1980 – 2000 Spanien und Doping: Olympische Spiele 1992, Trainingspläne und mehr

Der spanische Weg hin zu Doping, den Olympischen Spielen 1992 – wie ging es weiter?
Auftrag an Eufemiano Fuentes: Training mit Doping

Kurz  vor den Olympischen Sommerspielen 2024 in Paris veröffentlichte die ARD-Dopingredaktion ein Gespräch mit >>> Eufemiano Fuentes, in dem er berichtete, wie er die Olympiamannschaft Spaniens mit Hilfe von Doping für die Spiele in Barcelona 1992 im Auftrag der spanischen Regierung trainierte – auch Minderjährige. Nach seinen Worten nicht nur Leichtathleten sondern wer auch immer zu ihm kam.

In dem Gespräch von Journalisten mit Fuentes, das vor wenigen Jahren aufgenommen wurde und 2024 der Redaktion zugespielt wurde, wird deutlich, dass die sportlichen Erfolge der Staaten des Ostblocks, insbesondere der DDR, zum Vorbild geworden waren, dass neben den Trainingsmethoden insbesondere die Dopingpraktiken von Interesse waren.

Fuentes betont, dass er von der Spanischen Regierung 4 Jahre vor den Olympischen Spielen (OS) 1992 in Barcelona beauftragt wurde, spanische Sportler*innen nach osteuropäischem Dopingmuster fit zu machen. Schon zu den Spielen 1984 will er Olympiateilnehmer*innen mit Doping zu Erfolgen geführt haben. In der ARD-Dokumentation zeigt er ein Dankesschreiben von Regierungsseite vor.
Schon 8 Jahre vor den Spielen 1992 seien nach Fuentes Ausssagen 12-15jährige Kinder ausgewählt worden, die durch viel Talent Anlass gaben in späteren Jahren Höchstleistungen erbringen zu können.

Zitate aus einem Artikel der  Sportschau vom 18.7.2024:

„Fuentes bestätigte, dass der grundsätzliche Auftrag an ihn schon Jahre vor 1992 von der spanischen Regierung gekommen sei, er habe gelautet: „Tu, was immer du tun musst, aber wir wollen Medaillen.“ Die einzigen Einschränkungen seien gewesen: „Keine positiven Tests“ und „keine gesundheitlichen Probleme, die den Positiven schaden könnten“.

Er habe „vier Jahre lang im Schatten gearbeitet“, sagte der heute 69 Jahre alte Fuentes: „Das war eine Strategie, damit ich frei arbeiten kann, ohne Druck, ohne Presse, mit niemandem“, damit man ihn nicht „mit den Erfolgen von 1992 in Verbindung bringen“ könne.

Er sei der verantwortliche Mediziner in der sogenannten „Residencia Blume“ gewesen, dem nationalen Trainingszentrum in Madrid, in dem die besten spanischen Athleten aus vielen olympischen Sportarten ein und aus gingen.

Laut des Arztes setzten die Spanier auf Methoden und Personal, die Ländern wie der DDR zu einer wahrhaften Medaillenflut verholfen hatten: „Wir kopierten das System aus den Ländern des Ostblocks. Wir hatten Geld, um Informationen mit ostdeutschen, polnischen, russischen, tschechischen Ärzten, aus allen östlichen Ländern, auszutauschen. Und wir kauften die Informationen mit Dollar.“ In der DDR und der UdSSR wurde Staatsdoping betrieben. Welche konkreten Informationen er aus dem Ostblock erhielt, sagte er nicht.“

Zum Dopingeinsatz kam neben dem üblichen Arsenal wie Anabolika, auch schon EPO aber vor allem Eigenblutdoping. Fuentes bezeichnete diese Methode als die vielversprechenste da sicher, ungefährlicher und am einfachsten anzuwenden, Blut sei immer verfügbar gewesen. Eine Methode, die er auch während seiner späteren Dopingkarriere bevorzugte.

