Inhalt System II:
Hajo Seppelt: Erfahrungen 2008
Grit Hartmann, Thomas Kistner: Erfahrungen, Recherchen, Analysen 2008
Ines Geipel: Erfahrungen und Analysen 2007
Thomas Reichart: Erfahrungen, Recherchen
Erziehungsstrukturen
westliche Trainer in China – Erfahrungen
Das chinesische Dopingsystem? Ansichten, Erfahrungen von heute
Uwe Schimank:
Peking will sein Image dank der Spiele verbessern. Der Erfolgsdruck auf die eigenen Athleten ist riesig. Der Westen spricht gerne von Staatsdoping und rümpft dabei die Nase. Ich wäre in der Argumenta- tionsweise etwas vorsichtiger: Auch bei uns müssen die Sportverbände gewisse Leistungen erreichen, damit sie staatliche Fördergelder erhalten. Diese Vorgaben sind teilweise derart hoch angesetzt, dass sie ohne Doping kaum möglich sind. Tagesanzeiger, 8.8.2007
Wie funktioniert die chinesische Gesellschaft, das chinesische Sport- und das damit verbundene Dopingsystem? War und ist das kommunistische Regime vergleichbar mit dem der ehemaligen kommunistischen Staaten des Ostblocks? Darauf wurde bereits >>> hier bruchstückhaft eingegangen.
Im Folgenden sollen noch einige Stimmen zu Wort kommen, die Eindrücke aus dem vorolympischen China wiedergeben.
Hajo Seppelt: Erfahrungen 2008
Hajo Seppelt, ARD-Journalist und vor den olympischen Spielen 2008 in China auf den Spuren der dortigen Dopingkultur unterwegs, sieht kein staatlich verordnetes Dopingsystem, sondern eher eine allgemeine Bewusstseinslage in der Bevölkerung, die sich von der westlichen bzw. der unseren stark unterscheidet. Künstliche Leistungssteigerung, aber auch die Anwendung und das Experimentieren mit Medikamenten und Methoden, auch unerforschten, gilt dabei nicht als Unrecht, eher als normal. Vor diesem Hintergrund greifen unsere ethischen Begründungen nicht. Ein Problem ist, dass Doping international geächtet wird und ein Dopingfall als nationale Schande eingestuft wird.
dlf, 21.7.2008: Hajo Seppelt: Doping ist Normalität in China:
Zitate:
„Im Sport selber und eben auch in der Gesellschaft gilt das Motto „Viel hilft viel“, man nimmt die Mittel, um den Körper zu stärken, die Leistung zu stärken, und das drückt sich auch im Sport aus. Aber im Olympiajahr gilt das dann wiederum als Tabu, als große Schande. Im chinesischen Denken oder Fühlen, so war unser Eindruck, wird das Individuum dem Kollektivgeist untergeordnet, und wenn jetzt die große Schande über einen Chinesen kommen würde und damit eben über ganz China, dass er als Dopingsünder dasteht, dann wäre das außerordentlich peinlich, und deswegen versucht man momentan, mehr Schein als Sein zu demonstrieren. Das ist unser Gefühl.“
„Es ist weder Naivität noch Kaltblütigkeit, ist mein Eindruck, sondern es ist einfach eine andere Denke. Ethische Grenzen in China sind, glaube ich, anders definiert, als wir das hier in Europa tun. Das muss man gar nicht bewerten, das ist einfach anders, das haben wir auch erlebt in China, als wir recherchiert haben.
Ich nenne ein Beispiel: Wir haben sehr viel mit versteckter Kamera drehen müssen, wir waren in Fabriken, die Dopingsubstanzen herstellen, dort hat man uns für Dumpingpreise ein Anabolikum angeboten, das hier einen vielfachen Wert hat. 150 Euro haben wir bezahlt, die offizielle Referenzsubstanz in Deutschland würde bis zu 40.000 Euro kosten. Das sind schon erhebliche Unterschiede. Und dann am Ende des Gesprächs sagte dann der Verkäufer – wir hatten uns da als Berater deutscher Pharmaunternehmen ausgegeben – sagte dann: Na ja, also, jetzt ist das ein Dopingmittel, sagt unsere Regierung, während der Zeit der Spiele dürfen wir das nicht verkaufen, danach geht es wieder einfacher.„
Grit Hartmann und Thomas Kistner: Erfahrungen, Recherchen, Analysen 2008
Grit Hartmann und Thomas Kistner schätzen nach umfangreichen Recherchen im vorolympischen China die Situation anders ein. Sie sehen sehr wohl hinsichtlich der Olympischen Spiele ein staatlich gelenktes Sportsystem. Die kommunistische Partei Chinas hat in allen entscheidenden Institutionen ihre Leute an oberster Stelle sitzen, auch die Chinesische Nationale Antidopingagentur CADA z. B. wird von einem Parteifunktionär geleitet.
