WACHSTUMSHORMONE
Rückblende und Entwicklungen bis 2019
>>> 2024: Da es trotz langjähriger und vielfältiger Forschungen bislang nicht gelang dem Missbrauch von Wachstumshormonen im Sport näher zu kommen, startete die ITA im Vorfeld der Olympischen Spiele in Paris zusammen mit einigen NADO und der WADA eine Initiative über hGH-Biomarker-Profile von Sportlern genauere Ergebnisse zu erhalten.
ITA: Detecting human growth hormone: the ITA launches a targeted project ahead of Paris 2024, 20.6.2024
1980 wurden die Wachstumshormone erstmals eingesetzt. Ihre Wirkungsweise war jedoch über die Jahrzehnte hinweg umstritten. Die einen verneinten immer wieder leistungssteigernde Effekte, andere vertraten die gegenteilige Meinung, vor allem in Verbindung mit anabolen Steroiden und anderen Mitteln wie Insulin und EPO erkannten sie beachtliche Wirkungen. Der Streit könnte nun beigelegt sein. Im Mai 2010 veröffentlichten australische Wissenschaftler eine Studie, in der eine erhebliche leistungssteigernde Wirkung der hGH festgestellt wurde. In Verbindung mit Testosteron erwies sich diese als noch erheblich höher. (Garvan Institute: First scientific study showing effects of growth hormone on athletes, Annals of IM)
Wachstumshormone (HGH, Human Growth Hormone) sind für die Regulierung wichtiger Stoffwechselvorgänge im Körper essentiell, sie regulieren u. a. das Wachstum und den Kohlehydratstoffwechsel, dabei geht es vor allem um GH (Growth Hormone), das eigentlich Wachstumshormon und die IGF-Gruppe, insulinähnliche Hormone. Seit 1985 können sie gentechnisch hergestellt werden (rhGH – rekombinate Wachstumshormone), nachdem sie zuvor aus der Hypophyse von Leichen extrahiert wurden. Das war nicht ganz risikolos, da damit die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit übertragen werden konnte, entsprechende Fälle sind dokumentiert. Es gibt Hinweise, dass noch immer illegal hergestelltes natürliches HGH auf dem Markt ist bzw. wieder verstärkt auf den Markt kommt (FAZ 17.5.2005, s.u.). Eine Meldung stammt aus Italien, wo bei einer Razzia auch Wachstumshormone sichergestellt wurden, die aus der Hypophyse toter Rinder gewonnen wurden (sportpro.it, 15.5.2003/Ärztezeitung, 21.5.2003). Die synthetische Gewinnung hatte vor allem den Vorteil, dass die Mittel wesentlich billiger wurden und in größeren Mengen zur Verfügung standen. Sie sind zwar auch heute noch sehr teuer, aber das war und ist trotzdem kein Hindernis für viele Sportler, auch wenn die von ihnen gewöhnlich eingenommenen Dosen mindestens doppelt so hoch sind wie die therapeutisch verabreichten.
Wer zu viel nimmt wird mit körperlichen Veränderungen zu rechnen haben, Nase, Kinn und Ohren können wachsen, die Stirn wird wulstig, auch Hände und Füße bekommen Überlänge, nicht unbedingt ein Nachteil bei Schwimmern wie häufig sarkastisch festgestellt wird. In den 80er Jahren tauchten erstaunlich viele Stars mit Zahnklammern auf, auch das wird nicht auf die Fortschritte der Kieferorthopädie zurückgeführt und auch 2003 führten entsprechende Kieferanomalien zu Diskussionen z.B. bei der Leichtathletik-WM. Von hohem Risiko ist das mit der Einnahme verbundene Wachsen von inneren Organen, wodurch Herz-Kreislauferkrankungen hervorgerufen werden können. Damit nicht genug, es gibt Hinweise, dass ein erhöhtes Krebsrisiko vorhanden ist. In der medizinischen Literatur wurde der Fall eine Radprofis diskutiert, „der nach starkem Wachstumshormon-Missbrauch ein Lymphon entwickelt hat“ (Kern).
