Team Telekom/T-Mobile und Doping: Hier geht es zu den Jahren:
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>>> das Team Telekom, Fahrer und Teamleitung
1991 – 1995 Team Telekom und Doping – Schein und Sein
1991
In einer sport inside Sendung vom 14.12.2015 äußert sich Martina Wechsung, 1991, Mitarbeiterin einer Beraterfirma für den Telekom-Konzern. Sie sei von Beginn an dabei gewesen als das Radteam Telekom geplant wurde. Als im Frühjahr 1991 über die Teamleitung beraten und Walter Godefroot vorgeschlagen wurde, habe Wechsung über die ausgeprägte Dopingkultur im belgischen Radsport berichtet. Sie habe erläutert, wie die Teamleitungen mit Hilfe der Betreuer, den Soigneurs, die Fahrer mit illegalen Substanzen versorgen würden.
Über den Marketingchef Günter Bilgmann habe Wechsung erfahren, dass angeblich eine doppelte ‚Doping-Betreuung‘ geplant sei: durch die Freiburger Ärzte und durch das das Betreuerteam von Godefroot. Von der Konzernleitung kämen keine Einwände.
Wechsung ist überzeugt davon, dass Doping im Auftrag der Konzernspitze erfolgt sei.
Die Telekomleitung hat stritt dies, auch 2015, vehement ab, der Konzern sei im Gegenteil ’schamlos missbraucht worden‘. Laut Andreas Singler würden die Aussagen von Wechsung damit übereinstimmen, dass es ab 1992 einen Medikamentenkoffer für die Fahrer gegeben habe, der gemeisam von den Freiburger Ärzten und Jeff D’Hont zusammen gestellt worden sei. Der Koffer habe auch Dopingmittel enthalten.
1992 – 1994
Spätere Geständnisse und mehr
Arzt Andreas Schmidt war seit 1991 Mannschaftsarzt des Teams Telekom. 2007:
„Ich räume ein, seit Mitte der 90-iger Jahre das Doping einzelner Radprofis unterstützt zu haben. Ich habe den Radfahrern auf Anforderung Dopingsubstanzen, insbesondere EPO, zugänglich gemacht. Ich versichere, den Sportlern diese Medikamente niemals injiziert oder auf andere Weise appliziert zu haben (…). Ich bedauere meine Verfehlungen sehr. Ich hätte als Arzt nie so handeln dürfen. Ich bedauere auch, dem Ansehen meiner Universität Schaden zugefügt zu haben. Weder die Leitung des Universitätsklinikums noch der Ärztliche Direktor der Sportmedizin, Professor Dr. Dickhuth, haben von meinen Verfehlungen Kenntnis gehabt oder diese auch nur ahnen können.“
Bereits kurz nach Veröffentlichung der Erklärung schränkte Professor Schmid seine Angaben in zeitlicher Hinsicht ein. Doping sei von ihm lediglich in den neunziger Jahren unterstützt worden.
(Abschlussbericht Freiburger Expertenkommission)
Bert Dietz gesteht 2007, dass er 1994 mit Cortison und mit dem Zaubertrank des Pflegers Jef D’Hont behandelt worden sei. Was in dem Kocktail war, habe er nicht gewusst. Dietz spricht in Plural.
Jef D’Hont, Pfleger bei Team Telekom von 1992 bis 1996 bestätigte die Version von Dietz und schreibt in seinem 2007 erschienen Buch „Erinnerungen eines Radfahrer-Pflegers“, dass im Team ab 1993 Doping mit EPO anfing. Zuvor seien es lediglich Vitamine und sein Zaubertrank gewesen.
„[EPO] war aus Italien gekommen und hatte bei den Fahrern im Telekom-Team für viel Aufregung gesorgt, weil Ampler plötzlich so viel besser wurde. Die Fahrer wollten es, auch wenn der Teamarzt Andreas Schmid sich anfänglich sträubte. Es fing langsam an und wurde im Laufe der Jahre immer mehr. Der Höhepunkt, den ich miterlebt habe, war 1996, mein letztes Jahr bei Telekom.“ (der Spiegel, 30.4.2007).
