1980 und später Teil 1: die Attraktivität der Vielfalt
In den 80er Jahren wurden die Stoffe immer vielfältiger, die Biotechnologie brachte neue Medikamente hervor, deren Wert schnell für den Hochleistungssport erkannt wurden. Der Siegeszug der Peptidhormone begann, zu denen Wachstumshormone HGH und gegen Ende des Jahrzehnts das mittlerweile berühmt-berüchtigte EPO – Erythropoetin gehören, EPO, das wahrscheinlich heute in der Öffentlichkeit bekannteste Dopingmittel, später tauchte künstliches Hämoglobin auf.
So beklagte Jean-Marie Leblanc 1987, damals Radsport-Journalist bei l’Equipe:
„Der Anti-Doping-Kampf ist absurd geworden: Gezwungen gewisse „Rosskuren“ aufgrund fehlender Möglichkeiten zu ignorieren endet man bei Kleinigkeiten (so gibt es Ephedrin in einigen Diätlebensmitteln).“(de Mondenard)
Die alten traditionellen Substanzen fanden und finden jedoch bis heute ihre Abnehmer, schon allein aus Kostengründen und weil sie leichter zu beschaffen waren und sind. Immer stärker griffen die Dopingpraktiken über in die Amateur- und Freizeitbereiche. De Mondenard zitiert schon für die 50er Jahre Verantwortliche, die erkennen lassen, dass Amphetamine unter Amateur-Radsportlern weit verbreitet waren. Nach Patrick Laure, Mediziner und Dopingexperte am Centre Hospitalier Universitaire in Nancy sind heute in der Amateurszene die traditionellen Substanzen Amphetamine, Kortikoide, anabole Steroide und Kokain die üblichen. (Internationale Studien sprechen davon, dass gegenwärtig bis zu 15 Prozent der Erwachsenen und 3 – 5 Prozent der Jugendlichen dopen – mit steigender Tendenz.).
„Der Wiener Sportmediziner Professor Ludwig Prokop hält den Radsport für die „Brutstätte des Doping“. Donike, der früher als Profi gefahren ist, ermittelte nach internationalen Rennen 16 Doping-Mogler; nur einen der Sünder holten die zuständigen Funktionäre aus dem Rennsattel.
Für das aktuelle Kernproblem hält Donike muskelbildende Anabolika, die er als „Trainings-Dopingmittel“ beschreibt. Die Athleten schlucken sie während der Aufbauphase vor bedeutenden Wettkämpfen und setzen die Muskeldrogen rechtzeitig vor den Wettkampfhöhepunkten ab. „
(der Spiegel, 22.2.1982)
Ein Beispiel aus Fankreich zeigt wie tief verwurzelt Doping im Radsport ist, wie vernetzt die Doping-Szene arbeitet und dass alte und neuere Produkte nebeneinander existieren. Die Staatsanwaltschaft von Perpignan hatte im Oktober 2002 Anklage erhoben gegen 25 Fahrer, Sportler, Mediziner und Apotheker. Mit dabei die ehemaligen Profis Thierry Laurent und Jérome Laveur-Pedoux, ehemals Festina, und Eric Magnin, dreimaliger französischer Bahnmeister und Olympiateilnehmer. Sie belieferten die Profiszene und Amateure mit falschen Rezepten und dem „Pot Belge“. Auch der Team-Arzt von Crédit Agricole, Hervé Stoichof, bis vor Kurzem Repräsentant seiner Zunft in der Liga des Professionellen Radsports und in dem französischen Süd-West-Anti-Doping-Zentrum arbeitend, mußte sich verantworten, wurde aber wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Ihm wurde vorgeworfen, illegal Kortikoide und EPO verschrieben bzw. beschafft zu haben (mehr hier: die Perpignan – Affaire).
Kontrollmöglichkeiten – Kontrollpraxis
Die Nachweismethoden und Kontrollmöglichkeiten wurden theoretisch zwar sicherer und effektiver, aber konsequent wurde nicht vorgegangen. Manfred Donike erhebt gegen die UCI 1980 harte Vorwürfe: Streichung der Kontrollergebnisse, inkompetente Kontrolllabors, Manipulation von Kontrollen, fehlende Kontrollen und keine Bestrafung der Überführten. 1989 ist er nicht weniger direkt, wenn er sagt, der Widerstand gegen effektive Dopingkontrollen „kommt nur von Seiten der Ärzte, Trainer und Verbandsfunktionäre.“ (Hobermann).