’nur Trottel‘ lassen sich erwischen
SZ/dpa, 14.11.1983:
… Prof. Dr. Donike…: Beim Nachprüfen der Urinproben, die bei der LA-Weltmeisterschaft in Helsinki entnommen worden waren, habe ich in meinem Institut Spuren von Somatropin gefunden.“ Diese Äußerung löste sofort eine ungewöhnliche Resonanz aus. “Somatropin ist längst zur Elitedroge der internationalen Leichtathletik geworden“, ließ sich Dr.Robert Kerr, eine Experte der Sportmedizin aus Kalifornien, vernehmen. Zu seinem Patientenkreis zählten Spitzensportler aus 19 Ländern. „Alles, was man in den Medien hört und liest, behandelt lediglich Anabolika und Testosteron. Die Athleten, die zu mir kommen, lachen darüber und sagen, sie hätten dieses fürchterliche Zeug schon seit Jahren nicht mehr genommen.. Sie schwören auf HGH.“… Nicht nur Kerr behauptet: HGH hat die muskelfördernde Wirkung von anabolen Steroiden, nur noch stärker.“ … keine Nebenwirkungen, kaum nachweisbar. Kerr verabreicht vier bis 6 Wochen lang je zwei Spritzen. Auch der vergleichsweise hohe Preis, etwa 45 Dollar eine Behandlung, schreckt die Athleten offensichtlich nicht ab. Eine dreiwöchige Behandlung mit Anabolika ist immerhin schon für 22 Dollar zu haben. Kerr ist sicher, daß HGH außerordentliche Wirkungen erzielt. “Einer meiner Patienten hat in diesem Jahr einen phantastischen Weltrekord erzielt. … vier Monate, nachdem er zum letzten Mal HGH eingenommen hat.“…
HGH sind in allen Sportarten zu finden, am häufigsten in den Ausdauersportarten, nach Kern vor allem im Radsport, aber auch im Schwimmen und der Leichtathletik werden sie intensiv verwandt. Sie haben den Vorteil, dass durch sie der Körperfettanteil schwindet und die Regenationszeit verkürzt wird. Vor allem in Kombination mit anderen Mitteln scheinen sie unverzichtbar. Im Kraftsport sind sie weniger effektiv, am ehesten noch in Verbindung mit Insulin, doch nahm und nimmt man sie trotz allem gerne und in großen Mengen zumal sie nicht nachweisbar waren bzw. keine Testsdurchgeführt wurden. Dr. Robert Kerr, amerikanischer Sportmediziner, gab bereits 1984 an, dass die von ihm betreuten amerikanischen Medaillengewinner bei den Olympischen Spielen von Los Angeles in den letzten 14 Tagen vor den Spielen von Anabolika auf das Wachstumshormon HGH umgestiegen seien, um die Kontrollen zu umgehen. Diesem Vorteil verdanken auch die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta ihre inoffizielle Bezeichnung „Wachstumshormon-Spiele“, diese Bezeichnung wurde dann auch auf Sydney angewandt (Strasburger, Uniklinik München).
Bis zu den Spielen 2000 waren entsprechende Tests von Bidlingmaier/Strasburger et al. (veröffentlicht 1999 in der Fachzeitschrift „The Lancet”) und Sönksen et al. (
) entwickelt worden , diese fanden jedoch keine Gnade vor dem IOC oder anderen Verbänden, Gründe dafür gab es nach Meinung vieler nicht, außer dass einfach nicht gesucht werden sollte, dass man nicht fündig werden wollte! Offiziell wurden immer wieder juristische Gründe genannt, der Test müsse absolut gerichtsfest sein, Klagen sollten keine Chancen haben.IOC-Chef Samaranch lobte vor Sydney zwar noch den Antidopingkampf, doch das war Augenwischerei. Der Chef der australischen Anti-Dopingbehörde, Brian Corrigan, erklärte: „Nur Trottel“ würden bei Olympia erwischt. Wenn überhaupt war es nur über andere Schienen wie den Zoll möglich. So wurde der Trainer der usbekischen Boxer bei seiner Einreise nach Australien mit Ampullen von Wachstumshormonen festgehalten.
„Unangemeldet und ohne Voranmeldung wurden für eine Wachstumshormon-Studie der Anti-Doping-Kommission des Italienischen Nationalen Olympischen Komitees (CONI) vor den Olympischen Spielen in Sydney von den Athleten Blutwerte bestimmt, bei 61 von 528 lag der GH-Wert bis zum 3-fachen über dem als normal angenommenen und zeigte eine absolute Gesundheitsgefährdung auf, 50 lagen knapp an der Grenze. Insgesamt waren 5 spätere italienische Olympiasieger betroffen.(Le Monde, 22.10.2000, Ärtzezeitung 27.9.2000) Nebenbei sei erwähnt, dass diese Studie nach der guten Medaillenausbeute geheim gehalten werden sollte. Als dies nicht gelang, wurde die Dopingkommission von der CONI aufgelöst und die Studie vernichtet.“ (NZZ, 18.2.2004)
Verantwortlich für die Studie waren Sandro Donati und Pasquale Bellotti, die nach Bekanntwerden der Studie in der Öffentlichkeit sich von der gazzetta dello sport den Vorwurf „antinationalisti“ zu sein, gefallen lassen mussten.