Das Interview mit Fuentes ist hier zu sehen und zu hören:
>>> Das Erste: Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele

Die OS 1992 in Barcelona erfüllten die spanischen Erwartungen. Spanische Athleten und Athletinnen erzielten das bislang beste Ergebnis bei OS für Spanien mit insgesamt 22 Medaillen, darunter 13 Goldmedaillen. Während der Spiele  wurden nur 5 Athleten des Dopings überführt. Nachtests wie heute üblich von Langzeit gelagerten Proben gab es noch nicht und auch Trainingskontrollen im Vorfeld fanden so gut wie nirgendwo statt, einmal abgesehen von Vortests in einigen Ländern, die verhindern sollten, dass Athleten bei den Spielen positiv auffielen.

Christine Perez, Eufemio Fuentes Ehefrau erklärte in einem Interview mit Steroid Nation vom 21.11.2008, mit Ihren Informationen könne sie den spanischen Sport vernichten. Sie wisse, was 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona geschehen sei. Viele der 13 Goldmedaillen seien dank ihres Mannes gewonnen worden.

Anfänge, Hinweise und Gerüchte

Das spanische online-Sport-Portal Revelo befragte nach der Veröffentlichung des Fuentes-Interviews  Martí Perarnau, Athlet bei den Spielen 1980 in Moskau, später Kommunikationsverantwortlicher bei vielen Veranstaltungen einschl. der OS in Barcelona und heute Fußballjournalist, wie und wann Doping nach Spanien kam.

„From 1981, 1982 onwards there were not only rumours, but abundant comments. Basically, what happened was that Spain arrived late to doping, later than the surrounding countries such as France, Germany, Italy, Great Britain, etc., and Eufemiano is one of the characters in athletics, like many others, and on the tracks everyone knows each other, everyone knows the performance of one and the other, if you see an athlete who makes certain marks and after a year or two achieves unexpected results that 40 years later are still Spanish records… well, it’s clear as day. Not all of them, there are athletes whose marks survive and who deserve my full confidence, but others don’t.“ (google-Übersetzung)

Die Stelle im Trainingszentrum Blume der Leichtathleten in Madrid erhielt E. Fuentes auf Betreiben des Trainer Manuel Pascua Piqueras und des technischen Direktors Carlos Gil. Manuel Pascua Piqueras wurde 2010 im Rahmen der >>> Operacion galgo verhaftet und legte ein umfangreiches Dopinggeständnis ab.

Fuentes wird auf eine ‚Bildungsreise‘ in die DDR, Polen, Tschechoslowakei aber   auch nach Köln, Frankreich und Italien geschickt. Er begann zudem eine intensive Zusammenarbeit mit dem Radsport.

Er profitierte von Kontakten mit ausländischen, auch osteuropäischen Trainingsgruppen, die ab den 1970er Jahren nach Spanien kamen und sich insbesondere auf Gran Canaria tummelten. Und er war gut vernetzt mit einschlägigen Experten europaweit.

FAZ, 26.1.2011:
„Erstaunlich ist ihre [Jarmila Kratochvilova] Reaktion auf die Frage nach Manuel Pascua Piquera. Das ist der gerade verhaftete spanische Doping-Trainer und Komplize von Blutpanscher Eufemiano Fuentes. Er soll schon in den achtziger Jahren versucht haben, durch ein Austauschprogramm von Athleten Doping-Fachwissen aus dem Ostblock zu erwerben. Jarmila Kratochvilova erinnert sich an einen Trainingsaufenthalt in Madrid, gemeinsam mit Kugelstoßerin Helena Fibingerova. Sie habe sich wohl auf die HallenEuropameisterschaft 1985 dort vorbereitet, sagt sie. Auf die Frage, ob sie Pascua kenne, bekommt sie einen hochroten Kopf, zum einzigen Mal während des langen Gesprächs. Der Name komme ihr bekannt vor, sagt sie, vielleicht von damals, vielleicht von den jüngsten Meldungen. Mag sein, dass in den Erfolgen spanischer Langläufer ein bisschen von dem Erfolgsrezept der Jarmila Kratochvilova steckt.“

Fuentes Dopingprogramm nahm Fahrt auf. Gänzlich unbekannt blieb das nicht.