Roger Legeay musste im Festina-Prozess zugeben, dass die Kontrollpraxis der letzten zwanzig Jahre etwas undurchsichtig gewesen sei, und Jean-Christophe Currit (Fahrer bei GAN) gesteht 1999.
„Die FFC (Franz. Radsportverband) sprach nicht über Doping. Ich kann heute gestehen, dass ich positiv war bei Paris-Büssel 1994 auf Amphetamine, ein Weltcuprennen am Ende der Saison. Die Féderation erzählte meinem Freund Pascal Hervé, dass ich mich habe erwischen lassen. Aber sie hat die Affaire unterdrückt, aber nicht wegen mir, sondern wegen Legeay, der einen Drei-Jahres-Vertrag mit GAN neu abgeschlossen hatte.“(Libération)
Jean-Christophe Currit erklärte auch in der Zeitschrift Paris-Match, April 1999, was so gemacht wurde, damit eine Probe nicht anerkannt werden konnte, sich ein Formfehler ergab: die Post ward falsch adressiert, ein schlecht klebendes Etikett löste sich von der Probe, ein Fläschchen verschwand … menschlicher Irrtum, kann geschehen – dieser hatte allerdings seinen Preis: 1995 kostete das zwischen 40 000 – und 60 000 FF. (Roussel)
Hein Verbruggen, UCI-Präsident, 1990:
„Ich hoffe einfach, dass Herr Roger Bambuck(Minister für Jugend und Sport) endlich damit aufhört sonst etwas zu machen und zu sagen, dass Doping die Resultate verfälscht. Das ist dumm! Das verhilft ihm (dem Doping) zu einer unglaublichen öffentlichen Aufmerksamkeit; das heißt, die Wirksamkeit der Produkte zu bestätigen.“
(de Mondenard, Dictionnaire, S. 323)
Laurent Brochard hatte gleich zweimal Glück. 1991 beim Circiut Franco-Belge wurde er als Leader täglich kontrolliert. An einem Tag war er positiv auf Nandrolon, doch am nächsten war der Test negativ. Ein Problem im Testverfahren wie danach unterstellt wurde, weshalb Brochard dann auch freigesprochen wurde? Oder hatte Brochard die Injektionflüssigkeit oral zu sich genommen, wie de Mondenard offen unterstellt? Dadurch sei die Wirksamkeit zwar geringer aber das Mittel eben nur einen Tag lang nachweisbar. 1997 wurde er nach dem Gewinn des Weltmeistertitels 1997 auf Lidokain positiv getestet, durfte aber ein ärztliches Attest nachreichen, völlig regelwidrig, aber Hein Verbruggen meinte dazu nur: „Wenn ein Arzt betrügen will, kann er das vor und nach einem Rennen.“ Verbruggen drohte einem sportlichen Leiter im Streit angeblich auch schon mal: “Ich habe die Möglichkeit ihnen einen Fahrer positiv zu machen, wenn ich es will.“ (Roussel, Libération)
Trotz allem hatten die Kontrollen eine gewisse Wirkung, Amphetamine wurden jetzt während der Rennen seltener eingeworfen – außer es war bekannt, wann keine Zufallskontrollen angeordnet waren, wie z. B. nach der letzten Tour-Etappe. Um die schnellen Runden auf den Champs-Elyssées gut überstehen zu können, wurden gerne noch einige Kilometer vor dem Ziel Amphetamine gespritzt. Auch nach anstrengenden Rennen und Rundfahrten, wenn die Erschöpfung groß war oder wenn Geld bei vielen ermüdenden Kriterien verdient werden musste, griffen viele weiterhin nach Altbewährtem, auch die teuflischen Gemische „Pot belge und néerlandais“ kamen dann später zu Ehren. Kriterien waren immer kontrollfrei, aber auch von anderen Prüfungen wussten alle im Voraus, dass nichts zu befürchten war, diese Rennen hießen im Jargon die Grands Prix de Chaudières – die Grands Prix der Geladenen. Keine Ausnahme bildeten zudem die Sechstage-Rennen, die schon immer primär als Spektakel organisiert und geschätzt wurden, weniger des sportlichen Wertes wegen.
