Prävention: Projekt Juniorbotschafter/innen

Doping-Prävention: dsj Anti-Doping-Juniorbotschafter/innen

2007 wurde anlässlich eines deutsch-französischen Jugendaustauschcamps die Idee der Anti-Doping-Jugendbotschafter in die Tat umgesetzt. Seither wurden jährlich junge deutsche Sportlerinnen und Sportler aus den verschiedensten Sportarten ausgebildet und entwickelten eigenverantwortlich Aktionen innerhalb ihres sportlichen Umfeldes.

Peter Lautenbach, dsj:

Die gemeinsamen deutsch-französischen Antidopingcamps mit französischen Jugendlichen gibt es schon länger. 2007 in Albertville führten wir ein solches Camp zum ersten Mal mit einem überarbeiteten Konzept – der Ausbildung von DOSB-JuniorbotschafterInnen Dopingprävention – durch. Im Jahre 2008 folgte Saarbrücken.

Wir rufen hier die jungen Nachwuchssportlerinnen und –sportler nicht nur ‚just for fun’ zusammen, sondern möchten ihnen etwas mit auf den Weg geben, das sie weiter in ihren Verband, ihren Verein tragen sollen. Einige Monate nach den Camps laden wir die teilnehmenden Jugendlichen noch einmal zu einem Schulungswochenende ein, wobei wir bemüht sind, den Informationsfluss untereinander zu verbessern und Wege suchen, sie noch fitter darin zu machen, wie sie das Anliegen breiter streuen können.

Berichte hierüber und Interviews siehe >>> unten auf dieser Seite.

Aufbauend auf den Erfahrungen mit diesem deutsch-französischen Projekt Junior-Botschafter/innen entwickelte die Deutsche Sportjugend dsj 2010 ein europäisches Ant-Doping-Projekt mit, die >>> Europäische Anti-Doping Initiative (EADIn), welches ab 2011 von der EU gefördert wurde. Im Zentrum der Aktivitäten stand die Schulung von Juniorbotschafter/-innen auf europäischer Ebene, die Projektpartner kamen aus verschiedenen europäischen Ländern. Dieses Projekt ging 2015 über in das Projekt „prePLAY“, ein internationales Doping-Präventions-Projekt, an dem die Länder Slovenien, Estland, Litauen, Malta und Kroatien teilnahmen. Kern des Projektes war erneut der Anti-Doping-Botschafter-Ansatz, mit Hilfe dessen Jugendliche Präventionsaktivitäten entwickeln und weiter tragen.

AKTIONEN UND ERFAHRUNGEN MIT DEM PROJEKT dsj ANTI-DOPING-JUNIORBOTSCHAFTER7INNEN

Veranstaltungen, die sich an deutsche Juniorbotschafter/innen wandten, fanden und finden zweimal jährlich statt. Ein Treffen/Seminar fand vom 25.-27. November 2011 in Heidelberg statt, eine weitere Veranstaltung vom 23. bis 25. Mai 2014 in Nürnberg, sowie ein Treffen am Pfingswochenende 2016 in Mannheim.

Im Anschluss an das November-Seminar 2011 gab Prof. Dr. Gerhard Treutlein dem Deutschlandfunk ein Interview zu diesem Treffen:

„Beeindruckende Persönlichkeiten“

TREUTLEIN:Es waren zwei Gruppen. Einmal junge Leute, die schon ein oder zweimal bei Veranstaltungen dabei waren und dann etwa 16 oder 17 junge Leute, die zum ersten Mal dabei waren. Hier ging es in erster Linie darum Problembewusstsein zu weckem, und bei den anderen ihr Informationsniveau und ihre Methodikkompetenz noch weiter zu entwickeln. Und was am meisten beeindruckt hat an diesen fast drei Tagen war, zum einen, um was für eine toll hochkompetente Gruppe es sich handelt, hoch engagiert …

Und das zweite, wir hatten auch ehemalige Sportler da als Ansprechpartner. Zum einen >>> Claudia Lepping, frühere Sprinterin, die den Mut hatte sich dem Doping zu verweigern und damit auch an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie hat jetzt auch eine Initiative vor, um junge Leute in diese Richtung zu beeinflussen, gegen Medikamentenmissbrauch und Doping und zum anderen die beiden Dopingopfer >>> Andreas Krieger, sowie >>> Ute Krieger-Krause, die nicht die Wahlfreiheit hatten wie Claudia Lepping und die den jungen Leuten erzählen konnten, wie sie Doping erlebt haben in der ehemaligen DDR und welche Folgen es bei ihnen hatte. Alle drei haben die jungen Leute tief beeindruckt und ihre Motivation in diesem Bereich aktiv zu werden, enorm gesteigert. …