Nach eineinhalb Jahren Experimentierens wurden zwar 5 seiner Testpersonen positiv getestet, doch er wurde nicht entlassen, musste sich aber öffentlich erklären. Es habe sich um Freiwillige gehandelt, die mit den Versuchen einverstanden gewesen wären. Solches dürfe aber schon aus Gründen der Reputation Spaniens nicht wieder geschehen. In diesem El Pais-Artikel vom 14.  Februar 1985 wird Fuentes Arbeit positiv dargestellt. Ihm sei es gelungen die Mittel und Methoden der internationalen Konkurrenz zu erkunden, die er allerdings so nicht anwenden würde.

„Spanish athletes receive medical help to improve their performance.
Dr. Fuentes has been using European research for a year.

Some Spanish athletes have recently been enjoying medical help to improve their performance. The benefits of this help cannot be quantified, but it is a fact that they exist. They are periodically given certain drugs, generally intravenously, which do not give positive results in anti-doping controls and which allow them to withstand greater training loads. This translates into better results during competitions. This help comes from the exchange of medical-technical information carried out in various European countries (obviously, I would add, Western ones) at a higher level than Spain.

Eufemiano Fuentes, 27 years old, is the one who has been carrying out the trials since he joined the medical team of the Spanish Athletics Federation, just over a year ago. He exchanged his comfortable position as a gynecologist in Las Palmas for a monthly salary of 50,000 pesetas from the federation, plus a similar amount as a doctor at the Blume Residence in Madrid, where he lives, in order to have the opportunity to carry out the research work he had always dreamed of.

Eufemiano Fuentes, after a year and a half of research, has already developed the methods that allow athletes to improve their training capacity without the need to use substances considered doping by the International Athletics Federation.“

Zu diesem El Pais-Artikel befragte das online-Sport-Portal Relevo dessen Autor Juan Mora, ob sie damals tatsächlich so naiv waren, wie es klingt.

„It was a matter of looking the other way, we knew what was going on but it was better not to pull the rug out from under it, nor was it considered a very serious sin, because we were not aware that these abuses could even lead to death. There was a before and after Ben Johnson, which was when Samaranch said that we had reached that point, the World Agency was created, there was awareness of what EPO was doing, which killed 11 Dutch cyclists while they were sleeping… it was all those events that awakened the awareness that we were going too far,“ explains Mora. (google-Übersetzung)

Mora bezweifelt aber heute, dass Fuentes im Auftrag der Regierung handelte, dafür hätte es zu viel Widerstand gegenüber und Kritik an Fuentes gegeben.

„The issue that hovers over everything Eufemiano says is state doping. Because it seems obvious that Fuentes was in the environment of athletics and Spanish sport, that he worked with some athletes, but that is one thing and another is that there is a systematization managed by the authorities. Those who lived through the era do not believe that this happened. „There was one person who opposed his methods, who was José María Odriozola, because he did not believe that he was clean, I witnessed conversations between them and Odriozola told him that in no way was he going to open the doors of the federation to him. He dealt with athletes individually, but never with the federation,“ says Mora.“

Auch Javier Moracho, spanischer Hürdenläufer in den 1980er Jahren, betont, dass es Widerstände gegen Fuentes gab und glaubt nicht an staatlich eingefordertes Doping. Siehe hierzu seine Äußerungen am Ende dieser Seite.

