Ethik-Codes, freiwillige Antidoping-Maßnahmen
T-Mobile: Medizin- und Trainingsprogramm des Team
27.09.2006 Antidoping-Programm – Pressemitteilung
Die neue strategische Ausrichtung des T-Mobile Team sieht ein striktes Vorgehen im Kampf gegen Doping vor. Künftig werden die Profis des Bonner Radrennstalls medizinisch ausschließlich durch das Ärzteteam der Uniklinik Freiburg um Professor Andreas Schmid betreut.
Ein grundlegendes Anti-Doping Programm lasse sich nur in einem komplexen Gesamtkonzept erstellen, sagt Schmid. „Dabei müssen Prävention, Kontrolle und ein optimales Umfeld für motivierte Athleten miteinander verzahnt werden. Die nötige Transparenz muss gewährleistet sein und durch ein striktes Qualitätsmanagement gesichert werden. Dafür kommen nur die besten sportwissenschaftlichen Methoden in Frage.“ Unterstützt und beraten wird das Ärzteteam durch ein unabhängiges, internationales Expertengremium, das mit renommierten Fachleuten der unterschiedlichen Spezialbereiche besetzt ist.
Oberstes Ziel ist es, einem Sportler dabei zu ermöglichen, die Leistung gesund und legal steigern zu können und ihn zu unterstützen. Eine entscheidende Rolle kommen der Sichtung durch Sportliche Leiter und erfahrene Profis sowie der Kommunikation mit Nachwuchstrainern zu. „Sie lassen die technisch-taktischen Fähigkeiten eines Fahrers erkennen. Mit leistungs-diagnostischen Tests sowie der Auswertung der Trainings- und Wettkampfdaten kann darüber hinaus eine Bewertung der physiologischen Voraussetzungen erfolgen“, sagt Teamarzt Lothar Heinrich von der Uniklinik Freiburg.
Durch das Einbeziehen eines Sportwissenschaftlers müsse, so Heinrich, eine zentrale, trainingsmethodische Steuerung und konsequente Auswertung und Überwachung der Fahrer gewährleistet werden. In enger Absprache mit den ausgewählten Heimtrainern der Sportler soll ein individuelles, qualitativ höherwertiges Training des Sportlers ermöglicht, weitere Leistungsreserven erkannt und ausgeschöpft werden. Auch die physiotherapeutische Betreuung wird ausgebaut und in das Training integriert. Dafür gibt es eine zentrale Anlaufstelle für Sportler zur Diagnostik und Therapie sowie zur Weiterbildung für die Physiotherapeuten.
Künftig werden in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Sportpsychologen sowohl gruppen- als auch einzelpsychologische Techniken in die Betreuung der Sportler und des Umfelds eingebaut, kündigt Schmid an. „Psychologische Faktoren sind in ihrem Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und das Resultat wesentlich. Bisher gab es hier keine konsequente Betreuung des Teams.“ Auch dem Thema Sport-Ernährung wird gemeinsam mit erfahrenen Ernährungswissenschaftlern mehr Aufmerksamkeit gewidmet.
Ein Anti-Doping Kontrollsystem steht und fällt mit der Sicherheit der Testverfahren. Deshalb werden Anti-Dopingtests durch unabhängige Kontrollinstanzen wie der NADA und der WADA vorgenommen und in Speziallabors analysiert. „Das T-Mobile Team wird zudem eine garantierte Mindestanzahl von unangekündigten Trainingskontrollen bei allen Fahrern des Teams durchsetzen“, sagt Heinrich. Ebenso sollen alle Kontrollen auf die im Ausdauersport wesentlichen Dopingsubstanzen getestet (z.B. EPO, Wachstumshormone) werden. Um das zu ermöglichen, wird die NADA von T-Mobile-Konzern künftig finanziell noch stärker unterstützt. Ziel sei eine höchstmögliche Transparenz, so Heinrich.
