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der Anabolic Steroids Control Act von 1990
>>> Anabolic Steroid Control Act of 1990
Bis 1988 waren anabole Steroide zwar verschreibungspflichtig im Falle von Krankheit, doch es gab bundesweit keinerlei Bestimmungen, welche Präparate unter welchen Bedingungen verboten waren. 1988 wurde der Vertrieb ohne ärztliche Verschreibung mit Strafen belegt. Jahrelang wurde diskutiert, ob die anabolen Steroide als Droge vergleichbar mit Heroin, Kokain usw. eingestuft werden könnten. Die Antworten lauteten meist nein, da das Suchtpotential fehle. Doch da der Missbrauch im Sport auf allen Ebenen gravierende Ausmaße angenommen hatte, war der Druck groß, zu einem verschärften Verbot zu kommen.
Die Diskussion mündete 1990 in der Verabschiedung des Anabolic Steroid Control Acts, der Teil des weiter reichenden Comprehensive Crime Control Acts war.
Damit wurde in den USA zum ersten Mal der Konsum der anabolen Steroide einschließlich der Wachstumshormone unter Strafe gestellt, sofern die Medikamente nicht von Ärzten verschrieben worden waren. Das Hauptaugenmerk des Verbots lag allerdings weiterhin auf der Unterbindung des Vertriebs und des Handels. In einer Liste wurden die genauen Substanzen festgehalten und der Ordnung III (Schedule III) zugeordnet. Damit entsprechen sie denjenigen Drogen, die neben einer moderaten physischen bis hoher psychischen Abhängigkeit auch noch als Medikamente genutzt werden können. Auch Trainer und andere Personen, die die aufgeführten Substanzen vertrieben, anwendeten oder zu deren Anwendung rieten, konnten ab sofort mit empfindliche Strafen bis hin zu Gefängnis rechnen.
Für Beobachter der Sportszene verlagerte sich mit dem Verbot der Missbrauch der anabolen Steroide vom legalen Bereich in den illegalen. Charles E. Yesalis, exzellenter Beobachter und Kenner der Steroidszene, meinte, „it was very obvious to myself and the people I was working with and the feds that anabolic steroids were being diverted from the legitimate distributan cycle.“ „The drug companies didn’t really care.“ (Mark Johnson, 2016) Die Produktion der anabolen Steroide übertraf auch danach in hohem Maße den Bedarf der Medizin. Der Schwarzmarkt blühte ebenso wie viele Ärzte keine Hemmungen hatten, Sportler*innen mit falsch ausgestellten Rezepten zu unterstützen.
Die Liste des Acts hatte zudem eine entscheidende Lücke, das Steroid Androstendion (Andro) war darin nicht aufgeführt, so dass diesem Prohormon, das die Tesoteron-Produktion im Körper anregen soll, eine besonders rasante Karriere über die Nahrungsergänzungsmittel -Industrie beschieden war. Insbesondere im Baseball gehörte es in den 1990er Jahren, von vielen angeblich unbemerkt, zur Normalität der Athleten. Nachdem 1998 eher zufällig der hohe Missbrauch im Baseball über die Medien bekannt wurde, löste dies zwar eine rege kontroverse Diskussion in der Öffentlichkeit aus, der Verbrauch von Andro stieg daraufhin jedoch rasant an.
Als 2004 der Steroid Control Act überarbeitet würde, war Andro darin aufgenommen, dafür fehlte Dehydroepiandrosteron (DHEA), ein Vorläufer der Androstendion-Produktion im Körper, womit die Nahrungsergänzungsmittel-Industrie erneut eine Substanz hatte, die sie ganz legal breit produzieren und empfehlen konnte.