In der ARD-Dokumentation kommt auch Ex-Leichtathlet Andrés Martinéz zu Wort, der seine Erfahrungen schildert und betont, dass er nie dopte und sich dem Programm verweigerte.

die Jahre nach 1992

Nach dem Skandal um Ben Johnson bei den Spielen 1988 war Doping international ein Thema im Sport und in der Öffentlichkeit. Verstärkt wurde die Diskussion durch den Zusammenbruch des Ostblocks. In Deutschland führte die Wiedervereinigung mit dem immer bekannter werdenden Dopingsystem der DDR zu erheblichen Diskussionen und Misstrauen. Auch westdeutsches Doping geriet in den Fokus. Nach Berichten gab es anlässliich der Spiele in Barcelona unter Sportlerinnen und Sportlern und deren Umfeld, auch international, erhebliche Zweifel an der Sauberkeit von Konkurrentinnen und Konkurrenten. Seitens der Funktionäre und vor allem der spanischen Politik wurden die Spiele allerdings in den Himmel gelobt.

Näheres siehe hier
>>>  doping-archiv-Wendezeit III: 1992 bis 1993, im Zeichen des Ost-West-Konfliktes

Spanien hatte in Barcelona sein Ziel erreicht, doch einiges deutet darauf hin, dass sich die Dopingpraxis der spanischen Topathleten und -athletinnen in den Folgejahren nicht viel änderte. Doping war in den 1990er Jahren öffentlich durchaus ein großes  Thema, aber Antidoping-Maßnahmen nationaler und internationaler Sportverbände waren wenig effektiv. Erst als Ende des Jahrzehnts die Situationen eskalierten, das IOC im Korruptionssumpf versank und das flächendeckende intensive Doping im Radsport nicht mehr zu ignorieren war, kam es vor allem auch auf Druck der Politik einiger Nationen 1999 zur >>> ründung der WADA.

Einiges deutet daraufhin, dass in Spanien Doping auch nach 1992 wesentlicher Teil der Trainingsprogramme des Hochleistungssports war. Aus dem Radsport ist das hinlänglich bekannt. Die spanischen Medailenbilanzen der kommenden Olympischen Spiele nähren diese Vermutung allerings nicht, das Ergebnis von Barcelona blieb einsame Spitze.

2020 veröffentlichte Carlos Garcia in dem Magazi Playing Pasts eine Analyse / einen Reality Check der OS  von Barcelona. Darin findet auch das Thema Doping Platz. Die oben dargestellten Ereignisse mit und um Eufemiano Fuentes sind ihm nicht bekannt, allerdings erkennt er durchaus, dass Spanien gegen Ende der 1980er Jahre mit Doping versuchte Medailleen zu erringen. Die großen Erfolge in Barcelona legten solch eine Vermutung nahe. Und die in den Folgejahren bekannt gewordenen Doping-Affairen im Radsport mit ausgewiesenen Dopingexperten / Dopingärzten lassen seiner Meinung den Verdacht zu, dass auch andere Sportarten als Radsport in den gesamten 1990er Jahren betroffen waren.

„The need for modernization of Spanish sport had been clearly identified by Spanish policy makers. In 1988, before the fall of the wall, the then president of the highest Spanish sports body, the Superior Council of Sports (CSD), Social Democrat Javier Gómez Navarro, had said that Spain needed laboratories such as those of the German Democratic Republic. The ADO Plan actually bought a biomedical unit but we do not know what kind of material was acquired. We do know that one of the doctors in charge of the biomedical department was Nicolás Terrados. He continued his career as a sport physician at the cycling team ONCE in the nineties, including the 1998 Tour de France, under Manolo Saiz leadership, one of the cycling managers heavily involved in the Puerto affaire.