Die Maßnahmen, wie wir sie im Moment machen, gibt es eigentlich erst seit 2010. Vorher waren es deutsch-französische Jugendtreffen mit wesentlich jüngeren Sportlern, das war für die eigentlich fast zu früh. Die Leute, die jetzt zusammen sind, die beeindrucken vor allen Dingen dadurch, dass sie aus eigener Initiative eigene Veranstaltungen starten. Sei es dass sie in der Schule, in ihren ehemaligen Schulen etwas anbieten, sei es dass sie in ihrem Verein oder Verband Dinge anbieten, Druck erzeugen, dass es in Richtung Prävention von Medikamentenmissbrauch und Doping etwas gemacht wird. …

Im Prinzip [haben sie sich vorgenommen] etwas zu machen, ähnlich wie es Claudia Lepping auch vorgeschlagen hat, so etwas wie eine Graswurzelbewegung in Gang zu bringen. D. h. also kleine Bausteine an der Basis zunehmend zu entwickeln und im Prinzip als Multiplikatoren zu wirken, damit es immer mehr Veranstaltungen gibt und damit immer mehr junge Leute mitkriegen, es gibt nicht nur Doper sondern es gibt eine ganze Menge junger Leute, die ganz engagiert gegen Doping sind und sie werden versuchen einmal als Sprecher innerhalb ihrer Peergroup tätig zu sein und zum anderen auch als Vorbilder für die entsprechenden jungen Leute. Und wir haben den Eindruck von den Veranstaltungen, die wir schon gemacht haben, dass sich da eine ganze Menge entwickelt. …

Diese Dinge, die wir machen, die sind nicht so interessant und Gott sei Dank gibt es aber doch zunehmend auch Journalisten, die das Thema Prävention von Medikamentenmissbrauch und Doping aufgreifen und uns damit dann auch entsprechend unterstützen. Je mehr dieses Thema auch in die Öffentlichkeit kommt, um so größer wird die Chance, dass es die Öffentlichkeit auch kapiert, dass in diesem Bereich eine Menge gemacht werden muss und dass die Bedeutung auch über den reinen Sport raus geht. …

DAS DEUTSCH-FRANZÖSISCHE JUGENDCAMP 2007 IN ALBERTVILLE

Vom 7. bis 13. Juli 2007 fand in Albertville, Frankreich (2008 fand das Camp vom 5. bis 11. 8. in Saarbrücken statt), ein von der Deutschen Sportjugend (dsj) und dem französischen Olympischen Sportbund CNOSF organisiertes deutsch-französisches Jugendcamp statt. Das Besondere daran: Es waren nur jugendliche Leistungssportler eingeladen, die sich bereit erklärt hatten, als Anti-Doping-Juniorbotschafter zu wirken.

Für die deutschen Teilnehmer/innen fand vom 8. – 9. 12. ein Nachtreffen in Frankfurt am Main statt.

Manuela und Monika (c4f) konnten mit Jannick, Matthias, beide Radsportler aus Hamburg und Sophia, Seglerin, sprechen. Mit dabei Peter Lautenbach (dsj) und Gerhard Treutlein (Heidelberger Zentrum für Doping-Prävention):
>>> die Jugendlichen beantworteten auch bereitwillig Fragen zu ihren persönlichen sportlichen Wünschen und Vorstellungen

Zwölf Sportarten wurden durch die jungen deutschen Leistungssportler/innen vertreten: Rad, Fußball,Leichtathletik, Badminton, Turnen, Rugby, Segeln, Sporttaucher, Hockey, Basketball, Roll- und Inliner und Judo.

Das Angebot des dsj und des Heidelberger Präventionszentrums (HPZ) wurde mit der Bitte um Bekanntgabe und Nennung Interessierter an die Verbände gegeben. Zielgruppe waren 14-17jährige Kaderathleten. Die Auswahl der jugendlichen Teilnehmer/innen wurde von Verband zu Verband unterschiedlich gehandhabt.