„Damals (70er und 80er Jahre) gab es wenig Kontrollen aber jede Menge Doping. Es herrschte Feststimmung, alle feierten. Und in der Tat, wir waren alle voll. (…) Die Sechstage-Fahrer nahmen oft Cortison oder sonstige Mittel, die nicht nachweisbar waren. Und es waren die Soigneurs da… (…) sie schlugen nichts vor aber sie kannten sich aus, sie kümmerten sich. Wenn Kontrollen angesagt waren, hörten die Jungs auf etwa zu nehmen, bis zum nächsten Morgen, dann ging es weiter. Viele nahmen Amphetamine.“ (Brissonneau et al, S. 217) „Die Zeit der Sechstage-Rennen in Europa war sehr hart. Man fuhr durchgehend 144 Stunden mit lediglich 2:30 Stunden Schlaf pro Nacht. Daher nahmen die Fahrer Amphetamine. Nachdem man sie testete, gingen die Jungs zu Anabolika über.“ (L’Èvenement du jeudi, 1.9.1988, nach Brisonneau et al, S. 17)
Didier Garcia, Profi in den 80ern, gestand 1989: „Ich habe gedopt wie alle andern. Mit Kortison, Amphetaminen und mit Pillen aus Nitroclycerin, Sprintkügelchen, die man kurz vor dem Ziel einnahm. Man entgeht dem Doping nicht bei den Pros.“ In einer Fernsehsendung erzählte er Näheres, wie er mit 19 Jahren die „GP de Chaudières“ fahren musste, von Kortisonkuren über 10 Tage viermal im Jahr, von den Amphetaminen und Valium, die er vor allem im Winter brauchte, um die Sechstage-Rennen zu überstehen, die er aus finanziellen Gründen bestreiten musste. Er erzählte von seiner Sucht und der damit verbundenen sozialen Isolation, seinen Depressionen. Marc Madiot, Profi zu Zeiten Garcias und heute sportlicher Leiter der Equipe fdjeux.com, kommentierte in gewohnter milieuüblicher Manier: „Nun, dies sind die typischen Äußerungen eines Jungen, der niemals gut war.“
Paul Kimmage schreibt in seinem Buch „rough ride“:
„Die Fahrer mussten sich um sich selbst kümmern, Reise und Verpflegung. Um zu sparen fuhren die meisten Domestiken zusammen. Es war nicht ungewöhnlich in Britanny ein Rennen zu bestreiten, um Mitternacht fertig zu sein, in das Auto zu springen um an das andere Ende des Landes zu düsen zum nächsten Rennen. … Mit dem Ergebnis, dass sie oft nicht in der Verfassung waren Rennen zu bestreiten – aber das konnte man vernachlässigen. Amphetamine können wunderbar müde Helfer motivieren, erneut in den Sattel zu steigen. Und da es nie Kontrollen bei Kriterien gab, war hier der Missbrauch am größten. Die Drogen wurden nie benutzt, wenn es um den Sieg ging, da alle Kriterien abgesprochen waren. So gehen die Zuschauer glücklich nach Hause und kommen nächstes Jahr wieder. Nein, die Amphetamine waren eine Versicherung. Eine Versicherung, dass Fahrer „richtig fahren“. Von den kleinen Fahrern erwartet man, dass sie dem Rennen Leben geben. Normalerweise attackierten sie an der Spitze während einiger Runden. Holen sich Applaus bis der Star sie zurückfallen lässt. Wenn du so gearbeitet hast, bist du am Ende der Nacht nicht gehemmt, wenn du dich dem Manager näherst und um das Geld bittest. Die Gelder werden immer nach den Rennen bezahlt. Amphetamine stellen sicher, dass du bezahlt wirst.“
Johan Van der Velde, gestand zudem noch die tägliche Einnahme während der Tour de France:
„Jeden Tag ein neues Kriterium. Das ist schrecklich aber man muss Geld verdienen. Also nimmt man um durchzuhalten Amphetamine jeden zweiten oder dritten Tag. Während der Tour ist es täglich dasselbe: Eine Spritze am Morgen und Pillen am Abend.“ 1981 wurde er nach einem positiven Befund bei Lüttich-Bastogne-Lüttich zurückgestuft.
