DLV Dopingvergangenheit
Karl-Hans Riehm, Hammerwurf
Hammerwerfer Karl-Hans Riehm, geb. 1951, aktiv im TV Germania Trier, ab 1978 beim TV Wattenscheid, gehörte von 1975 bis 1984 zu den weltbesten Werfern. Er war mehrfacher Deutscher Meister und stellte 1975 und 1978 Weltrekorde auf. Bei den Olympischen Spielen 1984 gewann er die Silbermedaille.
Karl-Hans Riehm wurde niemals des Dopings überführt, doch gab er bereits 1977 im Zuge der öffentlichen Dopingdiskussion indirekt zu, Anabolika angewandt zu haben. Zumindest leugnete er nicht, dass diese Kraftpillen in seinem sportlichen Umfeld zum Einsatz kamen. In der Rhein-Neckar-Zeitung wird er 1977 (März, genaues Datum des Artikels unbekannt) sowie in der FAZ vom 30.3.1977 wie folgt zitiert:
„Könnten wir unter denselben profihaften Bedingungen wie Ostblock-Athleten trainieren, brauchten wir auch keine Anabolika, um mit denen mitzuhalten.“ … „Wir Athleten … sind darum froh, daß die Anabolika-Frage endlich diskutiert wird.“ … „Jahrelang haben sie [die Funktionäre] das Problem nicht wahrhaben wollen. Sie waren froh, wenn alles unter der Oberfläche blieb. Jeder wußte, das ist ein heißes Eisen und keiner wollte sich die Finger verbrennen. Im Grunde wollte niemand wahrhaben, wie weit das wirklich verbreitet ist.“
„Den Athleten jedenfalls, meint Riehm, treffe keine Schuld. Im vergangenen Frühjahr hat er einmal gesagt: „Wer eine Olympia-Medaille gewinnen will, muß psychisch und körperlich in Grenzbereichen leben. Und da ist jeder ganz allein.“ – Um so weniger darf man darum den Athleten mit seinen Konflikten allein lassen. „In der Anabolika-Frage sind wir es viel zu lange gewesen“, sagt Riehm.“ (FAZ, 30.3.1977)
1998 (?) gab er zu, im Training Anabolika in kleinen Mengen zur Regeneration angewandt zu haben. Trainer seien ‚außen vor‘ gewesen und die Ärzte hatten nie dazu geraten, immer gewarnt. (Er erwähnt das Verbot der anabolen Steroide und entsprechende Dopingkontrollen ab 1972. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt noch keinen anerkannten Test, erst 1974 wurden erste durchgeführt, und die spätere Kontrolldichte war sehr niedrig.) (Trierischer Volksfreund)
Im Jahr 1999 bestätigte Riehm, der während seiner aktiven Zeit medizinisch von Armin Klümper betreut wurde und beim TV Wattenscheid unter Karl-Heinz Leverköhne trainierte, dass er Anabolika benutzt hatte.
„Außer Ernst Klement und Bundestrainer Karl-Heinz Leverköhne gehörte Professor Armin Klümper zu seinen wichtigsten Wegbegleitern. Und auf den umstrittenen Sportmediziner läßt er nach wie vor nichts kommen. „Das klassische Doping hat bei uns nie eine Rolle gespielt“, sagt er. „Aber Anabolika dosiert als unterstützende Maßnahme für Kranke, zur Regeneration.“ Riehm gesteht aber auch zu, daß er total im Nachteil gewesen wäre, wenn er es nicht genommen hätte. „Denn mehr als 78 Meter konnte man damals nicht ,ohne‘ werfen“.“ (FAZ, 12.5.1999)
Prof. Armin Klümper musste sich über Jahrzehnte Dopingvorwürfen stellen, Karl-Heinz Leverköhne wurde auch von anderen Sportlern mit Doping in Verbindung gebracht.
Monika 2011