Antidoping – Internationale Dokumente / Texte
1988/1989 Welt-Antidoping-Konferenzen Ottawa und Moskau
1988 Internationale Olympische Antidoping Charta (Ottawa)
1988 fand in Ottawa die erste Internationale Antidoping-Konferenz statt.
Auf ihr wurde eine erste Anti-Doping-Charta verabschiedet:
1988/1989 Olympic Charta
1989 International olympic charter against doping in sport, annex 6, rights and responsibilities of sports organisations, athletes and their entourage1989
1989 Anti-Doping Convention Explanatory Report, 19.9.1989
Die 2. Welt-Antidoping-Konferenz fand vom 10. bis 12. Oktober 1989 in Moskau statt. Hier wurden die Inhalte, Konsequenzen und Probleme der Charta von 1988 erörtert. Siehe hierzu Zitate aus dem Bericht von Heinz Fallak in NOK-Report 11/89 unten auf dieser Seite.
Konsequenzen für Deutschland, Empfehlungen August Kirsch:
Vertreter Deutschlands in Ottawa waren:
Prof. Dr. Kirsch für DSB und NOK, Regierungsdirektor Vogt für das BMI und Prof. Dr. Donike für die Med. Kommission des IOC
August Kirsch gibt folgende Empfehlungen, die sich aus den Ergebnissen der Konferenz, der Charta, für die weitere Antidopingarbeit in Deutschland ergeben, weiter:
In Anhang an die im Dokument vier vorgestellten 11 Schritte zum Umsetzen der Charta in ein nationales Programm sind folgende Arbeiten erforderlich:
1. Publikation der nationalen Anti-Dopjng-Politik:
Durchsicht und Ergänzung der „Rahmenrichtlinien zur Bekämpfung des Dopings“ des DSB und evtl. ergänzende Beschlussfassung beim Hauptausschuß im Dezember 1988.
2. Nationale Koordination:
Die bisherige Arbeitsgruppe aus DSB und NOK in dar Besetzung Grupe, Fallak und Landsberg steuert alle Aktivitäten und sollte um folgende Vertreter ergänzt werden: BMI, Mediziner, Juristen, Trainer und Athlet.
3. Anti-Doping-Expertengruppe:
Hier könnte zunächst die Arbeitsgruppe Dopingfragen des Bundesinstituts unterstützend tätig werden. …
4. Programme der nationalen Fachverbände:
In enger Kooperation mit der Expertengruppe sollten seitens der Koordinierungsgruppe die nationalen Fachverbände zur Vorlage ihrer Jahresprogramme im Bereich Anti-Doping aufgefordert werden. Darin sollten als Minimum für alle olympischen Verbände verbindliche Wettkampfkontrollen und Trainingskontrollen gefordert werden. Einen Sonderfall stellen die Kontrollen deutscher Athleten bei Trainingsaufenthalte im Ausland dar; hier sind in den Unterlagen Verfahrensvorschläge enthalten.
Der Europarat führt vom 31.10. – 2.11.1988 in Schweden ein Seminar durch, in dem alle bisher gemachten Erfahrungen bei Trainingskontrollen einschließlich der Kontrollen im Ausland diskutiert werden sollen. …
…
8. Erziehungsprogramm:
Die Unterrichtung und Erziehung im Anti-Doping-Komplex ist bisher bei uns nur durch drei Informationsschriften angegangen worden. Andere Nationen sind hier weiter. Im Institut Donike und beim BISp stehen Unterlagen zur Analyse und Umsetzung zur Verfügung. Eine enge Kooperation im Rahmen der Fair-Play-Aktion der DOG bietet sich an.
9. Forschung:
Auch dazu Stellungnahme von Prof. Donike einholen.
10. Kooperation mit staatlichen Stellen:
Der BMI-Vertreter in der Steuerungsgruppe sollte über die bisherigen Maßnahmen unterrichten und zu zahlreichen Vorschlägen aus der Konferenz in Ottawa Stellung nehmen.