Cycil Guimard beschreibt es so:
„Man vergisst zu schnell, dass die Einnahme von Dopingmitteln immer mit depressiven Phasen verbunden ist. Der Beweis? Wie viele Fahrer dopen sich bei Kriterien wo niemand von ihnen verlangt zu gewinnen aber daran teilzunehmen. Glauben sie mir, wenn sie etwas nehmen, dann nicht um sich von den anderen abzusetzen oder zu gewinnen, sondern um durchzuhalten, weil sie fertig sind, am Rande eines Erschöpfungszustandes, sie wären lieber im Bett als auf dem Rad, doch sie müssen trotzdem fahren … .“ (Guimard et Pascuito, de Mondenard)
Alles Beispiele aus Frankreich und bei uns? Thomas Hartmann, erfolgreicher Amateurfahrer in den 80er und zu Beginn der 90er Jahre schreibt auf seiner homepage:
„Dabei würden alleine schon bei einer überraschenden Urinprobe sehr viele Sportler der zweiten und dritten Reihe, die mit aller Gewalt nach vorne kommen wollen, im Netz hängenbleiben. EPO, HCG, PFC, synthetisches Hämoglobin, die neuesten Errungenschaften der Gentechnik, all dies ist irrsinnig teuer und für die angesprochene Zielgruppe gar nicht finanzierbar. Also wird ganz traditionell präpariert: Amphetamine, Ephedrin, Anabolika, Psychopharmaka, alles in einer Urinprobe nachweisbare Medikamente. Wie sehr würde ich mir bei einem gut dotierten Radkriterium einmal so eine überraschende Kontrolle wünschen!
Ich erinnere mich da an eine Begebenheit vor vielen Jahren bei einem hochdotierten Kerwe – Radrennen in der Pfalz mit ob der hohen Preis- und Prämiengelder stärkster Besetzung. Eindeutig fackelte da die Luft, als plötzlich während des Rennens eine Dopingkontrolle überraschend angekündigt wurde. Spürbar dünnte das Fahrerfeld von Runde zu Runde mehr aus, zum Schluss sprinteten vielleicht noch 20 Fahrer um den Sieg! Das ist natürlich negative Publicity und wer will die wirklich? Wenn aber das Risiko für die Fahrer unkalkulierbar wird, dann kommt so etwas nicht vor.“
Paul Kimmage beschreibt ein weiteres Dilemma, in das Fahrer geraten konnten. Nicht alle wollten sich dopen, sie hatten ein gewichtiges Argument gegenüber ihren Mannschaftskollegen, wenn Zufallskontrollen angesagt waren. War aber bekannt, dass nicht überprüft werden würde, erhöhte sich schlagartig der Druck auf die Radler, die sauber bleiben wollten, vor allem dann, wenn der Kapitän des Teams gute Siegchancen hatte und auf starke Unterstützung hoffte.
„Ich fühlte eine Pistole an meinem Kopf. Ich verweigerte. Andere auch, aber es war die Minderheit. Ich fühlte mich etwas schuldig, vor allem aber war ich wütend darüber in solch ein Dilemma geraten zu sein. Warum um alles in der Welt gab es keine Kontrollen? Bemerkten die Organisatoren nicht welchen Druck sie auf Fahrer wie mich ausübten?“
Diuretika
Nicht allein wegen der Kontrollen nach den Rennen wurde zunehmend in den Trainingszeiten auf die Pharmazie zurückgegriffen. Der Trainingsaufbau wurde immer wichtiger und damit detaillierter festgelegt. Der Trainingsaufwand nahm zu und damit auch die Wunsch sich diese Zeit zu erleichtern. Die Wirkungsweise der Mittel wurde differenzierter gesehen und entsprechend dosiert verabreicht. Hier nahmen die Anabolika eine besonders wichtige Rolle ein, in Verbindung mit Corticosteroiden wuchs ihre Bedeutung (s.o.), die Amphetamine hielten dann während der langen Trainingseinheiten im Winter die Laune hoch. Wenn dann die Rennen wieder kamen mit den möglichen Urintests, konnte bzw. kann man dann seinen Urin rechtzeitig auf ‚Sauberkeit‘ untersuchen lassen, entsprechende Laboratorien gibt es genug, und so konnte man sich im Notfall für krank erklären lassen.