Der BDR hatte hierzu einen Fragebogen im Internet veröffentlicht. Jannick wurde daraufhin von seinem Trainer angesprochen. Er sagte zu und konnte noch einen Freund Matthias mitnehmen. Sophia wurde direkt von ihrem Verband vorgeschlagen.

Die Kosten in Höhe von ca. 40.000,- € für das gesamte Camp wurden zu einem Teil vom deutsch-französischen Jugendwerk, zum anderen Teil von den Verbänden, auf französischer Seite von CNOSF, auf deutscher Seite von der dsj, übernommen. Bereits in den Jahren 2000 bis 2003 fanden gemeinsame Treffen, in denen das Thema Doping behandelt wurde, statt. Die finanzielle Unterstützung leistete damals die französische Antidopingkommission. Doch in den Folgejahren wurden in Frankreich die Antidopingstrukturen neu geordnet, die Gelder versiegten und auch die neu geschaffene Nationale Antidopingagentur schreckte vor der Übernahme der Kosten zurück.

Die Organisation und Struktur der Veranstaltung 2007 oblag weitestgehend den Franzosen, hier insbesondere Patrick Magaloff, Leiter der „Mission Médicale Sport et Santé“ des CNOSF, der in Frankreich z. B. zusammen mit der ASO (Amaury Sport Organisation, u.a. Tour de France) Präventionsveranstaltungen mit jugendlichen Radfahrern durchführt. (La Mission „Médical et Sport-Santé“)

Bevor es nach Frankreich ging, trafen sich die deutschen Jugendlichen in Freiburg zum Kennenlernen. Gemeinsam fuhren sie danach nach Albertville.

AUSZÜGE DES GESPRÄCH BEIM NACHTREFEN IN FRANKFURT

Sophia: In Frankreich hatten wir eine Programmmischung aus Antidopingaktivitäten und Sportaktivitäten. Und bei den Antidopingaktivitäten wurden wir erst einmal aufgeklärt, was ist die Definition von Doping, wie sind die Regeln, welche Verbände, welche Gruppen, Institutionen gibt es, die das regeln, welches sind die Nebenwirkungen, wie Doping wirkt im Körper.

Gerhard Treutlein ergänzt: Es sollten sowohl Kopf als auch Bauch angesprochen werden. Nicht dass die ganze Zeit über Dopingprävention gesprochen wird und die vollgelabert werden, sondern dass interessante Freizeitaktivitäten hinzukommen und von daher ein Wechsel zwischen Freizeitaktivitäten und inhaltlicher Arbeit abläuft.

DIE NEUE ROLLE:
Juniorenbotschafter = Vorbilder
ihre Aufgaben sind: Sensibilisieren, Informieren, Überzeugen

die Einsatzbereiche:
direktes sportliches Umfeld (Trainingsgruppe, Verein, Schule)
eigener Verbands (Mitarbeit in Gremien, Mitgestaltung von Seminaren)
DOSB/dsj (Präsentation des Themas bei ausgewählten Veranstaltungen)

c4f: Konntet ihr nach dem Camp bis heute schon in eurer neuen Rolle als Juniorbotschafter aktiv werden?

Sophia: Wir wurden ja zu Juniorbotschaftern ausgebildet um Gleichaltrige quasi aufzuklären. Ich komme aus dem Segelsport, der sehr vielseitig ist und wo ich mit der Dopingproblematik noch nicht konfrontiert wurde aber ich definiere das jetzt weiter und definiere damit auch Fairness im Sport. Da schaut man jetzt, dass man darüber spricht und in der Schule auch einmal eine Diskussion anregt. Ich habe auch ein Interview gegeben in der Lokalzeitung.

Jannick: Zuerst ging es darum, das Thema an die Presse, an verschiedene Zeitungen weiterzugeben, und dann geht es vor allem darum, dass man die Haltung gegen Doping an andere, z. B. im Verein, weitergibt.

Matthias: Bei uns im Verein haben wir manchmal schon vorher zusammengesetzt, z. B. im Trainingslager und unser Trainer hat uns etwas darüber erzählt. Jetzt kamen die Kameraden auf uns zu und fragten, was wir gemacht haben. Sie waren sehr, sehr interessiert, wollten z. B. wissen, wie die Nebenwirkungen sind usw.

c4f: Wurdet ihr auch von anderen Vereinen angesprochen?