11. Internationale Aktionen:
Hier kommt es auf die lückenlose Kooperation der internationalen Sportfachverbände mit den nationalen Fachverbänden an. Evtl. sind auch hier bilaterale Abschlüsse zwischen den Nationen im Rahmen der Länder-Austauschprogramme erforderlich.
Zur Pressebeichterstattung:
In den Berichten überwog eine eingeschränkt positive Besetzung der Konferenz. Insbesondere wurde als negativ herausgestellt, dass es nicht gelungen sei, Zufallsstichproben als Regel unterzubringen. Hier handelte es sich aber nur um den Komplex der Trainingskontrollen, beai denen die Möglichkeit bestehen bleiben sollte, ganz spezifisch bestimmte Gruppen, besonders im Ausland, zu testen und nicht nur durch Zufall bestimmte Einzelpersonen.
1989 Bericht H. Fallak von der 2. Welt-Antidoping-Konferenz
Vom 10 bis 12. Oktober 1989 fand in Moskau die 2. Welt-Antidoping-Konferenz statt. Sie befasste sich mit den Inhalten, Konsequenzen und Problemen der Charta von 1988.
Heinz Fallak, Mitglied des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland berichtete darüber im NOK-Report 11/89, 1. November 1989.
… Im Juli 1988 fand die Erste Weltkonferenz Anti-Doping im
Sport in Ottawa/Kanada statt. Sie befaßte sich mit den Grundsatzfragen des Kampfes gegen Doping und verabschiedete die „Internationale Olympische Charta gegen Doping im Sport“. Die diesjährige Moskauer Konferenz beschäftigte sich mit den Konsequenzen aus dieser Charta, mit den Problemen der praktischen Durchsetzung, mit den komplexen und komplizierten Sachverhalten.
Eingeladen hatten gemeinsam die sowjetische Regierung, Prince Alexandre de Merode, Vizepräsident des IOC und Vorsitzender der Medizinischen Kommission des IOC und Minister Nikolai Russak, Chef des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport der UdSSR.
Teilnehmer waren 181 Delegierte. Sie vertraten die NOKs, Regierungen und andere nationale Sportorganisationen, internationale Sportverbände, Direktoren und Mitarbeiter von Doping-Untersuchungslabors, die Medizinische Kommission des IOC, die Athleten-Kommission des IOC, die Weltgesundheitsorganisation, den Europarat, die Europäische Sportkonferenz und die UNESCO. Für die Bundesregierung war Regierungsdirektor Peter Glass, für das NOK und den DSB der Berichterstatter beteiligt.
Im ersten Teil der Konferenz wurde über Fortschritte, Aktivitäten und Programme seit der Konferenz von Ottawa berichtet. Referiert wurde aus der Sicht der Internationalen Arbeitsgruppe Anti-Doping, des IOC, Frankreichs, Bulgariens, des Internationalen Gewichtheberverbandes, des Internationalen Leichtathletik-Verbandes, der lOC-Athleten-Kommission und über die Anti-Doping-Vereinbarung zwischen der UdSSR und den USA. Die Berichte haben allenthalben den Eindruck vermittelt, daß über Proklamationen hinaus an vielen Stellen energisch gehandelt wird, aber in manchen Ländern und Sportverbänden noch Defizite bestehen.
Im zweiten und wesentlichen Teil wurde in vier Arbeitskreisen diskutiert, um Erfahrungen auf allen Ebenen auszutauschen. Informationen über den Fortschritt und die Durchsetzung von nationalen Anti-Doping-, Aufklärungs- und Erziehungsprogrammen zu erhalten und schließlich Übereinstimmung über die Ergänzungen des Anhanges der Internationalen Olympischen Charta gegen Doping im Sport zu finden.
Die Arbeitskreise beschäftigten sich mit den Themen das nationale Anti-Doping-Modell, Dopingkontrollen außerhalb der Wettkämpfe, Erziehung, Information und Aufklärung sowie Recht und Verantwortung der Athleten und ihres Umfeldes.