Auch Verschleierungsmittel erleichterten die Arbeit. Die Zeit der Diuretika brach an, es sind Entwässerungsmittel für Gichtkranke, ein Produkt ist Probenicid. Sie können den Anabolika-Konsum kaschieren, eine Gabe, die sich schnell in der gesamten Hochleistungssportszene herumsprach und ausgiebig Anwendung fand. Es wurde z. B. üblich 5 Tage vor Wettkampfbeginn auf die maskierenden Substanzen umzusteigen.
Das IOC sprach ein entsprechendes Verbot 1988 aus. Die UCI hatte es nach Sport &Vie Nr. 169 bereits im Februar 1987 verboten. Doch dann kam es 1988 zu einem Betriebsunfall, einem heiß diskutierten Skandal, als bei der Tour de France, die insgesamt 18 Dopingfälle zu verzeichnen hatte, dem Träger des gelben Trikots Pedro Delgado Probenicid im Urin nachgewiesen wurde. Der spanische UCI-Präsident Luis Puig soll daraufhin kurzfristig das Mittel von der Verbotsliste genommen haben, so dass Delgado nicht sanktioniert werden konnte. 15 Tage später im August wurde es wieder aufgenommen. Seinem Sieg bei der Tour stand nichts im Wege. Stefano Garzelli hingegen musste den Giro d’Italia 2002 verlassen nachdem bekannt wurde, dass sein Urin nach der zweiten Etappe entsprechend belastet war, da halfen auch keine Spekulationen über mögliche Verschwörungen gegen das Team.
Bereits 1968 bei der Tour de France fanden die Diuretika Liebhaber.
„In Vittel beim Start zur Tour de France 1968 forderten die Italiener, dass die Proben unmittelbar nach der Ankunft genommen werden sollten. Sie wussten, dass beim Giro einige Fahrer nach der Ankunft Diuretika genommen hatten, die sie sich mit destilliertem Wasser in die Blase injizierten, bevor sie zur Kontrolle gingen.“ (P.Dumas, de Mondenard)
Eddy Merckx beschrieb die Situation 1988 ganz offen:
„Die Radfahrer waren immer geladen. Den Amphetaminen folgten das Kortison, die Anabolika, danach die Substanzen, die die Einnahme der Dopingmittel verschleiern konnten. Und in den Laboratorien hat man immer schon das Produkt, welches dem Reglement voraus ist.“
War es in den 50er und 60er Jahren nicht unbedingt von großem Nachteil für die persönliche Reputation überführt worden zu sein, änderte sich das langsam. Für die allgemeine Öffentlichkeit galt Doping zunehmend als strickt abzulehnen und diese Haltung wurde von den meisten Funktionsträgern streng nach außen hin vertreten. Es wurde immer wichtiger den Schein aufrecht zu erhalten. Einfach ausgedrückt: „Die ‚Sünde’ lag nicht in der Einnahme der illegalen Produkte, sondern darin erwischt zu werden.“ (Kimmage)
Die Entwicklung führte zwangsläufig zu der nicht mehr zu leugnenden Erkenntnis, dass nur konsequente Trainingskontrollen etwas ändern könnten. 1990 beschlossen daher 11 Länder, darunter die USA, Russland und Deutschland diese zu intensivieren, es kam zu den ersten Trainingskontrollen, die aber nur halbherzig durchgeführt wurden. (Von den deutschen Leichtathleten wird berichtet, dass sie 1990/91 nach der Einführung regelrecht eine Reisewut entwickelten). Und konnten Trainingskontrollen wirklich etwas ändern? Wachstumshormone z. B. werden immer noch nicht gesucht und EPO ist erst seit kurzem aufspürbar.
>>> 1980 – ca. 2010, Wachstumshormone, EPO und die Mediziner