Jannick: In Hamburg gibt es nicht so viele Radsportvereine. In Süddeutschland gibt es da schon wesentlich mehr. In Hamburg kennen wir uns alle und die haben eigentlich schon nachgefragt. Wir waren nicht dort, sondern haben uns über das Internet ausgetauscht.

Treutlein: Die anderen Jugendlichen haben teilweise Interviews in ihren Fachverbandsorganen und in der Presse gegeben. Und dann fand am 18./19.10. in Frankfurt ein Internationaler Fair-Play-Kongress des DOSB statt. In dem der Workshops berichteten zwei Jugendliche, die in Albertville dabei waren, über das Camp und darüber, was sie in der Zwischenzeit unternommen hatten.

Lautenbach: Man muss ganz deutlich sagen, es ist ein System, das sich noch im Aufbau befindet. Anknüpfung zeitlich war das Antidopingcamp, bei dem die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensiv über die Problematik informiert und sensibilisiert wurden für dieses Themenfeld, und alle die Bereitschaft hatten, mehr daraus zu machen, als nur an dieser Veranstaltung teilzunehmen.

Das Treffen heute ist im Grunde genommen mehr als ein Nachtreffen zum Antidopingcamp. Es ist genau genommen eine Schulungsmaßnahme für die Dopingpräventionsbotschafter/innen. Wir werden uns noch gemeinsam überlegen, welches Ziel wir uns vornehmen. Wie wir uns untereinander austauschen in der Folgezeit, wie wir uns abstimmen können und wer zu welchen Veranstaltungen geht. Wir müssen noch ausloten, wer, was und wie von dieser Botschaft transportieren kann.

Es fängt im kleinen an, in der Trainingsgruppe, und geht bis zu dem erwähnten europäischen Kongress – das ist schon etwas Besonderes, wenn auf einem europäischen Kongress zwei oder drei aus den Reihen der Antidopingbotschafter/innen ihre Meinung artikulieren.

Zwei der Juniorbotschafter werden zudem zu den Olympischen Spielen in Peking fahren können.

Sophia: Es war hier noch einmal eine Reaktivierung dessen, was wir schon gehört hatten. Wir werteten auch Fragebögen aus, um zu sehen, was uns die Woche in Frankreich vom Wissenstand gebracht hat. Wir konnten Wünsche äußern bezüglich der Themen, die wir gerne ansprechen würden. Dann hatten wir einen Vortrag über Fairplay, das ist ja dann quasi eine weitere Definition des Themas, das war auch sehr interessant.

Es war also nicht nur ein Nachtreffen sondern auch Vorbereitung auf das, was vielleicht noch kommt für unsere Aufgabe. Damit wir noch weiteres Hintergrundwissen sammeln und uns austauschen können und die Leute noch einmal sehen können.

ZIELE UND GRENZEN DES PROJEKTS

c4f: Wenn die Jugendlichen jetzt wieder nach Hause fahren, sind sie wahrscheinlich allein und bräuchten Unterstützung. Welche Hilfe bietet man ihnen konkret hier und im Verein / Verband an und wieviel Initiative muss von ihnen selbst ausgehen? Z.B. dürfte die Trainerproblematik nicht immer leicht von den Jugendlichen anzusprechen sein. Trainer sind Erwachsene, Autoritätspersonen.

Ihr kennt die eigenen Trainer, die sind aufgeschlossen, aber eure Kumpels anderswo haben vielleicht andere Erfahrungen gemacht. Wie spricht man das an, zumal wenn sie dabei sind? Das kommt mir sehr schwierig vor.

Jannick: Bei uns im Verein ist es so, unser Trainer hat eine klare Haltung gegen Doping und ist auch vorher mit dem Thema an uns herangetreten. Ich würde sagen, dass wir ganz gute Unterstützung haben. Bei uns im Verein ist es ganz gut. Wir sind ganz klar gegen Doping.

Lautenbach: Eine Beratung kommt mit Sicherheit aus dem direkten Umfeld. Dann stellen wir uns vor, dass wir vom Präventionszentrum und von der dsj auch zur Verfügung stehen. Man kann sich austauschen per Email , wir stehen telefonisch zur Verfügung, es stehen Materialien zur Verfügung. Wir sehen uns auch in der Rolle als Coaches, die bei Fragen in Konflikten zur Verfügung stehen. Es bleibt dabei, das Thema ist weiter zu entwickeln.