Freiburger Ärzte spielten mit, setzten Spritzen und stellten EPO zur Verfügung. Bis 1994 war Andreas Schmidt der Teamarzt, 1995 kam Lothar Heinrich hinzu.
Uwe Raab, von 1993 bis 1995 Fahrer im Team, gab 2007 an, die Leitung des Teams habe ihm Dopingmittel angeboten, er habe dies aber abgelehnt.
„Die Doping-Praktiken bei dem Team Telekom waren für Raab „neben meinem Alter der Grund für meinen Ausstieg aus dem aktiven Rennsport“. … „Ich habe mich damals gegen Doping entschieden, wollte diesen Irrsinn nicht mitmachen“, sagte der ehemalige Weltmeister. Als er 1996 sah, wie einige seiner früheren Teamkollegen „plötzlich gefahren sind, war mir klar, was gespielt wurde“.“ (der Spiegel, 24.5.2007)
Rudy Pevenage, sportlicher Leiter, bestätigt nur sehr indirekt, dass im Team vor 1999 gedopt wurde: „Bei T-Mobile [wohl besser Telekom] hatten wir mit allem nach 1998 aufgehört“ (Interview l’Équipe 8.7.2010).
Im Abschlussbericht der Expertenkommission zur Freiburger Sportmedizin heißt es zu den Jahren 1992 – 1994 u.a.:
„1992 wurde der für seinen „Zaubertrank“ bekannte Pfleger Jef D’hont vom Team Telekom eingestellt … . Der „Zaubertrank“, den Jef D’hont bereits seit 1977 verabreichte, bestand aus einer 300-mg-Kapsel Coffein und je einer Tablette der rezeptpflichtigen Arzneimittel Alupent® (Wirkstoff Orciprenalin) und Persantin® (Wirkstoff Dipyridamol), die in Cola aufgelöst wurden. Der Wirkstoff Orciprenalin gilt seit 1992 im Sport als verbotene Substanz und steht auf der Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees. Die ersten Kontakte zwischen dem Pfleger Jef D’hont und dem Sportmediziner Dr. Andreas Schmid ergaben sich Anfang 1992. Die Kontaktaufnahme seitens Jef D’hont sollte das Ziel haben, die Voraussetzungen für ein besonders leistungsstarkes Team zu schaffen. Zur Sprache kamen dabei auch bereits Fragen des Dopings. So wurde erörtert, dass etwa in Deutschland das Glucocorticoid Urbason® (Wirkstoff Methylprednisolon) dem Celestan® (Wirkstoff Betamethason) vorgezogen würde und, um dem Dopingvorwurf zu entgehen, für die Anwendung eine Ausnahmegenehmigung benötigt werde, sowie dass einem Athleten niemals heimlich Dopingsubstanzen zugeführt werden dürften.“ (S. 14)
1993 habe sich Uwe Ampler einer EPO-Kur unterzogen, nach Zeugenaussagen mit Wissen Schmids. Für die Kur eines weiteren Fahrers – nach Jef d’Hont Olaf Ludwig – sei Schmid verantwortlich gewesen (S. 15). Laut d’Hont 2007 hätten
„von den 17 Fahrern des Team Telekom 1993/1994 acht Fahrer über die Einnahme seines „Zaubertranks“ hinaus“ gedopt. Dabei soll es sich um Bert Dietz, Christian Henn, Brian Holm, Olaf Ludwig, Steffen Wesemann, Rolf Aldag, Udo Bölts und Jens Heppner gehandelt haben.“ (S. 15)
Systematisches EPO-Doping unter ärztlicher Aufsicht soll es aber erst ab 1995 im Team gegeben haben. Nach d’Hont hat Rudy Pevenage ab 1994 Wachstumshormone eingesetzt (S. 20).