Ein weiterer Punkt im Anti-Doping-Konzept stellt die Erhebung individueller Daten anhand eines Screeningverfahrens unter Kontrolle eines unabhängigen, internationalen Expertengremiums dar. Dabei handelt es sich um wissenschaftliche Testverfahren, die zur Erkennung eines Missbrauchs von Dopingsubstanzen oder -methoden noch nicht offiziell im Programm der unabhängigen Kontrollinstanzen aufgenommen sind, aber direkte oder indirekte Hinweise liefern können. Die erhobenen Daten werden in regelmäßigen Abständen dem unabhängigen Expertengremium vorgelegt. Bei Auffälligkeiten werden dann teaminterne, vertraglich geregelte Sanktionen oder weitere Kontrollen veranlasst.
Eines dieser neuen Testverfahren ist dabei die so genannte Blutvolumenmessung. „Das ist eine Methode, die in den vergangenen Jahren durch wissenschaftliche Arbeiten verbessert werden konnte und damit eine Möglichkeit bietet, indirekt den Missbrauch von EPO oder Bluttransfusionen zu erkennen“, erklärt Lothar Heinrich. Besonders in Verbindung mit anderen Parametern des roten Blutbildes (Retikulozyten, Hämoglobin, Hämatokrit und den errechneten On/Off Scores) könne dabei ein differenziertes Screening auf Manipulationen vorgenommen werden.
Bei Fahrern des T-Mobile Team wird das Blutvolumen künftig mindestens sechs Mal pro Saison gemessen, unter Aufsicht von unabhängigen Experten aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Dr. Walter Schmidt in Bayreuth. Viermal wird dabei im Rahmen der vom Welt-Radsportverband (UCI) vorgeschriebenen Untersuchungen kontrolliert, mindestens zwei weitere – unangekündigte – Tests wird es im Anschluss an Wettkämpfe geben.
Von jedem Fahrer wird zudem ein Gesundheitsprofil angelegt. Diese umfassen die laborchemischen Parameter, die Dopingkontrollen im Wettkampf und im Training, die leistungsphysiologischen Daten, die Trainingsdaten sowie ein DNA-Identitätstest. Das Profil ermöglicht den jeweiligen Abgleich aktuell erhobener Daten auf Auffälligkeiten über eine längere Zeitspanne
„Im Zug des Kontrollsystems wird es natürlich auch einen Abgleich mit dem vom Bund Deutscher Radfahrer aufgelegten Anti-Doping Programm geben“, sagt Schmid. Dieses Kontrollsystem soll im Jahresverlauf weiter zu einem nationalen und internationalen Standard entwickelt werden. Gespräche mit dem BDR, der UCI, den Veranstaltern der ProTour und weiteren Organisatoren von Rennen werden folgen
„Alle Fahrer kennen unser Konzept und unsere Regularien“, sagt Sportdirektor Aldag, der ein klares Bekenntnis zu den Vertragsbedingungen einfordert und Unterstützung erhält von Thomas G. Winkler, Finanzvorstand bei T-Mobile International. „Wir haben eine klare Linie und eine Null-Toleranz-Politik. Wir bauen fest darauf, dass uns viele auf diesem Weg begleiten. Wir halten ihn für den einzig gangbaren.“
Mit Beginn der nächsten Saison wird das T-Mobile Team von einer Reihe unabhängiger Experten unterstützt. Ansprechpartner für „Sportwissenschaft und Training“ ist Sebastian Weber, Sportwissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule in Köln (Schwerpunkt Radsport). Für die internetbasierte Trainings- und Analysesoftware (TrainingsPeaks) zeichnet der langjährige Partner SRM verantwortlich. Mit Dr. Hans-Dieter Hermann und Dr. Jan Mayer möchte das Team in Zukunft im Rahmen der psychologischen Betreuung zusammenarbeiten. Die erfolgreichen Sportpsycholgen, die eine Praxisgemeinschaft „Mentales Coaching“ führen, wären dabei die idealen Partner.
Das Thema Ernährung liegt in den Händen der Diplom-Ökotrophologin Beate Pfeiffer, die dabei vom Partner des T-Mobile Team, PowerBar, und Teamkoch Walter Grözinger unterstützt wird. Die Mooswaldklinik in Freiburg ist Anlaufstelle beim Thema Physiotherapie, insbesondere bei speziellen Untersuchungen und Therapien für die Radprofis sowie für die Weiterbildung des Personals. Ansprechpartner ist Armin Brucker.