Wir sind von dem System begeistert, wir sagen, wir müssen unten anfangen, wir müssen sehr, sehr langfristig arbeiten, wir brauchen einen langen Atem. Die Botschaft selbst kommt jedoch von jungen Sportlern viel authentischer, viel glaubwürdiger rüber, als von uns Alten. Deren Sprache ist eine ganz andere. Für uns ist es ein ganz stimmiges Instrument, aber es muss weiterentwickelt werden und was ganz entscheidend ist, es ist wirklich nur ein ganz kleiner Baustein.

Wir sind nicht so naiv zu glauben hierüber die ganze Welt verändern zu können, Entscheidend ist, wenn es um das Ausbildungssystem in einem Verband geht, dass man systematisch auf die Kommunikationsschiene nutzt und wirklich allen klar ist, dass ein Fehlverhalten wie Doping nicht akzeptabel ist. Dass es uncool ist und einen letztlich langfristig nicht weiter bringt.

Ganz wichtig ist daher, dass man auf der einen Seite ganz pfiffige Aktionen hat, auf der anderen Seite muss man auch die Grenzen sehen. Die kamen bei Ihrer Frage rüber.

PRÄVENTIONSPROJEKTE: WEITERENTWICKLUNGEN – PLÄNE

Lautenbach: Wir sind jetzt dabei, Schritt für Schritt ein System aufzubauen, das nachhaltig ist.

Ein Kernpunkt sind die in Zukunft jährlich stattfindenden Antidopingcamps. 2008 wird es ein Camp in Saarbrücken geben. Wir haben dafür wieder eine Gruppe von rund 25 weiteren Nachwuchssportler/innen, die wir als Dopingpräventionsbotschafter/innen gewinnen wollen. Eventuell werden wir zwei, drei der alten Gruppe dazunehmen, um so in die Gruppe Kontinuität zubringen.

Treutlein: Wir haben vor kurzem zwei Maßnahmen mit jugendlichen Radsportlern durchgeführt und waren überrascht, wie klar die Haltung der jugendlichen Kaderangehörigen kontra Doping ist. Der Radsport ist auf der einen Seite ein besonders schwieriges Gelände, auf der anderen Seite aber wird das Bild des Sports, das was an der Basis abläuft, total geschwärzt. Uns erreichen vermehrt Anfragen von der Basis, von Radsportvereinen, die sich zunehmend unter Druck fühlen und ihre Glaubwürdigkeit nach außen hin demonstrieren möchten.

Begleitend werden wir zusammen mit dem BDR zunächst eine Teamergruppe bilden. In dieser Gruppe sollen Inhalte und Vorgehensweisen für eine Multiplikatorenschulung erarbeitet werden. Das läuft am 2. und 4. Wochenende im Februar. Damit sollen innerhalb eines Jahres alle 160 A-Trainer Radrennsport und Mountainbike konfrontiert werden. Die Teamer haben dann die Aufgabe, sei es allein, sei es mit uns zusammen, Fortbildung für B- und C-Trainer anzubieten. Unser Anspruch ist, dass im Verlauf eines Jahres zumindest alle A-Trainer und möglichst bald auch alle B- und C-Trainer mit diesen Maßnahmen konfrontiert werden und in die Lage versetzt werden, diese auch selbst anzuwenden. Das heißt auf gut Deutsch, wir versuchen auf diese Art und Weise von der Basis her an der Glaubwürdigkeit des Radsports zu arbeiten.

Dass man mit solchen einzelnen Maßnahmen etwas erreichen kann, zeigt sich in der Leipziger Erklärung der A-Trainer (Link). Ich gestaltete bei dieser A-Trainer-Fortbildung den größeren Teil des Samstags. Danach stand ein Trainer auf und meinte, er habe 85 € bezahlt und wolle eine richtige Fortbildung erfahren. Die Stimmung war sehr, sehr kontra. Diejenigen, die wirklich gegen Doping sind, hatten sich nicht getraut, sich zu äußern. Doch innerhalb von eineinhalb Tagen schlug die Stimmung soweit um, dass am Sonntag diese Leipziger Erklärung von allen einstimmig verabschiedet worden ist. Das ist eigentlich sensationell. Denn so ganz harmlos ist die Erklärung nicht.

Lautenbach: Man muss aber auch sehen, es gibt Grenzen bezüglich der personellen und finanziellen Ressourcen. Wir würden gerne viel, viel mehr machen, aber dazu benötigen wir mehr Ressourcen.