Profis und Amateure erzählen
André Cordelette – Herzprobleme als Folge von Doping?
Im Juni 2002 wurden in Reims sechs Radrennfahrer wegen Konsums des Pot belge und deren Lieferanten zu teilweise hohen Gefängnisstrafen verurteilt.
Die Affaire begann 1998, als bei einem Rennen der Amateur André Cordelette mit Herzproblemen zusammenbrach und in das Krankenhaus von Reims eingeliefert wurde. Bei ihm fand man das berüchtigte Doping-Gemisch Pot belge.
Cordelette wurde als treibende Kraft des Handels zwischen Belgien und Frankreich zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt, mit dabei auch Philippe Boyer, ehemals erfolgreicher französischer Bahnfahrer.
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In einem AP-Artikel vom Februar 2001 erzählt Cordelette mehr darüber: Dopage: un cycliste amateur témoigne. Eine Zusammenfassung:
Ein ehemaliger Amateur, der seit vier Monaten ein neues Herz hat, erzählt
André Cordelette, 38 Jahre alt, wurde im Rahmen einer Untersuchung, die sich um den Handel mit Dopingprodukten dreht, vernommen. Er erklärt, dass er damit einverstanden ist auszusagen, da er gemerkt hat, „dass Doping töten kann.“ In der Radsportwelt „ist es sehr leicht abzugleiten, so wie es mir passiert ist.“
Mit 30 gelang es ihm in die erste Kategorie der Amateure aufzusteigen. Damit begann er auch Medikamente zu nehmen, die leicht im Handel zu bekommen sind, „Derivate von Appetitzüglern wie Dynatel und Captagon (Amphetamin-Derivat).“ Medikamente, die im Peloton bekannt dafür sind, wie wie Amphetamine zu wirken.
Der nächste Schritt kam, als er einem ehemaligen Profi in Amiens bei einem Rennen begegnete, der ihm eine Injektion auf der Basis von Kenacort gab (ein Kortiksteroid). „Es wird euphorisierend und vor allem das Cortison betäubt die Schmerzen während der Anstrengung“.
André Cordelette gewöhnte sich an die Amphetamin-Injektionen. „Ich durchlebte eine höllische Saison. Ich war fast immer unter den ersten fünf“.
Da die Produkte in Belgien günstiger waren, begann er sie dort zu kaufen.
„Zu der Zeit fühlte ich, dass ich begann meine Gesundheit zu ruinieren, aber es war zu spät. Ich war so etwas wie ein Süchtiger geworden. Selbst im Winter, wenn es keine Rennen gab, nahm ich es weiter“.
So bekam der Fahrer seine ersten Herzprobleme, eine Herzkrise mit Herzjagen.
„Ich kam drei Tage zur Beobachtung“ erzählt er. Im September 1999 die zweite „Malaise“. „Sie gaben mir Elektrochocs und ich kam wieder zu mir. Endlich habe ich verstanden, dass ich durch das Dopen sterben könnte. Ich verbrachte ein Jahr im Krankenhaus“.
Nach acht Monaten Warten erhielt der Fahrer eine Herztransplantation.