Am 19.4.2013 sagte D’Hont vor dem Landgericht Hamburg angeblich Folgendes aus:
Es war 1992, kann auch 1993 gewesen sein. Ich war im Telekomteam. 1992, 1993 hat es mit dem Epo in der Mannschaft angefangen. Am Anfang hat einer angefangen, dann hat es sich verbreitet im Team. Hat bis 1996 gedauert. Ich war im Telekomteam als Pfleger, Betreuer tätig, war dafür zuständig. Zusammen mit Dr. Schmid und Dr. Heinrich. Wir hatten den Auftrag von den Ärzten und von Vodafone (?), dass wir das Epo bereithalten sollen. Dann haben wir das gemacht. Die Epo-Spritzen sollten in den Kühltaschen gelagert, aufgetaut werden. Wir waren verantwortlich, dass frische Eis draufgelegt wird, damit sie nicht abkühlt. Ich sollte die Spritzen aufschreiben, die Einheiten. Die Mengen mussten Vadofone (?) mitgeteilt werden, diese Informationen. Es gab € 25,- pro Einheit. Genauer: es waren 1.200,- belgische Franken. Das war so. Brauchten das bei jedem Wettkampf. Die Ärzte haben die Spritzen verabreicht oder die Fahrer selbst. Meistens die Ärzte.
Dr. Andreas Schmid gestand 2007 vor der Freiburger Untersuchungskommission gedopt zu haben:
„„Ich räume ein, seit Mitte der 90-iger Jahre das Doping einzelner Radprofis unterstützt zu haben. Ich habe den Radfahrern auf Anforderung Dopingsubstanzen, insbesondere EPO, zugänglich gemacht. Ich versichere, den Sportlern diese Medikamente niemals injiziert oder auf andere Weise appliziert zu haben (…). Ich bedauere meine Verfehlungen sehr.
Ich hätte als Arzt nie so handeln dürfen. Ich bedauere auch, dem Ansehen meiner Universität Schaden zugefügt zu haben. Weder die Leitung des Universitätsklinikums noch der Ärztliche Direktor der Sportmedizin, Professor Dr. Dickhuth, haben von meinen Verfehlungen Kenntnis gehabt oder diese auch nur ahnen können.“
Bereits kurz nach Veröffentlichung der Erklärung schränkte Professor Schmid seine Angaben in zeitlicher Hinsicht ein. Doping sei von ihm lediglich in den neunziger Jahren unterstützt worden. (Abschlussbericht S. 12)
Lothar Heinrich räumte 2007 lediglich sehr vage ein ‚an Doping von Radsportlern mitgewirkt zu haben‘.
Meldungen und Diskussionen 1994
Getrübt war Anfang des Jahres die Stimmung durch Aussagen des ehemaligen TT-Fahrers Uwe Ampler, der behauptete, er sei ohne sein Wissen gedopt worden. Nach dem Giro 1993, bei dem er aus dem Rennen genommen worden war, habe er sich, so Ampler, vom Team Telekom empfohlen zu Jules Mertens, einem belgischen Arzt, der bereits Eddy Merckx betreut hatte, schicken lassen.
Ampler war jedoch auch nach dieser medizinischen Behandlung nicht sonderlich erfolgreich Rennen gefahren und wurde aus dem Team entlassen. Ampler ging vor ein Arbeitsgericht und klagte, u. a. argumentierte er unwissentlich gedopt worden zu sein.
„Zu Beginn der dreiwöchigen Spritzenkur hatte Ampler immer wieder nachgefragt, was ihm injiziert werde. „Aufbaupräparate“, sei die stereotype Antwort der Pfleger gewesen. Doch irgendwann, sagt Ampler, höre ein Sportler auf zu fragen: „Wer zu mißtrauisch ist, wird schief angeguckt.“
Mertens hatte bei Ampler einen Hämoglobinwert (HGB) von 14,3 (Gramm pro Deziliter Blut) festgestellt. Das ist in einem Laborbericht vom 3. Juni 1993 dokumentiert. Nach drei Wochen wurde der Radprofi von der Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Klinische Chemie, erneut untersucht. Das Resultat: „HGB 16,0“. Laut „Standard International Unit Conversion Guide“, dem US-Standardwerk der Hämoglobin-Forschung, liegt dieser Wert des roten Blutfarbstoffs jenseits des Normbereichs.