SZ, 6.8.2008: China sitzt auf der Anklagebank:
Zitate:
Mit der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking 2001 wurde zugleich
„der Sportstaatsplan „Projekt 119“ initiiert, der auf den Gewinn aller Medaillen in olympischen Kerndisziplinen wie Leichtathletik, Schwimmen abzielte. Und wichtiger: In Peking wurde die erste zentrale Sportklinik eingerichtet. Li Guoping leitete sie von Anfang an, Chef des Sportärzteverbands und Chefarzt von NOK und Olympiateam. Bald gab es Ausreisekontrollen, aber keine internationalen Skandale mehr. Laut Li sind 30 Ärzte für die Nationalteams in der Klinik fest angestellt, weitere 120 werden von den Provinzen bezahlt. Alle unterstehen der Fachaufsicht seiner Klinik, die auch eine Forschungsabteilung hat und im vierten Stock die Spitzenathleten behandelt.
Dass Chinas Sportärzte zentral gesteuert sind, wird bisher ausgeblendet. Dabei fällt diese Steuerung wie einst im DDR-Sport zusammen mit dem Ende der großen Dopingchronik. Zugleich finden sich straffe Zuchtprogramme: Die Athleten in den Sportschulen sind offenkundig entmündigt, ohne Verbindung nach außen, Prämien laufen meist über Trainerkonten, sie sind nur darauf gedrillt, Land und Eltern Ehre zu machen. Kaufen so brave Kadergeschöpfe Dopingmittel auf eigenes Risiko? Als etwa 2007 in der Anshan-Sportschule im Nordosten 450 Flaschen mit Dopingstoffen gefunden wurden, mussten die Trainer zugeben, dass sie ihre 15- bis 18-Jährigen Eleven dopten. Sündenfälle in Teamstärke deuten immer wieder auf Systemdoping hin.“
Als Beleg für die Lenkung und Kontrolle durch die KP sehen die beiden Journalisten z. B. auch die Begebenheiten um Trainer Wang Dexian, der angeblich 2005 wegen Dopings im Wiederholungsfalle lebenslang gesperrt wurde, aber dennoch mit Unterstützung der KP junge Olympiaathletinnen trainiert.
SZ, 6.8.2008: Die Wunderkinder:
„Der Fall Wang reduziert den konsequenten Antidopingkampf des Olympiagastgebers auf das, was er vermutlich ist: eine prächtige China-Morgana. Denn er widerlegt die Fabel von den Dopingzirkeln in entlegenen Provinzen, beim besten Willen nicht zu kontrollieren von der Zentrale. Wer in Duoba arbeiten darf, hat den Segen Pekings: Das Höhentrainingslager steht unter Aufsicht des Sportministeriums. Deshalb erinnert der Bluff an eine andere Sportdiktatur – notorisch gedopt und gelogen wurde auch in der DDR. Die Welt staunte so ehrfürchtig, wie Chinas KP-Regenten sich das für diese Spiele ersehnen. Erst nach dem Mauerfall gab es mehr Opfer als Stars.“
Ines Geipel, Erfahrungen und Analysen 2007
Ines Geipel, Schriftstellerin, Professorin für Verssprache und DDR-Dopingopfer, veröffentlichte 2008 ihr Buch ‚No Limit – Wieviel Doping verträgt die Gesellschaft.‘ Darin berichtet sie auch über China.