Schon 2007, aber verstärkt 2008 wurden weltweit viele Tests auf hGH durchgeführt. Auch während der Tour de France 2008 soll nach Wachstumshormonen gesucht worden sein. Positive Fälle gab es jedoch nicht. Das mag an dem kurzen Nachweisfenster liegen aber auch an der vosichtigen, intelligenten Aplikationsweise der Sportler, die vorzugsweise in Trainingsphasen dopen und auf andere Produkte wie IGF-1 ausweichen. Die Produktion an verwendbaren Mitteln nimmt jedenfalls zu, obwohl der rein medizinische Bedarf relativ konstant bleibt (s.u.).
>>> Prof . Christian Strasburger im Interview, WADA PlayTrue 2007.
Im Februar 2010 wurde dann zum ersten Mal ein Sportler (der britische Rugby-Profi Terry Newton) mittels des Strasburger-Tests wegen rhGH-Missbrauchs für 2 Jahre gesperrt.
Martin Bidlingmaier, Mitentwickler des Tests, wurde dazu befragt:
>>> detektor.fm, 23.2.2010. Es folgte der kanadische American-Football-Spieler Matt Socholotiuk. Auch bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver wurde nach hGH gesucht, doch angeblich mit einem anderen Test, welcher schwächer im Nachweis sei (SZ, 24.2.2010). Im Januar 2011 wurde der estnische Skilangläufer Andrus Veerpalu überführt und im Februar 2011 Patrik Sinkewitz. In diesen beiden Fällen ist nicht klar, ob das Strasburger-Verfahren zur Anwendung kam oder ein anderes, wie es Äußerungen der Betroffenen vermuten lassen.
Die Möglichkeiten mittels Wachstumshormonen die Leistung zu steigern nehmen allerdings zu: Horst Pagel:
„Auch seriöse Pharmaunternehmen in Europa forschen an Nachfolge-Präparaten mit anderen Wirkmechanismen. Ich will jetzt nicht die verschiedenen Bezeichnungen aufführen, aber sie werden in den einschlägigen Foren unter Sportlern bereits intensiv diskutiert. Es sind Präparate, die die körpereigene Produktion von hGH und IGF-1 stimulieren. Darunter sind auch Entwicklungen, die als Nasenspray oder in Tablettenform auf den Markt kommen sollen. Das wäre sehr praktisch für den Missbrauch, denn dann fällt die lästige Spritze weg, die bisher bei allen Präparaten notwendig war. Und alle diese neuen Präparate haben eines gemeinsam: Sie sind nicht nachweisbar.“ (FAZ; 23.12.2008, s.u.)
Daneben mengen die Sportler immer mehr Produkte, immer verbreiteter z. B. wurde die Kombination GH und IGF-1, nach Helmut Pabst, der „Turbolader“, eine äußerst gefährliche Mischung, aber auch die anderen bekannten und bewährten Produkte werden damit zusammen genommen, wie Anabolika, Kortikoide und EPO und besonders Insulin. Dass damit das gesundheitliche Risiko durch bislang noch nicht bekannte synergetische Effekte weiter ansteigen kann, bestreitet niemand.
der indirekte hGH-Nachweis
Neben den hier erwähnten direkten Nachweismethoden für Wachstumshormone wird angeblich versucht dem Missbrauch der Hormone mittels Screening-Methoden über indirekte Parameter auf die Spur zu kommen. Sollte diese Screeningmethode angewandt werden, könnte sie als Voraussetzung bzw. Hintergrund für gezielte Kontrollen dienen. Entsprechend könnte man eine Meldung aus Ungarn interpretieren, wonach die ungarische Antidoping Gruppe MACS bekannt gab, dass im Jahre 2009 von insgesamt 350 durchgeführten Bluttests 155 Proben Wachstumshormone zeigten (caboodle, 10.12.2009). Ob diese Meldung korrekt ist, ob es sich dabei wirklich um positive hGH-Fälle handelt, ist jedoch umstritten.