Nach einer abschließenden Plenarsitzung einigten sich die Konferenzteilnehmer auf folgende Feststellungen und Empfehlungen:
Die Delegierten begrüßten die Annahme der Internationalen Olympischen Charta gegen Doping im Sport durch das IOC anläßlich seiner 96. Session im Dezember 1988; die Befürwortung dieser Charta gegenüber allen Nationalen Olympischen Komitees anläßlich der IOC/ANOC-Sitzung im Dezember 1988; die Anerkennung der Charta durch die Olympischen Sommersportverbände, unter Einschluß einer Harmonisierung der entsprechenden Regeln der Internationalen Verbände, bei ihrer Sitzung mit dem IOC im April 1989; die Empfehlung der zweiten Sportministerkonferenz der UNESCO im November 1988 in Moskau, die Charta in allen Ländern anzuerkennen; die Bestätigung der Charta durch die 25 an der sechsten Europäischen Sportministerkonferenz im Juni 1989 in Reykjavik bete iligten Länder; die fortgesetzten Anstrengungen der internationalenSportverbände, Dopingkontroilen außerhalb der Wettkämpfe und Register von Athleten einzuführen, die jede Einnahme von Doping ablehnen und bereit sind, jederzeit Dopingkontrollen anzuerkennen und das wachsende Interesse von Regierungen, auf gesetzlichen Wegen Dopingmißbrauch zu bekämpfen.
Die Delegierten sprachen sich einmütig für folgende Empfehlungen aus:
– In der IOC-Charta möge in den Bye-laws unter Berücksichtigung der Zulassungsregelung für die Athleten, der Verantwortlichkeiten der NOKs und unter Einbeziehung der Internationalen Olympischen Charta gegen Doping entsprechende Regeln aufgenommen werden.
– Anti-Doping braucht die internationale Harmonisierung, Koordinierung und Einheit aller Beteiligten.
– Auf die Beteiligung der Regierungen und des Sports in der Anti-Doping-Kampagne hinzuweisen und beide Seiten zu einer weiteren intensiven Zusammenarbeit zu ermuntern.
– Weitere bi- und multilaterale Vereinbarungen zwischen Ländern zur Dopingbekämpfung abzuschließen, einschließlich gegenseitiger Dopingkontrollen auf der Basis von Verständigung und Vertrauen.
– Die Bedeutung der Olympisehen Ideale in den Erziehungsprogrammen zu betonen und die Grundsätze von Ethik und Fair Play im Sport zu bekräftigen.
– Die Weltkonferenz „Anti-Doping“ als ein wertvolles Forum für den Austausch von Ansichten und Informationen zwischen Regierungen und Sport und als Aufforderung zum gegenseitigen Verständnis untereinander zu begreifen.
– Die Arbeit der Internationalen Arbeitsgruppe, die vom IOC geführt werden soll, zu fördern und zu unterstützen.- Sie stimmen zu, daß in zwei Jahren die Dritte Ständige Weltkonferenz Anti-Doping im Sport mit den Sportnationen und den internationalen Sportorganisationen stattfinden soll .
Eine abschließende Bewertung:
Der Moskauer Kongreß war nötig, sinnvoll und in wichtigen Teilen erfolgreich. Trotz einer noch ungeordneten Landschaft und noch fehlender Übereinstimmung in den praktischen Fragen, vornehmlich des Vollzugs der Dopingkontrollen im Wettkampf und im Training und der Sanktionen,wird der richtige Weg beschritten. Wir sollten an dem Projekt Anti-Doping im Sport mit aller Energie mitarbeiten.
Und noch eine speziell auf unsere nationale Situation bezogene Bemerkung: Unsere Athleten haben in den Diskussionen unter die Einführung der Dopingkontrollen im Training darauf hingewiesen, daß die Kontrollen nur dann sinnvoll sind, wenn sie sich international durchsetzen; eine Auffassung, die auch von NOK und DSB geteilt wird. Die Konferenz in Moskau hat dazu einige neue Erkenntnisse geliefert. In Belgien, auch durch Gesetz geregelt, in den vier skandinavischen Ländern, in Großbritannien, in der Sowjetunion und in USA werden z.T. seit vielen Jahren erfolgreich Doping-Kontrollen im Training durchgeführt. Andere Länder – wie wir – führen derzeit solche Kontrollen ein. Wir sind also auf dem richtigen Weg. …