Für Ines Geipel ist die Guanxi-Netzwerk-Kultur ein Schlüssel zum Verständnis der chinesischen Gesellschaft. In folgendem Artikel übernimmt sie Textpassagen aus ihrem Buch ‚No Limit‘:
Tagesspiegel: Geipel: Das vergessene Thema Doping – Dahinter steckt System:
Zusammenfassung:
Die Guanxi-Netzwerk-Kultur ist „eine Doppel- und Mehrfachstruktur, die ein Prinzip des Machtapparats ist, aber vor allem auch zur alltäglichen Überlebensstrategie der Chinesen gehört.“
„In dieser Guanxi-Kultur liegt scheinbar kein Widerspruch darin, ein staatlich initiiertes Dopingkontrollsystem für „sauber“ zu erklären, während im direkten Umfeld der Athleten auf neuestem Stand gedopt wird. Guanxi macht es möglich, das System auszunutzen und zu umgehen. Und es verhindert, dass das für die Beteiligten einen Konflikt darstellt. Eine historisch legitimierte Kulturpraxis, entstanden aus der Logik des Überlebens. China konnte sich auch deshalb so erstaunlich mühelos auf internationale Betrugsstandards in Sachen Doping einstellen, weil Doping ja im Grunde Guanxi zu sein scheint – ein ständiges Austarieren, das Tänzeln um eine Demarkationslinie, eine gute Portion Schmiere, das langwierige Gemauschel.“
Dabei sind es alte bewährte Strukturen, die weiter bestehen und Grundlage bilden für neue, ebenso funktionierende Beziehungen. Und so kann es sein, dass die staatliche Kontrolle das Geschehen in den Provinzen nicht erreicht. Die Nationalen Spiele z. B. sind innerhalb des chinesichen Sportsystems von großer Bedeutung. Hier zu siegen, bedeutet hohes Ansehen und finanzielle Versorgung. Die Idee des dopingfreien Sports ist hier aber nicht präsent. Sie wird wichtig, wenn es um die internationale Reputation geht. Hier kommt der Staat, die Partei des Gesamtstaates ins Spiel und greift ein bzw. versucht es. Es gilt das Ansehen des Landes zu wahren, das Gesicht nicht zu verlieren.
Ines Geipel führt hierzu das Beispiel der 18jährigen Läuferin Zhang Yingying an, die im Januar 2008 den Juniorinnen-Weltrekord im Marathon pulverisierte. Auf die Marathon-Teilnehmer-Liste für Olympia kam sie jedoch nicht. Der Grund dürfte gewesen sein, dass die ausländischen Medien aufgeschreckt waren und ihr Verbindung zu einem dopingbelasteten Trainer aufdeckten. Würde die junge Frau in Peking auf das Podest kommen, könnte die Diskussion um ihre Person das Image des Landes schwer beschädigen. (Ganz verzichten wird China aber nicht auf das junge Talent, sie wird über 5 000m und 10 000m an den Start gehen.)
Thomas Reichart, Erfahrungen, Recherchen
Thomas Reichart war für das ZDF in China und drehte als Mitautor die Dokumentationen ‚Mission Gold I und II‘.
Gefragt wie er das Sport- und Dopingsystem in China einschätzt, sieht er von allem etwas, aber keine klare Linie. Ein staatlich kontrolliertes von der Partei angeordnetes Dopingprogramm, kann er nicht erkennen. Die Frage, ob die Athleten, die für China bei Olympia starten, einem staatlich akzeptierten Dopingprogramm unterliegen, wird nicht angesprochen (vgl. Hartmann, Kistner).
Planet: Thomas Reichart: Chinas Staatsathleten sind nur zum Teil sauber:
„Ich glaube nicht, dass systematisch gedopt wird. Aber China ist ein großes Land und je weiter man von Peking entfernt ist, desto weniger hört man den Ruf des Kaisers. Vieles, was in diesem Land passiert, wird von der Regierung in Peking gar nicht wahrgenommen. Es gibt mächtige Provinzfürsten und die Möglichkeiten, durch Doping und dem daraus oft resultierenden Erfolg gesellschaftlich aufzusteigen, sind gerade in China enorm.
Unser Film zeigt, dass es eine Diskrepanz gibt zwischen dem, was man in China öffentlich verlautbart und dem, was man in der täglichen Trainingspraxis macht. Wenn man in China dopingbelastete DDR-Trainer verpflichtet, ist das kein gutes Zeugnis für die eigene Dopingpolitik. Damit stellt man alle Bemühungen infrage.“
„Es gibt in China zumindest keine Hinweise auf einen Staatsplan Doping, der vom Zentralkomitee der kommunistischen Partei verabschiedet worden wäre. Allerdings existieren auch große Ähnlichkeiten zum System in der DDR. Das beginnt damit, dass Kinder schon im Kindergartenalter ausgesucht werden, bei denen dann geguckt wird, für welche sportliche Disziplin sie geeignet sind. Und es ist gibt auch in China wie damals in der DDR massives Doping von minderjährigen Mädchen, weil man dort die größten Trainingseffekte erzielt.