Vielleicht bezieht sich diese Meldung über das Screeening-Verfahren aber auf eine Methode die darauf basiert, dass über Biomarkern im Blut, indirekte Parameter Veränderungen gegenüber einem Normbereich festgestellt werden. Dieser Test (Projekt „GH-2004“), eine Weiterentwicklung der Sönksen-Methode (Projekt „GH-2000“), wurde rechtzeitig vor den Olympischen Spielen 2012 neben dem bekannten Strasburger-Verfahren von der WADA anerkannt und kam in London zum Einsatz (insidethegames, 26.7.2012). Diese Nachweismethode über indirekte Marker ist vor allem langfristig geeignet für den Biologischen Pass:
NYT: New Tool Could Help in Testing for H.G.H.
interscience: The use of growth hormone (GH)-dependent markers in the detection of GH abuse in sport: Physiological intra-individual variation of IGF-I, type 3 pro-collagen (P-III-P) and the GH-2000 detection score
Beyond reasonable doubt: catching the drug cheats at the London Olympics
Neben den Bluttests gab es immer wieder Forschungen, über den Nachweis im Urin dem hGH-Doping näher zu kommen. Diese Versuche scheinen jedoch nicht von Erfolg gekrönt zu sein bzw. sich sehr schwierig zu gestalten, >>> Future of HGH testing is thrown into doubt, 13.4.2010. (Link 1, Link2).
Verschleierungen, Synergien
Der Schweizer Sportmediziner Walter O. Frey, Leiter des sportmedizinischen Zentrums des Schweizerischen Olympischen Verbandes sagte zu der Feststellung, dass Anabolika leicht nachzuweisen seien:
„Ja, darum müssen gewisse Tricks angewendet werden. Sei es, dass man mit der Dosierung runtergeht, sei es, dass man ein Anabolikum mit einer relativ kurzen Halbwertszeit verwendet. Man muss diese Niedrigdosierung jedoch auffangen mit einem Mix, indem man zum Beispiel Wachstumshormone oder Epo hinzugibt. Das Anabolikum verstärkt die Wirkung des Epo und umgekehrt. Es gibt verschiedene Synergien zwischen den einzelnen Komponenten. Mit diesem Mix bleibt man einerseits unter jener Limite, ab der man entlarvt wird, und anderseits erreicht man eine optimale Leistungssteigerung.“
Die Diskussion um die Wachstumshormone wies Parallelen zu der um die Anabolika geführte auf, so wurde versucht Genotropin, ein HGH bei Sportverletzungen einzusetzen, und nach Prof. A. Klümper, Freiburg, wurden bei Sportinvaliden damit gute Ergebnisse erzielt. Da es sich hierbei um keine überprüfte und zugelassenen Therapieform handelte, kamen sofort von anderer Seite die entsprechenden Warnungen, dass mit diesen Behandlungen dem Doping Tür und Tor geöffnet werden würde.
>>> mehr Infos unter Geschichte 1980-heute ff
Fazit 2019
2019 beschreibt Pierre Sallet, französischer Anti-Doping-Experte, Präsident der „Athletes For Transparency (AFT)“, die Situation zu Wachstumshormone wie folgt (spe15.fr, 24.4.2019):
Wachstumshormone werden seit Jahrzehnten zum Dopen benutzt, ihr Nachweis ist aber immer noch schwierig. Mittlerweile sind sie auch beliebtes Anti-Aging-Mittel.
Wachstumshormone werden sportübergreifend angewandt. Leichtathletik, Fußball, Tennis usw. kaum ein Sport scheint ausgenommen trotz gravierender gesundheitlicher Gefahren, die damit einher gehen. .
Sie wirken nicht nur allein sondern erhöhen in Verbindung mit EPO eingenommen, dessen Wirkung. Insbesondere für Ausdauerathleten kann sich das auszahlen, die Muskelmasse wird gestärkt selbst dann, wenn das Gewicht reduziert werden muss, Fett wird abgebaut und die Produktion von EPO angeregt. Sie verbessern auch das positive Lebensgefühl und werden damit besonders attraktiv im Alltag. Im Sport können unter Berücksichtigung mentaler Faktoren damit Wachstumsfaktoren zum entscheidenden Motivationsmoment werden, sowohl während des Trainings als auch in Wettkämpfen.
Eine Kur besteht aus 6 Injektionen, die im Abstand von 3 Tagen verabreicht werden. Zur Aufrechterhaltung und Verstärkung kann dann eine neue Injektion nach jeweils 15 Tagen erfolgen. Einen direkten Nachweis gibt es nicht außer der Athlet würde während der Injektion überrascht oder das Medikament bei ihm direkt sicher gestellt. Ein indirekter Nachweis ist genauso schwierig, wie ein Nachweis generell nach dem Biologischen Pass. Sportler/innen mit den nötigen finanziellen Mitteln dürfte es leicht fallen, ein Dopingverfahren zu vermeiden.
Während EPO heute sehr billig zu erwerben ist, kostet eine Dosis HGH ca. 200 € und mehr auf dem Schwarzmarkt. Eine Kur kann zwischen 2 000 und 4 000 € kosten.