Spain’s commitment to elite sport coincided with the fall of communism in 1989 and some of the best coaches from other side of the iron curtain were hired by the Spanish government. Among those who arrived were the coaches of the Spanish Olympic cycling team, soviet Genari Gorounov and Alexandre Nizhegodtsev. Under their command, two cyclists tested positive during doping controls in that team. The first was José Manuel Moreno, future gold medallist in Barcelona ’92, who was later cleared due to formal defects in testing. The second, was the young and unknown Josep Taradellas, who not only denied the accusations, but decided to abandon cycling in the face of what he felt was an absence of explanations by the coaching staff and the doctors. The press reported him saying ‘I want to know what they have given me’. The team denied the accusations, the federation supported the coaches and nobody heard anything about that athlete again. The doctor of that team had been Jesús Losa, accused years later of doping activities. In 2019, a journalistic inquiry found proof of the Spanish Olympic cycling team hiring the doping celebrity Michelle Ferrari for the 1996 Atlanta Olympic Games. Over the years, besides Nicolás Terrados, Doctor Sabino Padilla was accused of doping the footballer Carlos Gurpegui; Luis García Del Moral and Pedro Celaya appeared in the USADA report over Lance Armstrong doping practices; and last but not least, Eufemiano Fuentes was the head of Operation Puerto, one of the greatest doping scandals. Spanish doctors seem to have a profound knowledge of effective doping practices, most of them starting in the nineties, and Spanish authorities tend to privilege a nationalist stand when facing doping accusations.“

Trainingswissenschaft

Wesentliche Hinweise bietet ein trainingswissenschaftliches Werk aus dem Jahr 1996, das an der Universtät Las Palmas auf Gran Canaria erschien:

>>> Garcia Manso / Navarro Valdivielso / Ruiz Caballero: Bases Teóricas del Entrenamiento Deportivo – Principios y Aplicaciones

Sportwissenschaftler Arnd Krüger erwähnt in einem NZZ-Artikel vom 9.12.2000 dieses Buch, nachzulesen  >>> hier.

„Die Frage, wie man mit Doping umgeht, wird in allen Ländern unterschiedlich gehandhabt. Als die Tour de France durch polizeiliche Suche nach Dopingprodukten 1998 fast lahmgelegt wurde, «flohen» viele Fahrer nach Spanien, wo man viel stärker bereit ist, den Einzelnen mit seinem Körper machen zu lassen, was er will. Als das Gallup-Institut im November 1998 eine repräsentative Befragung in den Ländern der EU zu Doping durchführte, war denn auch in Spanien die Akzeptanz von Dopingmitteln am höchsten und die Forderung, Dopingsperren zu verkürzen, am weitesten verbreitet.

Deutsche Krafttrainings-Lehrbücher verschweigen in der Regel, dass Kraft mit Hilfe von Anabolika ausserhalb der Legalität leichter und schneller erwerbbar istals ohne, dass und wie man die Anabolika (die Kooperation des Verbandes und seiner Dopingfahnder vorausgesetzt) vor entscheidenden Wettkämpfen durch Wachstumshormone ersetzen muss, um die Dopingkontrollen zu passieren.

Um so überraschter war ich, dass ich in einem Trainingslehre-Lehrbuch, das der Spanische Leichtathletikverband an einem Seminar seinen Trainern kürzlich zum Verkauf anbot, eine sehr detaillierte Aufstellung über 17 verschiedene Richtungen von Anabolika fand sowie die Zuordnung von 48 in Spanien (und anderswo) kommerziell erhältlichen gebräuchlichen Anabolika- Produkten zu diesen grösseren Zweigen. …
Im Buch werden die gebräuchlichen Dosierungen (aufgeschlüsselt nach Sportarten und Geschlecht) sowie vier verschiedene Pläne zu Dopingzyklen von 12 bis 16 Wochen vorgestellt. Schliesslich wird der Einsatz von exogenen Wachstumshormonen (HGH) mit exakten Dosierungen in Rahmen von Wochenplänen beschrieben, um in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung die Anabolika durch HGH zu ersetzen. Wenn man mit einem solchen kombinierten Trainings- und Dopingplan Erfolg haben will, dürfen keine ernsthaften Trainingskontrollen stattfinden, denn nur in den 14 Tagen vor den Wettkämpfen – bei denen durch Fremde kontrolliert wird – wird auf das bisher nicht nachweisbare und sehr teure HGH gesetzt.