Das ist natürlich die brutalste Form der Körperverletzung, die man sich vorstellen kann. Die Sportförderung ist somit sicher vergleichbar, aber es gibt nicht dieses Dopingsystem, das es in der DDR gab.“
Erziehungsstrukturen
H. Digel:
„Es ist beeindruckend, wie intensiv dort gearbeitet wird. Für unsere Begriffe teilweise sogar zu intensiv. Schon achtjährige Kinder sind fernab ihrer Familien im vollen Trainingsprozess, der auch durchaus manchmal schmerzhaft ist. Man stellt diese Arbeit, die mit unseren Vorstellungen von Menschenwürde nicht immer vereinbar ist, aber nie in Frage. Diese besondere Disziplin gehört zu den chinesischen Wertmaßstäben.“
„Der chinesische Hochleistungssport profitiert jetzt noch davon, dass man zu Kindern eine andere Beziehung hat, als in unserer liberalen Gesellschaft. Die Kindheit ist dort eben kein geschützter Raum. Das geht bei uns nicht und wird auch in China in Zukunft weniger möglich sein, weil man sich am Westen orientiert und über kurz oder lange westliche Moralvorstellungen übernehmen wird.“
ARD, 4.3.2008
In den Berichten aus China über das Sportsystem klingt immer wieder an, wie hart mit Kindern umgegangen wird. Stundenlanger Drill mit dem einzigen Ziel, Erfolg zu haben, scheint alltäglich. Das Bild des Kindes in China ist offensichtlich ein anders als bei uns hier im Westen.
Voraussetzung dieser uns weitgehend fremden Haltung ist der unbedingte Gehorsam gegenüber den Ansprüchen und Wünschen der Eltern, und weiter gefasst auch gegenüber den Oberen. Ihnen muss man sich unterordnen und ihren Vorstellungen entsprechen. Erfolg steht dabei ganz oben auf der Skala und rechtfertigt Anerkennung. Versagen beschädigt das Ansehen der Erwachsenen, der Autoritäten und verdient keine weitere Unterstützung.
Der soziokulturelle Hintergrund dieser Beziehungen ist im Einfluss des Konfuzianismus zu suchen sein, hier insbesondere im geforderten und gelebten Ethikbegriff der kindlichen Pietät (Xiao). Eine Forderung, die der kommunistischen Staatsideologie entgegen kommt und bereitwillig übernommen wurde. Diese Forderungen werden übertragen auf andere gesellschaftliche Strukturen, im Sport übernehmen Trainer und Funktionäe nahtlos die Rolle der Eltern, der Familie.
Es handelt sich hier um klare Machtbeziehungen, Hierarchien, in denen Schwache, Verlierer oder Unangepasste wenige Chancen haben.
Eingebettet in diese Strukturen entwickelten sich pädagogische Konzepte, die auf Drill und Macht beruhen, die Bedürfnisse des Individuums aber kaum berücksichtigen.
Talentsichtung und -auswahl, Beispiele
„Schon ganz früh kommen die Kinder in die Sportinternate, manche sind gerade mal vier Jahre alt. Talentspäher durchforsten die Kindergärten des Landes, suchen geeignete Kandidaten. Oft schicken aber auch die Eltern ihre Kinder, hoffen auf Erfolg und damit auf ein besseres Leben für sie.“
Der Drill bis hin zu brutalen Mehtoden, der sich in diesem System durchgesetzt hat ist für unser westliches Empfinden nur schwer zu verstehen.
„Doch für die Chance auf ein besseres Leben müssen die Kinder viel ertragen. Das Training in den Sportinternaten gleicht häufig einem Militärdrill. Um den Anforderungen zu genügen, müssen die Kinder an ihre Schmerz- und Belastungsgrenze gehen.“ (ZDF, 23.7.2008)
Tschatscha, 7 Jahre, in der Sportschule: „Das Training ist erbarmungslos, es dient ausschließlich der Selektion. Nur die besten zwischen 5 und 10 % schaffen den Sprung ins Provinzteam, den Vorhof der Nationalmannschaft. (…) Man wählt die raue Gangart um zu vermitteln, aus welchen Holz Gewinner geschnitzt sein müssen. (…) Aufmucken kommt nicht infrage. Das chinesische System basiert auf absolutem Gehorsam.“ (ZDF/die Zeit)
Die kleine Tschatscha musste aufgeben, ihre Eltern versuchen andere Möglichkeiten für sie zu finden. Bei Sportlern, die schon weiter oben in der Erfolgshierachie angekommen sind, dürften Versagen und Ausmustern schwerwiegendere Folgen haben. Ebenso bei Trainern, deren Schützlinge den Anforderungen nicht genügen.
