Sophia, Jannick, Matthias – eine Anti-Doping-Juniorotschafterin, zwei Anti-Doping-Juniorbotschafter
Sophia Reh, 16 Jahre, Seglerin, Bayrischer / Chiemsee Yachtclub BYC / CYC
Jannick Geisler, 15. Jahre, Radsportler, Harburger Radsport Gemeinschaft
Mtthias Heine, 15 Jahre, Radsportler, Harburger Radsport Gemeinschaft
Das Gespräch fand während des dsj-Nachtreffens zum deutsch-französischen Jugendcamp vom 7. bis 13. Juli 2007 in Albertville / Frankreich statt. Die deutschen Teilnehmer/innen trafen sich vom 8. – 9. 12.2007 in Frankfurt a.M. .
Manuela und Monika (c4f) konnten mit Jannick, Matthias, beide Radsportler aus Hamburg und Sophia, Seglerin, zu ihen sportlichen Wünschen und Vorstellungen befragen. Gerhard Treutlein und Peter Lautenbach nahmen ebenfalls teil. Teile des Gesprächs, die sich mit der Rolle und den Plänen zu Dopingbotschaftern beschäftigen, sind >> hier zitiert.
Anmerkung Prof. Treutlein:
„Die beiden Kaderlehrgänge zeigten uns, das Wort Spaß kommt sehr häufig vor, d.h. es geht nicht nur um Leistung und Erfolg, sondern Spaß spielt eine große Rolle. Das ist etwas ist, was von den Erwachsenen total unterschätzt wird, wie wichtig Spass für die Jugendlichen noch ist. Wenn Trainer es fertig bringen, genau diesen Aspekt zu unterstreichen und in die Gruppe zu bringen, dann können sie die Jugendlichen auch halten. Dann können sie Jugendlichen sogar im Radsport halten, selbst in so schwierigen Zeiten, wie jetzt im Moment.“
c4f: Warum treibt ihr Sport, was bewegt euch?
Sophia: Für mich bedeutet Sport einfach, man hat Spaß, man kann sich auspowern, man lernt seine Grenzen austesten und man lernt sich selbst auch gut kennen in dem Rahmen, wo man sich mit anderen messen kann. Und ich finde das gerade auch in der Jugend eigentlich ganz spannend. Das ist Sport für mich.
Matthias: Ich würde sagen, es geht hauptsächlich um den Spaß im Sport und deshalb muss man es auch immer so sehen, dass man natürlich mehr Spaß hat, wenn es fair abläuft.
Jannick: Früher spielte ich Fußball. Das wurde mir später ein bisschen langweilig weil das jeder gemacht hat. Als mein jetziger Trainer in meine Straße gewechselt war, traf ich immer dessen Trainingsgruppe. Da kam mir der Gedanke einfach einmal mitzufahren. Das hat mir sofort Spaß gemacht. Früher war ich auch ein bisschen dicker als normal. Vielleicht ist es ein bisschen so, dass man ein wenig fitter für sein Leben wird – und es bringt Spaß, wenn man vorne mitfahren kann. Man muss natürlich fleißig trainieren, wenn man vorne mitmischen will. Bei mir ist es so: Wenn ich in der Trainingsphase bin und dann Rennen fahre, fahre ich erst einmal hinterher. Aber dann denke ich, ich habe hart trainiert letzte Woche, das wird dann noch, nächste Woche wird das dann.
Treutlein : welche Bedeutung hat die Gruppe für euch?
Jannick: Beim Training ist es schöner, wenn man sich unterhalten kann. Es ist etwas langweilig, wenn man drei Stunden durch die Gegend fährt und es vielleicht noch regnet und man eh schon keine Lust mehr hat. Wenn dann noch andere mit dabei sind, kann man noch Späße machen.
Matthias: Im Grunde genommen ist das bei mir ähnlich, nur dass ich über meinen Bruder zum Radsport gekommen bin. Er hatte mit dem Radsport angefangen. Der Spaß kam, weil ich beim Training Freunde treffe. Es hat sich bei uns eine Trainingsgruppe entwickelt in der wir alle gut miteinander klar kommen und das bringt eben Spaß.
c4f: Jannick. du hast eine eigene Internetseite, auf der du deine Erfolge beschreibst. Es scheint, als bedeute dir dein Sport eine ganze Menge.