Ist die Anwendung von EPO schon gesundheitlich riskant, können Wachstumshormone weit umfassender den Körper negativ beeinflussen, u.a. steigt die Krebsgefahr. Wenn Wachstumshormone längerfristig eingenommen werden, zeigt sich dies am Knochenwachstum, insbesondere auch im Gesicht, und kann teils sogar durch Augenschein wahrgenommen werden. Durch Wachstumshormone verursachtes Muskelwachstum betrifft Muskeln im gesamten Körper. Damit könnte sich erklären, warum Läufer Muskeln an Stellen entwickelt haben, die sie für ihren Sport so ausgeprägt nicht brauchen. Eine weitere Veränderung ist das Schwinden subkutaner Fettresereven im Verhältnis zur Muskelmasse, wie es natürlicherweise nicht erreicht werden kann, auch das ist sichtbar.
Die durch HG verursachten Veränderungen an Muskeln bleiben in etwa 6 Monate bis ein Jahr bestehen, im Vergleich hierzu schwindet die Wirkung von EPO schnell. Es besteht der Verdacht, dass z. B. Sprinter wie Justin Gatlin, während ihrer Sperren mit ihrem eingespielten Training auf frühere Kuren aufbauen können und damit nach ihren Sperren on top sind.
gefährliche Varianten und erstaunliche Produktionszahlen
VORSICHT:
Gewarnt werden muss immer noch vor HGH-Produkten, die auf dem Schwarzmarkt und über das Internet erworben werden, häufig handelt es sich dabei um Produkte, die in illegalen Laboratorien hergestellt werden und u. U. verunreinigt sind, aus Hypophysen von Tieren oder Menschen stammen oder gar völlig andere Inhaltsstoffe haben:
„Wer als Bodybuilder sich derartige Medikamente aus dem Internet oder anderen zweifelhaften Quellen verschafft, muß wissen, daß er mit seiner Gesundheit russisches Roulette spielt“, sagte Sinner.
So sei vor kurzem eine Fälschung des Wachstumspräparates „Corpormon 4 UI“ eines japanischen Herstellers aufgetaucht. Das Präparat sei in Deutschland nicht zugelassen, werde aber in Bodybuilderkreisen zum Muskelaufbau verwendet. Statt des angegebenen Wirkstoffes Somatropin enthalte die Fälschung ein Schwangerschaftshormon mit ganz anderen Wirkungen. (Ärzte Zeitung, 02.12.2002)
Siehe auch die FAZ-Artikel vom 17.5.2005 und 23.12.2008:
„Horst Pagel: Aus osteuropäischen Ländern kommt in letzter Zeit wieder vermehrt hGH auf den Markt, das aus Hirnanhangdrüsen von Leichen gewonnen wird. Das ist durch die Analytik nicht nachweisbar, aber die Gefahr der Erkrankung an HIV, Hepatitis, Creutzfeldt-Jakob (CJK) oder anderen Krankheiten ist enorm. Es sei hier nur an die über 100 Fälle von an CJK gestorbenen Kindern in Frankreich erinnert, die in den 1980er Jahren mit hGH behandelt wurden. Damals musste man auf das Leichen-Wachstumshormon zurückgreifen, weil das gentechnisch hergestellte hGH erst seit Ende der 80er Jahre zur Verfügung stand.“
FAZ 23.12.2008:„Es gibt viele neue Präparate – und sie sind nicht nachweisbar“
FAZ 17.5.2005: Heilmittel im Verruf
Wie hoch ist nun der Umsatz der Wachstumshormone in der Dopingszene, welche der behaupteten Zahlen in obigem Artikel stimmen? Gehen wirklich 84% der Produktion in die Sport- und Fitnessszene?
Prof. Horst Pagel hat nachgerechnet und ist besorgt:
„Stutzig können einen die neueren Entwicklungen auf dem Wachstumshormon-Sektor machen. EINZIGE Indikation für eine Therapie mit hGH ist der Kleinwuchs von Kindern, eine Erkrankung, die, Gott sei Dank, äußerst selten ist (Prävalenz 1:10.000). Andererseits tummeln sich gleich fast ein Dutzend Firmen, die hGH auf dem deutschen Markt vertreiben. Andere bringen Biosimilars zur Marktreife. Wieder andere entwickeln rekombinantes IGF-1 (Increlex). Wiederum andere entwickeln pegyliertes hGH und hGH-Mimetika. Solche Entwicklungen verschlingen allesamt Summen, von denen unsereins allenfalls die Zahlen der Nullen schätzen kann. Und diese Firmen haben also ausschließlich das Wohl der wenigen kleinwüchsigen Kinder im Auge?!?“
(Mail vom 2.6.2009)