Andy Rihs – das Ende eines Teams
Andy Rihs, Eigner der Schweizer Firma Phonak Hearing Systems sponsorte 7 Jahre lang mit hohem finanziellem und emotionalem Einsatz ein team, dass in den letzten Jahren viele Erfolge aufweisen konnte aber auch überdurchschnittlich viele prominente Dopingfälle hatte. 2004 fielen Tyler Hamilton, Santiago Perez und Oscar Camenzind auf, der letzte war Floyd Landis, danach würde das Team aufgelöst.
Rihs hatte kapituliert, glaubt man ihm, lehnte er Doping ab, andererseits hat sich das Engagement sehr gelohnt, ohne den Sport und die einschlägigen Nachrichten hätte sein Unternehmen bei weitem nicht den Bekanntheitsgrad wie heute.
„Generell denke ich, dass wir es halt akzeptieren müssen, dass der mit dem Fernsehen und diesen riesigen Geldern verbundene Profisport vor allem Zirkus und Entertainment ist.“
Das sagte er während der Tour de France, als er noch auf den Sieg von Landis hoffte, aber bereits seinen Rückzug beschlossen hatte, aber noch einen Nachfolgesponsor hatte.
Im Folgenden zwei Interviews, die während der Tour 2006 geführt wurden.
Süddeutschen Zeitung, 19.7.2006:
„Rihs: Radsport ist preisleistungsmäßig die beste Kommunikationsform überhaupt, es gibt da nichts Vergleichbares. Es ist egal, ob Doping drin ist oder nicht – die Tour ist die absolut günstigste Plattform, auf der ich die Welt treffen kann. Natürlich haben mich die Leute gefragt: Wieso macht er denn nicht Golf oder Fußball? Aber das kann sich eine Firma wie unsere nicht leisten. Ich bin ja fast froh, dass die Großen Angst haben, in den Radsport einzusteigen. Denn wenn sie einsteigen würden, wäre es nicht mehr so günstig. Diese große Reputations-Angst der Sponsoren, dass sie da vielleicht in eine Dopinggeschichte reinrutschen, ist ja unglaublich. Denn manch eine Bank macht doch solche Gaunergeschäfte, dass die wirklich ins Gefängnis kommen. Man muss eben durch eine Sache hindurchgehen und eine klare Meinung haben. Wir haben ja bei uns viel geändert und Personal gewechselt. Klar, ich kann trotzdem morgen wieder einen Dopingfall haben. Aber es ist professioneller Sport, und so lange es um so viel Geld geht, ist die Medizin drin. Ohne Medizin, das gibt es nicht. …
Das größte Sportgeschäft machen das IOC, die Fifa und die Wada – die verkaufen gemeinsam diesen Zirkus. Und die Leute wollen doch genau diesen Zirkus, sie wollen das Entertainment, das wissen wir doch alle. …
Wir hatten ja bei Phonak viele Probleme, da musste ich in der Firma ganz hart für einstehen. Aber heute sagen mir unsere Leute: Vorbei, jetzt sprechen alle von Landis, und nicht mehr vom Dopingfall, den wir mal hatten. Wenn das allerdings ein System hätte, dass der Sponsor sagt: Ihr müsst gewinnen, und dann dopen wir halt, um zu gewinnen – das wäre wirklich schädlich für die Reputation. Denn eine gewisse Ethik gibt es sogar im Sport. …
Generell denke ich, dass wir es halt akzeptieren müssen, dass der mit dem Fernsehen und diesen riesigen Geldern verbundene Profisport vor allem Zirkus und Entertainment ist. …
: In Deutschland ist das natürlich gerade hochdepressiv wegen Jan Ullrich, und mir tun auch die vielen Fernsehleute von ARD und ZDF mit ihren 150 Menschen leid, die ihre Storys jetzt nicht haben. Dafür geht es in Amerika immer besser, und nicht nur da ist Radsport immer mehr im Kommen. Und das freut mich….“
leider nicht mehr online:
die Welt, 18.7.2006: Rihs: „Kluge Burschen und keine Gauner“
Im Juni 2007 veröffentlichte Rihs als Mitauthor ein Buch zum Team:
Grün-gelbe Passion auf zwei Rädern
Wiederanfang
Im Jahr 2009 ist Andy Rihs wieder mit einem neuen Team dabei.
Warum erläutert er hier: blick.ch: „Ich bin ein Velo-Maniac“, 9.11.2009
Zitate zum Engagement von Rihs:
Floyd Landis (Ponak), 2010:
„Doch auch bei Phonak hätten die Verantwortlichen von Doping gewusst, behauptet Landis – auch Andy Rihs, der Schweizer Geschäftsmann und Manager, der das Team nach zahlreichen Skandalen zumachte – angeblich angewidert vom Serienbetrug. Inzwischen führt er jedoch die US-Equipe BMC (mit Hincapie), im Juli debütiert sie bei der Tour.
Landis schreibt, er habe Rihs erklärt, „was in der Vergangenheit gemacht wurde“. Rihs habe darauf gerne die Kosten des Dopingprogramms übernommen.
Wie die UCI, Hincapie und Lim hat auch Rihs, 69, alles empört zurückgewiesen. Der NZZ sagte er: „Es ist schade, dass er das macht, denn es bringt niemandem etwas – ihm am allerwenigsten.“
(SZ, 20.5.2010)
„One thing of great signigicance is that I sat down with Andy Riis and explained to him what was done in the past and what was the risk I would be taking and ask for his permission which he granted in the form of funds to complete the operation described. John Lelangue was also informed by me and Andy Riis consulted with Jim Ochowitz before agreeing.“
(Landis Mail, forum.cyclingnews.com)
Thomas Frei (BMC), 2010:
„Wie man so hört, kam Doping in den 1990er Jahren von den Teams aus. Heute wagen sie das nicht mehr, heute ist Doping die Sache jedes Einzelnen. Von den Chefs hörst du nur: «Wir wollen keine Dopingfälle.» Was sie wirklich meinen, ist eine andere Sache. Ich versichere Ihnen: Ich habe nie erlebt, dass ein Chef mich aufforderte zu dopen – aber ich habe auch nie erlebt, dass ein Fahrer gefragt wurde, warum er plötzlich schnell ist.“
(NZZ, 2.10.2010)