Jannick: Genau, ich habe meine Internetseite gemacht, denn bei mir im Verein hat noch ein anderer eine. So dachte ich, warum machen wir nicht auch eine. Ich habe da auch Spaß, von meinen Erfolgen zu erzählen, von meinen Wochenenden mit den Rennen.
c4f: Was wäre für euch (solltet ihr Profis werden) der „große Traum“?
Jannick: Natürlich ist es ein Traum für jeden Radsportler, irgendwann einmal die TdF zu gewinnen. Ich glaube, das hängt damit zusammen, weil halt das Rennen das bekannteste ist, und wer da mal gewonnen hat, sehr viel Würde bekommt. Wenn ich an meinen großen Traum als Profiradsportler denke, fange ich ganz unten an. Ich möchte nicht sofort Kapitän sein, als Helfer mit seinem Kapitän Erfolge zu erbringen, stelle ich mir auch ganz schön vor. Das nächste Ziel wäre für mich „Mein erster Profi-Sieg“, durch den dann vielleicht erst meine Karriere beginnen würde. Aber weiter will ich eigentlich noch gar nicht denken, denn es sind noch so viele Jahre, wer weiß was bis dahin passiert.
Matthias: Ein großer Traum wäre ein Sieg bei Paris-Roubaix oder der Deutschen Meisterschaft.
4f: Wir haben den „Na, dopt ihr auch schon?“-Artikel im ‚Hamburger Abendblatt‘ gelesen. Da wird ja u.a. auch das Verhältnis zum Profi-Sport angesprochen. Wie ist das für euch? Habt ihr Vorbilder / Idole unter den jetzigen Profis, mit denen ihr noch verhaltlos mitfiebern könnt? Seht ihr Profirennen mit Misstrauen? Gibt es Fahrer, von denen ihr denkt, dass sie einen „sauberen“, fairen Job machen?
Jannick: Für mich gibt es keine wirklichen Idole. Wenn ich beim Rennen bin, versuche ich immer das beste zugeben und orientiere mich nicht an anderen. Zu Hause, wenn ich vor dem Fernseher sitze und mir ein Radrennen anschaue, achte ich mehr auf die verschiedenen Fahrweisen der „Renner“. Mir ist das ziemlich egal, wer gewinnt. Aber da gibt es doch einen, den ich als Vorbild sehe: Paolo Bettini. Seine Fahrweise und auch in seiner körperlichen Statur finde ich viel von mir wieder. Wie z.B. dass ich hügelige bis bergige Rennen mag. Ich kann auch gut sprinten und bin nicht der Größte. Seine bisher erreichten Erfolge, wie Weltmeister und Olympia-Sieger, schätze ich sehr.
Matthias: In der jetzigen Zeit ist es schwer, Vorbilder zu haben, da man nie weiß, ob sie dopen oder nicht. Jedoch gibt es Fahrer, die ihre Haltung gegen Doping klar darstellen – wie Markus Fothen. Diese sollten auch Anerkennung bekommen. Jedoch muss man sich beim Anschauen von Rennen von der Dopingdiskussion lösen, denn die Rennen sind spannend auch wenn die Fahrer gedopt sein sollten.
c4f: Habt ihr Hoffnungen in eure eigene Generation bzw. in die Wirksamkeit der jetzigen Präventionsmaßnahmen und der Aufklärung? Wird sich etwas ändern? Wie erlebt ihr eure eigenen „Kollegen“? Kurz: Denkt ihr, in ein paar Jahren könnte die Lage des Radsports besser sein?
Jannick: Ich hoffe natürlich sehr, dass ich in ein paar Jahren mein Hobby zum Beruf machen kann, und deswegen glaube ich auch an den Radsport. Man weiß, dass in allen anderen Sportarten auch gedopt wird, und früher oder später wird das auch rauskommen. Und dann können wir mal mit dem Finger auf die anderen zeigen. Zur Zeit – finde ich – ist der Radsport auf einem sehr guten Weg, weil ich die positiven Dopingkontrollen als Beweis dafür sehe, dass endlich richtig kontrolliert wird und jetzt die Athleten ins Grübeln kommen.
Matthias: Ich denke mir, dadurch dass der Radsport zurzeit beim Thema Doping immer herausgestellt wird, verändert sich die Einstellung der jungen Fahrer, da sie unberechtigt darunter leiden. Deshalb bin ich der Meinung, dass es jetzt eine Chance gibt und man diese nutzen sollte. Es wird immer ein paar schwarze Schafe geben, jedoch kann man die Zahl derselben deutlich verringern.