„Warst du im Höhentraining?“ so ist es Ampler in Erinnerung, hätten ihn arglose Sportärzte angesichts dieses Wertes gefragt. In dem Moment habe er Angst bekommen, Angst vor EPO.“ (der Spiegel, 18.4.1994)
Laut FAZ sprach Mertens davon, nicht EPO gegeben sondern das Blut mit Sauerstoff angereichert zu haben. Das war verbotenes Blutdoping, allerdings nicht nachweisbar. (FAZ, 19.4.1994) Ampler beschreibt den Druck und die Konkurrenzsituation gegenüber den anderen Profiteams, die einen wesentlich höheren Etat zur Verfügung hatten. Daher habe er und das Team für die Inanspruchnahme der Dienste des berühmten Professors >>> Dr. Francesco Conconi geworben, der neuen Schwung durch hochwissenschaftliche Methoden in den Sport gebracht habe. Ob es tatsächlich Bestrebungen gab bei Conconi unter zu kommen, bleibt unklar. Conconis öffentlicher Ruf war bereits mit Doping, insbesondere EPO-Doping in Verbindung gebracht worden.
„Conconi steht hinter dem phänomenalen Aufschwung des italienischen Berufsradsports. Er ist so auffällig, daß der Präsident des Profi-Radsportverbandes, Hein Verbrüggen, Anfang April einen Appell an die Journalisten verfassen mußte, diesen doch bitte nicht aufgrund unbewiesener Behauptungen und vager Hinweise mit Epo-Doping zu erklären. Ampler hat genau das getan: weitere unbeweisbare Behauptungen geliefert, die im Einzelfall deshalb so perfide, weil generell so wahrscheinlich sind.“ (FAZ, 19.4.1994)
Der Telekom-Konzern reagierte betroffen auf die Dopinganschuldigungen und betonte, dass für das Image nichts „schädlicher und verwerflicher als Doping“ sei. Dies zeige sich auch darin, dass der Vertrag mit dem Teamchef Walter Godefroot einen Dopingpassus enthalte, wonach fristlose Kündigungen möglich seien:
„Der konkrete Paragraph sieben des Vertrages ermöglicht es uns, fristlose Kündigungen gegenüber dem gesamten Team oder einzelnen Mitgliedern der Mannschaft auszusprechen, falls es nachgewiesene Dopingfälle gibt.“ (FAZ, 19.4.1994)
Wenige Tage später gab es dann teilweise Entwarnung. Die Dopingvorwürfe waren nun nicht mehr Teil der Klage Amplers vor dem Arbeitsgericht, es hieß sogar seitens des Anwalts
„Herr Ampler hat nie eine Behauptung, auch nur einen Deut, aufgestellt, er wäre gedopt worden“. (FAZ, 22..4.1994, Berl. Z., 22.4.1994)
Ende des Jahres 1994 entschied dann das Bonner Arbeitsgericht, Uwe Ampler, ehemaliger Radprofi, dürfe
„nicht weiter behaupten, er sei in der Saison 1993 bei seinem Radrennstall Team Telekom ohne sein Wissen gedopt worden.“ (FAZ, 1.12.1994) „Die Formulierung „unwissentlich“ musste er später zurücknehmen, den Hinweis auf EPO-Doping beim deutschen Vorzeige-Rennstall aber nicht; er wurde als „gerichtsfester“ Fakt zu den Akten genommen.“ (FAZ, 1.12.1994)
Nach dem Sieg Olaf Ludwigs bei Rund im den Henninger Turm wurde der Fortbestand des Teams besiegelt.
Erik Zabel wurde wegen der Anwendung einer cortisonhaltigen Salbe nach dem Rennen Veenendaal – Veenendaal am 27. April belangt und zu einer Zahlung von 3000.- SF verurteilt sowie mit dem Abzug von 50 UCI-Punkten belegt. Die Sanktion war vom BDR unter amtliche Mitteilungen bekannt gegeben worden, scheint aber von der Presse nicht weiter beachtet worden zu sein.
