>>> Kurzversion Doping im Team Telekom/T-Mobile
>>> Geständnisse, Zeugenaussagen, Berichte
Doping im Team – nach Jahren aufgeschlüsselt:
2009 Abschlussbericht Freiburger Expertenkommission
2016 Singler, Andreas: Doping beim Team Telekom/T – Mobile
2006 T-Mobile: Medizin- und Trainingsprogramm des Teams
Rudy Pevenage, l’Équipe 8.7.2010:
„Warum noch leugnen? Aber wissen sollte man, dass ich nicht den Eindruck hatte einen Fehler zu begehen. Ich kannte viele Fuentes-Kunden, darunter gute Fahrer, die am Start der Tour 2006 waren. Ich kannte auch welche, die sich von anderen Ärzten als Fuentes behandeln ließen. Alle wussten dies, das war fast normal. Man war sich der Illegalität der Methoden nicht bewusst.
…
So gab es Fahrer, die hatten am Start der Tour einen Hämatokrit von 45% und kamen in Paris mit einem von 49,5% an. Das ist unmöglich, aber sie kamen dennoch durch die Kontrollen. Das ist wie bei roten Ampeln, 5mal erwischt einen die Polizei nicht. Das Frustrierende am Erwischtwerden ist, dass die anderen, die dasselbe machen, davonkommen.
…
Alle wissen alles. Die Fahrer wechseln die Teams und nach einem Monat erzählen sie, was beim ehemaligen Arbeitgeber lief. Es ist eine kleine Welt, alles ist bekannt.“
Das Team Telekom ging 1991 aus dem Team Stuttgart hervor. Von 2004 bis 2007 übernahm das Mobilfunkunternehmen T-Mobile, Tochterunternehmen der Deutschen Telekom, als Hauptsponsor das Team. Nach anfänglichen zögerlichen Erfolgen entfachte das Team Telekom durch die Toursiege von Bjarne Riis und ein Jahr später von Jan Ullrich einen riesigen Radsportboom in Deutschland, der nach 2007 durch die anhaltenden Dopingskandale insbesondere durch die Einbindung Jan Ullrichs in die Operacion puerto und die damit einhergehenden Dopinggeständnisse führender Teammitglieder, in sich zusammen brach.
Olaf Ludwig beschreibt in seiner Autobiografie Höllentitt auf der Himmelsleiter den Druck, der vor allem ab 1994 auf dem Team und damit auf den Fahrern lastete. Der Geldgeber wollte Erfolge sehen, die aber nach den Frühjahrsklassikern 1994 noch fehlten. Andere Teammitglieder bestätigten diese kritische Situation des Teams. Das Rennen Rund um den Henninger Turm sollte es richten. Doch bereits zu dieser Zeit standen Dopingvorwürfe um Raum.
In diesem Dossier greife ich pro Jahr Informationen auf, die sich während des Jahres mit Doping, Dopingverdacht und -spekulationen rund um das Team befasst hatten – Beweise gab es in den 1990er Jahren kaum – und stelle sie späteren Zeugenaussagen, Geständnissen und Ermittlungsergebnissen gegenüber. Im Jahr 2006 nach Jan Ullrichs Ausschluss von der Tour de France zeigten sich erste Tiefe Risse im mühsam aufrecht erhaltenen Gebäude des Schweigens und 2007 gaben dann einige Fahrer, bei weitem nicht alle, zumindest gelegentliches Doping zu. Gestützt wurden diese Aussagen durch Bekenntnisse des Pflegers Jef D’Hont, der von 1992 bis 1996 das Team betreute und ebenfalls 2007 auspackte. Einige seiner Aussagen musst er allerdings aufgrund gerichtlicher Auseinandersetzungen mit Walter Godefroot, TT-Teammanager später zurück nehmen (Jef D’Hont, Memoires Van Een Wielerverzorger).
Ein wenig mehr Licht ins Dunkel erbrachte 2009 der >>> Abschlussbericht der Freiburger Expertenkommission. Die Kommission hatte die Aufgabe die Dopingverquickungen zwischen der Freiburger Sportmedizin und dem deutschen Radsport zu ergründen. Es bleibt jedoch Vieles unklar und im Zwielicht.
Die von mir ausgewählten Pressetexte sind kein vollständiger Pressespiegel der damaligen Jahre. Wohl die meisten Artikel liegen mir nicht vor, so dass sich vielleicht bei Hinzunahme anderer ein geändertes Bild ergäbe, ganz abgesehen davon, dass eine Auswahl immer sehr subjektiv ist.
Vielleicht lässt die von mir versuchte Gegenüberstellung von Sein und Schein Leugnungs- und Abwiegelungsstaktiken etwas deutlicher sichtbar werden, als wenn nur das Dopinggeschehen aufgelistet wird.
Oberstaatsanwalt Christoph Frank, 12.9.2012: „Die Szene ist in der Lage, sich erfolgreich abzuschotten.“ … Die Ermittlungen seien generell erschwert worden „durch eine sehr geringe Bereitschaft aller Beteiligten, sich zu strafrechtlich relevanten Vorgängen zu äußern“. … „Die schriftliche Dokumentation der Behandlungen, die an der Universität durchgeführt wurden, war sehr lückenhaft.“ |