Es liegt nahe, dass solche Strukturen dazu einladen, nach allen Möglichkeiten zu suchen, die das Leistungsvermögen fördern. Sie werden nicht die einzigen Gründe dafür sein, dass das Thema Doping in China anders diskutiert und empfunden wird, als in westlichen Gesellschaften. Es könnte aber ein weiteres Puzzlestück zum Verständnis sein.
Als Beispiel für die beschriebenen Beziehungen bzw. Abhängigkeiten, die auch noch höchst erfolgreiche Sportler bereffen, können die Ansprüche an Basketballer Yao Ming gesehen werden.
„Der bekannteste und reichste Sportler Chinas ist zugleich gesegnet und gestraft, sowohl Botschafter als auch Befehlsempfänger.“ Er spielt in der NBA „ist mit einem Jahreseinkommen von 55 Millionen Dollar nicht nur der reichste chinesische Sportler, sondern der bekannteste Chinese überhaupt.“ Eine Verletzung gefährdete seinen Olympiaauftritt – eine nationale Katastrophe. „Insofern hat sich nicht viel geändert in Yaos Leben. Noch immer sind es andere, die entscheiden, was er zu tun und zu lassen hat. Das galt 1993, als er mit 13 auf Druck von Parteifunktionären in ein Sportinternat zog, und es galt 2002, als der chinesische Verband ihn nur für die NBA freigab, nachdem man in Yaos Vertrag umfangreiche Freigabeklauseln für die chinesische Nationalmannschaft eingefügt hatte. Dass Yao dort wegen seiner Hochzeit ein paar Tage fehlte, galt bereits als Affront.“ (FAZ, 4.8.2008, s.a. FAZ, 19.7.2008)
Quellen:
NZZ: Die Sportkinder Chinas
ZDF/Zeit: Auf Erfolg getrimmt
die Welt: Chinas Sportjugend trainiert sich kaputt, 5.8.2008
ZDF: Die zwei Seiten der Medaille, 23.7.2008
ZDF, Drill von Kindesbeinen an
westliche Trainer in China, Erfahrungen
Josef Capousek, Trainer:
„auch der acdezidiert geführte Kampf gegen Doping sei einzig damit begründet worden, dass ein Dopingfall an den Spielen politischen Schaden anrichten würde. Dass Doping aber zum gesundheitlichen Schutz der Athleten und aus moralischen und Fairplay-Gründen zu bekämpfen sei, war nie das Thema.“
NZZ, 8.8.2008
Josef Capousek, erfolgreicher Kanu-Trainer, war einer von 60 ausländischen Trainern, die im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 von China angeheuert wurden, um chinesische Sportler zum Erfolg zu führen. Mittlerweile haben über die Hälfte die Kündigung erhalten oder selbst das Handtuch geschmissen. Schuld daran waren wohl, einfach ausgedrückt, zu unterschiedliche Erwartungen und zu fremde Verhaltensweisen auf beiden Seiten.
ZDF: Von Hoffnungsträgern zu Sündenböcken:
Josef Capousek musste gehen.
„Den Funktionären gefiel offensichtlich nicht, dass Josef Capousek in der Heimat freimütig das chinesische Sportsystem und die mangelhafte Ausbildung der Trainer und Funktionäre kritisierte. „Als gutes Training wurde angesehen, wenn der Sportler auf allen Vieren ins Bett gekrochen ist. Begriffe wie Pause, Erholung oder Regeneration waren völlig unbekannt“, sagt der gebürtige Tscheche, der nach dem Prager Frühling 1968 seine Heimat verließ. „Für mich hat Leistungssport auch etwas mit individuellen Fähigkeiten zu tun, die man rauskitzeln muss. Aber das können chinesische Trainer oft gar nicht.“
Es gibt auch andere Erfahrungen, doch es überwiegt wohl das Unverständnis und die Unkenntnis darüber, wie die Gesellschaft funktioniert.
„Helmut Digel sieht neben unterschiedlichen Trainingsauffassungen noch einen anderen Konflikt im schwierigen Verhältnis Chinas zu seinen ausländischen Trainern: „Es gibt natürlich sehr autoritäre Provinzstrukturen, wo Parteiapparatschicks ohne sachliche Kenntnis des Sports nur an der schnellen sportlichen Erfolgsmeldung interessiert sind und langfristiges Arbeiten eigentlich nicht kennen. Wenn dann ein Trainer sagt: wir brauchen eine konsequente langfristige Trainingsarbeit, dann ist der Konflikt vorprogrammiert.““