2007: „Ich hatte dann 1994 das erste Schockerlebnis. Ich habe (…) darum gebeten, dass ich eine Sitzcreme brauche. (…) Fakt war, dass ich dann am 16. Mai 1994 ein Einschreiben vom Bund Deutscher Radfahrer bekommen habe: Da wurde ich darüber informiert, dass es einen positiven Dopingbefund von mir gibt, eine positive A- Probe. Wir haben später festgestellt, dass diese Sitzcreme mit einem verbotenen Wirkstoff beinhaltet war, der weder auf der Tube, (der) Packungsbeilage noch auf der Packung vermerkt war. Das war dann der Grund, warum ich im späteren Sportgerichtsverfahren freigesprochen worden bin.“ (die Welt, 24.7.2007)
1995 Team Telekom und Doping – Schein und Sein
Spätere Bekenntnisse und mehr
Christian Henn begann nach eigenen Aussagen 1995 mit dem Dopen und blieb bis zu seinem Karriereende 1999 dabei.(Kölner Stadtanzeiger, 22.5.2007)
Bert Dietz spricht 2007 davon 1995 zum ersten Mal mit EPO in Berührung gekommen zu sein. Die Freiburger Ärzte hätten es im Trainingslager auf Mallorca im Frühjahr angeboten.
„«Wie lief das ab? War das eine Empfehlung oder wie haben die Ärzte mit Ihnen persönlich darüber geredet?»
«Wie gesagt, es wurde sehr weit ausgeholt. Also die Gesamtsituation im Radsport, dann halt immer mehr spezifisch auf das Team Telekom, dass wir natürlich Druck haben im Frühjahr. Wir müssen im Frühjahr bis Henninger Turm unsere Ergebnisse bringen. Und wenn wir vorne mitfahren wollen, müssten wir wahrscheinlich auch mal dieses Mittel probieren. Es wurde dann groß erklärt, welche Wirkung, welche Nebenwirkungen, welche Risiken bestehen. Und dann war die Entscheidung im Prinzip, dass wir das machen.» … «Sie haben es angeboten, aber natürlich in so einer Form, wo eigentlich jeder wusste, wenn ich es jetzt nicht nehme, bin ich wahrscheinlich am Jahresende mit so schlechten Ergebnissen in der Mannschaft, dass mein Vertrag nicht verlängert wird. Also, es war schon eindeutig eigentlich, ja.»“ (ARD Beckmann, 21.5.2007)
Dietz nennt namentlich die beiden Ärzte Lothar Heinrich und der Andreas Schmid. Gespritzt wurde das EPO von den Pflegern und Ärzten. Dietz blieb bis 1999 beim Team Telekom. Er dopte nach eigenen Aussagen bis zu seinem Karriereende 2000.
Auch Rolf Aldag erklärte, mit dem EPO-Doping 1995 begonnen zu haben:
„Irgendwann 1994 hat Rolf Aldag bei einer großen Landesrundfahrt auf einem Rinnstein gesessen mit vier Mann, abgehängt und abgeschlagen und hat sich überlegt, was passiert hier eigentlich. Und dann bin ich für mich zu dem Entschluss gekommen (…), habe aktiv nachgefragt nach Doping-Produkten. Habe 1995 im Vorfeld der Tour begonnen, ausdrücklich mit Epo, und habe dies dann weitergemacht, eigentlich immer Schritt für Schritt, 1997 (das) erste Mal mit schlechtem Gewissen. Denn bis dahin (…) hat man gedopt, weil man einfach gesagt hat, ich kann nicht erwischt werden. (…) Und das war eigentlich das Grundgerüst für mich zu sagen: Wo ist das Risiko? … “ (die Welt, 24.5.2007)
Sein (EPO-?)Doping ging mindestens bis 1998 bis zur Festina-Affaire. Ob er dann nachließ wird aus seinen Worten nicht klar, 2002 hat er jedoch wieder zu EPO gegriffen.