Das Training ist gemäss den ehemaligen Ostblock- Sportwissenschaftern Matwejew und Harre aus der Sowjetunion bzw. der DDR zyklisch aufgebaut. Wie alle anderen Untersuchungen arbeitet der Verfasser auch hier wieder mit exakten Quellenangaben, so dass es sich nicht um eine «Meisterlehre», sondern um «Trainingswissenschaft» handelt.

Das Buch macht deutlich, dass die Grundeinstellung zu Methoden der Leistungssteigerung selbst in den Staaten der EU ganz unterschiedlich ausgeprägt ist. Ich masse mir nicht an, über die Sportkultur Spaniens anhand dieses Buches ein Urteil abzugeben, das Buch selbst jedoch stellt eine Dokumentation von Trainingswissenschaft vom Feinsten dar.

Arnd Krüger“

Zitate aus Garcia Manso et. al 1996

Der Fall des Trainers Manuel Pascua Piqueras, auf dessen Bestreben Fuentes in den 1980er Jahren angeheuert wurde und 2010 im Rahmen der Operacion Galgo des Dopings überführt wurde und ein Geständnis ablegte, lässt vermuten, dass noch viele Wurzeln bis in die 1980er Jahre zurück reichen.

Eufemiano  Fuentes nannte namentlich nur einen Athleten, der von ihm trainiert und gedopt wurde: Cayetano Cornet. Er ist seit 2006 bei allen Olymischen Spiele als Olympiateamchef des spanischen Olympiateams tätig, auch 2024, hoch angesehen und unangefochten.


Javier Moracho über Fuentes Dopingprogramm, Zitate aus dem Artikel von REVELO, 21.7.2024:

Javier Moracho, spanischer Hürdenläufer in den 1980er Jahren, erzählt wie es mit Eufemiano Fuentes begann. Und er erläutert, dass nicht alle Athleten und Athletinnen mit Fuentes einverstanden waren.

„Ever since they named him doctor for the team, it was a problem. We traveled without a doctor and without anything, because there was no budget. The president at the time, who was Juan Manuel de Hoz, told me ‚Hey Moracho, I have to give you some good news, from now on we are going to take a doctor‘. I asked him who and he told me Eufemiano Fuentes. He was a gynecologist, damn, I don’t know, he’s not… and that’s when we started to go wrong.“

Moracho explains what the GDR and its athletics were like at that time: „They were people who didn’t go out, those who you usually beat, they hardly ever left their country. Later, athletes who were involved told you that it was state doping, you either did this or you didn’t have privileges in that type of country. They told me that.“ That was the place where Eufemiano went to learn.

„Then from time to time he would set up some, he would drop things, he liked to be a bit unruly and create confusion,“ explains the journalist. „The problem was not only athletics, there were other sports that Eufemiano was in charge of,“ recalls Moracho. This whole breeding ground, in this case in athletics, ended up exploding in 1987. The World Championships in Rome had finished and the Spanish delegation was returning together on a plane. Moracho, the captain, and José María Odriozola, a director who would soon be president, took a step towards cleaning up the sport. There is a letter that they want the athletes to sign. „That letter was moved by Odriozola and me. He prepared it and I passed it on, asking for surprise checks at the athletes‘ homes. The objective was that, one more way of following people who were perhaps doing things they shouldn’t. We were pioneers, it was the athletes themselves who asked for more checks.“

„There was a very tense situation. I was in the front seats, I had passed this letter. We ended up divided, Eufemiano and Pascua [Pascua Piqueras, a coach also associated with doping] and the rest. On the plane we were coming from Rome and one of my colleagues told me ‚this guy wants to remove you as captain‘ I thought that’s why they don’t pay you more. Then they didn’t dare to change anything,“ says Moracho. One important thing about this letter because of recent events: Moracho remembers that Cayetano Cornet, one of those shot on this occasion by Eufemiano, did sign the letter. „Cayete signed when I passed it, someone told me it was unconstitutional, well, cheap excuses. I don’t care if they keep doing more tests on me, if I don’t take anything, then I have nothing to hide. I don’t care if they go to my house and do another test on me,“ he explains.