Jesús Manzano im Interview, 28.4.2007
Jesús Manzano, spanischer Fahrer, der mit seinem Dopinggeständnis und seinen Doping-Anschuldigungen 2003 Aufmerksamkeit erregte, arbeitet im Zuge der Ermittlungen um Operacion Puerto mit der Guardia Civil zusammen.
>>> 2004 Jesús Manzano, sein erstes Geständnis, seine Erfahrungen
In einem Interview mit La Gazzetta dello Sport erzählt er ein wenig mehr:
PARLA MANZANO «Così nascondevano il sangue» und Manzano: «Così nascondevano il sangue»
Manzano: „So haben Sie das Blut versteckt“
„Sie haben es in Verpackungen für Fruchtsaft oder Wein gepackt und es im Flugzeug transportiert. Es gibt ein neues unentdecktes ‚Doping-Zentrum‘ in der Nähe von Valencia.“
Jesus Manzano ist jetzt Gärtner. Er lebt in Zarzalejo einem Dorf in Mittelgebirge, 70 km von Madrid. Nachdem er 3 Jahre lang Doping „am eigenen Leib erlebt hat“ (er hatte bei der Eigenblutbehandlung durch den Arzt Eufemiano Fuentes sein Leben auf Spiel gesetzt), hatte er ungehört das Ausmaß des spanischen Dopingsystems angeklagt.
Ihm geht es gut, er hegt keinen Groll, allerdings gibt viele Dinge,die er gerne erzählt. Während der Operacion Puerto hat er mit der Guardia Civil zusammengearbeitet, Richter Serrano hat ihn in den Zeugenstand gerufen und er ist als Zivilkäger aufgetreten.
Die Einstellung der Operation Puerto hat er noch nicht verdaut:
„Mit all den Beweisen, die sie gesammelt haben … die Guardia Civil hat perfekt gearbeitet, aber all das wurde mit Geld zum Schweigen gebracht. Sie versuchen ihnen allen das Maul mit Geld zu stopfen. Ich habe eine CD mit der Aufnahme eines Gesprächs, wo Carlos Bueren, der Anwalt von Manolo Saiz meinem Anwalt 180.000 Euro anbietet, damit ich meine Anzeige zurückziehe. Danach haben sie das Angebot auf 90.000 Euro gesenkt, mein Anwalt hat mir geraten es anzunehmen, deshalb habe ich meinen Rechtsbeistand gewechselt.
Sind Sie bedroht worden?
„Nein, sie haben mir nur Geld geboten und mich unter Druck gesetzt, damit ich die Anzeige zurückziehen soll.“
Glauben Sie das Fuentes und Merino Batres noch aktiv sind?
„Ja, meiner Meinung geht alles so weiter wie bisher. Sie sich schließlch freie Männer, es gibt keine Anklage und es ist nichts passiert.
Ein befreundeter Radsportler hat mir gesagt, daß es ein anderes „Doping-Zentrum“ gibt, das noch nicht entdeckt wurde. Es befindet sich in der Nähe von Valencia, dort sind andere Ärzte tätig.
Wie dopt man sich ohne daß es erkannt wird?
„Während des Trainungs macht man eine EPO-Behandlung, bis man einen Hämatokritwert von 56-57 erreicht. Dann entnimmt man das (mit roten Blotkörperchen angereicherte A.d.R.) Blut: Jeder entnommene Blutbeutel (ein halber Liter) lässt den Wert um drei Punkte fallen.
Man fährt Rennen wenn der Wert auf 44-45 gefallen ist, und injiziert sich dann einen oder zwei Beutel mit angereichertem Blut.
Wie wurde das Blut transportiert?
„In Tetrapacks für Fruchtsaft oder Wein, die geöffnet, gereinigt und wieder verschlossen wurden. Die Kuriere haben sie in einen Trolleykoffer gepackt, um es als Handgepäck im Flugzeug mitnehmen zu können.“
Mit den neuen Sicherheitsmaßnahmen im Luftverkehr geht das nicht mehr.
„Sie haben etwas anderes erfunden. Vermutlich reisen sie jetzt mit dem Auto, was macht ein Tag Verspätung in so einem einträglichen Geschäft schon aus?“
Ist es nicht gefährlich das Blut so herumzufahren?
„Wieso, ist es nicht auch gefährlich 200 Blutbeutel in einer Wohnung im Kühlschrank aufzubewahren? Wenn der Kühlschrank kaputtgeht, Wer kontrolliert das? Diese Wohnungen wurden nur für das Doping benutzt, dort hat niemand gewohnt. Es war leicht sich mit Hepatitis oder ähnlichem zu infizieren.“
Was denken sie über die Situation, in der sich Ivan Basso befindet?
„Bis jetzt gilt die Unschuldsvermutung. Aber es besteht das Risiko, daß er wie Ullrich endet. Der hatte gesagt, daß er nichts mit der Sache zu tun hat, aber wegen der DNA steckt er jetzt in der Klemme.“
Haben Sie Basso in Madrid gesehen?
„Nein.“
Sie haben auch die Namen von anderen Sportlern genannt.
„Ja, in einer Fernsehsendung habe ich über die Leichtathleten Abel Anton, Alberto Garcia und Reyes Estevez gesprochen, sie waren alle bei Fuentes.“
Hatten Sie deswegen Probleme?
„Nein, überhaupt nicht.“
Sie haben auch gesagt, daß sie Fußballer gesehen hätten.
„Ja. Spanier. Allerhöchstes Niveau. Aber wenn man den Namen eines Fußballers nennt, kommt der mit 7 Anwälten daher. Und ich gebe bereits ein Vermögen aus.“
Welche italienschen Sportler waren bei Fuentes?
„Marco Pantani habe ich persönlich in der Calle Zurbano gesehen, einmal haben wir zusammen mit Jimenez auf Fuentes gewartet. Der Masseur Francisco Javier Fernandez – genannt „El Rubio“ – hat den Namen Cipllini genannt. Ich habe das damals nicht gewusst, aber El Rubio war die rechte Hand von Fuentes und er hat mir versichert, daß Mario und Fuentes 2002 zusammengearbeitet haben.“
Jimenez und Pantani leben nicht mehr.
„Genau wie Jesus Rollan, eine nationale Legende im spanischen Wasserball. Ein zu früher Tod, wie „El Chaba“ und Marco. Das ist die Kehrseite der Medallie Doping. Sie nehmen so viele Antidepressiva, daß sie davon abhängig werden. Während einer Tour habe ich acht Tabletten Prozac geschluckt und drei gleich nachdem ich angekommen war. Sie waren dazu da um das Hungergefühl zu bekämpfen (ich wog 56 kg und bin 1,78 groß), sie wirkten gege Hemmungen und gegen schlimme Gedanken. In Amerika nennen sie Prozac „Glückspille“, nicht wahr?“
Haben sie einen sauberen Fahrer kennengelernt?
„Ja, Juan Miguel Cuenca, ein Teamkollege bei Kelme. Aber nur weil er ein Problem mit der [arteria iliaca] hatte: Wenn er EPO nahm, verdickte sich das Blut und er fühlte seine Beine nicht mehr.“
Quelle: La Gazzetta dello Sport, Filippo Maria Ricci
Übersetzung von Heinz Helfgen