindung von Ärzten wird auch durch die Untersuchung von Mischa Kläber bestätigt. Ärzte, Apotheker und anderes medizinische Beratungs- und Beschaffungspersonal sind fester Bestandteil der Dopingszene im Fitnessbereich. Besonders schwierig scheint es nicht zu sein, Ärzte zu finden, die den Medikamentenmissbrauch unterstützen. Die Argumentation ist dieselbe, die man aus dem Profisport seit Jahrzehnten kennt. (Mischa Kläber: Medikamentenmissbrauch im Freizeit- und Breitensport)
Neu ist diese Einbindung von Ärzten in die Dopingszene nicht. Im Januar 1993 erläuterte Prof. Dr. Rietbrock (Frankfurt) anlässlich des Runden Tisches des DLV in Erfurt, dass seiner Meining nach ca. 50 % der verbotenen Medikamente, die zum Einsatz kämen, von Ärzten verschrieben würden. Der Rest käme aus illegalen Quellen. Bestätigt würde diese Annahme durch amerikanische Untersuchungen an Jugendlichen. Die Umsetzung von Ergebnissen aus der Tierforschung in den Sport, ginge zu hundert Prozent nur mit der Beteiligung von Ärzten.
So gilt wohl mehr den je: „Wir als Ärzte müssen uns noch viel mehr darüber Gedanken machen, was mit ärztlicher Ethik zu vereinbaren ist. Das gilt auch für die Sportmedizin“, sagte der Vorsitzende des Hartmann-Bundes Winn 2007. (BZ, 25.5.2007)
Und Dr. Udo Wolter, Vorsitzender der Berufsordnungsgremien der Bundesärztekammer und Präsident der Landesärztekammer Brandenburg meinte
„Oberstes Gebot ärztlichen Handelns ist die Erhaltung und die Wiederherstellung der Gesundheit des Patienten – Doping aber bewirkt die völlige Überforderung des Körpers und zerstört damit die Gesundheit des Patienten. Kein Arzt, der sich an den Hippokratischen Eid gebunden fühlt, wird Doping durchführen. Doping ist vorsätzliche Körperverletzung und mit dem Arztberuf völlig unvereinbar. Wenn sich ein Arzt eines solchen Vergehens schuldig gemacht hat, kann dies bei besonderer Schwere mit dem Widerruf der Approbation belegt werden“. (Bundesärztekammer, 25.5.2007)
Bislang ist jedoch ind Deutschland kein Fall eines Approbationsentzuges wegen Dopings bekannt.
Im Februar 2009 veröffentlichte die Zentrale Ethikkommission bei der Bundesärztekammer folgende Stellungnahme ‚zur Wahrung ethischer Grundsätze in der Medizin und ihren Grenzgebieten‘:
>>> Doping und ärztliche Ethik
uellen und Lesetipps
(1) Singler, A./Treutlein, G: Doping im Spitzensport,Sportwissenschaftliche Analysen, Auflage 2006
(2) Singler, A./Treutlein, G: Doping – von der Analyse zur Prävention
(3) Hobermann, John, Menschliche Maschinen, 1994
(4) Berendonk, Brigitte: Doping, 1992
(5) de Mondenard, Jean-Pierre, Dictionnaire du Dopage
(6) Brissonneau et al.: L’Épreuve du dopage, 2008
(7) Meutgens, Ralf: Doping im Radsport, 2007
(8) Latzel, K./Niethammer, L. (Hg.): Hormone und Hochleistung; darin u.a.:
A. Singler, G. Treutlein: Doping in der Bundesrepublik Deutschland…
J. Braun: „Dopen in Deutschland“ Die Diskussion im vereinten Sport 1990-1992
Monika