Jef D’Hont bestätigte, dass 1995 Doping an der Tagesordnung war.
„Die Rennfahrer mussten das haben. Die die das wollten waren die Rennfahrer. Und nachher auch die Doktoren und die Sportdirektoren auch. Und viele Rennfahrer haben auch gesagt, ohne Doping, ohne EPO und ohne Wachstumshormon war es nicht möglich in dem Feld zu bleiben.
Lothar [Heinrich] ist in die Mannschaft gekommen und das System war schon da. Und er hat das gehört von Dr. Schmid wie das geht, auch von mir, auch von den Rennfahrern, das meiste von den Rennfahrern auch und er hat es so weiter gemacht. Das System war schon in der Mannschaft. Und das war ganz normal, nach einer Woche hat sich Lothar alles gegriffen. Und wir selbst haben dann nichts mehr gemacht, wir als Pfleger. Lothar hat alles selbst gemacht, er hat alles in den Griff genommen.“ (Patrick Hünerfeld, SWR BB, Juni 2008, Doping und die Freiburger Sportmedizin)
Uwe Raab, von 1993 bis 1995 Fahrer im Team, gab 2007 an, die Leitung des Teams habe ihm Dopingmittel angeboten, er habe dies aber abgelehnt. (der Spiegel, 24.5.2007)
Rudy Pevenage, sportlicher Leiter gibt 2010 nur sehr indirekt zu, dass im Team vor 1999 gedopt wurde.
Im Abschlussbericht der Expertenkommission betreff Freiburger Sportmedizin 2007 heißt es zu dem neuen Arzt im Team Lothar Heinrich: Er war nach Aussagen der Rennfahrer schon in der Rennsaison 1995 in das Dopinggeschehen voll integriert und in kürzester Zeit der verantwortliche ärztliche „Chef vor Ort“. (S. 14)
„Systematisches EPO-Doping des Team Telekom unter ärztlicher Anleitung nahm seinen Anfang mit dem Trainingslager auf Mallorca im Januar 1995. An diesem Trainingslager nahm neben Professor Schmid auch Dr. Heinrich teil, der dort eingearbeitet wurde und im Laufe der Zeit mehr und mehr die Rolle des betreuenden Arztes vor Ort übernahm. Dass die Radrennfahrer von den Ärzten systematisch auf die EPO-Kuren vorbereitet wurden, hat der Radprofi Bert Dietz anschaulich und glaubhaft bei seiner Anhörung am 11. Juli 2007 dargestellt. … Bei Bert Dietz wurde zunächst mit 1.000 Einheiten EPO NeoRecormon® in einem Zyklus von drei Wochen begonnen. Gespritzt wurde es auch von den beiden Ärzten Professor Schmid und Dr. Heinrich. Ergänzend zur EPO-Substitution wurden auch Folsäure, Vitamin B12 und Eisen zugeführt, z. B. täglich zwei Eisentabletten und 2 oder 3 Aspirin 500 während der EPO-Kuren. (S. 15ff) … In diesem Jahr unterzogen sich auch die Fahrer Aldag und Henn regelrechten EPO-Kuren. … Die Beschaffung von EPO sowie der weiteren Arzneimittel erfolgte über Professor Schmid. … „
Ein dänisches Fernsehteam war 1995 während der Vuelta unterwegs und suchte beim Team ONCE nach Dopingmitteln. Im Zimmer des Arztes José Aramendi fanden sie einiges. Nach Journalist Niels Christian Jung durchsuchten sie auch Zimmer des Teams Telekom und wurden fündig. Dies wurde aber 1995 nicht veröffentlicht (BR, 18.3.2013). Dies ging in die Berichterstattung von 1996 ein.
Meldungen und Diskussionen 1995
Aus dem Jahr 1995 konnte ich keine Presseartikel, -mitteilungen finden, die das Team Telekom mit Doping in Verbindung gebracht hatten ebenso wenig wie Äußerungen Betroffener zum Thema.
Team Telekom/T-Mobile und Doping: Hier geht es zu den Jahren:
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